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Celebrity Equinox: Besatzung und Service

Die Celebrity Equinox ist für Liebhaber modernen Designs durchaus ein Schiff, auf dem man sich wohlfühlen kann, da sie trotz ihrer Größe eine Vielzahl überschaubarer und intimer Räume bereithält – Big Ship, Small Feel ganz modern. Zum Gefühl, an Bord zu Hause zu sein, gehört für mich unbedingt eine liebenswerte Besatzung. Die Summit hat im Frühjahr die Maßstäbe extrem hoch gesetzt, die Equinox konnte trotz guter Einzelleistungen insgesamt nicht daran anknüpfen.

So blieben wichtige Schlüsselpersonen der Celebrity Equinox wie Hotel Director Simon Weir und Cruise Director Gary Walker für die Passagiere in größerer Distanz als die Kollegen Sue Richardson und Damian de Lorenzis auf der kleineren Summit. Zwar waren sie freundlich und bei den Celebrity-üblichen zahlreichen Empfängen (Captain’s Club) zugegen, mischten sich jedoch nicht so intensiv unter die Gäste. Ein Tribut an die Größe der neuen Klasse und die dementsprechend höhere Arbeitsbelastung? Oder ist die Zahl der Captain’s-Club-Mitglieder einfach zu groß geworden und es stehen nur noch die Elite-Mitglieder und die AquaClass-Passagiere im Fokus?

Auch Apostolos Bouzakis war kein Kapitän zum Anfassen. Nur im Rahmen des ersten formellen Abends trat er im Theater der Equinox für die Gäste in Erscheinung. Ansonsten war bis auf seine täglichen Informationen von der Brücke um 12 Uhr nichts von ihm zu hören und zu sehen (Ausnahme wiederum die privaten Empfänge). Er verabschiedete sich mit der 12.00-Uhr-Info am letzten Seetag bereits von den Passagieren, mit der Betonung darauf, doch bitte unbedingt den Zufriedenheits-Fragebogen auszufüllen und abzugeben. Ich finde, im Rahmen einer 14-Tage-Transatlantikkreuzfahrt, die nicht gerade voller nautischer Herausforderungen steckt, wäre ein Auftritt am letzten Galaabend oder zur Farewell Showtime angemessen. Auch eine Brückenführung wurde trotz der vielen Zeit und mehrfacher Interessenbekundung nicht angeboten, genau so wenig wie eine Offiziersfragestunde – beides gab es auf der Summit. Immerhin, im Bordfernsehen liefen unter Equinox Stories sehr interessante Filmbeiträge über die Arbeit auf der Brücke (Erstanlauf in Gibraltar) und in den beiden Maschinenräumen.

Die größere Distanz zum Passagier zeigte sich insbesondere im Kabinenservice. Zwar unterliefen unseren indischen Stewards keine groben Schnitzer, aber sie hielten sich mit Gesprächen oder gar Fragen nach der Zufriedenheit sehr zurück. Es war ungewohnt für mich, etwas Fehlendes telefonisch anmahnen zu müssen (gleich zweimal die altmodische Frühstücks-Bestellkarte zum Raushängen) oder nach der Rückkehr in die Kabine noch die leeren mitgebrachten Tassen und Gläser vom Vorabend vorzufinden. Das war bei uns kein Einzelfall, die mitgereisten Freunde berichteten von ähnlich distanziertem Zimmerservice.

Eine Katastrophe: die Foto-Boutique an Bord. Wenn es darum geht, eine Digitalkamera zu verkaufen, wird schamlos gelogen, um das teuerste Modell an den Mann zu bringen. So wurde versucht, mir eine als Leica verkleidete Panasonic Lumix der FS-Serie (gewiss keine schlechte Kamera) als „Original“-Leica mit „German Engineering“ zu verkaufen. Als wir über den Bestellcomputer selbstgemachte Bilder als Geburtstagsüberraschung zügig ausdrucken lassen wollten, was eigentlich ein Kinderspiel sein sollte, reagierte das Personal desinteressiert und kündigte die Lieferung für den nächsten Vormittag an. Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass wir uns später wegen der Fotoprints an die offenbar einzig nette und kompetente Kollegin (Videografin Karri aus Australien) wandten, die das Labor direkt anrief und alles perfekt in die Wege leitete, sodass wir unsere Fotos eine Stunde später abholen konnten.

Auf hohem Niveau

Wir jammern hier selbstverständlich auf sehr hohem Niveau. Die Maßstäbe von Royal Caribbean, NCL und Co. wurden auf der Celebrity Equinox natürlich locker erreicht. Nur das Gefühl wie auf der Summit, in Sachen Service und Herzlichkeit in der Oberklasse der Kreuzfahrt angekommen zu sein, kam bei mir nicht so recht auf. Das lag auch daran, dass allerorten auf die Bedeutung des Fragebogens hingewiesen wurde, mit der Bitte, ständig ein „excellent“ zu vergeben. Die Besatzung scheint unter Druck zu stehen, und die neuen Schiffe der Solstice-Klasse müssen offensichtlich ein großer Erfolg werden.

Wo die gewohnte Celebrity-Klasse zu sehen war: Die Empfänge und Veranstaltungen für die Captain’s-Club-Mitglieder waren sehr zahlreich, und Celebrity zeigte sich dabei höchst großzügig. Während viele Reedereien den Gästen lediglich ein Glas Sekt am Eingang in die Hand drücken, kamen hier eigentlich ständig Kellner mit Tabletts mit interessanten Getränken (u. a. feine Martini-Cocktails) und leckeren Canapees vorbei. Einmal wurde sogar ein üppiges Büffet aufgefahren. Wie schon im Mai auf der Summit gab es auch diesmal einen Empfang für die deutschen Passagiere – „zum Dank für das schöne Schiff aus Deutschland“, wie es im Programm hieß. Dabei wurden sogar durchaus genießbare deutsche Gerichte (zum Beispiel Schnitzel und Kartoffelsalat) gereicht. Bei diesen Events wurde der Passagier wirklich verwöhnt.

Diese Veranstaltungen fanden immer in der Sky Observation Lounge statt, die an dieser Stelle noch mal eine besondere Erwähnung verdient, da sie sicher die schönste Aussichtslounge ist, die ich je auf einem Kreuzfahrtschiff gesehen habe. Hochwertigste Designermöbel, ein durch unterschiedlich gestylte Sitzgruppen und transparente Gardinen in intime Inseln unterteilter Raum und die nächtliche aufsehenerregende Beleuchtung sorgen für eine außergewöhnliche Atmosphäre.

Nur zwei Nachteile: Durch die vielen Private Functions (etwa die allnachmittägliche Captain’s-Club-Elite-Cocktailstunde) ist dieser Raum mit seinem tollen Panoramablick oft nicht für alle nutzbar – gerade zur Ablegezeit. Und dann wird er auf diesen Empfängen oft sehr voll, nur frühzeitiges Erscheinen sichert einen Sitzplatz. Dies ist neben der großzügigen Raumaufteilung auch der großen Passagier- und Captain’s-Club-Mitgliederzahl geschuldet.

Zum Thema deutsche Passagiere: Die Angaben schwankten zwischen 300 und 400. Es ist aber schon auffällig, dass Celebrity sich als die Reederei etabliert hat, die den Wünschen deutscher Gäste, die nach Alternativen zu deutschen Schiffen und europäischen Platzhirschen wie Costa und MSC suchen, wohl am besten entgegenkommt. Es gab recht gut übersetzte deutsche Speisekarten und Tagesprogramme. Deutsch war neben Spanisch auch die Fremdsprache, in welche die Ausführungen des Kapitäns übersetzt wurden.

Gab es auf der Celebrity Equinox auch etwas, das besser als auf der Summit funktionierte? Ja, es waren wesentlich mehr Reinigungskräfte in den öffentlichen Räumen und auf den Außendecks unterwegs. Während man auf der Summit eher das Notwendige erledigte, wurde die nagelneue Equinox ständig geputzt, gewienert, poliert und lackiert. Besonders angenehm fand ich, dass auf den meisten Toiletten (die ausgesprochen geschmackvoll und großzügig waren) neben Papierhandtüchern auch Stofftüchlein sowie zweierlei Toilettenpapier (für Knüller und Falter) vorhanden waren. Zudem öffnete eine Reinigungskraft den Passagieren – per Schalter – öfter mal die Toilettentür. Gut möglich, dass diese aufwändigen Maßnahmen auch mit dem Erstanlauf des Schiffes in den USA zusammenhingen, denn die unbarmherzige Kontrolle der US-Gesundheitsbehörden stand unmittelbar bevor.

1 Kommentar

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

1 Gedanke zu „Celebrity Equinox: Besatzung und Service“

  1. Habe mit Interesse gelesen. Mache am 13.11. mit der Equinox eine
    Kreuzfahrt. Unsere letzte mit MSC war ein Reinfall im Ganzen.Habe noch nie so schlechtes, lieblos Essen serviert bekommen. Desinfektionstationen tagelang Fehlanzeige, dafür immer eisgekühlt in Kabine u. Schiff und überall Italienischer Jahrmarktflair.
    Wir werden deshalb nur noch Celebrity oder Royal Carribian nehmen und lieber was mehr ausgeben. War 2011 auf der Eclipse und sehr zufrieden mit dem Preis-Leistungsverhältnis. Besser gings nicht in der Klasse. Hoffe wir knüpfen daran an und kommen zufrieden, glücklich und schwärmend von einer schönen Reise nach Hause.

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