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Auf ein Wort mit Frank Juliussen, Kapitän der Norwegian Epic

Ein Kapitän zum Anfassen, mit glatt gebügelter, weißer Uniform, der öfter auf dem Sonnendeck als auf der Brücke steht – das ist Frank Juliussen nicht. Der Norweger ist Kapitän der Norwegian Epic und hat eine klare Linie: „Ich bin in erster Linie verantwortlich für das, was hier auf der Brücke geschieht. Für das Entertainment ist die Kreuzfahrtdirektorin zuständig.“

Seit 1992 arbeitet Kapitän Frank Juliussen für Norwegian Cruise Line. Er stammt aus Norwegen, ist aber mit einer Deutschen verheiratet. Trotzdem ist für ihn seine Heimat, die Lofoten, der schönste Platz der Welt.

Auf der Brücke der Norwegian Epic hat cruisetricks.de-Gastautor Christoph Assies Kapitän Juliussen während einer Kreuzfahrt durchs Mittelmeer zum Interview getroffen.

Ihre Karriere hat nicht auf Kreuzfahrtschiffen begonnen. Wie sind Sie schließlich bei der Norwegian Epic gelandet?

Ich begann auf norwegischen Fischkuttern. Danach fuhr ich auf verschiedenen Containerschiffen und bewarb mich 1992 bei der Norwegian Cruise Line, wo ich als erster Offizier begann. 1999 holte ich die „Norway“ zurück nach Europa. Wir sind in den Fjorden und im Mittelmeer unterwegs gewesen. Danach habe ich in Bremerhaven die „Norwegian Sky“ und die „Norwegian Sun“ mit in Dienst gestellt.

„„1999 holte ich die Norway zurück nach Europa.“

Von dort ging es für einige Zeit auf die „Norwegian Majesty“ und dann nach Asien. Ich habe die ehemalige „Superstar Leo“, heutige „Norwegian Spirit“ nach der Übernahme von Star Cruises durch Norwegian Cruise Line nach Europa geholt. Nach vier Jahren auf der „Spirit“ kam ich auf die damals neue „Norwegian Gem“. Nach drei Jahren haben sie mich dann gefragt, ob ich auf dieses Baby kommen möchte [Anm.: Die Norwegian Epic].

Die Norwegian Epic wurde bei STX in Frankreich gebaut – wie unterscheidet sich dieses in Frankreich gebauten Schiff von denen der deutschen Meyer Werft?

Norwegian Epic
Norwegian Epic

Gut sind sie alle. Die Norwegian Epic war eine Art Prototyp, ein Konzept-Schiff für NCL. Eine Menge Dinge wurden hier das erste Mal ausprobiert. Sowohl STX, als auch die Meyer Werft sind gute Schiffbauer. Die Epic ist ein wirklich gutes, starkes Schiff. Wir haben uns nun jedoch entschlossen, nachdem die Epic gebaut wurde, auf der Meyer Werft in Papenburg die neuen Schiffe bauen zu lassen. Sie können zwischen den Zeilen lesen.

Was ist das Spezielle für Sie als Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff im Vergleich zu einem Containerschiff?

Kapitän Frank Julissen (Bild: Christoph Assies)
Kapitän Frank Juliussen (Bild: Christoph Assies)

Auf einem Containerschiff kannst Du es dir auch mal erlauben laut zu werden. Du kannst dir auch mal 20 schlechte Tage leisten. Das funktioniert nicht an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Du musst höflich und sehr diplomatisch sein und Du musst Menschen verstehen. Du musst die Menschen quasi lesen und, falls nötig, in die richtige Richtung lenken. Die Gäste von heute wissen, was sie wollen. Du darfst sie niemals vergessen.

Die Sicherheit steht dann natürlich an oberster Stelle. Wenn das Wetter beispielsweise einmal schlecht ist und die Sicherheit nicht zu 100 Prozent gewährleistet ist, denken wir auch schon einmal darüber nach, einen Hafen nicht anzulaufen. Auf einem Containerschiff gehst Du hingegen auch mal ein Risiko ein.

Was denken Sie über die aktuellen Sicherheitsbestimmungen auf Kreuzfahrtschiffen? War der Zwischenfall mit der Costa Concordia eine Art Weckruf für die Branche?

Sicherheitsbestimmungen können nicht hoch genug sein. Es ist wichtig, dass sie nach Zwischenfällen immer wieder überdacht und wenn nötig überarbeitet werden.

„Menschliches Fehlverhalten wird es immer geben.“

Ich würde nicht sagen, dass die Costa Concordia einen Weckruf ausgelöst hat. Menschliches Fehlverhalten wird es immer geben. Ein Beispiel: Wenn die Maschinen nicht richtig laufen, dann ist das auch eine Konsequenz eines menschliches Fehlers. Menschen bauen die Maschinen. Die Maschinen bauen sich nicht selbst.

„Du bist sehr froh, wenn der erste Offizier dir auf die Schulter tippt, wenn etwas falsch läuft.“

Das wird immer so bleiben, solange es die Menschheit gibt. Wir können versuchen, Situationen zu kontrollieren, sie zu analysieren, aber wir müssen eine gute Einstellung zur Sicherheit haben. Jeder Schritt sollte hinterfragt werden. Nur dann ist man vorbereitet. Der menschliche Aspekt bleibt aber in jeder Situation.

Bei der täglichen Arbeit muss ich mich als Kapitän auf meine engsten Mitarbeiter verlassen können, stehe aber auch immer zur Verfügung. Man muss jedoch auch als Kapitän seinen Teammitgliedern erlauben, einen zu korrigieren, falls es nötig ist. Ich denke, einige Kollegen gehen die Sache falsch an. Sie wollen der „Big Boss“ sein. Das ist ok, solange alles funktioniert. Aber Du bist sehr froh, wenn der erste Offizier dir auf die Schulter tippt, wenn etwas falsch läuft. Das sichert dich ab!

Bei einigen Kreuzfahrtreedereien ist der Kapitän eine Art Entertainer für die Gäste. Wie sehen Sie Ihre Position an Bord gegenüber den Gästen?

Brücke der Norwegian Epic
Brücke der Norwegian Epic Bild: Christoph Assies)

Für das Entertainment ist die Kreuzfahrtdirektorin zuständig. Ich bin in erster Linie verantwortlich für das, was hier auf der Brücke geschieht. Ich sehe die Kreuzfahrtdirektorin, den Hoteldirektor, den Chief Engineer und die Offiziere als meine engsten Ratgeber. Ich muss ihnen Raum geben und gebe ihnen Raum, damit sie ihren Job gut machen. Ich mische mich da nicht ein.

„Meine Mitarbeiter müssen sich auf mich verlassen können.“

Wenn ich für meine engsten Mitarbeiter den Babysitter spielen würde und sie im gewissen Sinne anketten würde, dann kette ich mich selbst an. Ich mache zwar meine Runden über das Schiff, aber ich gebe ihnen Rückhalt. Sie müssen nicht für mich da sein, ich muss für sie da sein, sie müssen sich auf mich verlassen können. Diese Zusammenarbeit klappt, meiner Meinung nach, mit diesem Team auf diesem Schiff einmalig gut.

Christoph AssiesDas Interview mit Kapitän Juliussen führte cruisetricks.de-Gastautor Christoph Assies. Er stammt aus Papenburg und arbeitet in der Redaktion der Ems-Zeitung (Medienhaus Neue OZ) für die Wochenzeitung Emsland Kurier. Er zeigt in seiner Freizeit Touristen im Besucherzentrum der Meyer Werft den Schiffbau. Christoph Assies hat sich als freier Autor auf Themen rund um die Kreuzfahrt spezialisiert.

Anmerkung*: Der Autor reiste mit der Norwegian Epic auf Einladung von Norwegian Cruise Line.
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Der Autor reiste mit der Norwegian Epic auf Einladung von Norwegian Cruise Line.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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