Generic selectors
Exact matches only
Search in title
Search in content
Post Type Selectors
Ocean Majesty

Die zehn ältesten noch fahrenden Kreuzfahrtschiffe

Kreuzfahrtschiffe sind meist rund 25 bis 30 Jahre im Einsatz, längere Lebenszeiten sind selten. Die ältesten noch aktiven Kreuzfahrtschiffe müssen die immer schärferen Sicherheits- und Brandschutzvorschriften erfüllen, die schon für so manch beliebtes Schiff das Aus bedeutet haben. Aber auch die steigenden Ansprüche der Passagiere machen es älteren Kreuzfahrtschiffen nicht einfacher.

Wenn Kreuzfahrtschiffe ausgemustert werden, fristen sie ihre letzten Tage oft noch als Casino-Schiff oder schwimmendes Hotel, bevor sie irgendwann still und leise abgewrackt werden. Allerdings gibt es Ausnahmen. Die Sea Cloud beispielsweise ist das älteste noch fahrendes Luxus-Kreuzfahrtschiff, sie wurde 1931 in Dienst gestellt. Mit der ehemaligen Stockholm ist ein Schiff mit sehr bewegter Vergangenheit immer noch in Dienst: Sie versenkte bei einer Kollision 1957 die legendäre Andrea Doria und machte später Karriere als Kreuzfahrtschiff in der DDR.

Viele der Kreuzfahrtschiff-Methusalems stammen aus den 1960er-Jahren und kommen heute quasi als Gegenpol zu den immer größer werdenden Mega-Kreuzfahrtschiffen zur Geltung: pure Nostalgie und Seefahrt statt und schwimmende Ferienressorts mit Tausenden von Passagieren.

Wir haben die zehn ältesten noch fahrenden Hochsee-Kreuzfahrtschiffe zusammengestellt. Dabei zählt nicht ihr tatsächlicher Einsatz als Kreuzfahrtschiff, sondern allein das Baujahr und die Tatsache, dass sie zum heutigen Zeitpunkt als Kreuzfahrtschiff eingesetzt werden. Denn einige der Schiffe haben ihre Karriere beispielsweise als Fähre oder Privatyacht begonnen und sind erst später zum Kreuzfahrtschiff umgebaut worden.

Sea Cloud (1931)

Sea Cloud
Sea Cloud vor Dubrovnik

Ein wahres Kleinod ist das älteste Kreuzfahrtschiff der Welt, die Sea Cloud. 1931 vom amerikanischen Millionär und Wall-Street-Broker Edward Hutton als Hussar II in der Krupp-Werft in Kiel beauftragt. Er schenkte die exquisit ausgestattete Segelyacht seiner Frau Marjorie (Marjorie Merriweather Post). Damals war die Viermastbark die größte Privatyacht der Welt, heute ist sie eines der luxuriösesten Segel-Kreuzfahrtschiffe.

Übrigens ist auch die Vorgängerin der Sea Cloud als Privatyacht von Marjorie Merriweather Post heute noch als Kreuzfahrt-Segelschiff im Einsatz. 1923 als Hussar in Dienst gestellt und zwischenzeitlich unter dem Namen Verna bekannt, ist sie heute als Segel-Kreuzfahrtschiff Mandalay für 58 Passagiere zwischen den Grenadinen in der Karibik unterwegs.

Die Sea Cloud wurde 1979 nach einer umfassenden Restaurierung zum Kreuzfahrtschiff. Denn nach einer wechselvollen Geschichte war sie zu diesem Zeitpunkt in einem sehr schlechten Zustand und musste zunächst aufwendig seetüchtig gemacht werden, um die Atlantik-Überquerung zu überstehen. Seitdem gehört die Kreuzfahrt-Segelyacht der Sea Cloud Cruises GmbH in Hamburg.

Im Winter 2010/2011 musste die Bremerhavener MWB-Werft das Kunststück vollbringen, das historische Schiff an die neuesten Sicherheitsvorschriften (SOLAS 2010), anzupassen, insbesondere in Hinblick auf den Brandschutz – bei einem Schiff mit edelster Echtholz-Ausstattung eine echte Herausforderung.

  • Besitzer: Sea Cloud Cruises
  • Länge: 109,7 m
  • Breite: 15 m
  • Passagierkapazität: 64
  • Indienststellung: 1931
  • BRZ: 2.523

Astoria (ex Athena) (1948)

Astoria 2019 im Nord-Ostseekanal (Bild: Oliver Asmussen, oceanliner-pictures.com)
Astoria 2019 im Nord-Ostseekanal (Bild: Oliver Asmussen, oceanliner-pictures.com)

Mit einem nicht sehr schmeichelhaften Auftritt hat sich die 1948 in Göteborg in Dienst gestellte Astoria in die Geschichtsbücher eingetragen, damals unter ihrem ersten Namen Stockholm. 1956 kollidierte das Schiff nämlich in dichtem Nebel mit der Andrea Doria, selbige daraufhin sank.

Die heutige Astoria hat allerdings mit der Stockholm von damals kaum noch etwas gemeinsam. Unzählige Male wurde sie umgebaut, renoviert und verkauft. 1960 beispielsweise ging sie an den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund FDGB der DDR und diente sie einige Jahre lang unter dem Namen Völkerfreundschaft als Kreuzfahrtschiff – häufig für besonders verdiente Parteikader, aber beispielsweise auch für Studenten. 1966 bis 1985 fuhr sie im Winter für die Stena Line in die Karibik.

Als Asylbewerber-Unterkunft fungierte das Schiff von 1986 in Oslo unter dem Namen Friedjof Nansen, bevor es nach Italien verkauft wurde und 1993, erneut komplett umgebaut, als Italia I bei Star Lauro fuhr. Unter dem Namen Italia Prima fuhr sie ab 1995 unter Vollcharter für Neckermann Reisen, von 1998 bis 2001 als Valtur Prima für Air Maritim Seereisen.

2005 schließlich wurde das Kreuzfahrtschiff an Classic International Cruises verkauft und bekam nach umfangreichen Umbauten den Namen Athena. 2013 übernahm nach der Insolvenz von CIC der Portugiese Rui Alegre das Schiff in die Flotte der neu gegründeten Reederei Portuscale Cruises und benannte sie nach Azores um. Seit 2015 ist das Schiff an CMV verchartert und fuhr seit 2016 unter dem Namen Astoria. 2020 meldete CMV Insolvenz an.

Im Juli 2021 hat eine amerikanische Investorengruppe die Astoria gekauft und will sie auf Kreuzfahrten zwischen Lissabon und Funchal/Madeira einsetzen.

  • Besitzer: ex CMV – in Insolvenzverwaltung
  • Länge: 160 m
  • Breite: 21 m
  • Passagierkapazität: 552
  • Indienststellung: 1948
  • BRZ: 16.144

Nordstjernen (1956)

Nordstjernen
Nordstjernen

Bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut, war die Nordstjernen seit 1956 mit einigen Unterbrechungen auf der Postschiff-Route entlang der norwegischen Küste für Hurtigruten in Dienst.

2012 schied die Nordstjernen aus dem Liniendienst aus und wurde im selben Jahr nach Bergen an die Vestland Rederi AS verkauft und umfassend renoviert – auch mit finanzieller Hilfe der norwegischen Denkmalschutzbehörde. Die Nordstjernen steht in Norwegen nun unter Denkmalschutz.

Seit 2015 setzt Hurtigruten die Nordstjernen in den Sommermonaten aber wieder als Kreuzfahrtschiff für Spitzbergen-Routen ein. Bereits während ihrer Postschiff-Zeit war das Schiff im Sommer immer wieder in Spitzbergen im Einsatz.

Erwähnt sei an dieser Stelle auch die 1964 in Dienst gestellt Lofoten. Im strengeren Sinne ist sie allerdings nicht als Kreuzfahrtschiff im Einsatz, sondern fährt im Wesentlichen auf der norwegischen Postschiff-Route entlang der Küste. Im Januar 2021 soll sie die Flotte verlassen.

  • Besitzer: Hurtigruten
  • Länge: 88,78 m
  • Breite: 16,2 m
  • Passagierkapazität: 149
  • Indienststellung: 1956
  • BRZ: 2.191

Serenissima (1960)

Serenissima 2018 im Nord-Ostseekanal (Bild: Oliver Asmussen, oceanliner-pictures.com)
Serenissima 2018 im Nord-Ostseekanal (Bild: Oliver Asmussen, oceanliner-pictures.com)

Als norwegisches Postschiff mit dem Namen Harald Jarl begann die heutige Serenissima 1960 und fuhr für Hurtigruten bis 2001 im Linienverkehr entlang der Küste Norwegens.

2001 wurde das Schiff an Elegant Cruises verkauft, fuhr ab 2002 unter ihrem neuen Namen Andrea und wurde 2003 und 2003 nach und nach für ihren neuen Einsatz als Kreuzfahrtschiff umgebaut. 2012 ging das Schiff an Premier Cruises und bekam 2013 ihren heutigen Namen Serenissima. Sie fährt unter für ein Kreuzfahrtschiff ungewöhnlichen Flagge – der von St. Vincent und den Grenadinen.

  • Besitzer: Premier Cruises, akteller Status (Februar 2024): unbekannt
  • Länge: 87,41 m
  • Breite: 13,29 m
  • Passagierkapazität: 95
  • Indienststellung: 1960
  • BRZ: 2.598

Galapagos Legend (1963)

Galapagos Legend (Bild: Galatours)
Galapagos Legend (Bild: Galatours)

Die Galapagos Legend wurde 1963 bei der Werft Howaldtswerke Hamburg AG als Seebäderschiff für die Hadag gebaut und fuhr bis 1966 auf der Linie Cuxhaven – Helgoland. Nebenbei fuhr sie in dieser Zeit mehrfach auch als Fähre für Stena Line.

Von 1966 bis 1972 war das Schiff unter der Bezeichnung „Hospitalschiff Helgoland“ für das Deutsche Rote Kreuz als schwimmendes Krankenhaus in Südvietnam im Einsatz. Es folgten einige Jahre als Stena Finlandica bei Stena Line, bevor das Schiff erneut umgetauft wurde und ab 1975 als Baltic Star auf verschiedene Weise eingesetzt war, unter anderem zahlreiche Butterfahrten unternahm. In der Ostsee war sie mit 1.500 Passagieren lange das größte Seebäderschiff.

2000 wurde das Schiff an eine Reederei auf den Cayman Islands verkauft und zum Kreuzfahrtschiff umgebaut. Seit 2006 fährt sie für Galatours in Ecuador Kreuzfahrten auf den Galapagos-Inseln unter ihrem aktuellen Namen Galapagos Legend.

2017 renoviert, ist die Galapagos Legend laut Reederei das schnellste Kreuzfahrtschiff, das auf den Galapagos-Inseln aktiv ist. Laut Galatours ist sie auch das einzige Galapagos-Kreuzfahrtschiff mit Pool an Bord.

  • Besitzer: Galatours / Go Galapagos
  • Länge:  91,92 m
  • Breite: 14,53 m
  • Passagierkapazität: 100
  • Indienststellung: 1963
  • BRZ: 2.890

Hebridean Princess (1964)

Hebridean Princess
Hebridean Princess (Bild: Tom Bastin, CC BY 2.0)

Erst spät in ihrem Leben wurde die heutige Hebridean Princess zum luxuriösen Kreuzfahrtschiff: 1964 gebaut fand ihr Umbau zum Kreuzfahrtschiff 1989 statt. Davor war das Schiff als Autofähre unter dem Namen Columba unterwegs.

1964 als Columba gebaut bediente sie die ersten Jahre als Fähre die Isle of Mull, später auch andere schottische Inseln. 1968 wurde sie umgebaut, um statt 600 dann 870 Passagiere aufnehmen zu können.

Nach einem umfassenden Umbau 1989 wurde die bisherige Fähre zum Luxus-Kreuzfahrtschiff Hebridean Princess und begann auf Routen rund um die Inseln Schottlands. Heute fährt die Hebridean Princess nach wie vor auf sehr besonderen Routen, nämlich meist küstennah entlang der schottischen, irischen und englischen Küsten und vor allem – durch ihren geringen Tiefgang von nur drei Metern möglich – auch in viele schottische Buchten und Seen, die für größere Kreuzfahrtschiffe unerreichbar sind.

Einen besonderen Passagier beherbergte das Schiff für neun Tage im Juli 2006: Königin Elisabeth II charterte die Hebridean Princess für einen königlichen Familien-Urlaub, um ihren 80. Geburtstag zu feiern. Das Schiff muss der Queen gefallen haben, denn im Juli 2010 kam sie es erneut für zwei Wochen auf das Schiff.

  • Besitzer: Hebridean Island Cruises
  • Länge: 72 m
  • Breite: 14 m
  • Passagierkapazität: 49
  • Indienststellung: 1964
  • BRZ: 2.112

Ocean Majesty (1966)

Ocean Majesty
Ocean Majesty

1966 als Juan March in Valencia gebaut fuhr die heutige Ocean Majesty zunächst für Cia Transmediterranea als Fähre vom spanischen Festland zu den Balearen. Bis 1989 fuhr sie weiterhin unter den Namen Sol Christina und Kypros Star auf Linienstecken im östlichen Mittelmeer, bevor sie 1989 an die griechische Majestic International Cruises verkauft zu einem 535-Passagiere-Kreuzfahrtschiff umgebaut wurde. Als solches bekam sie zum ersten Mal ihren heutigen Namen Ocean Majesty und fuhr zunächst für Majesty International Cruises.

1994 wurde sie komplett renoviert und wechselte den Namen auf Olympic, nun an Epirotiki Lines verchartert wurde sie erneut umbenannt zu werden, diesmal in Homeric. 1995 schließlich bekam sie den Namen Ocean Majesty, den sie bis heute behalten sollte. Seitdem wurde das Schiff an verschiedene Kreuzfahrtanbieter verchartert, häufig an den britischen Veranstalter Page & Moy. Seit Mai 2013 fährt die Ocean Majesty für den deutschen Veranstalter Hansa Touristik.

  • Besitzer: Majesty International Cruises, letzter Status Sommer 2023: als Flüchtlingsunterkunft in Rotterdam
  • Länge: 135,5 m
  • Breite: 19,2 m
  • Passagierkapazität: 550
  • Indienststellung: 1966
  • BRZ: 10.417

Knyaz Vladimir (1971)

Royal Iris – aktueller Name: Knyaz Vladimir

Bei Chantiers de l’Atlantique in Saint-Nazaire als Autofähre mit dem Namen Eagle gebaut, wurde die heutige Knyaz Vladimir 1981 zum Kreuzfahrtschiff umgebaut. Das Schiff wechselte im Laufe seines Lebens häufig den Namen: Eagle, Azur, The Azur, Elouise, Royal Iris, Roy Star und schließlich Knyaz Vladimir.

Als The Azur fuhr sie von 1987 bis 1994 für Chandris Lines und ist damit das älteste noch existierende Schiff dieser Reederei, die später in Celebrity Cruises aufging. Nach zehn Jahren bei Festival Cruises ging das Schiff 2005 an die israelische Kreuzfahrtreederei Mano Cruises und bekam den Namen Royal Iris. Seit 2017 heißt das Kreuzfahrtschiff Knyaz Vladimir und fährt unter russischer Flagge für Black Sea Cruises mit Heimathafen Sotchi.

  • Besitzer: Rosmorport
  • Länge: 135,3 m
  • Breite: 21,9 m
  • Passagierkapazität: 770
  • Indienststellung: 1971
  • BRZ: 9.159

Aegean Odyssey (1973)

Aegean Odyssey
Aegean Odyssey

Die ursprünglich 1973 in der rumänischen Werft Santierul Naval Galati als Fähre gebaute Aegean Odyssey wurde 1988 zum Kreuzfahrtschiff umgewandelt und 2010 noch einmal umfangreich umgebaut.

Als Fähre fuhr das Schiff bis 1986 in Griechenland unter den Namen Narcis und Alkyon. Nach ihrem Umbau zum Kreuzfahrtschiff hieß sie ab 1988 zunächst Aegean Dolphin, zwischenzeitlich Dolphin und ab 1996 Aegean I, als sie 1996 an Renaissance Cruises verchartert war. 2013 und 2015 fuhr sie im Sommer zeitweise auch für den türkischen Reiseveranstalter Etstur.

2010 wurde sie schließlich in Aegean Odyssey umbenannt und von Voyages to Antiquity betrieben. Die Reederei stellte ihren Kreuzfahrtbetrieb Ende Oktober 2019 ein, nachdem sie zahlreiche Reisen wegen Maschinenproblemen absagen musste.

Aktuell ist das Schiff seit April 2020 für drei Jahre an Road Scholar verchartert. Der Anbieter von Reisen mit einer Art Universitätsprogramm für Erwachsene an Bord will ab Frühjahr 2022 wieder fahren.

  • Besitzer: Aegean Odyssey Maritime
  • Länge:  140,5 m
  • Breite:  20,6 m
  • Passagierkapazität: 396
  • Indienststellung: 1973
  • BRZ: 12.094

National Geographic Explorer (1982)

National Geographic Explorer
National Geographic Explorer

Das kleine Expeditionsschiff National Geographic Explorer wurde 1982 in Ulsteinvik in Norwegen gebaut und 2005 modernisiert und umgebaut. Ausgestattet ist das Schiff mit der hohen Eisklasse 1A, Kajaks, Zodiac-Schlauchbooten, Unterwasser-Kameras und Hydrophone sowie einem „ROV“, Remote Operated Vehicle, in Form einer unbemannten Mini-U-Boots mit Kamera zur Übertragung der Unterwasserbilder auf Monitore am Schiff und in den Passagierkabinen.

Lindblad Expeditions bezeichnet das Schiff trotz seines Alters auf der Website immer noch als „das wohl beste Expeditionsschiff der Weltmeere“ und als Flaggschiff der Lindblad-Flotte.

Den Namen National Geographic Explorer trägt das Schiff seit 2008. Davor fuhr es als zunächst bis 2003 für Hurtigruten als Midnatsol, wurde in Lyngen umbenannt und als Reserveschiff bei Hurtigruten eingesetzt. 2007 wird das Schiff dann an Lindblad Expeditions verkauft, umgebaut und dort 2008 in Dienst gestellt.

  • Besitzer: Lindblad Expeditions
  • Länge:  112 m
  • Breite:  16,5 m
  • Passagierkapazität: 148
  • Indienststellung: 1982
  • BRZ: 6.471

Kein Kreuzfahrtschiff mehr …

Ein Schiff, das früher einen Platz in dieser Liste hatte, ist inzwischen kein Kreuzfahrtschiff mehr, sondern wird (Stand August 2021) – zum Hotelschiff umgebaut …

Funchal (1961)

Funchal im Nord-Ostseekanal (Bild: Oliver Asmussen, oceanliner-pictures.com)
Funchal im Nord-Ostseekanal (Bild: Oliver Asmussen, oceanliner-pictures.com)

Die Funchal wurde 1961 in Dänemark gebaut und fuhr zunächst für die portugiesische Gesellschaft Empressa Insula de Navagacao als Linienschiff für Post und Passagiere auf der Route Lissabon – Azoren – Madeira. Für ein Schiff dieses Alters recht ungewöhnlich: Sie hat ihren ursprünglichen Namen ohne Unterbrechung bis heute behalten.

Zu einem reinen Kreuzfahrtschiff wird die Funchal 1973 umgebaut, ihre Dampfturbinen werden durch moderne Dieselaggregate ersetzt. 1987 an die Warwick Shipping Company verkauft und lange an die schwedische Fritidskryys verchartert gehört später Arcalia Shipping, vermarktet von dessen Tochterunternehmen Classic International Cruises. Um den Sicherheitsanforderungen von SOLAS 2010 gerecht zu werden, wurde die Funchal von 2011 an umfangreich renoviert, zeitweise standen die Arbeiten aber still.

2013 übernahm nach der Insolvenz von Arcalia/CIC der Portugiese Rui Alegre das Schiff in die Flotte der neu gegründeten Reederei Portuscale Cruises und setzte die Renovierungsarbeiten fort. Ihren Namen darf die Funchal, anders als die übrigen Schiffe der Portuscale-Cruises-Flotte, weiter behalten.

2019 kaufte eine britische Firma aus Liverpool das Schiff mit dem Ziel, es zu einem Partyschiff umzubauen, das von Liverpool zu den Party-Ressorts auf Ibiza, Marbella und Mallorca fahren sollte. Ende 2019 beerdigte der Eigentümer diese Pläne. Das Schiff liegt weiterhin in Lissabon auf.

Update: Brock Pierce, Schauspieler und Milliardär, der sein Geld mit Bitcoin-Investitionen gemacht hat, hat das Schiff im August 2021 angeblich für 1,9 Millionen Dollar gekauft und bereits weitere 6,4 Millionen Dollar investiert, um das Schiff in ein Hotel- und Museumsschiff umzuwandeln. Das Hotelschiff soll dauerhaft in Lissabon liegen.

  • Besitzer: Signature Living
  • Länge: 154 m
  • Breite: 19 m
  • Passagierkapazität: 471
  • Indienststellung: 1961
  • BRZ: 9.563

Ein Ende beim Verschrotter …

Einige klassische Kreuzfahrtschiffe, die wir in einem früheren Beitrag zu diesem Thema noch gelistet hatten, sind inzwischen ausgemustert und verschrottet worden …

Marco Polo (1965)

 Marco Polo 2018 im Nord-Ostseekanal (Bild: Oliver Asmussen, oceanliner-pictures.com)
Marco Polo 2018 im Nord-Ostseekanal (Bild: Oliver Asmussen, oceanliner-pictures.com)

Die Marco Polo wurde 1965 in der Mathias-Thesen-Werft als Alexandr Pushkin für die sowjetische Baltic Shipping Company gebaut und war zunächst ein kombiniertes Passagier- und Frachtschiff. Zu Beginn wurde sie sowohl für Linienverkehr zwischen Leningrad und Montreal eingesetzt als auch im europäischen Winter als Kreuzfahrtschiff in der Karibik. Das Schiff verfügt über einen verstärkten Rumpf, um auch in Packeis noch navigieren zu können.

1979 bis 1985 war das Schiff an die deutsche Transocean Tours verchartert, 1985 dann an CTC Cruises für Europa- und Australien-Kreuzfahrten. 1991 schließlich wurde das Schiff an Orient Lines verkauft und hier auf ihren heutigen Namen Marco Polo umgetauft. Orient Lines ließ das Schiff bis 1993 in Griechenland umfassend umbauen und modernisieren. Für Orient Lines fuhr sie bis 1998.

Auch nach einem Eigentümerwechsel zu Norwegian Cruise Line fuhr sie weiter für Orient Lines, bis Norwegian die Marco Polo an die griechische Reederei Global Maritime verkaufte, selbige das Schiff erneut an Transocean vercharterte. Seit 2010 fuhr die Marco Polo für die britische Cruise & Maritime Voyages – bis zu deren Insolvenz 2020. Anfang 2021 hat die Marco Polo sich mit Fahrtziel Alang, Indien, wohl auf ihre letzte Reise vor der Verschrottung gemacht.

  • Besitzer: Cruise & Maritime Voyages
  • Länge: 176 m
  • Breite: 24 m
  • Passagierkapazität: 820
  • Indienststellung : 1965
  • BRZ: 22.080

Princess Daphne

  • Baujahr: 1955
  • frühere Namen: Port Sydney, Akrotiri Express, Daphne, Switzerland, Ocean Odyssey, Ocean Monarch
  • verschrottet: 2014
  • letzter Eigentümer:Classic International Cruises

Lisboa

  • Baujahr: 1955
  • frühere Namen: Port Melbourne, Therisos Express, Anar, Starlight Express, Baltica, Princess Danae
  • verschrottet: 2015
  • letzter Eigentümer: Portuscale Cruises

Porto

  • Baujahr: 1965
  • frühere Namen: Istra, Astra, Astra I, Arion
  • verschrottet: 2018
  • letzter Eigentümer: Portuscale Cruises

Ola Esmeralda

  • Baujahr: 1966
  • frühere Namen: Black Prince, Venus
  • verschrottet: 2012/13
  • letzter Eigentümer: Servicios Acuaticos de Venezuela (Saveca)

Dafür haben wir einige sehr alte Kreuzfahrtschiffe entdeckt, die in unserer bisherigen Liste der ältesten noch fahrenden Kreuzfahrtschiffe der Welt nicht enthalten waren. Und im Bereich der zu Kreuzfahrtschiffen umgebauten Segelschiffe dürfte noch das eine oder andere irgendwo auf der Welt unterwegs sein. Diese Kategorie ist vielleicht mal einen eigenen Beitrag wert.

22 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

22 Gedanken zu „Die zehn ältesten noch fahrenden Kreuzfahrtschiffe“

  1. Die Delphin liegt meines Wissens seit etwa zwei Jahren in Rijeka in Kroatien auf und es scheint sich abzuzeichnen, dass Sie in absehbarer Zeit verschrottet wird. Aber aktuell scheint sie noch zu existieren und solange gibt es auch noch Hoffnung für sie. (siehe: https://www.seereisenportal.de/news/kreuzfahrt-news-schifffahrtsnachrichten/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=430&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail)

    Für diese Liste hier wäre die Delphin aber ohnehin zu jung ;-)

  2. Hallo Franz,
    eine sehr schöne, auf dem aktuellen Stand gebrachte Reportage. Ja, im Laufe der letzten 20 Jahre, habe ich so manche dieser alten Schiffe noch gesehen dazu noch such solche, die längst verschrottet wurden. Das Grösste davon war wohl die Norway, die ich noch in Bremerhaven, nach einer Schiffsbesichtigung, vielleicht der ersten Albatros oder der Maxim Gorkij (wahrscheinlich falsch geschrieben) noch sehen konnte. Eine Reportage über die inzwischen abgewrackten Schiffe, wäre wahrscheinlich umfangreicher, zumal man das eine oder sndere dabei leicht übersehen kann.

  3. Die frühere Vistamar ist die heutige „Orient Queen II“ und fährt für Abou Merhi Cruises im Libanon. Sie ist mit Indienststellung 1989 noch viel zu jung für diese Liste. Die Maxim Gorkiy wurde leider schon 2009 verschrottet, wäre aber ebenfalls noch zu jung gewesen. Und die Delphin habe ich bereits in meiner Antwort zum ersten Kommentar erwähnt.

  4. @Rainer Buch: Die Norway hätte ich so gerne noch gesehen. Leider habe ich dafür meinen Bezug zur Kreuzfahrt erst viel zu spät entdeckt. Und ja, eine Geschichte über verschrottete Kreuzfahrtschiffe wäre immens aufwendig und an Vollständigkeit (oder auch nicht Korrektheit aller genannten Fakten) wäre mit vertretbarem Aufwand wahrscheinlich nicht zu denken. Aber spannend wäre es natürlich schon …

  5. Bei den abgewrackten Schiffen, wurden bei der Lisboa der Name vergessen, der das Schiff berühmt machte: Danae
    Schade um das schöne Schiff

  6. Die Ex-Vistamar ist laut Marinetraffic in Orient Queen (ohne II) umbenannt worden, nachdem die erste Orient Queen, die AMC and Louis verkauft hat, verschrottet wurde.

  7. @Iwasoisbessa: Ja, okay, stimmt teilweise. Sie hieß zunächst Orient Queen II, wurde dann in „Med Queen“ umbenannt und heißt heute „Orient Queen“ (ohne II). Interessanterweise bezeichnet aber selbst Abu Merhi Cruises das Schiff stellenweise als „Orient Queen II“, an anderer Stelle nur als „Orient Queen“. Der offizielle Name des Schiffs (IMO-Nummer 8701193) ist aber wohl seit Juni 2018 tatsächlich „Orient Queen“.

  8. Ironie des Schicksals: Die ASTOR I ersetzte die damalige „Völkerfreundschaft“ 1985 und diese ersetzte wiederum die inzwischen mit ihrem Schwesterschiff ASTOR II unter dem Namen ASTORIA fahrende ASTOR I als Astoria 2016..

  9. nun werden noch einige „sehr junge“ Schiffe auf die Liste der „recyclierten“ Schiffe kommen, das jüngste das ich weiss ist die Costa Victoria mit Jahrgang 1996 mit gerade mal nur 24 Jahren auf dem Buckel. Und dazu kommen noch die drei Schiffe von Pullmanntur Cruises die allem anschein nach auch wegen Corona dem Brenner zum Opfer fallen.

  10. Und nun ist auch die Marco Polo weg :(

    Traurig, schon vor einiger Zeit dachte ich, dass hier mit dem Russenschiff ein eigentlich viel zu junges und auch äußerlich nicht gerade klassisches Schiff unter ist. Und die Royal-Viking-Schwestern werden es nicht einmal hier rein schaffen.

  11. @Henry: Ja, um dieses Schiffs ist es besonders schade. Und ich fürchte, ich werde in diesem Beitrag in der kommenden Zeit leider noch die eine oder andere Aktualisierung vornehmen müssen :-(

  12. @Pinty: Ich habe die Freewinds in die Liste nicht aufgenommen, weil sie nicht frei buchbar ist und auch nicht im engeren Sinne als Kreuzfahrtschiff unterwegs ist, sondern als schwimmendes Ausbildungszentrum.

  13. Auf jeden Fall fehlt die „MV Galapagos Legend“ in der Liste.
    Gebaut 1963 als „Helgoland“ bei Howaldtswerke Hamburg AG.

  14. Ich hatte die unendliche Freude die Nordstjernen bei Ihrer Reise zum 50 . Geburtstag 2006 erleben zu dürfen und nach Ihren Hurtigruten Dienst noch drei mal in Süd Norwegen und in der Ostsee . Ein großer Nostalgischer Traum . Und nun träume ich davon mein erstes Hurtigruten Schiff die Ragnvald Jarl auch BJ. 1956 noch einmal zu treffen wenn sie vielleicht zurück kehrt . Sie wird derzeit in Danzig Grund überholt . Diese alten Dampfer waren eine ganz andere Welt und der krasse Gegensatz zu Heute .

Schreibe einen Kommentar

Hinweis: Neue Kommentare werden aus technischen Gründen oft erst einige Minuten verzögert angezeigt.
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner