Auch drei Monate nach Aufhebung des generellen Kreuzfahrt-Verbots in den USA fährt dort kein einziges Kreuzfahrtschiff. Ein konkreter Neustart-Termin für Bahamas- und Karibik-Kreuzfahrten ab Florida ist nach wie vor nicht absehbar. Eine Zusammenfassung des aktuellen Dilemmas der Kreuzfahrt in den USA.

Das Dilemma der Kreuzfahrt in den USA mit der Gesundheitsbehörde CDC
Verkapptes Kreuzfahrtverbot ohne klares Ablaufdatum
Zunehmend ist inzwischen von einem verkappten Kreuzfahrtverbot die Rede. Denn schon die rigiden Regeln machen einen Neustart sehr schwierig. Und die auch nach Monaten noch fehlenden Detail-Anweisungen der CDC machen es den Kreuzfahrt-Reedereien unmöglich, ihre Neustart-Vorbereitungen voranzutreiben.
Cruise Critic zitiert einen CDC-Sprecher Anfang Februar mit den Worten: „Wir erwarten, dass die nächste Phase der technischen Anweisungen (Technical Instructions for Port and Local Health Authorities Agreements) in den nächsten Wochen veröffentlicht wird.“
Conditional Sailing Order und Kreuzfahrt-Verbot in Kanada
Die Conditional Sailing Order gilt für alle Kreuzfahrtschiffe, die sich in US-amerikanischen Gewässern bewegen und mindestens 250 Personen – Crew und Passagiere – an Bord haben. Nicht betroffen sind daher einige wenige Kreuzfahrtschiffe mit sehr wenigen Passagieren. Dazu zählen beispielsweise Uncruise Adventures oder bei gezielt reduzierter Passagierzahl auch die Flusskreuzfahrtreedereien American Queen Steamboat Company und American Cruise Lines.
Eine weitere Erschwernis ist Anfang Februar hinzugekommen, als Kanada bekannt gab, seine Häfen für Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 99 Personen an Bord noch bis 28. Februar 2022 geschlossen zu lassen. Das verhindert weitgehend Kreuzfahrten in den wichtigen Fahrtgebieten Alaska und Neuengland – siehe Details in unserem Beitrag „Kanada verlängert Kreuzfahrt-Verbot für seine Häfen und Gewässer bis Februar 2022“. Der Reedereien-Interessenverband Clia will sich hier für ein vorübergehendes Ausnahmegesetz einsetzen, um den Passenger Vessel Service Act (PVSA) auszusetzen, um wenigstens dieses zusätzliche Kreuzfahrt-Hemmnis aus dem Weg zu räumen. Die Chancen stehen dafür aber denkbar schlecht.
Kreuzfahrt-Absagen in den USA aktuell bis Ende April 2020
Die meisten am US-Markt aktiven Kreuzfahrt-Reedereien haben ihre Kreuzfahrten aktuell bis Ende April 2021 abgesagt, manche Routen sogar schon bis in den Herbst hinein. Alaska- und Neuengland-Routen sind seit Erlass des Kreuzfahrtverbots in Kanada vorerst nicht mehr buchbar, offiziell aber noch nicht abgesagt (Stand: 8. Februar 2020).
Dass Kreuzfahrtschiffe von US-Häfen aus schon im Mai 2021 wieder fahren können, ist angesichts der vielen noch zu überwindenden, bürokratischen Hürden in der damit zusammenhängenden Logistik recht unwahrscheinlich. Insbesondere hängt weiterhin sehr viel davon ab, dass die CDC die nötigen „Technical Instructions“ veröffentlicht, die für die Reederei die Grundlage für die nächsten Schritte hin zum Neustart sind.
Offen – und damit Anlass für leise Hoffnung – ist, inwieweit die CDC sich schneller bewegt oder sogar die Regeln der Conditional Sailing Order aufweicht, wenn die Impfquote in den USA schneller steigt, als zunächst angenommen.
Hoffnungsvoll hat sich in dieser Hinsicht bereits der CEO der US-Reedereien American Queen Steamboat Company und Victory Cruise Lines gegenüber Seatrade Cruise News geäußert. Er verordnet seinen Passagieren und Crew-Mitgliedern ab 1. Juli 2021 eine Impfpflicht und ist optimistisch, dass beide Gruppen bis dahin eine Impfung bekommen können. Der Altersdurchschnitt der Zielgruppe der beiden Kreuzfahrtmarken ist relativ hoch und nach dem US-Impfplan gehört auch die Besatzung von Schiffen zur priorisierten Zielgruppe für Impfungen.