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Norwegian Jade: Hawaii-Schiff im Mittelmeer

Die Norwegian Jade ist eine alte Bekannte: Bereits an Weihnachten 2008/2009 waren wir auf Mittelmeer-Kreuzfahrt mit der Jade. Umso neugieriger waren wir gut drei Jahre später, wie sich die ehemalige „Pride of Hawaii“ mit ihrem zugleich nostalgischen wie bunten, aber nicht schrillen Hawaii-Design seitdem verändert hat. Und vor allem, inwieweit es Norwegian Cruise Line gelungen ist, die neuen Ideen der Norwegian Epic auf anderen Schiffen umzusetzen und sein Freestyle-Konzept auch hier weiterzuentwickeln.

Besonders positiv fallen zwei Aspekte ganz direkt auf: Die Qualität des Entertainment ist ganz exzellent geworden und – besonders wichtig – der Verkaufsdruck auf die Passagiere hat merklich abgenommen. Besonders deutlich zeigt sich Letzteres daran, dass etwa vor den Shows im Theater keine Lotterie-Lose („Raffle Tickets“) mehr verkauft werden und die Durchsagen via Bordlautsprecher in Bezug auf kostenpflichtige Programmpunkte deutlich zurückhaltender geworden sind.

Bitte beachten Sie: Der Beitrag stammt von einer Reise zum Jahreswechsel 2008/2009, heute dürfte also nicht mehr alles dem hier beschriebenen entsprechen. Insbesondere gelten neue Raucher-Regelungen, Internet-, Getränke- und Restaurant-Preise et cetera.

Entertainment

Entertainment-Highlight: Dixieland Jazz im Atrium
Entertainment-Highlight: Dixieland Jazz im Atrium

Beim Entertainment gefällt uns besonders gut, dass die exzellente Band aus dem Theater nicht nur – wie bei anderen Reedereien meist üblich – lediglich dort für Musik zu den Shows sorgt, sondern auch außerhalb des Theaters auftritt, beispielsweise für ein Dixieland-Jazz-Konzert im Atrium (ein absolutes Highlight der Kreuzfahrt) oder eine Big-Band-Stunde in der Spinnaker-Lounge, bei der sich noch dazu der Cruise Director Gary Glading höchstpersönlich als Gentleman Host betätigte.

Die Gast-Entertainer im Theater bewegen sich auf sehr hohem Niveau, wobei insbesondere das Akrobatik-Paar, das bereits für den Cirque du Soleil gearbeitet hat, bei zwei Auftritten während der Kreuzfahrt – ein eigenes Programm sowie ein Auftritt im Rahmen einer Variety-Show – jeweils für begeisterte Standing Ovations sorgte. Die Production Show „Showdown“ des 14-köpfigen Tänzer- und Sänger-Teams gehört zu den besten Bühnenshows, die wir bislang auf einem Kreuzfahrtschiff gesehen haben und auch die neue Show „Elements“ ist erstklassig.

Restaurants

Hauptrestaurant "Grand Pacific"
Hauptrestaurant „Grand Pacific“

Beim Restaurant-Konzept gelingt das Freestyle-Konzept dank freier Essenszeiten und Displays zur Verfügbarkeit von Plätzen in den insgesamt 15 Restaurants an Bord ebenfalls sehr gut: Anders als bei den festen Tischzeiten der meisten anderen Reedereien variiert der Tagesablauf für jeden Passagier individuell, die Entscheidung, welches Restaurant man zu welcher Zeit besuchen will, fällt spontan – oder lässt sich über Reservierung vor allem für die Spezialitätenrestaurants individuell planen. Außer beim Teppanyaki-Grill und zu wenigen Stoßzeiten war auf unserer Reise aber auch der Besuch von Zuzahl-Restaurants spontan möglich.

Das ist grundsätzlich natürlich bei Norwegian Cruise Line nichts Neues, gelingt aber bei den zahlreichen unterschiedlichen Restaurants besonders gut, schon wegen der enormen Bandbreite des Angebots, vom 24-Stunden-Pizzalieferdienst bis hin zum inzwischen flottenweit umgesetzten, exklusiven Chef’s Table des deutschen Executive Chefs Hans-Peter Heine.

Freilich ist die Norwegian Jade viel mehr als die Norwegian Epic noch ein eher traditionelles Kreuzfahrtschiff, sodass die beiden Hauptrestaurants Alizar und Grand Pacific etwas stärker als solche in Erscheinung treten, wohingegen es auf der Epic ein „Hauptrestaurant“ in diesem Sinne eigentlich gar nicht mehr gibt – statt dessen sind dort das „Taste“ und der „Manhattan Room“ die beiden größeren, zuzahlungsfreien Restaurants, die man aber kaum noch als „Hauptrestaurants“ wahrnimmt.

Moderno Churrascaria
Moderno Churrascaria

Durch die räumlichen Gegebenheiten nicht ganz optimal platziert ist das brasilianische Steakhouse Moderno Churrascaria, das früher ein (zunächst kostenfreies, später zuzahlungspflichtiges) mexikanisches Restaurant war und nun zur Churrascaria verwandelt wurde. Zwar ist die Atmosphäre im Moderno durch die Lage auf dem Balkon des Atriums sehr großzügig und offen, zugleich stört bei einem gemütlichen Abendessen dann aber doch der Geräuschpegel aus dem Atrium-Bereich – je nah nach Andrang an der Aloha Bar, bei den Schmuck-Verkaufsständen und an der Rezeption dort.

Great Outdoors
Great Outdoors

Nicht neu, aber trotzdem ein echtes Highlight ist das „Great Outdoors“ – der Außenbereich des Garden Café Buffet-Restaurants am Heck der Norwegian Jade. Von Frühstück über Mittagessen bis zum Dinner genießt man hier das Essen unter freiem Himmel mit freiem Blick aufs Meer. Oder man lässt sich an der Great Outdoors Bar bei einem Cocktail von einem spektakulären Sonnen-Untergang verzaubern.

Service

Leichte Kritik muss Norwegian Cruise Line für den Service einstecken – nichts Dramatisches, aber möglicherweise dem Freestyle-Konzept ohne feste Tische im Retaurant sowie Trinkgeld-Konzept der pauschalen Serviceentgelts geschuldet, bei dem Kellner wie Kabinen-Stewards keinen direkten Anreiz für Höchstleistungen haben, da ihre persönliche Leistung zu keinem direkten Vorteil durch potenziell höheres, individuelles Trinkgeld führt.

Es fällt im Vergleich etwa zu Royal Caribbean (mit einem individuellen Trinkgeld-Konzept) auf, dass die Service-Qualität im Allgemeinen zwar hoch ist, aber doch von Crew-Mitglied zu Crew-Mitglied merklich schwankt. Und so haben wir beispielsweise zwei langjährig erfahrene Keller erlebt, die exzellenten und sehr aufmerksamen und persönlichen Service geboten haben, während andere Kellner eher etwas nachlässig waren und man beispielsweise durchaus auch außerhalb von Stoßzeiten eine Weile warten muss, bis Wasser nachgeschenkt wird.

Insgesamt ist der Service in den Hauptrestaurants aber sehr zügig und gut, in den Spezialitätenrestaurants ohnehin – dort haben wir keine Qualitätsschwankungen nach unten erlebt.

Suiten-Bereich: „The Haven“

"The Haven"-Courtyard
„The Haven“- Courtyard

Im Vergleich zur Norwegian Epic ist „The Haven“ auf der Norwegian Jade deutlich kleiner (12 Suiten plus 4 Suiten außerhalb des Courtyard-Bereichs auf der Jade im Vergleich zu 60 Suiten auf der Epic) und entsprechend ist auch der Courtyard-Bereich kleiner. Doch das macht The Haven auf der Jade nur umso exklusiver. Der Courtyard fühlt sich noch mehr wie eine private Erholungsinsel an und ist auch vom Design üppiger und weniger nüchtern gestaltet, bietet aber trotzdem alle Annehmlichkeiten vom Pool und Whirlpool, Sauna, Fitness-Raum und diverse Liegestühle und Cabanas.

Der Courtyard der Norwegian Jade verfügt aber noch über eine weitere Besonderheit: Er hat ein verschiebbares Glasdach, sodass der Courtyard-Bereich bei jeder Außentemperatur und bei jedem Wetter genutzt werden kann – auf der Norwegian Epic ist der Courtyard-Pool dagegen dauerhaft offen.

Im Gegensatz zur Norwegian Epic hat „The Haven“ auf der Norwegian Jade dagegen kein eigenes Exklusiv-Restaurant. Fürs Frühstück und Mittagessen steht den Suiten-Passagieren dafür das Cagney’s Steakhouse exklusiv zur Verfügung.

Wohnzimmer der "Horizon Suite"
Wohnzimmer der „Horizon Suite“

Die auf der Norwegian Jade ebenfalls ursprünglich nicht vorgesehene Concierge Lounge für die Suiten-Gäste findet sich in der ehemaligen „Star Bar“ direkt neben dem Cagney‘s, die nur ausschließlich als Concierge Lounge genutzt wird.

Fazit

Norwegian Cruise Line hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt und deutlich gesteigert. Die spätestens seit der Epic deutlich spürbaren Kurskorrekturen hin zu einem modernisierten Freestyle-Konzept haben sich auch auf der Norwegian Jade deutlich ausgewirkt. Selbst im Vergleich zu unserer Reise auf der Norwegian Epic vor einem Jahr sind auf der Norwegian Jade jetzt im Mai 2012 weitere positive Veränderungen spürbar gewesen.

Die Norwegian Jade ist ein mittelgroßes, eher klassisch-unspektakulär aufgebautes Kreuzfahrtschiff, aber mit dem legeren und individuellen Freestyle-Konzept von Norwegian. So macht eine Kreuzfahrt viel Spaß – vor allem Passagiere, die bei Tischzeiten und Tagesablauf gerne flexibel sind und elegante Kleidung für (das hier nicht existierenden) Captain‘s Dinner gerne zu Hause lassen möchten.

Weitere Teile der Serie "Norwegian Jade: Hawaii-Schiff im Mittelmeer":

1 Kommentar

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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