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Amelia

Neues Phoenix-Flussschiff Amelia im Praxistest

Auf Kurzkreuzfahrt mit der Amelia von Köln über Mainz, Rüdesheim, Koblenz und Königswinter Anfang April: Kurze Flusskreuzfahrten sind für uns mittlerweile zu einer schönen Tradition geworden, auch wenn wir eigentlich Fans längerer Hochseekreuzfahrten sind. Schnupperreisen auf den Flüssen sollten ursprünglich in erster Linie den Reedereien neue Kunden für längere Reisen ködern, aber mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass sich diese Reisen sehr gut für Familientouren mehrerer Generationen und Kurzurlaube von kleinen Vereinen und Freundescliquen eignen. Dementsprechend steigt das Angebot. Auch auf unserer Reise mit der brandneuen Amelia stellten diese Kleingruppen die Mehrzahl der Passagiere.

Die Amelia wird von Scylla Tours bereedert und ist im Vollcharter für Phoenix Reisen unterwegs. Diesen Veranstalter haben wir 2008 erstmals auf einer Mini-Hochseekreuzfahrt mit der Albatros kennengelernt. Diese verlief nicht positiv. Abgesehen von einem sehr unbefriedigenden Schiffszustand war das Gesamtprodukt Albatros von seinem Eigenanspruch überhaupt nicht auf die Erfüllung gehobener Erwartungen erpicht. Aber Phoenix-Kenner wissen, dass es bezüglich des Niveaus an Bord entscheidend auf die Eigeneinstufung der Schiffe, sprich die Anzahl der Sterne ankommtdie Albatros hat 3,5; die Amelia dagegen 4,5. Außerdem sagen wir niemals „nie wieder“.

Ein besonderes Merkmal von Phoenix sind die umfangreichen Reiseunterlagen. Neben ausführlichen Informationen über das Schiff werden den Passagieren im Vorfeld selbst für eine Minikreuzfahrt individuell erstellte Reiseführer zugesandt. Weiterhin charakteristisch für den Bonner Veranstalter: Er bleibt stets seinen Katalogpreisen bis zum Reisetermin treu. Das hat einen Nachteil: Man kann nicht wie beim deutschen Flussreisen-Marktführer A-Rosa – den wir aufgrund seines kulinarischen Angebots sehr schätzen – tolle Last-Minute-Schnäppchen machen. Andererseits werden Frühbucher nicht verärgert und wenn sie Glück haben mit einem Upgrade belohnt. So auch bei uns: Gebucht hatten wir Kategorie C (Außenkabine Unterdeck) für 299 Euro, bekommen haben wir Kategorie D mit französischem Balkon (Katalogpreis 399 Euro).

Das Schiff

Amelia
Amelia

Die feste Liaison Scylla/Phoenix will die Amelia äußerlich nicht verbergen, sie präsentiert sich mit sehr viel Türkis. Statt der bei Flusskreuzern üblichen Auspuffe zieren zwei auffällige Schornsteine mit dem Phoenix-Logo das Heck. Ein schönes Schiff mit stattlichen Ausmaßen (135 m Länge) und hoher Kapazität (220 Passagiere) ist da entstanden. Innerlich zeigt sie sich in den öffentlichen Räumen trotzdem geräumig und vor allem vielfältig.

zweistöckiges Restaurant
zweistöckiges Restaurant

Wie schon bei ihrer Schwester Alina gibt es einige neuartige Raumkonzepte und Detaillösungen wie das zweistöckige Restaurant, das offene Essenssitzungen erlaubt, wahlweise in Buffetform oder klassisch bedient. Sie ist mit einem dritten Alternativrestaurant, Sauna, Dampfbad, Fitnessraum, Minigolf und Whirlpool sehr gut ausgestattet – diese Merkmale zeigen, dass man auch auf die A-Rosa-Stammgästeschar zielt. Die Verarbeitungsqualität des in Serbien (Kasko) und den Niederlanden (End- und Innenausbau) errichteten, leise und geschmeidig laufenden Schiffs überzeugt. Die Inneneinrichtung präsentiert sich in modernem Design, teilweise elegant, aber stets gediegen und gemütlich.

Atrium der Amelia
Atrium der Amelia

Das Schiff nimmt den Passagier gleich beim Betreten dank eines ungewöhnlich großzügigen zweistöckigen Atriums für sich ein. Als Besonderheit fallen sogleich zwei Aufzüge für gehbehinderte Passagiere auf, die sogar das Sonnendeck für Rollstuhlfahrer zugänglich machen. Auf der mittleren Ebene befindet sich die 24 Stunden besetzte Rezeption, das Phoenix-Desk mit den niederländischen Kreuzfahrtdirektoren Christian Dujardin und Michael van Oosterhout (Phoenix-Stammgäste werde diese alten Hasen gut kennen), ein sehr großer Bordshop (mit Logo-Kleidung und geschmacklich fragwürdigen Modeaccessoires aber ansonsten recht gutem Angebot für alles an Land Vergessene) und ein öffentliches WC.

Erfreulich: Für schlechtes Wetter stehen hier Phoenix-Regenschirme bereit. Auf der oberen Ebene befinden sich eine Sitzgruppe, ein weiteres Desk (nur für die Einschiffung der Passagiere dieses Decks) sowie zwei Internet-Terminals, die keinerlei Diskretion bieten. Abgesehen davon dürfte die Bedeutung dieser Einrichtung bei Kreuzfahrten in Deutschland im Zeitalter der Smartphones und Tablet-PCs gleich Null sein. Was stört noch die Harmonie dieses gelungenen Atriums? Die türkisen Jacketts der Phoenix-Reiseleiter …

Die Kabinen

Kabine
Kabine

Luxuriös wirkende Flure und zwei weitere Treppenhäuser (mittschiffs und hinten) führen uns zu den Kabinen. Diese präsentieren sich als echtes Highlight. Hervorzuheben sind die geschmackvollen Farben, die schicke Beleuchtung und die großen, sehr bequemen Betten. Auffällig sind die geräumigen, innenbeleuchteten Schränke mit drei Flügeln, in denen auch Minibar und Safe (sowie ein zusätzlicher Klappstuhl) untergebracht sind. Es gibt nicht nur Selbstverständlichkeiten wie Telefon und Föhn, auch an Details wie Schuhlöffel, -Putztücher und Postkarten hat Scylla gedacht. Und Phoenix steuert für jeden Passagier einen Rucksack (leider komplett türkis) und ein Präsent zur Indienststellung der Amelia bei – einen schönen Kuli (zu meiner Freude in Schwarz). Großzügig – wie die restliche Ausstattung mit Flatscreen-TV, großen Spiegeln und Schreibpult. Nur für Sessel oder Sofa blieb kein Platz mehr; es gibt einen Stuhl im Bistro-Stil und einen Schemel.

Badezimmer
Badezimmer

Das geflieste Bad in luxuriösem, modernen Stil, dessen Duschkabine auch fülligere Passagiere nicht einengt, ist geräumig. Der Kabinenservice machte seinen Job unauffällig und gut und versorgte uns mit äußerst hochwertigen, flauschigen Handtüchern. Hier darf man sich wirklich wohlfühlen – nur stört das Preisschild über 3,50 Euro der bereitstehenden 0,75-l-Flasche Selters den hervorragenden Eindruck. Erstens empfinde ich dies als überzogen und zweitens sind beim Konkurrenten A-Rosa zwei 0,5-l-Flaschen Wasser pro Tag auf der Kabine inklusive (vorausgesetzt, man hat zum Select-Tarif gebucht). Wo wir gerade von Preisen sprechen: Die Bordreinigung berechnet zum Beispiel für ein Kleid oder eine Hose 8 Euro, für ein Hemd 6,50 Euro und ein T-Shirt 5 Euro.

Kulinarisches

Restaurant
Restaurant

Den Passagieren der Amelia stehen – auf dem Papier – drei Restaurants zur Verfügung. Eine große Auswahl für ein Flussschiff. Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass die Restaurants „Loreley“ und „Wachau“ die einzelnen Etagen des zweistöckigen Hauptspeisesaals sind. Ein Raum, der zwar großzügig wirkt, es aber nicht in gleichem Maße ist wie der Salon im darüber liegenden Deck. Bei voll ausgebuchtem Schiff finden zwar alle Passagiere in einer offenen Tischzeit  Platz, aber es dürfte speziell auf dem Weg zum Buffet etwas eng werden. Kleine hochgelegene Fenster machen zudem die Etage auf dem Unterdeck deutlich unbeliebter – kein Problem allerdings, wenn die Mahlzeit während einer Liegezeit serviert wird.

Dennoch ein schöner, eleganter Raum, der die Amelia ziert – was man vom am Heck gelegenen Lido Café, in dem man alternativ seine Mahlzeiten einnehmen kann, nicht behaupten kann. Zugegeben, im Sommer, wenn die großen Glasschiebetüren zur bescheidenen Heckterrasse geöffnet werden können, ist es sicher ein schönerer Ort als während der kühleren Tage. Aber diese sind auf den Flüssen Mitteleuropas doch eher die Regel, und so ist es schade, dass es hier seitlich keine Aussicht gibt, da der Raum zwischen den Schornsteinen eingezwängt liegt.

Restaurant
Restaurant

Auch die Einrichtung mit kleinen, billigen Stühlen aus Korbimitat erinnert eher an einen gelegentlich bewirtschafteten Aufenthaltsraum auf einem Ausflugsdampfer als an ein Kreuzfahrtschiff. Auch schönes Eindecken der Tische ändert wenig daran, dass hier wenig Atmosphäre aufkommen mag. Übrigens dient das Lido Café auf der Amelia auch als Bordkino, -Bibliothek und -Casino, denn wir finden hier einen riesigen Plasma-Fernseher, einige liegen gelassene Bücher und Zeitschriften sowie eine Sammlung von Brettspielen. Was fehlt ist ein Barservice. Allerdings hätten sich wohl auch dann nur selten Passagiere außerhalb der Mahlzeiten hierher verirrt, es ist einfach nicht gemütlich.

Das Frühstück wird ausschließlich am Buffet eingenommen, welches sich geschickt auf einer Zwischenetage des Hauptrestaurants befindet und auch bei großem Andrang ausreichend groß ist. Leider ist genau diese Lösung für Gehbehinderte, für die eigentlich mit Aufzügen vorbildlich gesorgt wurde, denkbar schlecht. In der Mitte der Buffetetage befinden sich eine Eierbratstation sowie warme Gerichte, sämtliche kalten sind Gerichte links und rechts in den Buffetnischen.

Die Speiseauswahl ist überschaubar und nicht außergewöhnlich hochwertig, aber es schmeckte und das Aufschnitt-Angebot wechselte täglich. Gute Säfte und Wasser stehen an insgesamt vier Bars zur Selbstbedienung bereit, Kaffee und Tee bringt das Servicepersonal. Bei diesem kann man auch Gerichte (wie z.B. weichgekochte Eier, Toast und Haferflockensuppe) aus einer kleinen Frühstückskarte bestellen, die auf dem Tisch steht und gerne übersehen wurde.

Das Mittagessen wird im Hauptrestaurant ausschließlich serviert in offener Sitzung eingenommen. Es besteht vorspeisenseitig aus einem (nicht gerade üppigen) Salatbuffet auf der Zwischenetage und einer Suppe. Für den Hauptgang hatte man die Wahl zwischen einem Fleisch-, Fisch- oder Pastagericht. Hungrige Mäuler durften gerne auch mehrfach bestellen. Die Gerichte wurden frisch zubereitet und wussten in Auswahl und Geschmack durchaus zu gefallen. So kosteten wir feine Rindsroulade, Schnitzel Wiener Art und gebratenes Forellenfilet Zum Nachtisch gab es mittags nur eine Option, z.B. Rote Grütze.

Auch wenn das Lunch sehr zügig serviert wird, möchten sich SB-Freunde lieber selbst bedienen. Sie finden mittags das Pasta-Buffet hinten im Lido Café. Salat, Suppe und Dessert sind identisch wie vorn, es steht neben dem Pastagericht aus dem Restaurant noch ein zweites bereit.

Kalbs-Ribeye-Braten aus dem Gala-Menü
Kalbs-Ribeye-Braten aus dem Gala-Menü

Auch zum Dinner wird das Prinzip der offenen Sitzung beibehalten. Allerdings mit der Besonderheit, dass sich die Gäste auf der oberen Etage am Buffet bedienen, während auf der unteren Etage die gleichen Speisen serviert werden. Natürlich war das Buffet beliebter – höchstwahrscheinlich der Aussicht wegen – und so kam es hier gelegentlich zu Wartezeiten auf einen Tisch. Eigentlich die schlechtere Wahl, denn der Service am Platz war sehr gut und man konnte in Ruhe die außergewöhnlich schöne Präsentation der Gänge, das schöne Geschirr und Besteck in gepflegter Atmosphäre genießen. Und vor allem: Das Essen war stets warm und frisch, am Buffet gab es dagegen erhebliche Probleme mit trockenem Fleisch und der Temperierung der Speisen – noch, denn der Maître war sich dieses Problems bewusst und ersann bereits für die nächste Reise Abhilfe.

Der deutsche Chefkoch mit seiner ausschließlich indonesisch/philippinischen Küchencrew bot abends jeweils zwei Vorspeisen, zwei Suppen, drei Optionen für den Hauptgang sowie ein süßes Dessert und einen Käseteller. Qualität und Anspruch war etwas höher als mittags angesiedelt. Wer das als noch nicht zufriedenstellend empfindet, kann an einigen Abenden Reservierungen für ein hochwertigeres Menü vornehmen, das zu festgelegter Zeit im Lido Café von den beiden bestausgebildetsten, aus Deutschland stammenden Fachkräften serviert wurde. Die Parallele zur sogenannten „Weinwirtschaft“ beim Konkurrenten A-Rosa ist unübersehbar. Allerdings ist dort das Ambiente wesentlich stimmiger. Genauso wie die Buffetverpflegung dort regelrecht als Erlebnis zelebriert wird – was auf die Amelia nicht zutrifft.

Aber sie konterte dies mit einem kreuzfahrttypisch-klassischen, fixen Galamenü mit Eisbomben-Parade am letzten Abend, das auf beiden Etagen souverän (von der gemischt osteuropäisch-südostasiatischen Servicecrew) serviert wurde. Bemerkenswert war der Garnelenspieß auf Zitronengrasrisotto und der Kalbs-Ribeye-Braten mit getrüffeltem Püree.

Salon und Unterhaltung

Panorama Salon
Panorama Salon

Nimmt man außerhalb seiner Kabine ein Getränk im Salon und in den Restaurants zu sich, relativiert sich der Unmut über den Wasserpreis wieder. Ein kleines Pils ist für erschwingliche 2,20 Euro zu haben, ein leckerer Jenever (typischer Digestif für die Niederlande) für 2,50 Euro. Die Flasche „Scylla-Sekt“ wird mit 21 Euro berechnet. Die Preise für die Flaschenweine beginnen bei 17,50 Euro für den roten und weißen Hauswein vom Rhein (Assmannshauser Höllenberg). Das Tagesprogramm kündigt zudem eine unregelmäßig stattfindende Happy Hour mit separater Karte an, zu der Cocktails bereits ab 4,- Euro erhältlich sind. Sehr großzügig zeigte sich Phoenix übrigens im reichlichen Ausschank von Gratisgetränken: So gibt es jeweils Willkommens- und Abschiedscocktails sowie Kaffee und Tee nicht nur zum Frühstück und zum leckeren nachmittäglichen Kuchenbuffet, sondern auch nach den Hauptmahlzeiten.

Das Ambiente, in dem man diese Getränke zu sich nimmt, ist besonders gelungen. Der Salon der Amelia, der sich über 1,5 Decks erstreckt, dürfte einer der Schönsten unter allen Flusskreuzfahrtschiffen sein. Der große vom Atrium zugängliche Raum bringt alle Passagiere bequem zeitgleich unter, bietet ungehinderte Panoramaaussichten zu beiden Seiten und für jeden Geschmack die passende Sitzgruppe. Die Möblierung ist erneut äußerst geschmackvoll. Auffällig ist zum einen der große, runde „Stammtisch“, auf dem als besonderer Service reichlich Tageszeitungen ausliegen. Zum anderen zwei große Monitore, die das aktuelle Tagesprogramm sowie die Liveaussicht über das Sonnendeck zeigen. Eine tolle Sache, so muss man keine schöne Aussicht verpassen.

Eine große Fläche im Mittelpunkt des Geschehens lädt dazu ein, das Tanzbein zu schwingen. Bordmusiker Imre aus Budapest hat zwar nicht mehr die kräftigste Stimme, zeigt aber großes Können an den diversen Tasteninstrumenten. Sehr angenehm ist, dass sein abwechslungsreiches Repertoire den Geschmack vieler Generationen abdeckt. Weitaus besser als die musikalische Unterhaltung bei A-Rosa, wo eigentlich nur Fans der wenig anspruchsvollen Sorte des deutschen Schlagers auf ihre Kosten kommen – vorausgesetzt, es ist kein lokaler Gastkünstler an Bord.

Panorama Bar
Panorama Bar

Abgesehen von der musikalischen Unterhaltung durch Imre war auf der Amelia – flusskreuzfahrttypisch – nicht allzu viel geboten: das Flusspanorama ist das Programm. Kreuzfahrtdirektor Christian Dujardin, strapazierte zwar mit ellenlangen, oftmals wenig informativen Durchsagen die Nerven, zeigte aber bei der Moderation einer Tombola und dem gemeinsamen Singen des Loreley-Liedes viel Schlagfertigkeit und Humor. Er war ansonsten stets präsent und um das Wohl der Passagiere besorgt.

Noch ein Plus: Der Salon besitzt ein halbes Deck tiefer am Bug einen zweiten, weitaus intimeren Bereich um die Bar. Hier lässt sich in Fahrtrichtung hinter Panoramascheiben vortrefflich die vorbeiziehende Rheinlandschaft genießen. Zwei große Schiebetüren führen von hier ins Freie, entweder zu einer kleinen Außenpromenade am Bug oder hinauf aufs Sonnendeck.

Wissenswertes

Die Amelia ist ohne Frage ein besonders großes und abwechslungsreiches Flussschiff. Aber man sollte unbedingt von ihren Ausstattungsmerkmalen, die besonders auf ein jüngeres, Wellness-orientiertes Publikum abzielen, nicht zu viel erwarten.

Sonnendeck, Whirlpool
Sonnendeck, Whirlpool

Der Whirlpool auf dem Sonnendeck ist grundsätzlich gut dimensioniert, seine Benutzung muss allerdings an der Rezeption angemeldet werden, sonst blubbert dort nichts. Gleiches gilt für die Benutzung von Sauna und Dampfkabine, die zwar nett gemacht, aber arg klein und ohne Aussicht sind. Für einen Ruheraum war kein Platz mehr, eine Zweier-Sitzgruppe im Vorraum muss genügen. Der Fitnessraum mit zwei Ergometern und einem Laufband ist dagegen unattraktiv, dunkel und eng; nicht nur für Klaustrophobiker kaum benutzbar. Die Sportbekleidung darf also, besonders bei einer Kurzkreuzfahrt, getrost zuhause bleiben; man verpasst nichts.

Noch ein wichtiger Hinweis: Man sollte stets seine Belege für die Ausgaben an Bord und seine Abrechung prüfen. Denn es gibt auf der Amelia keine personalisierte Magnet-Kreuzfahrtkarte, die den Passagier identifiziert und die Kabine öffnet. Als Zimmerschlüssel dienen Chipkarten, die an Bord bleiben und zur Abwesenheitskontrolle werden kabinenbezogene Landgangskarten ausgegeben. Und so wird man bei der Getränkebestellung nach der Kabinennummer gefragt. Ehrlichkeit zählt, aber leider nutzt dies der eine oder andere Mitpassagier zu Lasten anderer aus.

Fazit

Ein hochmodern konzipiertes, großes und elegantes Flussschiff zum Wohlfühlen, das keineswegs spießig, sondern leger und zeitgemäß wirkt. Ein Reiseveranstalter, der sich nicht kleinlich sondern großzügig zeigte. Dazu eine freundliche Besatzung, ordentliche Küche und bodenständige Preise. So stellt die Amelia unterschiedlichste Flusskreuzfahrtgeschmäcker zufrieden und wird ihren eigenen Erfolg kaum verhindern können. Nur ausgesprochene Fans besonders abwechslungsreicher Buffetmahlzeiten, Wellnesseinrichtungen und farbenfroher Möblierungen sollten sich vielleicht anders orientieren.

(Text und alle Bilder: Andreas Halamoda)

3 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

3 Gedanken zu „Neues Phoenix-Flussschiff Amelia im Praxistest“

  1. Flusskreuzfahrtschiffe dürfen (jedenfalls in Europa) generell nicht mit Schweröl fahren, sondern greifen auf schadstoffärmere Treibstoffe zurück, die unter dem Sammelbegriff „Marinediesel“ laufen. Je moderner ein Schiff ist, desto niedriger ist tendenziell der Treibstoffverbrauch, sodass auch dadurch der Schadstoff-Ausstoß geringer ausfällt als bei älteren Schiffen. Sehr viel mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen.

    Wenn Sie genaue Zahlen wollen, müssten Sie Phoenix direkt fragen ;-)

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