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Carte du Jour - The Restaurants of Royal Caribbean International

Carte du Jour – The Restaurants of Royal Caribbean International

Brandneu und damit eine Ergänzung zu unserer Kreuzfahrtschiff-Kochbuch-Serie: Carte du Jour – The Restaurants of Royal Caribbean International ist ein schönes Kochbuch als Andenken an eine Kreuzfahrt und eignet sich gut für das, was Passagiere oft mit Keuzfahrt-Kochbüchern machen: von Köchen, Kellnern und Zimmersteward signieren lassen. Wie unser Testbericht zeigen wird, ist das neue RCI-Kochbuch wohl auch vorwiegend dafür gedacht – als Coffee Table Book, dekorativ und aufwändig gestaltet für den Wohnzimmertisch, das Bücher-Regal. In Bezug auf die Rezepte und die Umsetzung haben wir in unserer Kochbuch-Serie bessere gesehen, einschließlich dem in dieser Hinsicht viel nützlicheren RCI-Kochbuch „Savor“, Vol. II.

Struktur des Royal-Caribbean-Kochbuchs „Carte du Jour“

Carte du Jour bringt Rezepte von insgesamt neun Restaurants auf Royal-Caribbean-Schiffen mit Schwerpunkt Oasis Class: Giovanni’s Table, Solarium, Izumi, Vintages, 150 Central Park, Seafood Shack, Chops Grille, Portofino und aus dem Hauptrestaurant. Entsprechend ist das Kochbuch auch nach den Restaurants sortiert, jeweils mit einer kurzen Beschreibung des Restaurants selbst und sechs bis neun Rezepten, von Vorspeise bis Dessert. Außerdem am Ende des Kochbuchs sieben Rezepte für „Cooking Basics“, die im Kochbuch Anwendung finden: Fonds, Sirup, braune Sauce.

Gerichte und Niveau

Die Rezept-Auswahl bildet sehr schön die Ausrichtung und das Niveau der einzelnen Spezialitäten-Restaurants an Bord der Royal-Caribbean-Schiffe ab und hat sowohl für den Einsteiger als auch für fortgeschrittene Hobbyköche etwas im Angebot.

Was auffällt: Erstaunliche 12 von 67 Rezepten in diesem Kochbuch enthalten Jakobsmuscheln, also nahezu jedes fünfte Gericht. Man kann’s auch übertreiben mit Mode-Zutaten … Und mein persönliches Pech kommt da noch hinzu: Ich kann Jakobsmuscheln absolut nicht ausstehen.

Wie gut sind die Rezepte beschrieben?

Die Rezepte sind zunächst einmal sehr übersichtlich präsentiert, wenn auch in etwas kleiner Schrift, sodass man in der Küche schonmal genauer hinschauen muss. Die Zutaten werden praktischerweise nach einzelnen Rezept-Bestandteilen separat aufgelistet, sodass beispielsweise die Zutaten für die Deko nicht in der Liste der sonstigen Zutaten untergeht.

Wie schon im „Savor“-Kochbuch gibt Royal Caribbean zu jedem Rezept eine unserer Erfahrung nach auch zutreffende Schwierigkeitsstufe von 1 bis 5 an. Mengenangaben sind erfreulicherweise in US- und europäischen Maßgrößen direkt im Rezept benannt, sodass umständliches Umrechnen entfällt. Die meisten Rezepte sind für 6 oder 8 Personen ausgelegt. Was wir bislang noch in keinem anderen Kochbuch gesehen haben: Es gibt eine Liste der für das jeweilige Rezept nötigen Küchengeräte. Beispiel: Handmixer, Holzlöffel, Edelstahl-Schüssel, Schneebesen.

Zu jedem Rezept gibt es ein großes, schön fotografiertes, aber trotzdem realitätsnahes Foto. Daran kann man sich beim Kochen durchaus orientieren, was einige Schwächen in der Rezeptbeschreibung selbst wieder ausgleicht.

Was wir gekocht haben

  • Gumbo (Seafood Shack)
  • Lasagne Traditionale al Sugo die Carne (Giovanni’s Table)
  • Tomato Tarte Tatin (150 Central Park)
  • Green Tea Mousse (Izumi)
Gumbo, serviert in einer Brot-Schale
Gumbo, serviert in einer Brot-Schale

Das Gumbo des Seafood-Shack hat es uns als Louisiana-Fans angetan – auf der Oasis of the Seas ist das sehr lecker und wird dekorativ in einem ausgehöhlten Brotlaib serviert. Wir waren gespannt, ob das Rezept genau so gut ist. Zu unserer großen Freude: Ja, das Gumbo-Rezept ist klasse. Die Zutatenbeschaffung ist allerdings nicht ganz einfach, vor allem Gumbo-File-Pulver und Crawfish. Auch Bread Bowls (die ausgehlten Brotlaibe) gibt’s bei uns nicht fertig zu kaufen, aber das Gumbo kann man natürlich auch in einer ganz normalen Suppenschale servieren. Als Hauptspeise serviert man Gumbo übrigens traditionell mit Reis – was das Rezept leider nicht erwähnt, wo es wohl als Vorspeise gedacht ist.

Notbehelf für die Zutaten: Louisiana-Flußgarnelen (= Crawfish) gibt’s zumindest vorgekocht bei Aldi. Für das Crabmeat muss man allerdings ins Feinkostgeschäft, notdürftig tun es aber auch Nordsee-Krabben. Nahezu unmöglich aufzutreiben (selbst in den USA, außer in New Orleans) ist das Gewürz „Gumbo File“ – gemahlene Sassafras-Blätter. Wir hatten noch einen kleinen Vorrat von unserer letzten Südstaaten-Reise, ansonsten kann man’s online bestellen bei Bayouland Express. Oder notfalls weglassen, auch wenn’s schade ist um diesen letzten geschmacklichen Pfiff in dem Gericht.

Klassische Lagagne - gutes Rezept
Klassische Lagagne – gutes Rezept

Die Lasagne haben wir vor allem aus Neugierde nachgekocht, wie wohl eine amerikanische Kreuzfahrtgesellschaft sich eine italienische Lasagne vorstellt. Auch hier eine positive Überraschung: Es handelt sich um ein wirklich gutes Lasagne-Grundrezept, das nach der Beschreibung auch sehr gut gelingt. Für ein Spezialitätenrestaurant fehlt dem Rezept vielleicht der letzte Pfiff, aber das ist ein anderes Thema und schließlich kann man auf deses Grundrezept ja mit eigener Kreativität noch etwas draufsetzen.

"Tarte Tatin" aus Tomaten
„Tarte Tatin“ aus Tomaten

Die Tomato Tarte Tatin aus dem 150 Central Park hat zwar mit der süßen Nachspeise „Tarte Tatin“ nur sehr entfernt etwas zu tun, ist geschmacklich aber herrlich und wird dem Anspruch des 150 Central Park durchaus sehr gerecht: Im Ofen gebackene Tomatenstücke werden eine Grundlage aus Blätterteig, karamelisierten roten Zwiebeln sowie einer Käse-Mousse aus Ziegenkäse, Ricotta und Basilikum-Pesto aufgetürmt und lauwarm serviert.

Allerdings bleiben bei der Rezept-Beschreibung zu viele Fragen offen. Soll der Blätterteig nach dem Backen erst auskühlen? Das ist naheliegend, weil man’s auf gekühlten Tellern anrichten soll. Erklärt wird dazu aber nichts. Sollen die Tomaten nach dem backen im Ofen auskühlen, oder direkt heiß auf die gekühlte Käse-Mousse getürmt werden? Fazit: Geschmacklich ist die Tomato Tarte Tatin ein Erlebnis, die Beschreibung ist leider etwas schwach.

Leider nicht wirklich gelungen: Grüntee-Mousse
Leider nicht wirklich gelungen: Grüntee-Mousse

Am meisten Probleme hat uns ausgerechnet die mit Schwierigkeitsstufe 1 gekennzeichnete Nachspeise Grüntee-Mousse aus dem Asia-Restaurant Izumi bereitet. Genau nach Rezept zubereitet, ist das Dessert ziemlich misslungen, die Mousse und Sahne haben sich voneinander abgesetzt, die Mousse ist weitgehend flüssig geblieben. Und auch geschmacklich – das gilt ebenso für unseren zweiten, etwas erfolgreicheren Versuch – ist das Gericht im Vergleichzum Original auf Oasis und Allure of the Seas zu sahnig, was den feinherben Grüntee-Geschmack leider weitgehend überdeckt.

Beim zweiten Versuch haben wir die Sahne-Menge halbiert und die Mousse mit Eigelb über dem Wasserbad zu etwas Bindung überredet. Geschmacklich kam das Ergebnis dem Original jetzt etwas näher, die Struktur ist aber Gelatine-artig, moussig genug. Schade – ich hätte lieber ein Schwierigkeitsstufe-5-Rezept nachgekocht, das gut schmeckt, als eine einfache Gelatine-Variante, die ein mittelmäßiges Ergebnis liefert. Vielleicht liegt’s aber auch hier nur an einer zu dürftig beschriebene Zubereitung.

Fazit: Carte du Jour hat nach schon anfänglich zwiespältigem Eindruck zumindest geschmacklich größerenteils positiv überrascht, hat aber in den Beschreibungen deutliche Schwächen und kommt damit nicht an das sehr gute „Savor“-Kochbuch von Royal Caribbean heran. Für den Wohnzimmertisch ist Carte du Jour auf jeden Fall eine Anschaffung wert, zu nachkochen würde ich „Savor“, Vol. II“ deutlich bevorzugen.

Carte du Jour – The Restaurants of Royal Caribbean International

(englischsprachig)
Royal Caribbean International
ISBN 978-0-9797282-2-8
ca. 30 Dollar (neu nur an Bord zu kaufen)

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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