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"Festgenuss an Bord"

Weihnachten auf See: kulinarisch und geschichtlich

Zu Weihnachten auf Kreuzfahrt – das ist keine neue Erfindung für immer ausgefallenere Themenreisen. Weihnachtskreuzfahrten gibt es schon seit über hundert Jahren, wie der Buchautor, Journalist und Theologe Edgar Hasse recherchiert hat. In seinem neuen Buch Festgenuss an Bord erzählt er die Geschichte von Weihnachten, an Land und an Bord von Kreuzfahrtschiffen und gibt mit festlichen Rezepten Anlass zum Träumen. Wir haben das Buch gelesen und einige Rezepte ausprobiert.

Vorweg: Ein klassisches Kochbuch ist „Festgenuss an Bord“ nicht. Es ist vielmehr ein wunderbares Lesebuch für die Advent- und Weihnachtszeit mit viel Geschichte zu Weihnachtsbräuchen, faktenreich und doch sehr unterhaltsam. Beispielsweise mit Antworten auf die Frage, woher die Tradition des Weihnachtsbaums stammt, wie die Figur des Weihnachtsmanns entstanden ist. Aber beispielsweise auch die Entstehungsgeschichte des Traditionsgebäcks Stollen.

Viele Reedereien haben festliche Rezepte beigesteuert, die einen Eindruck von den kulinarischen Genüssen an Bord der Schiffe zu Weihnachten geben. Für Hobby-Köche sei auch hier schon vorweg genommen: Die meisten Rezepte sind aufwändig und anspruchsvoll, viele eher zum Genießen und Träumen als zum Nachkochen geeignet.

Erzählt wird das Buch von jemandem, der sich mit Weihnachten wirklich gut auskennt: Der evangelische Theologe Edgar Hasse arbeitet als Journalist, ist aber auch Lehrbeauftragter an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie in Hamburg und in der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald. Vor allem aber ist Edgar Hesse auch regelmäßig als Bordseelsorger auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs, bevorzugt zu Festtagen wie Weihnachten (siehe auch unser Interview mit Edgar Hasse: „Bordseelsorger: Kreuzfahrt im Auftrag der Kirche“). Kaum jemand kennt sich daher mit Weihnachten auf Kreuzfahrtschiffen so gut aus wie er.

Rezepte: vorwiegend sehr anspruchsvoll

Der Rezept-Teil von „Festgenuss an Bord“ hat es in sich: Neben vielen Details, wie unterschiedlich Weihnachten bei den einzelnen Reedereien gefeiert wird, finden sich auch viele gut bebilderte, festliche Rezepte. Kulinarische Anleitungen beigesteuert haben die Küchenchefs von AIDA, Costa, Cunard, Deilmann, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Sea Cloud Cruises und TUI Cruises.

„Festgenuss an Bord“ ist eine absolute Kauf- und Lese-Empfehlung, außer man sucht ein reines Kochbuch. „Festgenuss an Bord“ eignet sich sowohl als Geschenk, als auch um sich selbst ganz gemütlich auf die Weihnachtszeit einzustimmen.

„Festgenuss an Bord: Weihnachten auf Kreuzfahrtschiffen“

Festgenuss an BordDr. Edgar S. Hasse
Husum Verlag
ISBN 978-3-89876-695-1
19,95 €
bei Amazon.de: Festgenuss an Bord

Rezepte nachgekocht

Wir haben uns auch die Rezepte im Buch genauer angesehen und drei davon nachgekocht. Ergebnis: Die meisten Rezepte sind sehr aufwändig und erfordern wirklich viel Erfahrung in der Küche. Für festliche Weihnachtsmenüs ist das angemessen, allerdings sollte man Rezepte, die man tatsächlich für Weihnachten kochen will, zuvor ausprobieren um sicher zu sein, dass man als Hobbykoch den hohen Anforderungen gerecht wird.

Viele werden zur Erkenntnis kommen: Im Buch schmökern, sich ein solches Menü in der eleganten Umgebung eines Kreuzfahrtschiff-Restaurants vorzustellen, ist hier – mit Ausnahme einiger Rezepte – befriedigender als das Kochen selbst.

AIDA: Bratapfelsuppe mit Mandelmilch-Schaum und Kardamom-Flakes

Bratapfel-Suppe
Bratapfel-Suppe

Einfach nachzukochen ist tatsächlich die Bratapfel-Suppe von AIDA. Eine witzige Idee, die an die kalten Obst-Suppen erinnert, die man auf vielen Kreuzfahrtschiffen genießen kann. Nur dass die diese Bratapfelsuppe heiß serviert wird und – dem Fest angemessen – noch mit einem Mandelmilch-Schaum und den mit Kardamom aromatisierten Cornflakes veredelt wird.

Cornflakes klingt für ein Weihnachtsessen eher seltsam, funktioniert aber sehr gut. Das Aufschäumen der heißen Mandelmilch (jeder Kaffee-Fan- weiß: Aufschäumen von kalter Milch funktioniert deutlich besser) erfordert etwas Geduld. Je nach Säure der Boskop-Äpfel ist noch ein wenig Abschmecken mit Zucker (oder edler: Ahornsirup) nötig, damit die Suppe nicht zu säuerlich wird. Und wer versucht, den Mandelsirup beispielsweise durch Mandelaroma zu ersetzen, wird den typischen Bratapfel-Geschmack in der Suppe vermissen.

Insgesamt ist diese Bratapfelsuppe ein weihnachtlicher Genuss, der auch für wenig erfahrene Hobbyköche gut zu bewältigen ist.

Sea Cloud II: Crepinette vom Hirschrücken

Hirschrücken-Medaillons
Hirschrücken-Medaillons

In voller Länge lautet der Titel unseres ausgewählten Hauptgangs „Crepinette vom Hirschrücken in Wacholder-Szechuanpfefferjus mit Wurzelgemüse und getrüffeltem Selleriepüree“. Ähnlich aufwändig ist auch die Herstellung.

Und hier müssen wir zugeben: Wir sind an dem Rezept (teilweise) gescheitert. Trotz präziser Angaben im Rezept zur Größe der Hirschrücken-Medaillons und den Garzeiten ging der Hirsch völlig daneben, war auch nach der doppelten Garzeit noch blutig und nicht wie erhofft schön rosa. Und nach mehrfachem nachgaren dann erwartungsgemäß alles andere als zart … Durch die feine Farce- und Shitakepilz-Auflage auf den Medaillons klappt auch die übliche Druckprobe nicht, sodass man hier im Blindflug arbeitet. Letztlich ist für den Hirsch wohl sehr viel Probieren und Erfahrung mit Wild nötig. Zumindest ist uns der entscheidende Trick zum Gelingen entgangen, im Rezept erwähnt wird er jedenfalls nicht.

Allerdings kommt noch ein großes „Aber“: Das Sellerie-Püree ist in seiner vermeintlichen Schlichtheit ein Hochgenuss, die Wacholder-Szechuanpfefferjus trotz der sehr materialaufwändigen Zubereitung ein absolutes Gedicht. Und beides gelingt auf Anhieb. Insofern: Wer sich an den Hirsch nicht herantraut (aus unserer Erfahrung mit dem Rezept heraus gewarnt), klaut sich die Ideen zu den Beilagen für ein anderes Gericht. Allein schon diese Sauce wird jedem Hobbykoch höchstes Lob am Weihnachtstisch einbringen.

TUI Cruises: Schokoladen-Bratapfelkuchen

Bratapfel-Schoko-Kuchen
Bratapfel-Schoko-Kuchen

Es geht um Weihnachten – also haben wir auch zum Nachtisch noch einmal ein Bratapfel-Rezept ausgewählt: Den Schokoladen-Bratapfelkuchen von TUI Cruises.

Die Herstellung erscheint etwas aufwändig – zunächst tatsächlich Bratäpfel im Ofen backen, dann daraus die Auflage für den Kuchen herstellen. Doch der Aufwand lohnt sich ebenso wie da Einarbeiten der dunklen Kuvertüre in den Kuchenteig.

Die Kombination aus Marzipan und Apfel mit dem schokoladigen Kuchen ist ein Gedicht. Nur auf die Kalorien darf man bei einem solchen Dessert besser nicht schauen. Tipp: Den Kuchen am Vortag backen. Frisch und warm schmeckt er längst nicht so gut wie über Nacht durchgezogen.

Bratapfel-Schoko-Kuchen
Bratapfel-Schoko-Kuchen

Nicht angegeben wird in dem Rezept die Größe der zu verwendenen Springform. Der Teig reicht aus für eine 22-cm-Form. Bei 26 cm dürfte der Kuchen dagegen relativ flach werden. Um kein Risiko einzugehen, haben wir die Form nicht nur gebuttert, sondern auch sowohl am Rand als auch am Boden mit Backpapier ausgelegt.

Der Bratapfelkuchen wird bei uns jedenfalls ins persönliche Kochbuch übernommen. Einfach lecker!

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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