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Monsterwellen und normaler Seegang

Monsterwellen sind gern genommener Stoff für reißerische Schlagzeilen, und oft machen Journalisten aus gewöhnlichem Seegang schonmal eine „Killer-Welle“, aus Unwissenheit und um die News noch etwas anzuheizen. Die Louis Majesty traf am Mittwoch aber wohl tatsächlich eine Dreiergruppe dieses außergewöhnlichen Wellen-Typs, zwei Passagiere kamen dabei ums Leben, 14 wurden verletzt.

Wir haben einmal mit einer Schema-Zeichung versucht nachzuvollziehen, wie diese Wellen bei der Louis Majesty ausgesehen haben könnten (darunter im Vergleich dazu das Bild ohne Seegang). Die Größenverhältnisse stimmen; über die Länge der Wellen und der Winkel des Schiffs können wir naturgemäß nur spekulieren: Das Schiff ist rund 50 Meter hoch, die drei großen Wellen messen acht Meter vom Wellental zur Krone.

Was die Scheiben im vorderen Bereich von Deck 5 zum Bersten brachte und offensichtlich auch mehrere Passagierkabinen geflutete, dürften große Mengen Spritzwasser gewesen sein, das beim Aufprall des Bugs auf die Welle noch deutlich weiter aufstieg als 8 Meter.

Was unterscheidet eine Monsterwelle von schwerem Seegang?

Wissenschaftlich bewiesen ist die Existenz von so genannten Monsterwellen erst seit 15 Jahren. Erst 1995 konnte nämlich eine solche Welle mit wissenschaftlichem Gerät gemessen werden, die so genannte Draupner Wave, benannt nach einer Ölbohrplattform vor der Küste Norwegens, die von dieser 26-Meter-Welle getroffen wurde.

Eine Welle ist dann eine Monster-, Killer-, Extrem- oder Freak-Welle wenn sie im Verhältnis zum vorherrschenden Seegang außergewöhnlich hoch ist. Im Falle der Draupner Wave war schon der normale Seegang höher als die 8-Meter-Wellen, welche die Louis Majesty trafen — in der Nordsee war der normale Seegang an der Plattform damals schon durchschnittlich 12 Meter. Der Begriff „Monsterwelle“ bezeichnet also nicht die absolute Höhe einer Welle, sondern ihre Größe im Verhältnis zum aktuelle vorherrschenden Seegang.

Über die genaue Entstehung der Mega-Wellen herrscht noch immer Unklarheit. Vermutet wird eine mehr oder weniger zufälliges Zusammentreffen von mehreren Faktoren wie starke Winde, querlaufende, starke Strömungen und bestimmte Küstenformationen. Details dazu beschreibt ein Artikel der Wapedia zu Rogue Waves recht gut.

Die Killer-Wellen treten demnach in drei Formen auf:

  • als Wasser-Wand, die sich über bis zu 10 Kilometer Strecke hinweg über den Ozean schiebt.
  • als einzelne, gewaltige Welle, die auch schnell wieder bricht
  • oder als Folge von drei großen Wellen, so wie wohl Falle der Louis Majesty.

Im April 2005 wurde die Norwegian Dawn von einer über 20 Meter hohen Welle getroffen, Fenster zerbrachen, vier Passagiere wurden verletzt, 60 Kabinen geflutet (Quelle: Cruise Critic). Laut Wapedia war 2001 auch das Kreuzfahrtschiff MS Bremen im Atlantik von einer Monsterwelle betroffen, die allerdings mit 30 Metern mehr als dreimal so hoch war wie die Wellen, welche die Louis Majesty am Mittwoch aushalten mußte. 1995 hatte die Queen Elisabeth 2 mit einer ähnlich hohen Welle im Atlantik zu kämpfen.

Insgesamt gesehen treten solche unerwarteten Wellenberge aber nur recht selten auf und treffen noch seltener Kreuzfahrtschiffe.

7 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

7 Gedanken zu „Monsterwellen und normaler Seegang“

  1. guten tag,

    die drei arten dieser wellen sollten nocheinmal überdacht werden.
    – Fest steht das es Wellen gibt die mit einer Strömung interagieren (Kap der Guten Hoffnung).
    – Freak Waves die aus Kreuzseen entstehen
    -Freak Waves die einer Überlagerung verschieden schnell laufender Wellen entstehen.

    Über die „Weißen Wände“ oder auch die „Drei Schwestern“ gibt es keine Aufzeichnungen oder wissenschaftliche Abhandlungen.

    Gruß malte

  2. Meine Quelle dazu ist vor allem Wapedia ), die bei diesen Themen in der Regel sehr zuverlässig sind. Sowohl die „weißen Wände“ als auch die „Three Sisters“ sind wohl häufig von Seefahrern berichtet worden, ihre Existenz scheint deshalb wahrscheinlich. Wissenschaftlicher Nachweis ist zugegebenermaßen etwas anderes. Aber der gelang für Monsterwellen generell erst 1995, obwohl es diese Art von Wellen sichelrich auch davor schon gab ;-) Die Berichte von der Louis Majesty sprechen jedenfalls von drei kurz aufeinander folgenden Monsterwellen, also die Kategorie „Three Sisters“.

    Malte, hast Du eine Quelle für Deine drei Wellen-Typen? Ich nehme Deine Aufstellung natürlich gerne noch in den Artikel mit auf, wenn ich das irgendwo nachrecherchieren kann.

  3. Um Himmels Willen … nehmen Sie blos die Wellen-Grafik raus. Das sind Vorstellungen eines Kreuzfahrers. Mit Seefahrt hat das nichts zu tun. Allerdings hatte wohl auch der Kapitän lange nichts mehr mit Seefahrt zu tun?
    Jeder Hobby-Seemann weiß, dass für den Golf de Lyon andere Regeln gelten als auf hoher See. Und auch da drischt man nicht full speed gegen die See an …
    Alles weitere lesen Sie gut verständlich unter
    http://www.esys.org/news/Unfallbericht_Louis%20Majesty.html
    Ahoi von einem „old sailor“, der schon mehr als nur einmal „drei Schwestern“ gesehen hat.

  4. Danke für den Link.
    Natürlich erhebt die Grafik nicht den Anspruch, ein Foto der Situation zu ersetzen. Sie dient als Hilfsmittel, um die Wellenhöhe ins Verhältnis zur Schiffsgröße zu setzen und zu veranschaulichen, dass hier keineswegs Wellen „das Schiff überrollt“ haben, wie man aus der damaligen Berichterstattung hätte schließen können.
    Ich habe auch selbst schon höhere Wellen auf einem Kreuzfahrtschiff erlebt (ca. 13 Meter vor Neuengland auf der Celebrity Summit) und aus der Erfahrung heraus kann ich nur sagen, dass die Grafik von der Realität nicht so weit entfernt ist – auch wenn zugegeben der Winkel vielleicht ein wenig übertrieben ist …

  5. Also, das Vorschiff kann schon überrollt wurden sein. Denn, das gefährliche an den „Monsterwellen“ ist zusätzlich das tiefe Loch davor. Dort fällt der Dampfer rein, gut auch im von der Grafik gezeigten Winkel oder größer gar, und das Vorschiff wird von Kompaktwasser ( auch „grünes Wasser“ genannt ) getroffen und überschwemmt den Bug. Und dann gibt das ein Bild: vom Kompaktwasser der ersten Wellen zerstörte Scheiben, Kreuzfahrer, die noch staunen und das Wasser der dritten Welle rauscht kompakt durch die Fenster … Da fahren aber auch Kapitäne zur See …Im net gibts ein video, da hat der AIDA Kapitän noch den Pool voll mit Wasser.. im Sturm … ahoi & alzeit gute Fahrt.
    Schiffe können einiges ab .. siehe MS BREMEN und die Monsterwelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21011472.html

  6. Laien stellen sich ja gerne mal vor, dass eine Welle das geste Schiff überschlägt – das hatte ich damit gemeint. In der Tat ist es gut, dass Schiffe typischerweise deutlich mehr aushalten als die Passagiere darauf ;-)

  7. alles tief im grünen Bereich ;-)
    Horido & aloahe … ich informiere mich gern auf Ihren Seiten zu Kreuzfahrtschiffen und allem drumrum. Nämlich, von Kreuzfahrt verstehen „alte Seefahrer“ nichts. Und die Konsequenz lässt im Alter auch nach. Hieß es früher“ Musikdampfer, nur das nicht!“ so heißt’s heute eben “ Na gut, wenn es sein muß“
    Navigare necesse est ;-)

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