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Cooler Job: Das ganze Jahr lang kostenlos Urlaub machen

„Du hast den coolsten Job der Welt. Bist das ganze Jahr lang im Urlaub, bezahlst nichts dafür und verdienst auch noch Geld damit.“ So etwas höre ich oft. Cool ist mein Beruf, ohne Zweifel, und Spaß macht er auch. Aber Urlaub? Nichts ist weiter von der Realität entfernt.

Die meisten, die von „kostenlosem Urlaub“ reden, meinen es nicht böse. Aber es gibt auch immer wieder Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten: in PR-Agenturen, bei Reiseveranstaltern, Reedereien. Reisejournalisten werden da schonmal abschätzig als Leute betrachtet, die „nur einen kostenlosen Urlaub abstauben“ wollen. Natürlich gibt es auch einzelne Journalisten-Kollegen, die genau das tun. Aber die meisten Kollegen arbeiten hart, um bei keineswegs üppigen Honoraren ihre Miete finanzieren zu können. Klingt nach Jammern? Nein, das wäre unangemessen. Ich habe einen wirklich tollen Beruf, ich genieße ihn, möchte nichts anderes tun.

Warum meine Arbeit aber mit Urlaub nur wenig zu tun hat, will ich veranschaulichen in einem Tagebuch von einer Reise im Dezember 2015 nach Abu Dhabi: die anstrengenden und nervigen, aber auch die faszinierenden und schönen Momente einer Dienstreise.

Jetzt also erst einmal mein Reisetagebuch. Ein paar weitere, grundsätzliche Gedanken zum Thema „kostenloser Urlaub“ habe ich am Ende des Beitrags zusammengetragen.

Tag 1: MUC – AUH, ausnahmesweise Business Class

Zum Packen für eine Reise brauche ich trotz aller Routine immer noch länger als eine Stunde. Irgendwie muss ich an meiner Technik weiter arbeiten, das muss effizienter gehen. Vor allem an Tagen wie heute, wo ich buchstäblich bis Minuten vor dem Abflug noch arbeite.

Am späten Nachmittag ruft die Redaktion einer Zeitschrift an, für die ich drei größere Geschichten geschrieben habe. Vor Wochen abgegeben, aber genau heute haben sie es plötzlich eilig, haben noch Fragen, brauchen Quellennachweise für Fakten in meinen Texten. Damit habe ich nicht gerechnet, das war so nicht vereinbart – bedeutet also unbezahlte Extra-Arbeit. Damit ist auch schon klar, womit ich mich beschäftigen muss, wenn ich in einer Woche wieder in München bin, obwohl ich da definitiv andere Dinge eingeplant hatte, zum Beispiel über die Reise zu schreiben. Stress kurz vor der Abreise macht keinen Spaß.

Der Flug von München nach Abu Dhabi geht um 21:45 Uhr, Etihad Airways, Business Class – eine seltene Ausnahme, gewöhnlich fliege ich Economy, auch auf Langstrecke. Aber MSC hat eine enge Kooperation mit Etihad, sodass da für Journalisten auch mal Business drin ist. Angenehm, denn so komme ich beim Hinflug wenigstens zu zwei, drei Stunden Halbschlaf.

Statt „Chicken or Pasta“ gibt’s Essen à la carte und der Wein ist einer von den besseren, ein Sauvignon Blanc aus Neuseeland. Das Entertainment-System bei Etihad ist toll, aber bei 5,5 Stunden Flugzeit bevorzuge ich den Schlaf. Und die Massage-Funktion des Business-Class-Sessels – die ist klasse und nimmt mir ein wenig die Nackenschmerzen vom Tragen meines knapp zehn Kilogramm schweren Fotorucksacks.

Tag 2: Sir Bani Yas Island – ab 2016 neue Kreuzfahrt-Destination

Ankunft in Abu Dhabi am Samstag um 7 Uhr morgens. Wir treffen die Kollegen, die aus Düsseldorf und Frankfurt gekommen sind und fahren zweieinhalb Stunden im Kleinbus durch die Wüste, versuchen noch ein wenig zu schlafen, was die rumplige Straße aber weitgehend unterbindet.

FB-Post aus Jebel Dhanna
FB-Post aus Jebel Dhanna

In Jebel Dhanna warten wir 30 Minuten auf die Fähre, kriegen in der Empfangslounge ein paar leckere Datteln und eine Tasse Tee. Ich verbrauche die meiste Zeit damit, mich mit dem WLAN zu verbinden, um ein paar Fotos bei Facebook hochzuladen. Und weil am Morgen am Flughafen nicht genug Zeit war, noch schnell ein paar Facebook-Bilder von der Ankunft am Flughafen nachgeschoben.

Mit der Schnellfähre geht es hinüber nach Sir Bani Yas Island. Nach 20 Minuten Überfahrt und noch einmal 20 Minuten mit dem Kleinbus über die Insel sind wir im von Anantara betriebenen Luxus-Hotel Desert Island Resort & Spa. Die Begrüßung dort ist herzlich, mit Malventee und Datteln, der Hotelmanager – ein Deutscher – heißt uns willkommen. Aber wir wollen eigentlich nur so schnell wie möglich einchecken und unsere Koffer aufs Zimmer bringen, denn wir sind ein wenig spät dran.

Ein schnelles Mittagessen, zu dem uns die Restaurantleiterin – eine Österreicherin – Gesellschaft leistet und schonmal einige Details zum Hotel, zu Anantara und der Wüsteninsel Sir Bani Yas erzählt. Wir sind müde und würden uns am liebsten am Pool in die Sonne legen. Stattdessen: Schnell essen, ein paar Fotos bei Facebook hochladen, für fünf Minuten aufs Zimmer und dann rasch in die Hotel-Lobby, wo schon unser Guide wartet.

Desert Islands Resort & Spa by Anantara
Desert Islands Resort & Spa by Anantara

Es geht auf Wüstensafari. Auf Sir Bani Yas wurden knapp zwei Millionen Bäume angepflanzt (künstlich bewässert) und 15.000 Gazellen und Antilopen angesiedelt (täglich gefüttert, weil die Vegetation noch nicht ausrecht). Mit der Zeit kamen auch fünf Geparden (Selbstversorger) und einige Giraffen hinzu. Von den drei Hotels auf der Insel aus fahren Safari-Jeeps durch den Park, der eine faszinierende Mischung aus künstlich angelegter Natur und echtem Wildnis-Erlebnis ist. Vor allem aber sieht das Emirat Abu Dhabi es als Naturschutzprojekt für vom Aussterben bedrohte Gazellen- und Antilopen-Arten.

Gepard auf Sir Bani Yas Island
Gepard auf Sir Bani Yas Island

Aber das ist jetzt doch Urlaub pur, oder? Ja und nein. Denn natürlich ist es ein Genuss, die Herden von kleinen, neugierigen und zugleich schreckhaften Antilopen aus dem Safari-Jeep heraus zu beobachten, Giraffen zu sehen, wie sie sich die zartesten Blätter aus den Baumkronen herauspflücken. Zwei Geparden laufen direkt vor dem Auto über die staubige Straße und lassen sich von uns überhaupt nicht stören. Aber es ist eben dennoch kein Zurücklehnen und Genießen. Stattdessen versuche ich, mit der Spiegelreflex-Kamera möglichst schöne Fotos zu schießen, zugleich aber mit dem Handy ein paar passable Schüsse für Facebook hinzukriegen. Am Ende stelle ich fest, dass ich die beiden Geparden eigentlich fast nur durch die Linse oder übers Display gesehen habe.

Etwas Erholung bringt die Wadi-Wanderung, die wir direkt nach der Safari machen. Es geht durch erodierende Kreidefelsen, in bunten Farben leuchtende Formationen, die mit Schwefel-, Kupfer oder Eisenoxid durchsetzt sind. Wir finden Knochen von Antilopen, die hier gestorben sind und hinter den Felsen geht die Sonne langsam unter. Da bleiben einige Momente zum Genießen, auch wenn beim Sonnenuntergang natürlich vor allem die Kamera im Anschlag ist.

Lageplan des neuen Kreuzfahrt-Resorts auf Sir Bani Yas Island
Lageplan des neuen Kreuzfahrt-Resorts auf Sir Bani Yas Island

Wir sind übrigens nicht zufällig den langen Weg von Abu Dhabi nach Sir Bani Yas Island gefahren, nur weil es hier so schön ist. Der eigentliche Grund ist: An der Küste zwischen dem Desert Islands Resort und dem Fähranleger entsteht gerade ein neuer Kreuzfahrthafen – genau genommen so etwas ähnliches wie die aus der Karibik bekannten Privatinseln. Bereits in der kommenden Wintersaison 2016/17 soll die MSC Fantasia Sir Bani Yas regelmäßig anlaufen.

Modell des neuen Kreuzfahrt-Resorts auf Sir Bani Yas Island im Kreuzfahrt-Terminal Abu Dhabi
Modell des neuen Kreuzfahrt-Resorts auf Sir Bani Yas Island im Kreuzfahrt-Terminal Abu Dhabi

Der Vorteil ist hier nur, dass einerseits Abu Dhabi als Basishafen nur knapp sechs Stunden Flugzeit von Europa aus entfernt ist und andererseits Sir Ban Yas viel mehr zu bieten hat als nur einen schönen Strand mit Liegen und Wassersport. Und genau das haben wir auf unserer Pressereise jetzt schon einmal angesehen. Denn auch für die Kreuzfahrt-Passagiere werden Wüstensafari, Wadi-Wanderungen und Ähnliches angeboten.

Zurück im Hotel schnell ein paar Bilder bei Facebook posten, duschen, umziehen, Fotos aufs Laptop übertragen. Ich stelle fest, dass ich mein Handy nicht laden kann, weil ich nicht an einen für Abu Dhabi geeigneten Adapter gedacht habe. Was soll’s, mein Sony Z3 hat einen guten Akku, wird für morgen schon noch reichen. Schnell runter in die Hotel-Lobby, denn dort warten die Kollegen bereits. Wir gehen ein paar Schritte zu Fuß am Ufer entlang, unterhalten uns mit dem Hotelmanager, Ziel: das Seafood-Restaurant. Und das ist dann wirklich Genuss pur, ohne Druck, ohne Stress. Nur mit dem unangenehmen Wissen im Hinterkopf, wann wir morgen früh aufstehen müssen …

Tag 3: Kreuzfahrt-Terminal-Eröffnung in Abu Dhabi

Der Weckruf kommt um 5 Uhr – bei drei Stunden Zeitverschiebung ist das gefühlt 2 Uhr morgens. Einen Moment lang habe ich keinerlei Orientierung. Wo bin ich? Was mache ich hier? Dann schaltet das Hirn zumindest auf Notversorgung und ich weiß: Um 5:30 Uhr geht der Bus zur Fähre. An der Rezeption hat der Hotelmanager uns ein kleines Frühstück zum Mitnehmen bereitgestellt: zwei Flaschen Wasser und ein paar Plundergebäck-Teilchen. Das muss heute bis 14 Uhr reichen.

Scheich Hazza bin Zayed bin Sultan Al Nahyan bei der Eröffnung des neuen Terminals in Abu Dhabi
Scheich Hazza bin Zayed bin Sultan Al Nahyan bei der Eröffnung des neuen Terminals in Abu Dhabi

20 Minuten Bus, 20 Minuten Fähre, 2,5 Stunden mit dem Auto durch die Wüste. Wir sind spät dran, die erste Pressekonferenz wird vermutlich ohne uns starten. Im Hafen von Abu Dhabi herrscht Hochbetrieb und Hektik. Scheich Hazza kommt bald zur Einweihung des Terminals. Wir checken schnell für die MSC Musica ein, bekommen einen Presse-Pass umgehängt, hetzen aufs Schiff, werfen die Koffer in die Kabine und rennen weiter zur Crystal Lounge, wo vor 20 Minuten die Präsentation von MSC-Cruises-CEO Gianno Onorato beginnen sollte. Aber andere sind auch zu spät und so schaffen wir es noch vor Beginn dorthin.

Der Rest des Tages läuft im Termin-Stakkato. Runter vom Schiff und zum Terminal in eine reservierte Zone neben dem roten Teppich, dann in der Sonne 20 Minuten auf den Scheich warten. Während dessen unterhalte ich mich mit einem netten Kollegen aus Großbritannien, den ich schon eine Weile nicht mehr getroffen hatte. Scheich Hazza öffnet wortlos den Vorhang vor einer Gedenktafel zum Terminal-Eröffnung und verschwindet zu einer Terminal- und Schiffsbesichtigung.

Jetzt sitzen wir erst einmal eine knappe Stunde in einem kleinen Raum fest, der Presse-Lounge heißt. Mein Handy habe ich am Schiff vergessen, also kann ich die Zeit nicht zum Facebooken nutzen. Wenn man die Türe nach draußen öffnet, wird einem unmissverständlich klar gemacht: „You stay in there, please“, solange der Scheich seine Besichtigungstour macht.

Zurück aufs Schiff, schnell in der Kabine Hemden und Sakko aufhängen, damit die sich entknittern können, dann weiter in die Crystal Lounge für die Plaketten-Übergabe zum Erstanlauf der MSC Musica in Abu Dhabi. Ich bin pünktlich, aber fast niemand ist da. Habe ich den Termin verwechselt? Nein, aber alles verzögert sich. Das ist praktisch, denn auch Kapitän Francesco di Palma steht ein wenig arbeitslos herum und so kann ich mich mit ihm gut zehn Minuten lang unterhalten, unter anderem über die Sicherheitslage in der Region und welche zusätzlichen Maßnahmen die Reederei für die Fahrt der MSC Musica vom Mittelmeer in den Persischen Golf unternommen hat (u.a. mehr Security-Personal, aber auch viele Maßnahmen, die er aus nachvollziehbaren Gründen nicht offenbaren will; scheint jedenfalls viel Geld zu kosten). Dann tauchen Kollegen und Würdenträger nach und nach doch noch auf und es werden mit jeweils ein paar freundlichen Respektsbekundungen einige Plaketten, Skulpturen und Flugzeug-Modelle überreicht.

Fototermin bei der Plakettenübergabe auf der MSC Musica mit Kapitän Francesco di Palma
Fototermin bei der Plakettenübergabe auf der MSC Musica mit Kapitän Francesco di Palma

Mittagessen auf die Schnelle gemeinsam im Buffet-Restaurant, ein paar Ecken der wirklich feinen Pizza, etwas Salat fürs Gewissen, eine Cola (Pepsi) zum wach werden.

Eine halbe Stunde Pause reicht für einen Anruf zu Hause, dann geht’s weiter zum Gesprächstermin mit Gianni Onorato, dem CEO von MSC Cruises.

Gianni Onorato, CEO MSC Cruises
Gianni Onorato, CEO MSC Cruises

Mit ihm habe ich schon vor einigen Wochen auf der MSC Fantasia und davor noch einmal in einem Telefon-Interview gesprochen, deshalb stresst es mich nicht allzu sehr, dass eine Kollegin das Gespräch in großen Teilen an sich reißt, Onorato ebenso wie Kollegen ins Wort fällt und die meisten ihrer Fragen eigentlich gar keine Fragen sind. Die übrigen sieben Kollegen rollen genervt mit den Augen …

Eine Stunde Pause, um die Gedanken zu sortieren, Bilder aufs Laptop zu übertragen, die Internet-Verbindung am Schiff zum Laufen zu kriegen, Facebook zu bedienen und kurz mit zu Hause telefonieren. Und dann ist auch schon wieder Abendessenszeit. Durchschnaufen nach 13 Stunden Programm. Der Abend wird nett, die Gespräche mit den Kollegen – wie immer meist über Berufliches – sind angenehm. Aber spät wird es nicht, denn alle sind zum Umfallen müde. Also nur noch kurz ins Theater in die Show reingeschaut (ein Frank-Sinatra-Double, überraschend gut) und dann ins Bett.

Tag 4: Behind the Scenes auf der MSC Musica

Ausschlafen ist nicht drin, trotz Seetag. Ich habe meinem Wecker auf 6 Uhr gestellt. Denn gestern bin ich bei dem umfangreichen Programm nicht zum Fotografieren am Schiff gekommen. Und wenn man das halbwegs zügig machen will, stehen andere Passagiere nur im Weg herum – also früh aufstehen, wenn alle anderen noch schlafen. Nach zweieinhalb Stunden ist das Schiff komplett durchfotografiert, nur ein paar Kleinigkeiten fehlen noch. Die schiebe ich irgendwann zwischendurch mal ein.

Frühstück mit Aussicht
Frühstück mit Aussicht

Schnell im Buffet-Restaurant zum Frühstück, für 20 Minuten die fantastische Aussicht genießen, dann weiter zum nächsten Termin, 9:30 Uhr „Behind the Scenes“-Tour: Galley, Lagerräume, Wäscherei, Theater, anschließend ins Sushi-Restaurant für eine kleine Kostprobe.

Die Tour ist sehr schön und lebendig gemacht und mit 39 Euro im Vergleich zu solchen Touren bei anderen Reedereien ziemlich preiswert. Wirklich Neues höre ich auf der Tour nicht, dafür habe ich schon zu viele davon gemacht. Interessant ist es trotzdem, vor allem wenn man auf die Details schaut und mit anderen Reedereien vergleicht – da schlägt eben die Berufsneugier sofort wieder durch. Diesmal kein Facebook-Postings, denn die Fotos von nicht-öffentlichen Bereichen der MSC Musica dürfen nicht veröffentlicht werden. Schade eigentlich.

Blick aufs Theater der MSC Musica aus der Perspektive der Entertainer
Blick aufs Theater der MSC Musica aus der Perspektive der Entertainer

Und dann endlich: ein freier Nachmittag. Ich entschließe mich, die Gelateria am Pooldeck zu testen – nicht nur, weil ich wissen will, wie das Eis hier im Vergleich zum Gelateria bei Costa schmeckt (sie tun sich nicht viel, sind beide lecker mit vielleicht ganz leichten Vorteilen für Costa), sondern auch, weil ich Eis wirklich gerne esse. Dazu einen Cappuccino, eine liebe Kollegin leistet mir Gesellschaft.

Ich gehe ins Fitness-Studio, 25 Minuten am Cross-Trainer – um die Müdigkeit ein wenig zu bekämpfen, aber auch um mir die Geräte dort genauer anzusehen. Sie sind schon ein wenig in die Jahre gekommen, funktionieren aber alle bestens, was man nicht bei allen Reederei erlebt. Der Ausblick ist grandios, denn das Fitness-Studio auf der MSC Musica hat Panorama-Fenster direkt nach vorne.

Fitness-Studio der MSC Musica
Fitness-Studio der MSC Musica

Danach, ich gebe es zu, habe ich wirklich für knapp zwei Stunden gefaulenzt – immerhin ist Sonntag: auf dem Rückweg zur Kabine an der Bar eine Flasche Wasser und einen Campari-Mojito (lecker) mitgenommen, auf dem Balkon in die Sonne gelegt und ein paar Seiten gelesen.

Abendessen mit den Kollegen im Hauptrestaurant – Gala-Abend. Danach einen Drink in der Il-Tucano-Lounge – übrigens wie ich finde eine der schönsten Lounges auf einem Kreuzfahrtschiff überhaupt.

Ich bin immer noch von der Anreise und dem frühen Aufstehen müde, also gehe ich um 23 Uhr ins Bett, nachdem wir zuvor noch kurz in die ziemlich beeindruckende Akrobatik-Show „Catwoman“ reingeschaut haben. Am nächsten Tag höre ich, dass einige Kollegen bis 3 Uhr früh die Disco getestet haben …

Check: Service und Essen auf der MSC Musica

Ein Wort noch zur MSC Musica – denn ein Zweck der Reise war auch zu überprüfen, ob ich mit meinem Urteil zu MSC im „Reederei-Check: MSC Kreuzfahrten“ nach meiner Reise auf der MSC Fantasia im November richtig lag. Ich hatte dort einen „großen Sprung nach vorne beim Service“ diagnostiziert und auch beim Essen angenehme Verbesserungen gefunden. Viel meiner Arbeit an Bord von Schiffen ist daher auch ständiges Beobachten und Vergleichen mit früheren Reisen, wobei da oft auch die vielen Fotos als Gedächtnisstütze dienen, die ich jedesmal an Bord mit viel Zeitaufwand mache.

MSC Musica in Muskat, Oman
MSC Musica in Muskat, Oman

Fazit von der MSC Musica: Meine Beobachtungen von der MSC Fantasia bestätigen sich. Auch auf der Musica fällt nicht nur die Offenheit und Freundlichkeit der Crew auf, sondern auch ihre Kompetenz. Eine Barkellnerin weiß genau, aus welcher Anbau-Region in Prosecco kommt, den sie serviert, der Kellner im Restaurant weiß schon am zweiten Abend, welche Gerichte uns am besten schmecken und gibt kompetente Tipps. Dass der Service an den Bars manchmal etwas länger dauert, ist da zu verschmerzen.

Tag 5: Landgang in Khor Fakkan

Mein Wecker steht wieder auf 6 Uhr (zur Erinnerung: drei Stunden Zeitverschiebung, gefühlt also 3 Uhr morgens). Denn ich will auch noch Panorama-Fotos von der MSC Musica machen. Und dafür sollten möglichst wenig Menschen im Bild sein, weil das Zusammenfügen der Einzelbilder zu einem Panorama sonst kaum möglich ist.

Wir empfehlen die Nutzung des Vollbild-Modus’ (das Symbol mit den vier Pfeilen ganz rechts). Für freie Sicht auf das jeweilige Panorama können Sie die Vorschau-Bilder der weiteren Panoramen mit dem Symbol neben dem Vollbild-Modus (drei gestapelte Rechtecke) aus- und später wieder einblenden.

So kommt es dann, dass man zum Sonnenaufgang das falsche Objektiv, nämlich ausgerechnet ein Fisheye, auf der Kamera hat …

Sonnenaufgang vor Khor Fakkan
Sonnenaufgang vor Khor Fakkan

Aber wäre ich im Urlaub, wäre ich vermutlich bis 9 Uhr liegen geblieben, wäre dann gemütlich zum Frühstück gegangen und hätte den Sonnenaufgang ohnehin verpasst. So bin ich um 8:30 Uhr beim Frühstück, mit vorausgegangenen zwei Stunden Arbeit.

Wir haben bereits in Khor Fakkan (Emirat Sharjah) angelegt, aber mein Landausflug (selbst bezahlt, eine der wenigen Ausgaben auf dieser Reise) beginnt erst mittags. Es bleibt also ein wenig Zeit, um Bilder aufs Laptop zu übertragen, zu sortieren, zu bearbeiten und für die Bildergalerie auf cruisetricks.de vorzubereiten. Ich setze mich an einen Tisch im Atrium, um während der Arbeit die Passagiere bei der Ausschiffung zu ihren Landgängen zu beobachten. Dazu eine Kanne English-Breakfast-Tee.

Eine stattliche Liste von neuen E-Mails wartet auf Bearbeitung und auch auf Facebook gibt’s natürlich viele Reaktionen auf die Postings der vergangenen Tage. Bis Mittag schaffe ich gerade einmal die Hälfte der Fotos, aber immerhin alle Nachrichten und E-Mails.

Begrüßung im Haus von Fatima mit Weihrauch und Rosenwasser
Begrüßung im Haus von Fatima mit Weihrauch und Rosenwasser

Der Nachmittag und Abend hat dann wieder nennenswerte Anteile, die sich wie Urlaub anfühlen: Zusammen mit einer Kollegin habe ich den Landausflug „Treffen mit den Einheimischen“ gebucht (Dauer: 3 Stunden, Preis: 89 Euro, Gruppengröße: 30). Wir werden traditionell mit Weihrauch, Rosenwasser und Datteln begrüßt. Auf bequemen Kissen im Innenhof des sehr schicken Wohnhauses von Fatima, unserer Gastgeberin, erfahren wir einiges über arabische Gastfreundschaft, bekommen lokale Spezialitäten zum Probieren; das wiederholt sich noch einmal im großen Herrenzimmer im Haus, bevor wir auch einen Blick in weitere Räume des Hauses werfen dürfen.

Der Ausflug gibt uns einen faszinierenden, wenn auch natürlich eher oberflächlichen Einblick in die Lebensweise der Menschen hier. Fatima hat es finanziell ganz offensichtlich nicht nötig, Gäste in ihr Haus zu lassen. Aber sie sagt, es sei Ihr ein Anliegen, mehr Verständnis für die arabische Kultur zu wecken und zu zeigen, dass Muslime sehr nette Menschen sind – beides ist ihr sehr gut gelungen.

Hausgemachtes Eis aus der Gelateria der MSC Musica
Hausgemachtes Eis aus der Gelateria der MSC Musica

Den verbleibenden Nachmittag am Schiff nutze ich für noch ein leckeres Eis in der Gelateria, die restlichen Bilder am Laptop zu bearbeiten, die Panorama-Fotos vorzubereiten, E-Mails zu beantworten und wieder etwas auf Facebook zu posten, was bei der oft recht langsamen Internet-Verbindung am Schiff durchaus eine Geduldsprobe ist.

Zum Abendessen sind wir im Sushi-Restaurant der MSC Musica – nicht nur beruflich, sondern auch privat ein Genuss. Die à-la-carte-Preise der Kaito Sushi Bar sind moderat (z.B. Combo-Teller mit 15 Stück Sashimi für 20 Euro), das Essen fantastisch. Douglas Ward bezeichnet es in seiner 2016-Ausgabe des „Berlitz Cruising & Cruise Ships“ als „delighful“ und „worth the extra cost“. Dem kann ich mich nur anschließen.

Tag 6: Oman und der Rückflug nach Abu Dhabi

Heute könnte ich etwas ausschlafen, denn die morgendliche Arbeit ist getan. Aber wir müssen wieder früh raus: Anders als die übrigen Passagiere gehen wir hier in Muskat im Oman von Bord, um nach Abu Dhabi zurück zu fliegen. Treffpunkt mit Koffer an der Rezeption um 7:30 Uhr, davor schnell frühstücken und packen, Wecker also wieder einmal auf 6 Uhr.

Der Hafen von Muskat im Oman - mit uns hier: Costa neoRiviera, die Yacht des Sultans von Oman und später kommt noch die Splendour of the Seas
Der Hafen von Muskat im Oman – mit uns hier: Costa neoRiviera, die Yacht des Sultans von Oman und später kommt noch die Splendour of the Seas

Weil wir nicht wieder mit dem Schiff ausreisen, brauchen wir für den Oman ein Visum. MSC hat sich darum schon gekümmert, direkt nach dem Anlegen wartet ein Bus auf uns an der Pier, der Zeitrahmen ist mehr als knapp, denn im Oman muss man wirklich zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein – wir werden letztlich zwei Stunden und zehn Minuten vor Abflug da sein; ziemlich knapp. Aber bis dahin haben wir noch viel Spaß mit den Behörden.

Genau so stellt man sich einen Sonnenaufgang im Orient vor ...
Genau so stellt man sich einen Sonnenaufgang im Orient vor …

Viele Leute kümmern sich rührend um uns, alle sind sehr freundlich, das Land ist sympatisch. Aber Bürokratie ist Bürokratie und Security ist Security. Also fahren wir mit dem Bus zum Zollgebäude, die Koffer im Mittelgang des Busses. Dort raus, Koffer durch die Röntgenmaschine schieben, am anderen Ende des Gebäudes zurück in den Bus. Am Hafenausgang sehen wir endlich unsere Pässe wieder. Mit von MSC vorab ausgefüllten Visumsanträgen sprechen wir einzeln vor, geben den Pass wieder ab. Dann warten. Eine Viertelstunde später bekommen wir die Pässe, alles erledigt.

Bürokratie - auch im Oman unvermeidlich
Bürokratie – auch im Oman unvermeidlich

Oder auch nicht. Denn an der Hafenausfahrt fehlen die Papiere, die es erlauben würden, dass unser Bus das Gelände verlässt. Die Minuten verstreichen, die Chance, den Flieger noch zu erreichen, werden kleiner. Zurück zum Zollgebäude, Papiere abholen, dann endlich dürfen wir fahren. Unser Guide – ein seit einem Jahr im Oman lebender Inder, der gut Deutsch spricht – beruhigt uns, wir werden es schaffen.

Vom Oman selbst sehen wir leider kaum etwas. Nur so viel positiver Eindruck bleibt hängen, dass ich hierher unbedingt bald noch einmal kommen muss.

Koffer kaputt ...
Koffer kaputt …

Irgendwann bei den vielen Koffer-Verladungen kriegt die Hartschale meines Koffers einen Knacks ab, genauer: einen 15 Zentimeter langen Riss. Ab jetzt bete ich, dass der Koffer bis München durchhält (was er letztlich tut). Zu Hause muss ich wohl an die Kulanz von Travelite appellieren, schließlich ist der Koffer erst gut ein Jahr als und ein paar Umlade-Aktionen in Bussen im Oman sollte ein relativ teurer Koffer eigentlich aushalten.

Schreckminuten für eine Kollegin bei der Ausreise: Sie wird einer Sonderkontrolle unterzogen, weil ihr Visum angeblich nicht in Ordnung sei. Nach einer Viertelstunde sind die Dinge geklärt, sie darf ausreisen. Was die zwei Grenzbeamten bei ihren Kontrollen nicht bemerkt hatten: Auf dem Boarding-Pass der Kollegin stand der Name eines männlichen Kollegen aus unserer Runde statt ihrem eigenen. Beim Check-in war da etwas ganz grundlegend schief gelaufen. Also gab’s auch beim Boarding nochmal Probleme, aber letztlich durften wir alle fliegen.

Im Flieger lassen wir uns von Etihad wieder in der Business Class mit leckerem Essen versorgen, ich unterhalte mich eine Stunde lang mit meinem faszinierenden Sitznachbarn: Ägypter, mit einer Deutschen liiert. Als Consultant hilft er unter anderem Anlegern aus den Emiraten dabei, Immobilien in Deutschland zu kaufen. Ein tolles Gespräch, aber eine Stunde Schlaf hätte mir besser getan. Denn wir haben noch ein volles Programm, bevor wir am frühen Morgen um 2:15 Uhr ins Flugzeug nach Hause steigen.

Tag 6: Abu Dhabi

Hotel-Pool des Eastern Mangroves, Abu Dhabi
Hotel-Pool des Eastern Mangroves, Abu Dhabi

In Abu Dhabi bringen wir nur schnell unsere Koffer aufs Tageszimmer, das wir im Anantara-Hotel „Eastern Mangroves“ haben. Ein fantastisches Mittagessen von arabischen Buffet des Restaurants und mit einem Nachspeisenbuffet, das einen das Wort „Kalorien“ für ein paar Minuten einfach komplett vergessen lässt. Wir unterhalten uns kurz mit der Hotelmanagerin, dann geht es auch schon weiter.

An der Baustelle zum Louvre Abu Dhabi (soll 2016 fertig sein) treffen wir Mariam, Communications Coordinator des Louvre Abu Dhabi, die uns das Projekt erklärt.

Die Baustelle ist gigantisch, das Museum schon gut zu erkennen und die Struktur des Kuppeldachs faszinierend. Mit staubigen Schuhen steigen wir nach einer halben Stunde wieder in unseren Bus, fahren weiter zur Sheik Zayed Moschee, wo eine Führerin schon auf uns wartet – wie liegen im Zeitplan ein wenig zurück. Bei der Einlasskontrolle zum Moschee leihe ich einer Kollegin meine dunkle Windjacke, weil der Security-Offizier der Überzeugung ist, dass ihre weiße Bluse zu durchscheinend sei. Auf dem Gelände der Moschee müssen Frauen Kopftuch und lange Kleidung tragen.

Sheikh-Zayed-Moschee, Abu Dhabi
Sheikh-Zayed-Moschee, Abu Dhabi

Und dann kommt eine Stunde pure Faszination und Genuss, die eine Weile vergessen lässt, dass ich beruflich hier bin. Die Moschee ist tief beeindruckend, wunderschön. In der Abendstimmung leuchtet der Himmel orange, davor die fünf Minarette und 85 weißen Kuppeln der Moschee, die Bogengänge spiegeln sich in einem großen Wasserbecken. Als wir die Moschee wieder verlassen, ist die Sonne untergegangen und der Mond steht am Himmel.

Unser Busfahrer macht einen kurzen Abstecher zu einem Einkaufszentrum, dort soll es einen Gemüsemarkt geben und wir wollen unbedingt ein paar frische Datteln mit nach Hause bringen. Und tatsächlich, in der großen Shopping Mall gibt es eine Markthalle, in der auch jetzt am Abend noch einige Händler geöffnet haben. Wir probieren uns durch einige der vielen Dattelsorten und entscheiden uns für die teuerste – 15 Dollar pro Kilogramm, aber unschlagbar lecker.

Zurück im Hotel schnell duschen, umziehen, dann dürfen wir noch einmal das feine Buffet des Eastern Mangroves Hotels genießen. Eine Kollegin diskutiert mit dem Kellner, warum sie keinen Wein zum Essen bekommt (die Diskussion hatte sie beim Mittagessen schon einmal geführt), ignoriert dabei aber, dass sie hier auf Einladung des Tourismus-Ministeriums eine muslimischen Landes speist, und da passt Alkohol einfach nicht so richtig dazu. Das sollte man respektieren, finde ich.

FB-Post zu meinem Himbeer-Lychee-Cocktail
FB-Post zu meinem Himbeer-Lychee-Cocktail

Deshalb bestelle ich mir anschließend draußen auf der Hotel-Terrasse zum Abschied auch einen alkoholfreien Cocktail (Himbeere-Lychee, lecker), auch wenn das Hotel grundsätzlich Alkohol serviert – die Vereinigten Arabischem Emirate sind in diese Hinsicht recht liberal. Zwei Kollegen haben sich zusammen eine Shisha bestellt, so wie viele der Araber rund um uns herum auch. Die Stimmung ist herrlich locker, ganz anders als in so edlen Hotels in westlichen Ländern oft.

Ein langer Tag neigt sich seinem Ende zu. Wie anstrengend die Tour für uns alle war, zeigt die Abfahrt vom Hotel. Unser Kleinbus ist schon 200 Meter vom Hotel entfernt, als uns ein ungemein flinker, aus Indien stammender Page des Hotels nachläuft und laut pfeift. Unser Busfahrer stoppt, der atemlose Inder sagt etwas von „vergessen“ – und dann fällt es uns auch auf: Wo ist eigentlich A.? Wir hatten tatsächlich seinen Koffer eingeladen aber in unserer Erschöpfung nicht bemerkt, dass er noch einmal kurz auf die Toilette gegangen war. Als er zurück kam, sah er nur noch die Rücklichter des Busses. Gut, dass die Straße vor dem Hotel in kurzen Abständen unangenehme Bodenwellen hat, um schnelles Fahren zu unterbinden. Denn sonst hätte auch der schnellste indische Hotelpage uns nicht mehr zurückholen können. Höchste Zeit für alle, sich wieder einmal richtig auszuschlafen.

Tag 7: Zurück nach München

In der Lounge des Flughafens von Abu Dhabi verabschieden wir uns voneinander – einige Kollegen fliegen nach Frankfurt oder Düsseldorf. Für den Rückflug sind wir in einer Maschine von Etihad, die mit der neuesten Sitz-Generation der Business Class ausgestattet ist: Die Sitze lassen sich komplett flach legen, sodass ich einige Stunden Schlaf finde, bevor mich der Flugbegleiter zum Frühstück um 4:30 Uhr (Münchner Ortszeit) aufweckt.

Um 7:30 Uhr bin ich zu Hause, um 8 Uhr sitze ich am Computer. Eine Menge Arbeit ist liegen geblieben und die Zeitschriften-Redaktion sitzt mir mit der Fakten-Dokumentation im Nacken. Eigentlich wollte ich etwas über Abu Dhabi und die MSC Musica schreiben, aber das muss nun erst einmal ein, zwei Tage warten.

Das Ende eine anstrengenden Reise (Foto: Carmen Winkler)
Das Ende eine anstrengenden Reise (Foto: Carmen Winkler)

Am Abend schlafe ich am Sofa vor dem Fernseher schon um 20 Uhr ein – ziemlich genau zwei Minuten, nachdem ich mich dort hingesetzt hatte. Unser Kater Willi legt sich solidarisch daneben. Jetzt wäre eine Woche echter Urlaub nicht schlecht … Erst drei Tage später fühle ich mich wieder halbwegs fit und wach.

Ein erholsamer Urlaub, oder?

So oder so ähnlich fühlen sich Pressereisen meistens an – eine irre Mischung aus Stress und Faszination, Schlafmangel und Genuss, Routine und Entdeckungen. „Jammere nicht, Du zahlst ja noch nicht einmal etwas dafür“, entgegnet da so manch einer. Jammern liegt mir absolut fern – ich habe mir den Beruf freiwillig ausgesucht und liebe ihn. Die Anstrengungen gehören dazu.

Aber eines stimmt so gar nicht: Ich zahle sehr wohl dafür, wenn auch indirekt. Denn als Freiberufler bekomme ich weder bezahlte Urlaubswochen noch ein festes Gehalt. Bin ich also sechs Tage auf Pressereise, dann verdiene ich sechs Tage lang kein Geld, weil ich während der Reise nichts (oder nur sehr eingeschränkt) Artikel schreiben und verkaufen kann. Die Reise, meine Zeit für Recherche, ist also eine Investition, die sich nur mit sehr viel Arbeit auszahlt.

Meine persönliche Entdeckung auf dieser Reise: wirklich frische Datteln
Meine persönliche Entdeckung auf dieser Reise: wirklich frische Datteln

Es klingt toll, wenn jemand für Top-Zeitschrift X oder die bundesweit verbreitete Zeitung Y schreibt – aber der Ruhm ist schon das meiste, was davon hängen bleibt, denn von den Honoraren kann man kaum leben. Um das auszugleichen, sitze jeden Tag morgens um 7 Uhr schon vor dem Computer, auch am Samstag, auch am Sonntag. Einen echten Urlaub mit Füße hochlegen, nicht an die Arbeit denken, einfach gar nichts tun, habe ich seit sechs Jahren nicht mehr gemacht.

Müsste ich für die Pressereisen auch nur die Flüge selbst bezahlen, wäre es unmöglich, diesen Job mit journalistische hohem Anspruch vernünftig zu machen. Dass ich also „kostenlos“ verreise, ist kein tolles Goodie, sondern simple Notwendigkeit, damit es überhaupt klappt.

Ich bin übrigens zusammengerechnet nicht mehr als drei Monate im Jahr unterwegs – das ist gerade einmal doppelt so viel wie der typische, deutsche Angestellte bezahlten Urlaub hat. Ich bin also etwa drei Monate im Jahr auf Dienstreise und arbeite neun Monate zu Hause. Deshalb mache ich auch meinen privaten Urlaub auf Kreuzfahrtschiffen – um zumindest ein wenig der Urlaubszeit gleich wieder beruflich mit zu nutzen.

Wie gesagt: Jammern liegt mir sehr fern, der Beruf macht enorm Spaß. Aber nichts ist eben auch ferner der Realität als meine Arbeit als „kostenlosen Dauerurlaub“ zu betrachten. Ich hoffe, das Tagebuch von der Abu-Dhabi-Reise gibt einen guten Einblick in meinen Arbeitsalltag auf Pressereisen und bin gespannt auf Eure Meinungen.

Anmerkung*: Cruisetricks.de reiste nach Abu Dhabi und auf der MSC Musica auf Einladung von MSC Kreuzfahrten mit Unterstützung von Etihad Airways, Abu Dhabi Tourism & Culture Authority und Anantara.
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Cruisetricks.de reiste nach Abu Dhabi und auf der MSC Musica auf Einladung von MSC Kreuzfahrten mit Unterstützung von Etihad Airways, Abu Dhabi Tourism & Culture Authority und Anantara.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

19 Gedanken zu „Cooler Job: Das ganze Jahr lang kostenlos Urlaub machen“

  1. Ja – das deckt sich in etwa mit meinen Erfahrung von „Infotouren“ während meiner Zeit im Reisebüro bzw. beim Reiseveranstalter. Z. B. eine Indientour, in der ein übliches 14-Tage-Rundreisenprogramm mit uns in 7 Tagen absolviert wurde und zusätzlich natürlich noch in den einzelnen Städten Hotels besichtigt wurde….. ja – die Reise war erlebnisreich und ich habe aus den Jahren schon viel mitgenommen und gesehen. Aber von kostenlosem Urlaub zu sprechen wäre vermessen. Zumal wir über unsere Reisen danach auch immer einen Bericht schreiben mußten, damit die Kollegen davon auch profitieren (mit Bildern, Reisebeschreibung, Bewertungsbögen für die einzelnen Hotels) und einen Vortrag darüber halten mußten.

    Auf einer Reise in einem „Massenurlaubsziel“ hatte ich auch schon mal Tage mit 18 Hotelbesichtigungen an einem Tag… und die liegen nicht zwingend direkt nebeneinander…

  2. Toll Franz, dass du deinen Bericht mal auf diese Art und Weise geschildert hast. So können die Zweifler vielleicht nachemfinden, wie viel Aufwand es für dich und andere bedeutet, ausführliche Berichte zu den Schiffen und Häfen, sowie Touren zu liefern.

    Viele begreifen einfach nicht, dass freiberuflich oder selbstständig meistens einhergeht mit wesentlich höherem Zeitaufwand und man sich in den meisten Fällen nicht abschotten kann, wenn man den Aufgaben gerecht werden will. Bei mir kommen dann auch noch die Anrufe abends und auch am Wochenende dazu, wenn die anderen dann Zeit haben sich zu informieren.

    Auf jeden Fall danke für den wie immer toll geschriebenen Bericht und die sensationellen Fotos.

  3. Danke Marita! Ich denke, es ist tatsächlich sehr schwer, wirklich verständlich zu machen, welche sehr schwierigen Seiten dieser Beruf eben auch hat. Nach außen sieht man nur die tollen Aspekte (von denen es zugegeben sehr viele gibt und deshalb liebe ich den Beruf auch). Und deshalb wirkt alles, was man dazu sagt, ganz leicht undankbar und jammernd (was definitiv unangebracht wäre).

    Aber es gibt eben auch sehr viele, teils auch nur kleine Details, mit denen man täglich kämpft, die sich Festangestellte gar nicht vorstellen können und mit denen sie nie etwas zu tun haben. Ein schwieriger Spagat, wenn man versucht, das zu erklären ;-)

  4. Hut ab von der Leistung die du da abspulst. So manch ein Bürohengst würde schon nachdem 1. Tag in die Knie gehen. Zum Oman; fahr dort hin und schau dir das an! Echt es ist wie 1000 und 1e Nacht. Ich war richtig fasziniert von diesem Land. Aber bitte; NUR Urlaub machen und keinen Roman darüber schreiben ;-)

    Schöne Feiertage und einen guten Rutsch

  5. @Markus: Ich glaube, ganz ohne irgend etwas darüber zu schreiben, wird es nicht abgehen ;-) Aber ich werde mir sehr Mühe geben, es wirklich zu genießen!

  6. Ein toller Bericht, der die Arbeit eines „Kreuzfahrt-Journalisten“ zeigt.
    Ich schreibe auch von meinen Reisen. Stelle meine Berichte auf verschiedenen Kreuzfahrt-Hompageseiten rein.
    Im Magazin „an Bord“ sind viele Berichte von mir unter Leserbriefe erschienen (da gibt es kein Honorar). Jetzt ist das Leserecho stark reduziert und kein Platz mehr für meine längeren Berichte. Die anderen Magazine (Azur, Crucero) bieten keine Leserzuschriften. Mit Color Line (Kiel-Oslo) machte ich schon 16 Fahrten. Konnte an Bord alles besichtigen Küchen, Provianträume usw.) Die Uelzener Zeitung brachte von mir schon Ganzseitige Artikel mit Fotos. Von Color Line nur „kurze“ Dankschreiben – keine Leistungen dafür. Ca. alle zwei/ drei Jahe mache ich eine Kreuzfahrt, die letzten beiden mit der „Berlin“. FTI Cruises kam mir mit Bordleistungen gut entgegen. Ich bin kein Journalist. Von Beruf Einzelhandelskaufmann (Lebensmittel). Jetzt mit 64 Jahren habe ich noch einen kleinen Job in einer Postagentur. Die Kreuzfahrt ist mein „Hobby“. Ich erhalte keine Einladungen und bezahle fast alles selber. Jetzt habe ich guten Kontakt mit Kapitän Mewes von der „Berlin“ und Oliver Schmidt von Koehlers Guide Kreuzfahrten. Wenn ich schreibe, geht es oft nur um das Produkt Schiff und die Einrichtung, Service und die Vorstellung der Crew (Führungskräfte). Bei mir kommen auch Satzfehler vor. Ich wollte hier nurmal zeigen, wie es einem kleinen Hobby-Kreuzfahrer mit seinen Berichten geht. Ich mache das aus Spaß an der Freude.

    Ich verfolge hier alle Podcast Folgen. Die sind immer humorvoll und interessant. Vor kurzem kam der Hinweis zwischendurch eine kurze Folge mit „Kreuzfahrten-Nachrichten“ zu bringen. Eine sehr gute Idee.

  7. …..bei der Gelegenheit…

    Ich wünsche dem Cruisetricks-Team, allen Lesern und Podcast-Hörern

    Fröhliche und besinnliche Weihnachten
    und ein erfolgreiches Jahr 2016

    mit besten Grüßen von Peter Stilbach

  8. Die herzlichen Grüße und besten Wünsche fürs neue Jahr gehen natürlich auch an Sie und mit einem großen Dankeschön für die Treue und Unterstützung!

  9. Eine sehr spannende Reportage mit tollen Fotos – vielen Dank für diesen detailierten Blick hinter die Kulissen, bei dem wir erahnen können, welche harte Arbeit hinter guten Journalismus steckt!

    … und als Freizeitausgleich machst Du ja auch noch den tollen Podcast gemeinsam mit Jérôme!

    Wir wünschen Dir, Deiner Frau Carmen, Jérôme und allen Hörern und Lesern von Cruisetricks ein Frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Kreuzfahrerjahr 2016!

    Karin und Carsten

    PS: … und sicher gibt es auch im nächsten Jahr einiges von den Schiffsneubauten zu berichten … wir freuen uns darauf!

  10. Liebe Karin, lieber Carsten,

    auch für Euch beide ein wunderschönes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches, möglichst Kreuzfahrt-reiches Jahr 2016! Danke für Eure UNterstützung und Treue vor allem auch zu unserem Podcast. Vielleicht schaffen wir’s ja auch mal, zur gleichen Zeit am gleichen Schiff zu fahren ;-)

    Herzliche Grüße
    Franz

  11. Hallo Franz,
    der Bericht könnte nicht authentischer sein, genauso haben wir Dich erlebt Rast- und Ruhelos, immer auf der Jagd nach einem tollen Motiv, und trotzdem immer ein Lächeln auf den Lippen.
    Wir waren damals froh Dich kennengelernt zu haben, denn bei den vielen Kreuzfahrten ist es schon Glückssache wenn sich die Wege kreuzen.
    Ich hab Dir schon Mal den Tipp gegeben, probier mal den Samsonite CURV aus, die halten was aus, ansonsten gibts ja noch den Koffertest, vielleicht machst Du ja mal was ähnliches ;-))
    http://www.skyscanner.de/nachrichten/koffercrashtest

    Liebe Grüsse

    Gerhard und Lisbeth

  12. Die Sieger des Koffer-Tests sind ja eher überraschend. Schade, dass sie Rimowa nicht mit im Test hatten, darauf schwören die meisten sehr reiseerfahrenen Journalistenkollegen, sind aber halt ziemlich teuer.

  13. …ist jetzt blöde, weil Weihnachten schon vorbei ist, aber der nächste Geburtstag kommt bestimmt…
    PS: Ich kenne auch einen guten Kofferladen, den gibts in München und in Regensburg, da kann kein Online-Shop hin mit den Preisen.

  14. Ja, den Kofferladen kenne ich auch ;-) Mit dem neuen Koffer habe ich es nicht übermäßig eilig, da kann ich schon ein gutes Sonderangebot abwarten; war zwar mein Lieblingskoffer, aber wir haben noch ein, zwei Koffer, die’s auch tun.

  15. Hallo Herr Neumeier,

    Durch Zufall bin ich heute darauf gestossen, dass sie nunmehr „hier“ unterwegs sind. Der eben gelesene Artikel ist zugleich mein Erster in diesem Blog, und ich bin begeistert. Ein toller, hochwertiger und trotzdem leicht zu lesender Bericht mit herausragendem Fotomaterial! Cruisetricks.de landet sofort in meinem Feedreader.
    Ich freue mich, die weiteren Artikel zu lesen, und bin gespannt auf Ihre Erlebnisse in 2016.

    Herzliche Grüße, auch von einem „Neumeier mit ei“ :) Mein Vater heisst übrignes ebenfalls Franz und ist in der Reisebranche tätig, während ich mein Leben der IT widme… :-)

    Sascha Neumeier

  16. :-) Freut mich. Ganz aufgegeben habe ich die IT nicht, blogge gelegentlich bei Strato über WordPress-Themen (http://blog.strato.de/), aber ansonsten fühle ich mich in der Reisewelt richtig wohl, bin aber auch froh, dass ich den IT-Background habe, das hilft schon sehr :-)

    Herzliche Grüße
    Franz Neumeier

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