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Zu viele Kreuzfahrtschiffe: Dubrovnik zupft an der Reißleine

Dubrovnik kämpft mit der eigenen Beliebtheit: Immer mehr und immer größere Kreuzfahrtschiffe laufen die kroatische Stadt an, dabei platzt die historische Altstadt an manchen Tagen buchstäblich aus allen Nähten. Bis zu 12.000 Passagiere an einem Tag muss Dubrovnik 2013 verkraften, dabei gelten 8.000 eigentlich als Limit.

Mit einem Konzept zum nachhaltigen Tourismus versucht der Stadtrat gegenzusteuern. Eine Nachhaltigkeitsstudie brachte denn auch das Ergebnis, dass mehr als 8.000 Kreuzfahrt-Passagiere der Stadt nicht guttun – zumal die Stadt nicht nur bei Kreuzfahrern beliebt ist, sondern auch von zahlreichen Landurlaubern besucht wird.

UPDATE (Oktober 2018): Inzwischen beschränkt Dubrovnik die Zahl der Passagiere und Schiffe noch deutlicher auf maximal 5.000 Passagiere und zwei große Schiffe.

Wer an einem der am stärksten frequentierten Tage nach Dubrovnik kommt, braucht starke Nerven. Wir haben ein paar Fakten und Zahlen zusammengetragen und geben Tipps, wie man die wunderschöne kroatische Stadt trotzdem genießen kann.

Kreuzfahrt-Hafen von Dubrovnik
Kreuzfahrt-Hafen von Dubrovnik

Der 2009 fertiggestellte Ausbau des Kreuzfahrthafens brachte einige Verbesserungen, was den Verkehrsfluss und die Abfertigung der Passagiere im Hafen angeht. Seit 2012 gilt als Richtlinie, nur noch zwei ganz große Kreuzfahrtschiffe im Hafen und eines auf Reede vor der Altstadt pro Tag zu akzeptieren, was 2012 laut dem Hafen von Dubrovnik dazu führte, dass 40 Anfragen von Reedereien für einen Anlauf abgelehnt wurden.

Wirklich die Reißleine zu ziehen, traut man sich im Interesse der Einnahmen aus dem Tourismus aber nicht. Und so gleicht es eher einem vorsichtigen Zupfen an der Reißleine, was die Stadtväter derzeit probieren. Denn Reedereien, die Dubrovnik regelmäßig anfahren, will man nicht vor den Kopf stoßen, und so weicht man an einigen Tagen von dem selbst gesetzten Limit ab.

An den heftigsten Tagen 8.000 Passagiere in der Altstadt

Eine Kapazität von bis zu 12.000 Passagieren haben die Schiffe zusammengenommen dann an einem solchen Tag. 80 Prozent davon gehen laut Hafenbehörde in Dubrovnik tatsächlich an Land und wenn man der Argumentation der Behörde folgt, haben die Schiffe im Durchschnitt eine Auslastung von 85 Prozent (in Bezug auf die Maximalkapazität). Tatsächlich würden demnach an einem solchen Spitzentag also etwas mehr als 8.000 Kreuzfahrt-Passagiere tatsächlich die Altstadt von Dubrovnik bevölkern.

Massenandrang am Pile-Tor
Massenandrang am Pile-Tor …

Einen Eindruck davon, was ein solcher Tag in Dubrovnik bedeutet, vermittelt unser Bild, das am 16. Juli 2011 entstanden ist – ein Tag, an dem Schiffe mit einer Kapazität von 9.634 Passagiere in Dubrovnik waren, nach der Rechnung von oben also 6.550 Kreuzfahrt-Passagiere in die Altstadt drängten. Das Bild zeigt einen Blick durch das Pile Tor, der Haupteingang zur Altstadt vom Kreuzfahrt-Hafen her kommend.

... und die selbe Stelle am späten Nachmittag
… und die selbe Stelle am späten Nachmittag

2013 wird nach den derzeitigen Planungen erneut ein Rekordjahr: 1,2 Millionen Kreuzfahrtpassagiere erwartet die Stadt, wobei sich im Vergleich zu 2012 die 170.000 zusätzlichen Passagiere auf eine etwas längere Saison verteilen. Spitzentage gibt es vor allem im Juni, Juli und August, wobei mit möglichen 11.993 Passagieren am 25. August 2013 der größte Andrang erwartet wird. Im Hafen und auf Reede liegen dann gleichzeitig Ruby Princess, Costa Magica, Grand Celebration, Celebrity Silhouette und Norwegian Jade – wobei die beiden letzteren erst am Nachmittag eintreffen und dafür abends länger bleiben.

Dubrovnik: Passagierzahlen

Gesamtpassagier-Zahlen im Hafen von Dubrovnik und auf Reede vor der Altstadt:

  • 2009: 938.498
  • 2010: 1.025.453
  • 2011: 1.072.373
  • 2012: 1.038.461
  • 2013: 1.207.637 (erwartet)

2011 verzeichnete Dubrovnik 24 Tage mit über 8.000 Passagieren, davon 8 Tage mit über 10.000. 2012 verbesserte sich die Situation vorübergehend etwas. Nur noch 17 Tage mit über 8.000 und 6 Tage mit mehr als 10.000 Passagieren verzeichnete der Hafen. Doch die Planung für 2013 knüpft wieder an 2011 an: 24 Tage über 8.000 Passagiere, 7 Tage sogar über 10.000.

Die vollsten und die leersten Tage

Am ruhigsten geht es meist montags, dienstags und mittwochs zu – allerdings immer auch mit Ausnahmen. Die kritischsten Tage sind Samstage oder Sonntage. Über 10.000 Passagiere werden 2013 an den folgenden Tagen erwartet:

  • 25. Mai
  • 8., 15., 22. Juni
  • 14. Juli
  • 11. und 25. August
Wer zur richtigen Tageszeit kommt, kann die Altstadt von Dubrovnik aber auch so erleben
Wer zur richtigen Tageszeit kommt, kann die Altstadt von Dubrovnik aber auch so erleben …

Wer Dubrovnik mit einem Kreuzfahrtschiff besuchen will, sollte vor der Buchung die Anlauflisten des Hafens genau studieren und auch darauf achten, zu welchen Uhrzeiten die Schiffe jeweils kommen und wieder fahren. Denn so voll die Altstadt an einem hektischen Tag mittags sein kann, so schlagartig leeren sich die Straßen und Plätze auch wieder, wenn die großen Schiffe wieder in See stechen. Vor allem den Bereich um das Pile Tor und die Shopping-Gassen sollte man während der Stoßzeiten meiden.

... oder zumindest so.
… oder zumindest so.

Unsere Empfehlung: Für die Besichtigung der Altstadt möglichst schnell von Bord gehen, mit dem Taxi (ca. 10 Euro) den örtlichen Bussen zum Pile-Tor fahren (Haltestelle direkt vor dem Kreuzfahrt-Terminal, Kartenverkauf an einem Schalter im Kreuzfahrt-Terminal, Hin- und Rückfahrt-Ticket ca. 10,50 Euro), um dort noch vor den geführten Ausflugsgruppen anzukommen. So kann man die Stadt bis zu einer Stunde lang halbwegs in Ruhe genießen.

Alternativ: Wer die Seilbahn auf den Aussichts-Berg direkt hinter Dubrovnik nehmen will, sollte ebenfalls so früh wie möglich und in jedem Fall vor den geführten Gruppen an der Talstation sein, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Die Altstadt selbst kann man dann entweder am späteren Nachmittag besichtigen oder per Rundgang von der Stadtmauer aus, wo sich das Gedränge wegen des verlangten Eintrittspreises in Grenzen hält (Eintritt: 70 Kuna = ca. 9 Euro, Kreditkarten werden nur am Eingang Pile-Tor akzeptiert).

3 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

3 Gedanken zu „Zu viele Kreuzfahrtschiffe: Dubrovnik zupft an der Reißleine“

  1. Das hört sich alles viel zu sehr nach Stress im Urlaub an. Wenn aber der Wochenanfang eher ruhig ist, könnte man doch rein theoretisch die Anläufe gleichmäßig auf die Woche verteilen, oder?

  2. Wir, meine Frau und ich haben 1959 auf unserer Juogoslavien Reise Dubrovnik besucht.
    Wir waren mit dem Faltboot unterwegs auf der Sava , entlang der Küste bei Istrien und natürlich
    in Dubrovnik. Campingplatz Mlini südlich von Dubrovnik. Was wir damals für eine leere Stadt
    vorfanden, wir bummelten durch die Strassen, wir sassen verloren im Gasthaus, auf dem Wochenmarkt
    waren wir Fremdlinge. Man bestaunte uns und fragte: wo kommt ihr denn her? Es war ja zu der
    Zeit ein kommunistisches Jugoslavien unter Tito. Wir hatten unser Dubrovnik in so schöner
    Erinnerung. Die Ruhe die Gelassenheit und die freundlichen Meschen das alles haben wir
    genossen. Dann der Schock, wir waren mit einem Busunternehmen in Kroatien, Ausflug
    nach Dubrovnik. Wir wurden durch die Stadt geganden, so ein Gedränge und Geschiebe,
    wir sind dann auf die Aussichtsmauer, die rund um die Stadt verläuft geflüchtet und haben
    die Aussicht und die Ruhe genossen. Der Rundgang kostet Geld und deshalb war es hier oben
    erträglich.

  3. @Rudi Schrader: Ja, das spiegelt wider, wie sich der Tourismus in dieser Zeit entwickelt hat. Ich hab‘ mal schnell nachgeschaut: 1960 haben weltweit 69 Millionen Menschen eine Auslandsreise unternommen, 2015 waren es 1,84 Milliarden – knapp 27mal so viele. Auf die beschriebene Situation in Dubrovnik wären 27mal so viel Touristen immer noch recht erträglich, aber die Touristen-Ströme fokussieren sich auch auf Top-Ziele – und u.a. als Drehort von Game of Thrones (und die von Ihnen schon erwähnten, geopolitischen Veränderungen) ist die Touristenzahl in Dubrovnik noch viel stärker angestiegen als im Durchschnitt. Ich bin sehr gespannt, ob die aktuelle Coronakrise hier teilweise zu einem Umdenken und Veränderungen hin zu einem sanfteren, nachhaltigerem Tourismus führen wird.

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