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„Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt“ – Interview mit Gianni Onorato, CEO MSC Cruises

MSC positioniert die MSC Lirica von Mai 2016 an in Shanghai und arbeitet in China mit der deutsch-chinesischen Caissa Touristic Group zusammen. In einem Exklusiv-Interview hatte cruisetricks.de die Gelegenheit, mit MSC Cruises‘ CEO Gianni Onorato ausführlich über das neue China-Engagement von MSC Cruises zu sprechen.

Vorerst für zwei Jahre soll die MSC Lirica ihren Heimathafen in Shanghai haben. Die MSC Lirica wird im September und Oktober 2016 – im Rahmen des ohnehin laufenden Renaissance-Programms für die Lirica-Class-Schiffe – in Palermo um 24 Meter verlängert, renoviert und für den chinesischen Markt umgebaut.

Klares Ziel ist für MSC, so Onorato, dauerhaft in China aktiv zu sein und dort zu wachsen – wahrscheinlich auch mit einem der ab 2017 in Dienst gehenden Neubauten der Seaside- oder Meraviglia-Klasse (ehemals Vista-Klasse). Mit Caissa Touristic Group hat MSC sich dazu einen strategischen Partner gesucht, der seine Wurzeln in Hamburg hat und als Spezialveranstalter für China-Reisen große Erfahrung im chinesischen Markt hat.

Gianni Onorato ist seit September 2013 CEO von MSC Cruises. Davor war er seit 2004 Präsident der Marke Costa Crociere und bereits seit 1998 für Costa tätig. Onorato hat 2005 für Costa auch die erste Präsenz der italienische Reederei in China aufgebaut.

Bevor wir über die China-Pläne von MSC sprechen: Warum ist China so attraktiv, dass alle Reedereien jetzt so viele Schiff dort hinschicken und damit sogar ein wenig ihre angestammten Märkte vernachlässigen, die ja ebenfalls noch deutlich wachsen?

China und die gesamte Region Asien ist so attraktiv, weil jede Analyse zeigt, dass es hier Wachstums-Chancen gibt und das Angebot die Nachfrage regelt, anders als in allen anderen Regionen der Welt wie etwa Europa. Das ist also eine sehr interessante Region.

„Sie haben Recht, wir sollten die anderen Regionen nicht vernachlässigen.”

Sie haben Recht, wir sollten die anderen Regionen nicht vernachlässigen, wie Europa, das Mittelmeer und auch die Karibik, wo es immer noch sehr viel Raum für Wachstum gibt. Wir haben einen ehrgeizigen Wachstumsplan mit sieben neuen Schiffen innerhalb der nächsten Jahre. Natürlich schauen wir, wie wir die Schiffe auf eine Weise einsetzen können, dass wir alle Gebiete, in den wir aktiv sind, ausreichend bedienen können.

Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, weil unsere neuen Schiffe bald kommen. Wir reden über bereits drei Neubauten 2017/18, die zu unserer Flotte stoßen.

Sie haben vor einigen Monaten einmal in einem Interview gesagt, MSC werde eines der großen, neuen Schiffe in China positionieren. Hat sich das durch die Entscheidung für die MSC Lirica geändert, oder gibt es diese Pläne immer noch?

Wir wollen erst einmal sehen, wie schnell dieser Markt wächst. Es ist eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass möglicherweise auch einer der großen Neubauten nach China gehen wird. Viele anderen Reedereien haben diesen Schritt ja schon gemacht.

„Wir wollen erst einmal sehen, wie schnell dieser Markt wächst.”

Die Lirica geht dorthin, weil sich eine Gelegenheit ergeben hat mit unserem Partner Caissa. Deren Gründer ist in Deutschland, in Hamburg geboren und wir arbeiten mit Caissa Touristic seit Januar zusammen um herauszufinden, was die richtige Schiffsgröße, das richtige Produkt ist.

MSC Lirica auf der Elbe bei Hamburg
MSC Lirica auf der Elbe bei Hamburg

Es spielt aber auch eine Rolle, dass die MSC Lirica gerade ins Trockendock geht, genau genommen schon am 31. August gegangen ist. Wir haben also die Chance, das Schiff im Rahmen des Renaissance-Projekts in einer Weise umzubauen, dass wir viele, viele Anpassungen für den chinesischen Markt vornehmen können.

Die Lirica wird das erste Schiff in China sein, aber wir hoffen, dass sich alles in die Richtung entwickelt, die wir erwarten. Wenn das eintritt, können wir zu einem späteren Zeitpunkt ein größeres Schiff hinzufügen, auch wenn wir wissen, dass es für uns noch sehr viel in Europa zu tun gibt und ganz klar auch in Deutschland.

Können Sie schon ein paar Details nennen zu den speziell für den chinesischen Markt vorgesehen Änderungen und Features der MSC Lirica?

Wir werden in etwa einem Monat eine Pressekonferenz genau zu diesem Thema machen. Aber ich kann Ihnen schon jetzt ein paar Hinweise geben. Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf drei Bereiche: Essen, Entertainment und Shopping. Wir arbeiten gemeinsam mit unserem Partner Caissa daran, wie wir es schaffen, in diesen drei Bereichen einerseits unseren mediterranen Charakter zu betonen, zugleich aber auch zu erreichen, dass sich unsere chinesischen Kunden damit wohlfühlen.

Shanghai: künftiger Basishafen der MSC Lirica ab Mai 2016 (Bild: Romain Pontida, CC BY-SA 2.0)
Shanghai: künftiger Basishafen der MSC Lirica ab Mai 2016 (Bild: Romain Pontida, CC BY-SA 2.0)

Wir werden also beispielsweise im Restaurant zwar mediterrane Speisen servieren, aber auch viele chinesische Optionen anbieten. Eine der Anforderungen ist ein 24-Stunden-Betrieb eines Restaurants und die wollen wir erfüllen.

„30 Prozent des Schiffs wird besetzt sein mit Personal, das Mandarin spricht.”

30 Prozent des Schiffs wird besetzt sein mit Personal, das Mandarin spricht. Alle Crewmitglieder in vorderster Reihe werden also sehr einfach mit den Gästen kommunizieren können.

Beim Shopping haben wir wichtige Kooperationen mit bekannten Marken geschlossen, um hier ein High-End-Shopping-Erlebnis anbieten zu können und wir haben die Shop-Flächen vergrößert, um eines der besten Shopping-Erlebnisse anbieten zu können.

Sprechen Sie mit der MSC Lirica ausschließlich asiatisches Publikum an, oder werden Sie auch europäischen und deutschen Kunden China-Kreuzfahrten auf diesem Schiff verkaufen?

Wir planen, dass wir die Grand Voyage nach Shanghai in Europa verkaufen, nicht exklusiv, aber hauptsächlich in Europa und zusätzlich auch einige Chinesen. Das Schiff wird von Rio de Janeiro über Europa, Indien, Singapur, Hong Kong nach Shanghai fahren.

„Sobald das Schiff in China ist, sprechen wir damit ausschließlich chinesische Kunden an.”

Sobald das Schiff in China ist, sprechen wir damit ausschließlich chinesische Kunden an, weil wir nicht möchten, dass die Mehrheit der Passagiere aus China stammt und dann ein paar Europäer darunter sind. Ein Faktor ist auch die Dauer der Kreuzfahrten dort. Die Nachfrage aus Europa wäre gering, weil die Kreuzfahrten recht kurz sein werden.

Wenn man Mitbewerber ansieht – allen voran Royal Caribbean International, die mit der Quantum of the Seas ein brandneues, innovatives Schiff nach China bringen: Wo liegt die Stärke von MSC im Vergleich dazu, was sind ihre Verkaufsargumente?

Wir wollen nicht mit Royal Caribbean und der Quantum of the Seas konkurrieren auf den Gebieten, auf der die Quantum of the Seas ihre Alleinstellungsmerkmale hat.

„Wir wollen nicht der Quantum of the Seas konkurrieren.”

Wir wollen andere Alleinstellungsmerkmale bieten und wir wollen uns davon abheben. Das ist der einzige Weg für uns, in dem Markt Fuß zu fassen. Und wir sprechen auch einen anderen Kundentyp an. Wir bieten ein anderes Erlebnis. Besonders wenn Sie an Bord des Schiffs sind – nicht so sehr bei den Destinationen, denn die sind bei allen ähnlich.

Die Entscheidung, die MSC Lirica nach China zu bringen, ist sehr kurzfristig gefallen. Wie gehen Sie mit den Kunden um, die auf den ursprünglich geplanten Reisen der MSC Lirica gebucht waren?

Wir hatten etwa 1.950 Gäste für die Lirica für die Kreuzfahrten gebucht, die wir abgesagt haben. Wir haben diesen Gästen aber exakt die gleiche Route auf der MSC Sinfonia angeboten und denken nicht, dass wir damit größere Beeinträchtigungen verursacht haben. Und natürlich gibt es in solchen Situationen auch immer ein paar Zusatzleistungen für die Kunden, um sie für die Unannehmlichkeiten für den Schiffswechsel zu entschädigen.

MSC ist auf sehr viele Märkten tätig – besteht da nicht die Gefahr, dass man sich als Unternehmen zu stark differenziert, in jedem Markt nur noch mit ein, zwei Schiffen unterwegs ist und so keine starke Position und Marken-Bekanntheit erreicht?

Jedes Unternehmen hat da eine unterschiedliche Strategie. Manche bevorzugen es, sich auf ein einziges Land zu konzentrieren und sich auf nur einen Markt zu fokussieren. Es gibt Unternehmen, vor allem die amerikanischen, die entschieden haben, verschiedene Marken zu kaufen, um ihre Präsenz in den verschiedenen Märkten zu sichern.

„Es reduziert das Risiko, wenn es in dem einen der dem anderen Markt einmal nicht so gut läuft.”

MSC sieht das anders: Wir sind ein globales Unternehmen. Natürlich gibt es da für uns mehr Wettbewerb, wir müssen mehr in Marketing investieren und in die Markenbildung. Aber wir glauben, dass das letztlich die Qualität unseres Unternehmens verbessert. Und es reduziert das Risiko, wenn es in dem einen der dem anderen Markt einmal nicht so gut läuft.

Hilft es Ihnen als MSC Cruises, dass sie eine der weltgrößten Containerschiff-Reedereien im Hintergrund haben, insbesondere auch in Märkten, die so schwierig zugänglich sind wie aktuell China?

Es gibt zahlreiche Synergien mit dem Container-Geschäft, von denen wir profitieren können. Ich geben Ihnen ein Beispiel: Alle unsere Kapitäne kommen aus der Frachtschifffahrt und haben dort ihre Erfahrungen gesammelt, sind also gewohnt, mit riesigen Schiffen und schwierigen Situationen umzugehen.

MSC Lirica in Salerno
MSC Lirica in Salerno

Speziell auf China bezogen müssen wir eng mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um den dortigen Markt möglichst schnell zu verstehen. Sie haben bereits erwähnt, dass die Lirica-Entscheidung sehr kurzfristig war. Das stimmt, wenn wir das auf unsere aktuelle Ankündigung zur Partnerschaft mit Caissa beziehen. Aber wir haben schon im Januar begonnen, uns auf dieses Projekt vorzubereiten.

„Wenn Dinge sich so entwickeln, wie Sie sich das vorgestellt haben, dann fühlt sich das gut an.”

Der Zeitpunkt der Ankündigung hat damit zu tun, dass wir das mit Caissa – einem an der Börse notieren Unternehmen – so beschlossen haben, sodass wir mit der Ankündigung bis jetzt gewartet haben. Aber wir haben schon seit sieben Monaten daran gearbeitet, wie wir das umsetzen wollen, um für Mai nächsten Jahres startklar zu sein.

Eine persönliche Frage zum Abschluss: Wie fühlt es sich für Sie als CEO mit italienischer, westlicher Prägung an, mit ihrem Unternehmen plötzlich in China in einer völlig anderen, für uns oft fremd wirkenden Kultur aktiv zu werden?

Das ist sehr aufregend, ich bin begeistert. Genau genommen kenne ich diese Erfahrung bereits, denn 2005 habe ich für Costa deren erste Präsenz in Shanghai aufgebaut. Ich habe da also schon ein wenig Erfahrung.

Aber ich bin einfach begeistert, weil wir unserer Vision, unserer Strategie folgen und das ist sehr wichtig. Wenn Dinge sich so entwickeln, wie Sie sich das vorgestellt haben, dann fühlt sich das gut an.

2 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

2 Gedanken zu „„Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt“ – Interview mit Gianni Onorato, CEO MSC Cruises“

  1. Ich find das nicht so gut ein Schiff nur einer einzigen Kundschaft anzubieten! Schließlich muss man sich dann als Europäer auf die Schiffe die es sonst noch gibt konzentrieren. Kennt man die schon muss man andere Gesellschaften auswählen. Außerdem grade MSC die viel im östlichen Mittelmeer fahren sollten auch kleinere Schiffe in Europa behalten.

  2. Die Strategie hat MSC auch in Südamerika und Südafrika – die werden zwar nicht explizit ausschließlich an Südamerikaner bzw. Südafrikaner verkauft, zielen aber hauptsächlich auf diese Märkte.

    Bei China ist das Thema ein wenig spezieller: Der Kultur-Unterschied ist sehr groß und für chinesisches Publikum muss das Schiff, Entertainment, Essen deutlich angepasst werden, ein Großteil der Crew mit Kundenkontakt werden Chinesen sein. Da wird es für einen Europäer dann schon schwierig, noch zurecht zu kommen. Insofern kann die Trennung gerade in China durchaus sinnvoll sein. Jedenfalls ist das der wesentliche Grund, warum MSC es so macht …

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