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Infektionsschutz auf der Europa 2: Wie Luxus-Anspruch und Covid-19-Einschränkungen zusammenpassen

Maskenpflicht, Abstand, Infektionsschutzkonzept – wie funktioniert das auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff mit typischerweise sehr anspruchsvollen Passagieren? Wir haben uns das Konzept von Hapag-Lloyd Cruises auf der Europa 2 angesehen und genau beobachtet.

Nachdem ich schon auf großen Massenmarkt-Kreuzfahrtschiffen von MSC, Costa und TUI Cruises erlebt habe, wie gut der Infektionsschutz dort funktioniert und wie gut sich die Passagiere an die Regeln halten war ich neugierig: Klappt das auch bei einem Publikum, das gewohnt ist, selbst Regeln aufzustellen, statt sich sagen zu lassen, was sie tun sollen. Das gewohnt ist, für viel Geld auch viel individuelle Leistung zu bekommen und Einschränkungen nicht zu akzeptieren?

Um es vorweg zu nehmen: Meine Zweifel diesbezüglich basierten ganz offenkundig auf Vorurteilen. Denn Hapag-Lloyd Cruises gelingt es, ein sehr gut zum Luxusanspruch passendes Hygienekonzept umzusetzen. Und die Passagiere ziehen konsequent mit. Europa-2-Kapitän Jörn Gottschalk bestätigt meine Beobachtungen auch aus seiner Sicht: „Ich bin sehr beeindruckt, wie umsichtig die Menschen sind.“

Einschränkungen sind durch die Maßnahmen gegen das Sars-Cov-2-Virus natürlich auch auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff unvermeidlich. Allerdings gelingt es Hapag-Lloyd Cruises die Corona-Maßnahmen vergleichsweise unauffällig umzusetzen. Auffällig ist vor allem, was nicht auffällt: Das elegante Design des Schiffs ist durch die Maßnahmen kaum beeinträchtigt. Selbst die Weihnachts-Dekoration sticht deutlicher ins Auge als die Corona-Maßnahmen.

Hinweise und Absperrungen: dezent, aber effizient

Anders als auf den großen Schiffen stechen keine großen, roten oder grünen Verbots- oder Wegweise-Schilder ins Auge, sondern nur vereinzelte, sehr dezent angebrachte Hinweise. Dort, wo Absperrungen nötig sind, wurden sie effizient, aber unauffällig angebracht, beispielsweise an der Poolbar oder bei den (gesperrten) Zugängen zum Yacht-Club-Buffetrestaurant über das Promenadendeck.

Hinweise auf Abstandsregel
relativ dezente Hinweise auf Abstandsregel

Zupass kommt Hapag-Lloyd Cruise dabei natürlich der schon zu normalen Zeiten sehr großzügige Freiraum pro Passagier auf der Europa 2. Bei jetzt maximal 60 Prozent Auslastung (auf unserer Reise 55 Prozent – 284 von 514 möglichen und eine etwas reduzierte Crew-Zahl von 338 statt 370) bleibt der Mindestabstand von 1,5 Metern nahezu vollständig erhalten. Lediglich bei Ausflügen gibt es kurzzeitige, engere Kontakte.

Teils sogar individuelle Landgänge möglich

Die geringe Schiffsgröße und Passagierzahl erlaubt noch etwas, das auf den großen Kreuzfahrtschiffen zurzeit nicht möglich ist: individuelle Landgänge. Wobei Hapag-Lloyd Cruises gemeinsam mit den Hafenagenten und gegebenenfalls den örtlichen Behörden in jedem Hafen die jeweils aktuelle Situation prüft und individuelle Landgänge nur dann gestattet werden, wenn das Risiko niedrig ist. In Teneriffa und Gran Canaria waren individuelle Landgänge auf unserer Reise Anfang Dezember 2020 daher nicht möglich, auf La Gomera und La Palma dagegen schon.

Bei Gruppenausflügen im Bus nur jeder zweite Platz und jede zweite Reihe belegt. Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass laut Reederei ohnehin nur wenige Passagiere der Europa 2 – auch in normalen Zeiten – überhaupt auf eigene Faust an Land gehen. Häufiger sind exklusive, private, über die Reederei organisierte Touren. Das kommt gänzlich individuellen Landausflügen sehr nahe, die Rahmenbedingungen in Hinblick auf Infektionsschutz sind aber steuerbar, sicherzustellen und durch Hygieneprotokolle belegbar.

Kapitän Jörn Gottschalk bei der Begrüßungsrede während der Rettungsübung

In seiner kurzen Rede bei der Rettungsübung zu Beginn der Reise wird Kapitän Jörn Gottschalk auch sehr deutlich: Individuelle Landgänge seien etwas Besonderes und stark auch davon abhängen, wie konsequent sich alle an die ausnahmslose Maskenpflicht an Land halten, die in Spanien und damit auch auf den Kanaren gilt.

Maskenpflicht

Ohne Maskenpflicht geht es nirgends, auch nicht im Luxusbereich. Maskenpflicht gilt auf der Europa 2 überall, wo ausreichender Abstand nicht möglich ist. In der Praxis trägt in Innenbereichen jeder immer Maske, außer im Theater am Platz. Abstände sind hier durch Sperrungen besonders weit. Aber auch in den Außenbereichen im Freien tragen viele die Maske und legen sie erst am Sitzplatz oder auf der Sonnenliege ab.

Maskenpflicht überall, wo Mindestabstand nicht eingehalten werden kann
Maskenpflicht überall, wo Mindestabstand nicht eingehalten werden kann

Besonders zu begrüßen: Hapag-Lloyd Cruises stellt unmissverständlich klar, dass weder Masken mit Ventil, noch Face-Shields noch Halstücher oder Schals als Maske akzeptiert werden. Wie bei TUI Cruises liegt bei der Einschiffung eine Grundausstattung von fünf Masken in der Suite.

Die Infektionsschutz-Maßnahmen auf der Europa 2 im Detail

Die wichtigsten Maßnahmen und Regeln haben wir in einer kleinen Bildergalerie zusammengestellt:

  • Rettungsübung auf zwei Ebenen und jeweils nur der Hälfte der Passagiere
    Rettungsübung auf zwei Ebenen und jeweils nur der Hälfte der Passagiere

Im Details gelten folgende Maßnahmen und Regeln:

Einschiffung:

  • PCR-Test aller Passagiere (individuell oder über die Helios-Kliniken) maximal 72 Stunden vor Einreise auf die Kanaren
  • zeitlich gestaffelte Einschiffung der Passagiere
  • Temperaturmessung und Gesundheits-Befragung bei der Einschiffung durch den Bordarzt, gegebenenfalls Untersuchung
  • Rettungsübungen in zwei Durchgängen und jeweils verteilt auf die beiden Ebenen des Pooldecks.

während der Reise:

  • tägliche Temperaturmessung morgens (ist Voraussetzung für Verlassen des Schiffs)
  • ständiges Putzen und Reinigen der öffentlichen Bereiche

Restaurants und Bars:

  • Handhygiene bei Betreten des Haupt- und Buffet-Restaurants: Händewaschen und Desinfektion
  • Handdesinfektion vor den Spezialitätenrestaurants
  • Barservice am Platz, nicht an der (gesperrten) Theke
  • Buffet-Restaurant (Yacht Club) mit Bedienung durch Crew am Buffet
  • Tischsets im Yacht Club gefaltet – zum selbst entfalten mit Brotteller, Besteck und Serviette
  • 24-Stunden-Service in der Kabine
  • Speisekarten digital (auch digitale Weinkarte), aber auch Papierkarten zur Einmalnutzung

Suiten:

  • Sprühnebel-Desinfektion („Fogging“) der Passagierkabinen bei Passagierwechsel
  • Zweimal täglich Reinigung der Kabine, zusätzliche Desinfektion mittags auf Wunsch

Spa & Fitness-Studio:

  • Spa, Saunalandschaft, Fitness geöffnet, mit Personenzahl-Beschränkungen
  • im Fitnessstudio jedes zweite Gerät gesperrt
  • Sport-/Fitness-Kurse mit Abstand je nach Wetter und Wind vor dem Belvedere im Freien oder auf der oberen Ebene des Pooldecks, teils mit offenem, teils mit geschlossenem Dach

Pool & Sonnendecks:

  • Liegen und Sitzgruppen mit großem Abstand
  • im Pool max. vier Personen
  • im Whirlpool am Sonnendeck max. ein Haushalt

Theater:

  • Zuschauerzahl halbiert. Shows zweimal täglich; farbige Punkte auf der Kabinenkarte markieren die jeweils verfügbare Show.
  • kleinere Ensembles für Abstand auf der Bühne
  • bei Programm mit Gesang zusätzlicher Abstand zum Publikum

bauliche Maßnahmen:

  • Plexiglas an der Rezeption und den Theken von Fitness-Studio, Spa, Touristik, Reiseberatung etc.
  • optisch sehr gut integrierte Trennwände aus milchigem Plexiglas beispielsweise in der Collins-Lounge und zwischen den Sitznischen im Buffet-Restaurant
  • große Tischabstände beziehungsweise frei bleibende Tische in den Restaurants
  • seitliche Zugänge über die Außendecks zur Sansibar und zum Yacht-Club-Buffetrestaurant sind abgesperrt, um Händewaschen, Desinfektion und Platzzuweisung über den jeweiligen Haupteingang sicherzustellen; die Außenflächen der beiden Bereiche sind aber voll nutzbar.
  • Bodenmarkierungen: wenige und ziemlich unauffällig
  • Klimaanlage mit 100% Frischluft und Hepa-Filter (letzteres gab es auf der Europa 2 laut Hapag-Lloyd Cruises auch schon vor der Pandemie)

Sonstiges:

  • Aufzug max. vier Personen
  • Bibliothek mit Papier-Büchern geöffnet; tägliche Desinfektion der benutzten Bücher
  • Zugang zum Teens- und Kidsclub ausschließlich für die Kinder/Teens (daher haben wir von diesen Bereichen auch keine Fotos)

Hospital

  • Arzt und zwei Krankenschwestern (derzeit eine zusätzliche Krankenschwester für zusätzliche Arbeit beispielsweise für Gesundheits-Check und Fragebögen bei der Einschiffung, Organisation Temperaturmessungen etc.
  • ein PCR-Testgerät an Bord
  • reservierte Isolierkabinen ggfs. für Verdachtsfälle oder Infizierte
  • Kooperation mit Unternehmen, das ggfs. weltweit die Ausschiffung und Rücktransport für Infizierte übernimmt

Anmerkung*: cruisetricks.de fuhr auf der Europa 2 auf Einladung von Hapag-Lloyd Cruises.
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Hinweise zur redaktionellen Unabhängigkeit und zu Werbung

cruisetricks.de fuhr auf der Europa 2 auf Einladung von Hapag-Lloyd Cruises.

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2 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

2 Gedanken zu „Infektionsschutz auf der Europa 2: Wie Luxus-Anspruch und Covid-19-Einschränkungen zusammenpassen“

  1. Guten Tag Herr Neumeier,
    zunächst die besten Wünsche für 2021! Großen Dank für diesen rundum informativen Bericht, sowie auch für den Artikel „Europa 2: Immer noch eines der schönsten Kreuzfahrtschiffe der Welt“. Unsere 11. Reise auf der E2 endete Mitte März zufolge des Virus leider auf halber Strecke. Eine weit voraus gebuchte E2-Reise im August fiel natürlich ebenfalls dem Virus zum Opfer. Nun hatten wir hoffnungsvoll die überraschend aufgelegte Weihnachts-Silvester-Reise gebucht, die wir aber nach deren Umroutung wegen nun für uns unzumutbarer Hin- und Rückreise-Flugrouten leider stornieren mussten.
    Wir möchten allzu gerne noch die eine oder andere Reise auf diesem Traumschiff machen und haben daher mit großem Interesse Ihren Bericht hier gelesen. Eine Frage dazu:
    >> Zugänge zu Sansibar und Yacht-Club-Buffetrestaurant über die Außendecks abgesperrt << – Ist dann Service und Speisen auf den davor liegenden Außendecks nicht möglich?
    Freundliche Grüße
    Heinz H.

  2. @Heinz: Die Formulierung habe ich unglücklich gewählt und werde es gleich korrigieren. Gemeint ist, dass man zur Sansibar und zum Yacht Club nur jeweils zum Haupteingang Zugang hat, nicht über das Außendeck. Der Sinn ist, dass an den Eingängen jeweils Desinfektionsspender stehen und im Yacht Club die individuelle Tischzuweisung nur so sinnvoll zu regeln ist. Die Flächen inklusive der wunderbaren Außenbereiche der Sansibar und des Yacht Clubs sind aber natürlich voll nutzbar.

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