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Einbau eines Abgas-Filtersystems auf einem AIDA-Kreuzfahrtschiff (Bild: AIDA Cruises)

Carnival Corp. legt Studie zu Schadstoffen im Abwasser von Abgasreinigungsanlagen von

Carnival Corp. hat in einer aufwendigen Studie den Schadstoffgehalt von Waschwasser aus Abgasreinigungsanlagen auf ihren Kreuzfahrtschiffen (EGCS, Scrubber) analysiert. Bemerkenswert ist dran vor allem, dass der Kreuzfahrt-Konzern sich im Detail mit diesem Thema beschäftigt und die Studie explizit nicht darauf angelegt ist, öffentlichkeitswirksame Ergebnisse präsentieren zu können.

Ziel der Studie sei es gewesen, so Carnival, die Qualität des ins Meer abgegebenen Waschwassers und die damit zusammenhängenden Parameter besser zu verstehen. Ausdrücklich keine Aussage könne und wolle man mit der Studie zu den Auswirkungen treffen, die das Einleiten des Waschwassers ins Meer haben könnten. Dies müsse Teil einer fortführenden Studie sein.

Um sich nicht nur an den Vorgaben der IMO (Resolution MEPC.259(68)) für Abgasreinigungssystem auf Schiffen zu orientieren, sondern auch die Wasserqualität insgesamt beurteilen zu können, zog Carnival weitere Standards zur Qualität von Wasser und Abwasser heran: die deutsche Abwasserverordnung, die WHO-Richtlinie zur Trinkwasserqualität (4th edition), die Richtlinie zu Industrie-Emissionen der EU (EU/2010/75) bezüglich des Waschwassers aus Reinigungsanlagen von Müllverbrennungsanlagen sowie die EU-Umweltqualitätsnormen für Oberflächengewässer.

Insgesamt untersucht die Studie 54 verschiedene Schadstoffe und legt ein besonderes Augenmerk auf polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH/PAK) und Nitrate.

Hintergrund: Die Kreuzfahrtschiffe der Carnival-Marken nutzen Abgaswäscher (Exhaust Gas Cleaning Systems, EGCS) mit Open-Loop-Verfahren, bei dem Meerwasser zur Reinigung des Abgasstroms verwendet wird, das anschließend gefiltert wieder ins Meer abgegeben wird (zur Technik, vgl. Hybrid-Scrubber und Closed Loop).

Ergebnisse der Studie

Auch wenn plakative Aussagen nicht das Ziel der Studie waren, kann man ihr dennoch einige interessante Ergebnisse entnehmen:

  • Die IMO-Grenzwerte für Nitrate und polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe werden deutlich unterschritten und der vorgeschriebene Mindest-PH-Wert von 6,5 nicht unterschritten.
  • Die Konzentration aller analysierten Schadstoffe im Waschwasser der Schiffe liegt unter den Grenzwerten für Abwasser, die in hilfsweise herangezogenen Vorschriften an Land festgelegt sind. Vergleichsstandard war hier die deutsche Abwasserverordnung beziehungsweise die WHO Guideline for Drinking-Water Quality (4th edition).
  • Bei Ausschluss der wenigen statistischen Ausreißer bei den Messwerten bleibt die Schadstoffkonzentration des Waschwassers auch unter den Grenzwerten der EU-Umweltqualitätsnormen für Oberflächengewässer, die als strengster Vergleichsmaßstab herangezogen wurde, obwohl diese Normen nicht als Maßstab für „point of source“-Messungen gedacht sind, also der Messung des unverdünnten Waschwassers.
  • Vereinzelt war der Gehalt bestimmter Schadstoff nach der Filterung des Waschwassers an Bord der Kreuzfahrtschiffe sogar niedriger als in dem Meerwasser, das die Reinigungsanlage zuvor aus dem Meer aufgenommen hatte.
  • Vor allem die Werte für Metalle wie Arsen, Cadmium, Blei, Merkur, Selen und Thallium sind der Studie zufolge extrem niedrig und sehr nahe an den Werten des zuvor aufgenommenen Meerwassers.

Untersucht wurde auch die Effizienz von zusätzlichen Filteranlagen für das Waschwasser. Dafür wurden elf Proben herangezogen. Nicht überraschend: Das Filtersysteme für das Waschwasser verbessert weiter die Qualität des abgegebenen Wassers, und zwar in Bezug auf 27 der 54 erfassten Schadstoffe.

Interessant ist auch, was die Studie nicht beansprucht: Es wird mehrfach herausgestellt, dass mit der Studie nicht belegt werden soll, dass die Messwerte die jeweils zum Vergleich herangezogenen Wasser- und Abwasser-Vorschriften einhalten. Stattdessen betont die Studie, dass diese Standards nur hilfsweise genutzt wurden, um Vergleichswerte zur Wasserqualität und den strengsten Vorschriften dazu an Land zu bekommen.

Details zum Ablauf der Studie

Laut der Studie sind alle Kreuzfahrtschiffe der Carnival-Marken mit einem permanenten Monitoring-System ausgestattet, das die Kriterien der IMO-Vorschriften zum Waschwasser (MEPC.s59(68) von 2015), die EU-Schwefel-Richtlinie (EU/2012/33) und der amerikanischen EPA Vessel General Permit (VGP) überwacht. Die Studie basiert jedoch auf gezielter Proben-Entnahmen unabhängig von diesem kontinuierlichen Monitoring, weil man dabei mehr und noch präzisere Werte erfassen könne. Die Studie basiert auf 79 Proben von 2016 auf 23 Schiffen sowie 281 Proben von 53 Schiffen aus dem Jahr 2018.

Die Proben für die Analysen wurden laut Carnival Corp. nach den Regeln der US-Umweltschutzbehörde EPA (United States Environmental Protection Agency) genommen, von ISO-17025-zertifizierten Experten von SGS analysiert und von der Klassifizierungsgesellschaft DNV-GL bewertet.

1 Kommentar

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

1 Gedanke zu „Carnival Corp. legt Studie zu Schadstoffen im Abwasser von Abgasreinigungsanlagen von“

  1. Engagement der Kreuzfahrtbranche keine große Überraschung
    So ganz überraschend ist es für mich nicht, dass sich eine Kreuzfahrt-Reederei Gedanken über die möglichen ökologischen Auswirkungen des ins Meer zurückgeführten Waschwassers aus Open-Loop-Scrubbern (Rauchgaswäschern) macht und in die Entwicklung und Erprobung entsprechender Techniken investiert., Denn gerade luxuriöse Kreuzfahrtschiffe mit ihrem umfangreichen Freizeitangebot an Deck stehen unter dem Druck von Passagieren und der Öffentlichkeit, die Umweltfreundlichkeit ihrer Schiffe, genauer gesagt, deren Verbrennungsmotoren, zu verbessern. Zeiten wie noch vor 10 oder 15 Jahren, als Crew-Mitglieder zur Vermeidung von ärgerlichen Rußflecken auf der (Abend-)Bekleidung der Passagiere mehrmals täglich Stühle, Liegen und Tische an Deck reinigten, sind schon lange vorbei.
    Horst Köhler, Friedberg/Bayern, 22. März 2019

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