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Sovereign of the Seas

40 Jahre Royal Caribbean – Teil 2

Bereits 1983 hatten Edwin Stephan und Richard Fain (damals noch als Geschäftsführer von Gotaas-Larsen) die Planung für das erste „weltgrößte Kreuzfahrtschiff“ für RCI begonnen – es sollten im Laufe der Geschichte noch drei solcher Projekte folgen: Voyager Class, Freedom Class und schließlich „Projekt Genesis“ mit der Oasis of the Seas und Allure of the Seas als Ergebnis. 2016 kommt mit der Harmony of the Seas ein weiteres Schiff der später „Oasis Class“ genannten Schiffsklasse hinzu.

Zu ihrer Jungfernfahrt brach die Sovereign of the Seas schließlich am 16. Januar 1988 auf. Sie war ungefähr doppelt so groß wie die Song of America und etwas größer als das damals größte Schiff, die Norway. Sie war außerdem 3,8 Meter breiter als die Song of America, was ein allgemeiner Trend der Karibik-Schiffe im Vergleich zu den früheren, schnittigen Transatlantik-Linern war.

Die Sovereign of the Seas war auch der Beginn einer Tradition, die bei Royal Caribbean bis heute erhalten geblieben ist: Die Schiffe hießen ab sofort immer „… of the Seas“. Und die Sovereign of the Seas läutete auch einen grundsätzlichen Wandel bei der Ausstattung von Kreuzfahrtschiffen ein: Ab sofort waren Kreuzfahrtschiffe in erster Linie schwimmende Ferien-Ressorts und weniger ein Transportmittel.

Coco Cay und Labadee

Eigene Ferien-Ressorts schuf Royal Caribbean aber auch an Land, beziehungsweise auf Inseln: 1986 geht der Privatstrand Labadee auf dem haitianischen Teil der Insel Hispaniola in Betrieb. Labadee ist im Norden von Haiti gelegen und weitgehend hermetisch vom Rest der Insel angeriegelt.

1990 folgt Coco Cay (geografischer Name: Little Stirrup Cay) das seit 1985 schon von der 1988 von RCCL übernommenen Admiral Cruises genutzt worden war. Coco Cay alias Little Stirrup Cay gehört zur Inselkette der Berry Island der Bahamas, ungefähr 80 Kilometer von Nassau entfernt. Schon seit 1977 nutzt Konkurrent NCL übrigens die Nachbarinsel Great Stirrup Cay.

Rasantes Wachstum bei RCI

Royal Caribbean wurde zusehends internationaler, die drei ältesten Schiffe waren inzwischen in der ganzen Welt unterwegs – erstmals fuhr die Sun Viking 1990 nach auf Routen in Europa, Skandinavien und Russland. Größere Kapazitäten mussten für den Heimatmarkt her. RCI begann mit einem rasanten Wachstum und baute ein neues Schiff nach dem anderen, zunächst mit „Projekt Vision“. Damit einher ging die Abkehr vom Prinzip Edwin Stephans, Kabinen möglichst klein zu bauen, um die Passagiere in die öffentlichen Räume zu drängen und dort mehr Umsatz zu generieren.

Vision Classs: Grandeur of the Seas
Vision Classs: Grandeur of the Seas

Erste Schiffe der neuen Vision-Klasse waren die in Frankreich gebauten Legend of the Seas (1995) und Splendor of the Seas (1996) mit max. 2064 Passagieren, 264 Meter lang, 32 Meter breit. Es folgten die etwas größeren, in Finnland gebauten Schwesterschiffe Grandeur of the Seas (1996) und Enchantment of the Seas (1997, 2005 um 22 Meter verlängert) mit max. 2.440 Passagieren. Erneut in Frankreich wurden dann die letzten beiden Vision-Class-Schiffe in etwa gleich groß gebaut: Rhapsody of the Seas (1997) und Vision of the Seas (1998).

Mit den Vision-Class-Schiffen treibt Royal Caribbean die Internationalisierung weiter voran: Die Legend of the Seas begann 1995 mit Kreuzfahrten nach Hawaii, Splendor of the Seas und Grandeur of the Seas fuhren sogar erstmals nach Südostasien.

Nordic Prince und Song of Norway verkauft

Einen Einschnitt in Richtung Modernisierung von RCI markierten die Jahre 1995 bis 1998 nicht nur mit der Vision Class, es werden auch die drei ersten Schiffe der Flotte verkauft: Nordic Prince (1995), Song of Norway (1997) und Sun Viking (1998). Und Urgestein Edwin Stephan musste 1996 seinen Posten als RCCL-Präsident aufgeben.

Wachstum auch für RCCL

Carnival Cruises hatte schon 1987 – nur drei Wochen nach dem geplatzten Deal zur Übernahmen von RCCL – Holland America Line mit damals 4 Schiffen und deren Tochter Windstar Cruises mit 3 Schiffen gekauft hatte. Und begann, im Konkurrenzkampf mit RCCL davon zu ziehen. Carnival machte siginifikante Gewinne, während RCCL auch Mitte der 90er-Jahre immer noch nur einen vergleichsweise bescheidenen Profit einfuhr. 1993 ging RCCL an die Börse (Kürzel an der New York Stock Exchange: RCL), was die Finanzen des Unternehmens stärkte. Allerdings nicht genug, um 1997 auf das verlockendes Angebot einzugehen, Costa Crociere zu kaufen. Stattdessen kam Carnival zu Zuge, zunächst über eine Beteiligung und schließlich 2000 mit einer kompletten Übernahme.

1997 blieb von den relevanten Kreuzfahrtgesellschaften nur noch Celebrity Cruises als Kaufkandidat übrig, und hier was RCCL letztlich erfolgreich. Aus heutiger Sicht sicherlich ein Glücksgriff. RCCL bestand nun also aus zwei Kreuzfahrtgesellschaften, Royal Caribbean und Celebrity Cruises. Wir wollen uns im Weiteren auf Royal Caribbean International konzentrieren, an anderer Stellen haben wir schon ausführlich über die Geschichte von Celebrity Cruises berichtet.

Voyager Class und Radiance Class

Erstes Schiff mit Royal Promenade: Voyager of the Seas
Erstes Schiff mit Royal Promenade: Voyager of the Seas

Ebenfalls 1997 beschloss RCI, dass es an der Zeit war, noch größere Schiffe zu bauen. Die Konkurrenz hatte bereits Post-Panamax-Schiffe und so gab es kaum einen Grund, weiter an der Größenbeschränkung des Panama-Kanals festzuhalten. Ergebnis war „Projekt Eagle“ mit der Voyager of the Seas (1999) – das erste Schiff mit dem neuen Markenzeichen von Royal Caribbean, der Royal Promenade: eine vier Decks hohe, Atrium-artige und 120 Meter lange Promenade im Inneren des Schiffs, übrigens immer auch mit einen Sportwagen-Klassiker als Deko ausgestattet (einem Morgan, um genau zu sein). Der erste Morgan auf der Voyager of the Seas kam aus dem persönlichen Besitz von Richard Fain – in seinem Blog erzählt Fain die ganze Geschichte des Morgan.

Und: Die Voyager of the Seas war wieder einmal das größte Kreuzfahrtschiff der Welt (max. 3.840 Passagiere). Es folgten die weitgehend baugleichen Explorer of the Seas (2000), Adventure of the Seas (2001), Navigator of the Seas (2002) und Mariner of the Seas (2003).

In der Papenburger Meyer Werft gebaut: Radiance of the Seas
In der Papenburger Meyer Werft gebaut: Radiance of the Seas

In etwa zeitgleich entstanden aber auch die mit maximal 2.500 Passagieren deutlich kleineren Schiffe der Radiance Class, und zwar erstmals für RCI in der Papenburger Meyer Werft: Radiance of the Seas (2001), Brilliance of the Seas (2002), Serenade of the Seas (2003), Jewel of the Seas (2004). Sehr zum Ärger übrigens der übernommenen Celebrity-Mitarbeiter, denn die vier Slots bei Meyer waren eigentlich für Celebritys Millennium-Class reserviert, die nun in Frankreich gebaut wurden und später mit einigen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, während die Mayer-Werft-Schiffe bei RCI völlig problemlos liefen.

Die Chance für RCCL, Carnival zu überholen

2001 schien sich für RCCL die Chance zu ergeben, Carnival zu überholen: P&O Princess stand zum Verkauf und RCCL war der Wunschkäufer von P&O-Princess-Geschäftsführer Peter Ratcliffe. Auch hier wollen wir uns die komplizierten Details ersparen. Die Verhandlungen und Taktik-Spielchen dauerten insgesamt gut zwei Jahre, kurz unterbrochen von den dramatischen Ereignissen des 11. September 2001. Am Ende ging P&O Princess, sehr zum Leidwesen RCCLs, an Carnival.

Freedom Class

Freedom Class: Liberty of the Seas
Freedom Class: Liberty of the Seas

RCCL konzentrierte sich also weiter auf sein rasantes Wachstum durch Neubauten für RCI. Und man beschloss, noch größere Schiffe zu bauen: Im April 2006 kam die Freedom of the Seas (max. 4.375 Passagiere), erneut als größtes Kreuzfahrtschiff der Welt. Spektakuläres wie der erste Flow Rider machten die Schiffsklasse auch unabhängig von ihrer Größe zu etwas Besonderem. Auch die Royal Promenade wurde mit einer Breite von 12 Metern auf das zu dieser Zeit technisch maximal Machbare verbreitert.

Es folgten die Liberty of the Seas (2007) und die Freedom of the Seas (2008). Bis heute ist die Freedom Class auf Platz 2 der größten Kreuzfahrtschiffe hinter den beiden neuen Megaschiffen Oasis of the Seas und Allure of the Seas.

RCCL erweitert: Island Cruises, Pullmantur Cruises, Azamara

2002 ging RCCL ein Joint Venture mit der britischen Reiseagentur First Choice Travel ein und beide gründeten zusammen Island Cruises für ein jüngeres, britisches Publikum. RCIs Viking Serenade (ein Überbleibsel von Admiral Cruises) sowie ab 2006 Celebrity Horizon fuhren als Island Escape und Island Star für Island Cruises. Nachdem First Choice von TUI Travel übernommen wurde, verkaufte RCCL auch seine Anteile 2008 an TUI Travel. Die Island Star (ex Horizon) ging als Pacific Dream an Pullmantur Cruises, die Island Escape (ex Viking Serenade) ging an die TUI-Travel-Tochter Thomson.

2006 gelang RCCL ein Überraschungscoup: Man angelte sich die spanischen Kreuzfahrtgesellschaft Pullmantur Cruises mit insgesamt 6 Schiffen, darunter so illustre Veteranen wie die Sky Wonder (ex Fairsky), Blue Dream und Blue Moon (ex Renaissance Cruises R Six und R Seven). Mit letzteren beiden gründete RCCL die neue, höherpreisige Kreuzfahrtgesellschaft Azamara, heute Azamara Club Cruises.

2007 gründete RCCL eine französische Tochter, Croisières de France (CdF), mit nur einem Schiff, der Bleu de France.

Projekt Genesis: Oasis of the Seas, Allure of the Seas

Oasis of the Seas
Oasis of the Seas

Am 6. Februar 2006 erteilte RCCL den Auftrag zum Bau eines Kreuzfahrtschiffs, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte – statt bisherige Konzepte zu vergrößern, entwickelten die Spezialisten von RCI und der finnischen Aker Yards Werft (heute STX Europe) in Turku ein spektakuläres neues Kreuzfahrtschiff, das viele für verrückt und viel zu gewagt hielten. Mit 900 Millionen Euro Baukosten wurde die Oasis of the Seas das größte und teuerste Kreuzfahrtschiff aller Zeiten und in diesem Jahr kommt die baugleiche Schwester Allure of the Seas hinzu, beide 361 Meter lang, beeindruckende 56 Meter breit und aufnahmefähig für bis zu 6.296 Passagiere. Wir haben bei schon sehr Cruisetricks.de ausführlich über die Oasis of the Seas berichtet, deshalb wollen wir es hier mit Details bewenden lassen.

Was Royal Caribbean mit der Oasis Class geschafft hat, ist die bisherige Krönung der Unternehmensgeschichte und wird vor allem langjährige Manager wie Richard Fain sicherlich über die kleinen und großen Niederlagen gegenüber dem Dauer-Rivalen Carnival vergessen lassen. Für derzeit nicht absehbare Zeit wird Royal Caribbean unstrittig die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt haben und nach derzeitigen Stand sind Oasis of the Seas und Allure of the Seas auch wirtschaftlich ein großer Erfolg. 2016 bekommen die beiden Schiffe eine große Schwester. Die Harmony of the Seas ist weitgehend baugleich, aber noch einmal ein kleines Stück größer.

Quantum Class

Quantum of the Seas
Quantum of the Seas

Nicht allzu überraschend: Die Schiffsklasse nach der Oasis-Class fiel kleiner aus: Quantum of the Seas (2014), Anthem of the Seas (2015) und ab 2016 die Ovation of the Seas haben eine Tonnage von BRZ 168.000 und bieten Platz für 4.100 Passagiere. Dennoch warten sie RCI-typisch mit einigen überraschenden Innovationen auf. So beispielsweise dem North Star – einer Aussichtsgondel, die an einem langen, beweglichen Arm weit über das Schiff und zur Seite geschwenkt werden kann. Alle Details zu dieser neuen Schiffsklasse haben wir ausführlich in unserem Beitrag „Quantum of the Seas: Mehr als nur eine neue Schiffsklasse“ beschrieben.

Ungewöhnlich ist aber auch, dass RCI mit der Quantum of the Seas 2015 zum ersten mal ein brandneues Schiff in den vielversprechenden, chinesischen Markt geschickt hat und die Ovation of the Seas ebenfalls dort zum Einsatz kommen soll. Bislang waren in China nur kleinere, ältere Schiffe eingesetzt worden. Und die Schiffe der Quantum Class nutzen Automationstechnik in einem Umfang, wie man das bislang von Kreuzfahrtschiffen nicht kannst – Stichwort „Smart Ship“ – mit faszinierender Technik beispielsweise beim Koffer-Tracking nach dem Check-in und RFID-Technik als Ersatz für die fehleranfälligen Magnet-Karten an Bord.

In gewisser Weise zeigt die Quantum Class auf, welche Bedeutung Technik an Bord von Kreuzfahrtschiffen bekommen wird, um einerseits mehr Komfort für die Passagiere zu erzielen, andererseits aber auch effizienter mit Energie umzugehen und damit die Umwelt zu schonen und Kosten zu sparen.

Weitere Teile der Serie "Royal Caribbean: Jungfernfahrt der Song of Norway vor 45 Jahren":

2 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

2 Gedanken zu „40 Jahre Royal Caribbean – Teil 2“

  1. rccl wird immer nummer 2 bleiben
    carnival hat einfach zu viel geld und baut schiffe immer schneller und hat das bessere mangment und vor allen hat carnival die bessern Kontakte zu den werften

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