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Champagner, Obstkorb, Butler: Luxus auf Kreuzfahrt

„Schiff im Schiff“: Luxus-Option für Mega-Kreuzfahrtschiffe

First Class auf Kreuzfahrtschiffen: Diskret aber edel umsorgen Mainstream-Reedereien ihre besten Kunden mit VIP-Service, persönlichem Butler und allerlei Extras. „Schiff im Schiff“-Konzepte sollen für gut zahlende Passagiere den Luxus kleiner Schiffe mit dem vielfältigen Angebot der Mega-Schiffe verbinden.

Es ist nur eine unauffällige Tür, dezent und kaum wahrnehmbar zwischen tobenden Kindern am Pool, geschäftigen Barkellnern mit Tabletts voll bunter Cocktails und dem wuseligen Treiben am Buffet. Doch mit der richtigen Schlüsselkarte eröffnet sich hinter dieser Tür eine ganz andere Welt: Statt gestresster Kellner in schrillen Hawaii-Hemden servieren hier Butler in Frack und weißen Handschuhen deutlich bessere Cocktails. Statt turbulenter Partystimmung herrscht entspannende Ruhe, statt enger Standardkabinen wohnen die Passagiere in großzügigen Suiten inklusive privatem Sonnendeck und reservierten Liegestühlen am eigenen Pool.

„Schiff im Schiff“ heißt dieses Konzept, mit dem Norwegian Cruise Line, MSC und in etwas anderer Form auch Cunard Line die Vorzüge edler Luxus-Yachten mit den Attraktionen der großen Megaliner auf einem einzigen Kreuzfahrtschiff vereinigen.

Exklusive Bereiche mit den teuersten Suiten

Schiff im Schiff: "Members Only"
Schiff im Schiff: „Members Only“

Die Passagiere der besten Suiten an Bord wohnen in einem abgetrennten Bereich des Schiffs abgeschirmt von den übrigen Passagieren, in exklusiver Lage und mit allerlei Luxus umsorgt.  Spitzenköche kümmern sich in Edel-Restaurants um die wichtigste Nebensache an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. In einer exklusiven Panorama-Lounge versorgen livrierte Kellner die Suiten-Gäste mit Gratis-Drinks, Cocktails und Häppchen. Ein Concierge nimmt den privilegierten Passagieren allerlei Ungemach ab, von der Organisation von Landausflügen  bis hin zur Reservierung von Plätzen im Bordtheater – zu denen der Butler später seine Gäste geleiten wird.

Damit die Suiten-Gäste ihre Wohlfühl-Oase so selten wie möglich verlassen müssen, gibt es in einem lauschigen Innenhof einen eigenen Swimmingpool, Whirlpools, Fitness-Studio, Sauna und am obersten Deck ein exklusives Sonnendeck mit reservierten Sonnenliegen und Bar.

Alles in einem: Luxus und Megaschiff-Entertainment

Auf nichts verzichten und alles auf First-Class-Niveau, so lautet das Motto einer neuen Generation von Kreuzfahrern. Das Publikum auf den Schiffen ist in den vergangenen Jahren deutlich jünger und unternehmungslustiger geworden, immer öfter gehen auch gut betuchte Familien aufs Schiff. Vielen von ihnen reicht das Angebot auf den kleinen, traditionellen Luxus-Schiffen nicht mehr – schon weil die Kids sich dort einfach langweilen würden. Sie wollen zugleich auch die Action und Unterhaltung der großen, schwimmenden Vergnügungsparks, der neuen Mega-Kreuzfahrtschiffe: Entertainment auf Broadway-Niveau, zehn und mehr Restaurants zur Auswahl, meist auch spektakuläre Wasserrutschen, Surf-Anlagen, Kletterwände, Eislaufbahnen, Formel-1-Simulatoren, 3D-Kinos und vieles mehr.

Zwar gibt es auch auf den großen Schiffen elegante und teure Suiten, doch beim Anstehen am Buffet und der Suche nach einer Sonnenliege am Pool sind eben all die Tausenden Passagiere gleich gut oder schlecht dran. Eine echte „First Class“ gab es auf den großen Schiffen lange Zeit nicht, Mehrklassen-Gesellschaft war auf Kreuzfahrtschiffen jahrzehntelang tabu. Mit den neuen „Schiff im Schiff“-Konzepten wagen sich einige Reederei an dieses Tabu heran, allerdings dezent und unauffällig – der normale Passagier soll an Bord am besten gar nicht merken, dass es diesen VIP-Bereich an Bord überhaupt gibt.

Klassengesellschaft mit langer Tradition

Ganz anders ging es da noch vor 100 Jahren auf den legendären Luxuslinern wie Mauretania oder Titanic zu. Klassengesellschaft war dort ganz normal: Ultraluxus in der 1. Klasse für die Reichen und Schönen der Welt, gediegene Noblesse für das Bürgertum in der 2. Klasse, Schlafsäle und Gemeinschaftsbäder am Zwischendeck in der 3. Klasse für all diejenigen, die nach Amerika wollten, es sich aber eigentlich gar nicht leisten konnten. Jede Passagierklasse hatte ihre eigenen Decks an Bord, Zugang zu den anderen Decks war streng verboten.

Zu Zeiten, als noch keine Düsenjets über den Atlantik oder Pazifik flogen, waren die Schiffe vor allem Transportmittel, selbst bis nach Australien fuhr man per Schiff – streng getrennt nach Klasse und Geldbeutel. Dann übernahmen die Flugzeuge den Passagierverkehr, die Luxusliner wurden bald zu reinen Vergnügungsdampfern. Nur wer viel Geld übrig hatte, konnte sich lange Zeit einen solchen Urlaub auf See leisten.

Dann entdeckten zunächst in den USA auch weniger Betuchte die Freuden einer unbeschwerten Kreuzfahrt in die Karibik, die Reisen wurden billiger, die Schiffe größer – und Klassenunterschiede gab es plötzlich kaum noch. Jeder Passagier, ob Innenkabine oder Suite, konnte sich am Schiff frei bewegen. Wer sich da nicht mehr wohlfühlte oder einfach den Pool nicht mit ein paar Tausend anderen teilen, beim Dinner die großen Speisesäle und Buffets meiden wollte, musste sich von auf kleinere, exklusive Luxus-Schiffe verlegen, bei denen schon allein der hohe Preis quasi als Nebeneffekt für ein gesetzteres, eleganteres Publikum sorgte.

Schiff im Schiff: Understatement nach Außen, Luxus im Inneren

Kleinere Schiffe stehen immer noch für gediegene, klassische Kreuzfahrt. Den ultimativen Service bekommen Passagiere nach wie vor nur auf echten Luxus-Schiffen. Aber wer auf hohem Niveau reisen und zugleich die Vorzüge der großen Schiffe genießen will, findet auf einigen Schiffen nun eine Alternative: „The Haven“ nennt Norwegian Cruise Line den exklusiven Suiten-Komplex der drei neuesten Schiffe der Flotte, Norwegian Breakaway, Norwegian Getaway, Norwegian Epic sowie der Jewel-Class-Schiffe Norwegian Jade, Norwegian Gem, Norwegian Jewel und Norwegian Pearl und der für April 2013 geplanten Norwegian Breakaway, als „The Yacht Club“ bezeichnet MSC die Luxus-Oase auf der MSC Divina, MSC Splendida, MSC Fantasia und MSC Preziosa – alles Schiffe mit jeweils zwischen 2.200 und 4.100 Passagieren.

Cunard Line: Princess Grill, Queens Grill

Restaurant "Queens Grill" auf der Queen Mary 2
Restaurant „Queens Grill“ auf der Queen Mary 2

Die Traditionsreederei Cunard Line verwöhnt ihre Suiten-Gäste auf der Queen Victoria und Queen Elizabeth mit einem ähnlichen Konzept, allerdings sind diese beiden Schiffe von Haus aus schon kleiner und exklusiver und kommen eher den legendären Oceanlinern nahe. Schon aus alter Tradition haben die Briten die Mehrklassengesellschaft auf ihren Schiffen nie ganz aufgegeben hatte. Auf den beiden neuesten Schiffen der Flotte liegen die nicht ganz preisgünstigen Princess- und Queens-Suiten allerdings nicht innerhalb eines abgetrennten Suiten-Komplexes, sondern sind über die schönsten Stellen am ganzen Schiff verteilt. Doch auf beiden Luxuslinern ist der Zimmerschlüssel der Suite zugleich auch Eintrittskarte in einen zweistöckigen Edel-Bereich mit Restaurants, Lounge, Courtyard-Innenhof, Aussichtsterrasse und Sonnendeck, zu dem nur die Suiten-Gäste Zugang haben.

Norwegian Cruise Line: „The Haven“

The Haven Coutyard der Norwegian Jade
The Haven Coutyard der Norwegian Jade

Als erste Mainstream-Reederei schuf Norwegian Cruise Line auf einigen ihrer Schiffe kleine Oasen für das besser zahlende Publikum, in Vollendung auf dem 4.100-Passagiere-Megaschiff Norwegian Epic. Der vordere Teil der drei obersten Decks besteht komplett aus Suiten, die sich um einen großzügigen Innenhof mit Swimmingpool und Bar-Service gruppieren. Das exklusive Sonnendeck am obersten Deck bietet einen grandiosen Blick nach vorne. Die Cocktail-Lounge von „The Haven“ auf der Norwegian Epic, Norwegian Breakaway und Norwegian Getway bieten einen mit Blick auf den Haupt-Pool des Schiffs (Epic) beziehungsweise den exklusiven Haven-Pool (Breakaway, Getaway), im ebenso eleganten wie hochklassigen Restaurant „The Courtyard Grill“ genießen die Suiten-Passagiere den Blick auf den Sonnenuntergang durch die großen Panoramafenster.

Die „Haven“-Bewohner der Jewel-Class-Schiffe bei Norwegian Cruise Line müssen dagegen auf das eigene Restaurant verzichten. Dafür ist dort der Pool-Courtyard mit einem verschiebbaren Glasdach versehen, sodass diese kleine Oase auch bei schlechtem Wetter und bei Winter-Fahrten im Mittelmeer genutzt werden kann. Auch die ganzjährig in New York stationierte Norwegian Breakaway verfügt über ein verschiebbares Glasdach über dem Haven-Pool.

MSC: „The Yacht Club“

Yacht Club Top Sail Lounge der MSC Preziosa
Yacht Club Top Sail Lounge der MSC Preziosa

Ganz ähnlich aufgebaut die der „MSC Yacht Club“ der italienischen Reederei MSC: Großzügige Aussichtslounge nach vorne, die Suiten rund um Bibliothek und Concierge-Desk angeordnet und am Top-Deck Sonnenliegen, Pool Bar. Die meisten Suiten sind bei MSC eher große Balkonkabinen mit begehbarem Schrank, dafür ist der Preis aber auch erstaunlich günstig – und der exzellente Service inklusive Butler ist immer dabei.

Zum Luxus-Paket gehört bei MSC außerdem ein reservierter Platz im Spezialrestaurant für den erlauchten Kreis der Passagiere, die eine der 99 Suiten gebucht haben – ganz ohne fest vorgegebene Essenszeiten wie in den Restaurants für die restlichen rund 3.700 Passagiere an Bord. Allerdings müssen die Passagiere für den Weg zum Essen ihr exklusives Reich kurzzeitig verlassen, denn das Restaurant liegt außerhalb des Yacht Clubs. Dafür geleitet der Butler seine Passagiere gerne persönlich zum Essen.

Butler-Luxus zu erschwinglichen Preisen

Butler-Service auf der MSC Splendida
Butler-Service auf der MSC Splendida

Bleibt die Frage, wer es sich überhaupt leisten kann, auf Kreuzfahrt einmal so richtig im Luxus zu schwelgen, mit Butler und allem Drum und Dran. Doch der VIP-Status ist vor allem bei Norwegian Cruise Line und MSC nicht zwangsläufig unerschwinglich. Vor allem im Vergleich zu den klassischen, kleineren Luxus-Schiffen ist eine Unterkunft in den Suiten-Komplexen der Megaschiffe durchaus bezahlbar. Sowohl bei MSC als auch bei Norwegian Cruise Line ist eine Suite für eine 7tägige Kreuzfahrt mit etwas Glück schonmal für rund 1.500 Euro zu haben, Vollpension und Butler inklusive.

Immer mehr Kreuzfahrer gönnen sich deshalb diesen Luxus, oft auch zu besonderen Anlässen. Schließlich schmeckt ein frischer Cocktail gleich noch einmal so gut, wenn es formvollendet vom Butler in weißen Handschuhen gemixt und in der Panorama-Lounge direkt am schönsten Aussichtsplatz am Schiff serviert wird.

1 Kommentar

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

1 Gedanke zu „„Schiff im Schiff“: Luxus-Option für Mega-Kreuzfahrtschiffe“

  1. Nach anfänglicher Skepsis über die wieder neu eingeführte 2Klassen-Gesellschaft finde das Konzept inzwischen sogar sehr gut und ansprechend. Zum einen sind die The Haven/ Yachtclub Bereiche etc für die anderen Passagiere kaum wahrnehmbar, so dass diesen auch nicht permanent vor Augen geführt wird, was ihnen gerade entgeht – zum anderen ermöglicht es z.B. auch Familien den Spagat zwischen angenehmem Komfort und trotzdem kinderfreundlichen Bereichen, „Teenager-konformen“ Angeboten und allgemein dem breiten Angebot eines großen Schiffs. Und selbst zu Ferienzeiten kann man bei ausreichend früher Buchung z.B. bei MSC im Yachtclub durchaus zum gleichen Preis fahren, den man bei einem anderen Anbieter für eine „normale“ Balkonkabine zum selben Reise-Zeitpunkt bezahlen müsste. Letzteres ist ein Grund für uns es jetzt das erste Mal auf der Divina zu testen. Mal sehen, wie es uns gefällt…

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