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Majesty of the Seas - vor Anker in Coco Cay

Kontrastprogramm: Von der Oasis auf die Majesty of the Seas

Zwei Kreuzfahrten hintereinander ist schon etwas für Fortgeschrittene, aber zuerst auf die Oasis of the Seas und dann direkt im Anschluss auf die viel kleinere und ältere Majesty of the Seas – das ist Kontrastprogramm pur. Dachten wir. Doch der Kontrast war völlig anderer Art als erwartet. Denn die Majesty ist ein sehr liebenswertes Schiff, das sich auf seine Weise vor der Oasis gar nicht verstecken muss. Der Kontrast ist vielmehr die gänzlich andere Atmosphäre einer 4-Nächte- im Vergleich zu einer 7-Nächte-Kreuzfahrt. Spannend und lehrreich zugleich.

Majesty of the Seas, 31.5. – 29.5.2010, Kabine F1-5558 Ocean View (Deck 5), Östliche Karibik (Miami – Key West – Nassau, Bahamas – Coco Cay, Bahamas – Miami). Eine wie immer sehr detaillierte Review einschließlich Hafenstopps hat Carmen übrigens bei Kreuzfahrten-Treff gepostet.

Was unterscheidet eine 4-Nächte- von einer 7-Nächte-Kreuzfahrt? Ein erstes, klares Statement dazu kam vom Kreuzfahrtdirektor zu Beginn der Welcome-on-Board-Show im Theater: Statt eines vergleichsweise gesetzten Herrn auf der Oasis entpuppt sich Majesty-CD Ricky Matthews als wahre Partykanone, der dem Saal erst einmal mit „Hey Baby“ und wilden Tanzeinlagen auf der Bühne einheizt. Ohne lautes Gejohle und Ausflippen auf Befehl des Cruise Directors geht es auch die nächsten Tage vor den Shows nicht ab. Nicht gerade das, was man an Niveau von Royal Caribbean sonst gewohnt ist.

Den Wahnsinn einfach aussitzen

Aber wer sich nicht aus Prinzip daran stört, hält sich dezent zurück, ignoriert das Ganze und sitzt die abendlichen fünf Minuten Wahnsinn einfach aus. Denn die Shows selbst sind in der gewohnt hohen Royal-Caribbean-Qualität, vom sensationellen Jongleur (da habe ich schon viel gesehen, aber der Mann – Paul DiMuzio – war einfach genial) bis hin zur Production-Show der Royal Caribbean Singers and Dancers.

Quesadillas werden im Compass Deli frisch zubereitet
Quesadillas werden im Compass Deli frisch zubereitet

Das Publikum ist anders – das ist nicht negativ und wir haben es auch nicht als unangenehm empfunden. Nur eben anders, Herden-artiger, Party-mäßiger. Unser Lieblingsplatz zum Mittagessen – das Compass Deli auf Deck 12 – war zu unserer Freude eigentlich immer nahezu menschenleer, nur die höheren Chargen der Crew wissen offenbar das gute und leichte Essen dort zu schätzen. Dafür war Sorrento’s Pizza und die Burger- und Hotdog-Station im Windjammer-Buffet kräftig besucht.

Am Rande bemerkt: Das Compass Deli ist unser Geheimtipp zum Lunch. Da gibt’s leckere Wraps und frisch auf Bestellung zubereitete Quesadillas, sehr leckere süße und pikante Crepes, Suppen, Obst, ein paar Nachspeisen und eine kleine Salat-Bar. Mindestens ebenso wichtig: An den wenigen Tischen geht es ruhig und entspannt zu, der Raum ist hell und gemütlich und den Trubel des Windjammers ein Deck tiefer bleibt außen vor.

Powershopping mit Animateur
Powershopping mit Animateur

Zurück zum Kontrastprogramm: Das Casino ist auf dieser Kreuzfahrt ein wahrer Publikums-Magnet und in den wegen der vielen Hafenaufenthalten relativ kurzen Öffnungszeiten immer gut gefüllt. Wirklich beeindruckt hat uns – nicht gerade im positiven Sinne – die permanente Schlußverkaufsstimmung im Shopping-Bereich. Zusätzlich zu den Shops an Bord sind im „Centrum“ während Seezeiten immer Verkaufstische aufgebaut und der Verkauf von allerlei Plunder – vor allem Modeschmuck – nimmt nahezu ekstatische Züge an, zu den Stoßzeiten noch angeheizt durch heftige und laute Werbesprüche per Mikrofon. Da hilft nur eines: flüchten, ausweichen, nicht hingehen. Außer am ersten Tag, wenn es beim Raffle („Majesty Expo“ genannt) einiges zu Gewinnen gibt. Aber eine Viertelstunde Kaffeefahrt-Stimmung hält man schon aus ;-).

Als Schnupper-Kurs für Kreuzfahrt-Anfänger ungeeignet

Kurzkreuzfahrten gelten als ideale Gelegenheit für Neu-Kreuzfahrer zum Ausprobieren: Gefällt mir diese Art von Urlaub, komme ich mit Schiff, Essen und Publikum zurecht? Einige Deutsche, die wir an Bord getroffen haben, hatten genau aus diesem Grund gebucht. Und waren nicht rundherum glücklich. Denn was sie auf dieser Kurzkreuzfahrt erlebten, ist nicht „typisch Royal Caribbean“ und damit eine verspielte Chance, neue Kunden zu gewinnen. Zu laut, zu „typisch amerikanisch“. Wenn einen das unvorbereitet trifft, hinterlässt es keine Traumurlaub-Erinnerung.

Aus der Majesty-Erfahrung heraus würde ich Reisebüros empfehlen, ihre Kreuzfahrt-Neulinge eher auf Kurzkreuzfahrten in Europa zu schicken oder zumindest vorzuwarnen vor amerikanischem Party- und Shopping-Publikum, von denen übrigens ebenfalls die meisten Kreuzfahrt-Neulinge waren, wohl aber schon mit entsprechender Party- und Shopping-Laune an Bord gekommen sind.

Liebenswertes Schiff für Royal-Caribbean-Kenner

Erfahrene Royal-Caribbean-Kreuzfahrer werden die Majesty of the Seas trotz allemdem mögen. Wenn man über die Shopping-Eskapaden und Hey-Baby-Einlagen des Cruise Directors großzügig hinwegsieht, ist die Majesty of the Seas ein liebenswertes Kreuzfahrtschiff, dem man sein Alter kaum anmerkt. Nur die Kabinen sind mit 11 Quadratmetern etwas eng.

Traumblick von ganz oben: die Viking Crown Lounge
Traumblick von ganz oben: die Viking Crown Lounge

Die großzügige Schooner Bar mit ihren großen Panoramafenstern nach Steuerbord ist ein wunderbarer Platz zum Entspannen, das Boleros gefällt besonders durch die stimmungsvoll gestaltete Bar.

Die Viking Crown Lounge der Majesty of the Seas ist geradezu der Archetyp dieser Royal-Caribbean-Erfindung mit einem perfekten Rundumblick und nach hinten auch mit einer spannenden Aussicht auf die Kletterwand – die Kletterer hängen nur wenige Meter entfernt im künstlichen Fels. Selten verirrt sich das Party-Publikum untertags hierher, sodass die Viking Crown Lounge der perfekte Ort zum Lesen und Entspannen ist.

Majesty of the Seas (Panorama-Bilder):

Und, dass muss einfach erwähnt werden: Der Service im Moonlight Diningroom war ausgezeichnet und mit unserem Oberkellner hatten wir noch nie so viel Kontakt und interessante Gespräche wie auf der Majesty of the Seas. Das macht richtig Spaß!

Vergleich Oasis of the Seas – Majesty of the Seas

Nein, dieser Erwartung werde ich nicht gerecht werden ;-). Ich weigere mich, die beiden Schiff zu vergleichen, und zu sagen, welches „besser“ ist. Denn das ist höchst subjektiv und ich wüßte noch nicht einmal, wie ich mich entscheiden würde, wenn mich jemand dazu zwingen würde. Die Oasis hat natürlich den Reiz des Neuen und der faszinierenden Orte, Restaurants und Features an Bord. Auf der Majesty of the Seas – das gebe ich offen zu – war ich andererseits doch ziemlich überrascht, dass wir keineswegs einen Kulturschock erlebten oder gar an Klaustrophobie litten.

Die Majesty of the Seas – habe ich das schon erwähnt? – ist ein wunderschönes Schiff und beeindruckt selbst dann noch, wenn man direkt von der überwältigenden Größe, Pracht und Angebotsvielfalt der Oasis of the Seas kommt. In gewisser Weise waren die 5 Tage auf der Majesty sogar eine Art Erhohlung von der mondänen Großstadt „Oasis“ in der beschaulichen Kleinstadt „Majesty“.

Weitere Teile der Serie "Kontrastprogramm: Von der Oasis auf die Majesty of the Seas":

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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