Im Rahmen der juristischen Aufarbeitung des Costa-Concordia-Unglücks droht nun auch Costa selbst ein Gerichtsverfahren. Die Folge könnte ein Millionen schweres Bußgeld für die italienische Reederei sein. Bisher hatte die Staatsanwaltschaft nur eine Anklageerhebung gegen bis zu zwölf Besatzungsmitglieder und Costa-Managern geplant.
Die Staatsanwaltschaft in Grosseto bezieht sich bei ihren Ermittlungen gegen Costa auf ein Gesetz von 2001, das Unternehmen mitverantwortlich für Taten ihrer Mitarbeiter macht, wenn diese sich zum Vorteil des Unternehmens strafbar machen. Dabei handelt es sich um „Gesetz 231 zur administrativen Verantwortung von Gesellschaften“. Kapitän Francesco Schettino und Costas Krisenmanager Roberto Ferrarini sollen in der Unglücksnacht des 13. Januar 2012 bewusst die Notfallpläne missachtet, den General-Alarm an Bord viel zu spät ausgelöst und die Rettungsmaßnahmen verzögert haben, indem sie das wahre Ausmaß der Katastrophe lange verschwiegen sowie die Küstenwache und Passagiere zunächst lediglich über einem Blackout an Bord informiert hätten.
Costa wird damit vorgeworfen, das Ausmaß des Unfalls zunächst bewusst heruntergespielt zu haben, um das Gesicht zu wahren. Costa weist diese Vorwürfe allerdings bereits von Anfang zurück und sagt, man sei selbst von Kapitän Francesco Schettino falsch informiert worden. Dieser habe lediglich den Stromausfall erwähnt, nicht aber die Kollision mit dem Felsen.
Nun hat Costa erst einmal 20 Tage Zeit, um zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, bevor endgültig entschieden wird, ob die Sache vor Gericht geht. Sollte dies geschehen, würden sich auch die Erfolgsaussichten für Sammelklagen von Passagieren und Opfer-Angehörigen gegen Costa und den Mutterkonzern Carnival deutlich verbessern.
Costa wurde nach eigene Angaben am 24. Januar 2013 über die laufende gerichtliche Untersuchung zu dem Unternehmen informiert. In einem Statement sagt die Reederei dazu: „Costa Kreuzfahrten ist zuversichtlich, dass es die vollständige Einhaltung der geltenden Gesetze nachweisen kann und bekräftigt sein volles Vertrauen in die Justiz.“