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Adam Goldstein, President & CEO Royal Caribbean International

Interview mit Adam Goldstein, CEO Royal Caribbean

Wie entwirft Royal Caribbean neue Schiffe? Wie werden die Kreuzfahrtschiffe der Zukunft aussehen? Wie sehr orientiert sich eine internationale Reederei am US-Markt? Und was hat sich in den letzten 40 Jahren auf dem Kreuzfahrtmarkt verändert? Cruisetricks.de hat den President & CEO von Royal Caribbean International, Adam Goldstein, in Frankfurt zu einem ausführlichen, exklusiven Interview getroffen.

1970 war die Song of Norway mit 724 Passagieren das erste Kreuzfahrtschiff von Royal Caribbean und damals das größte Kreuzfahrtschiff, das ganzjährig in der Karibik fuhr. Heute, 43 Jahre später, haben die größten RCI-Schiffe Oasis und Allure of the Seas die rund vierzehnfache Kapazität und kürzlich begrüßte die Reederei den 55-Millionsten Kreuzfahrt-Passagier.

Einen großen Teil der Geschichte Royal Caribbeans hat Adam Goldstein selbst miterlebt und mitgestaltet – er ist seit 1988 dabei. Im ersten Teil unseres Interviews sprachen wir mit ihm über die Entwicklung des Kreuzfahrtmarktes, seine Sicht auf die Zukunft und über spannende Frage, wie Royal Caribbean neue Schiffe und Schiffsklassen entwickelt.

Wohin entwickelt sich der Kreuzfahrtmarkt, vom heutigen Stand aus?

Das hängt davon ab, wo auf der Welt man hinschaut. Der US-amerikanische Markt ist immer noch der Nr.-1-Markt bei Kreuzfahrten und wird das wahrscheinlich in absehbarer Zukunft bleiben. Der Markt ist relativ gut entwickelt und durchdrungen.

„… weil wir wissen, dass sie zu uns zurück kommen, wenn wir sie das erste Mal für uns gewinnen.“

Aber es gibt immer noch Millionen und Millionen von Menschen in den USA, die noch nicht die Möglichkeit hatten, eine Kreuzfahrt zu machen oder es aus bestimmten Gründen noch nicht gemacht haben. Also versuchen wir weiterhin, diese Menschen zu erreichen und an Bord zu bekommen, weil wir wissen, dass sie zu uns zurückkommen, wenn wir sie das erste Mal für uns gewinnen. Aber weil der US-Markt besser entwickelt ist, gibt es auch mehr Wettbewerb um erfahrene Kreuzfahrer und wir müssen diese Leute für uns zu gewinnen statt sie einem Konkurrenten zu überlassen.

Wenn wir nach Europa schauen, da hat sich inzwischen ein recht wichtiger Kreuzfahrtmarkt entwickelt. Nicht so groß wie der nordamerikanische Markt, aber trotzdem groß. Da gibt es schon einige Kreuzfahrterfahrung, aber wenn man auf die Gesamtzahl an Urlaubern in diesen Ländern schaut und wie viel Urlaubszeit sie zur Verfügung haben, dann haben wir hier in Europa mit Kreuzfahrten gerade einmal an der Oberfläche gekratzt.

„… hier in Europa mit Kreuzfahrten gerade einmal an der Oberfläche gekratzt.“

Und wenn wir darüber hinausgehen, in den Asia-Pacific-Raum und nach Lateinamerika, da ist die Marktdurchdringung extrem niedrig, während sich diese Regionen wirtschaftlich sehr schnell entwickeln. Das sind noch weitgehend ungenutzte Chancen. China spielt eine große Rolle in unseren strategischen Planungen. Wir haben uns dort als Marktführer etabliert, wir haben zwei Schiffe in diesem Bereich im Frühjahr, Sommer und Herbst. Hätten sie uns vor sechs Jahren gesagt, dass wir das tun würden, hätten wir noch gesagt, sie seien im falschen Film. Aber hier stehen wir heute.

Unterm Strich glauben wir fest an weiteres Wachstum in dieser Branche. Die neuen Schiffe kommen nicht mehr so schnell auf den Markt, wie sie das noch vor einigen Jahren taten, die Wachstumsgeschwindigkeit wird moderater, aber wir werden weiterhin Wachstum haben und es gibt zahlreiche Chancen, die es zu nutzen gilt.

Wie werden sich die Schiffe in Zukunft verändern? Sind Quantum und Oasis Class die Größenordnung, wie künftige Schiffe aussehen?

Wir können keine langfristig gültige Aussage dazu machen, ob wir Schiffe in einer bestimmten Größe bauen werden, weil wir nicht wissen, was langfristig passieren wird. Was wir sagen können ist, dass wir mit der Oasis Class eine Schiffsklasse haben, in der zwei Schiffe existieren und die phänomenal gut laufen. Also haben wir nach Möglichkeiten gesucht, mindestens noch ein weiteres solches Schiff einzusetzen und sind zu dem Schluss gekommen: Ja, wir können.

Zwischenfrage: Wird das dritte Oasis-Class-Schiff seinen Basishafen ebenfalls in den USA haben?

Die Entscheidung haben wir noch nicht getroffen. Natürlich haben wir schon unsere Vorstellungen dazu hinter den Kulissen, aber wir haben dazu öffentlich noch nichts gesagt und werden das wahrscheinlich auch noch für einige Jahre für uns behalten.

Zurück zur Frage nach künftigen Entwicklungen …

Es ist wichtig für uns, eine vielfältige Flotte zu haben, deshalb die Quantum Class. So sehr wir die Oasis-Class-Schiffe lieben, sehen wir doch nicht, dass die Royal-Caribbean-Flotte komplett nur aus Oasis-Class-Schiffen bestehen sollte. Also haben wir ein weißes Blatt Papier genommen und haben überlegt, was wir aus all den Schiffen gelernt haben, die wir bisher gebaut haben und von allem anderen, was wir auf dem Kreuzfahrtmarkt sehen. Und das Ergebnis war die Quantum of the Seas, die ja in keiner Weise ein kleines Schiff ist. Sie wird das drittgrößte jemals gebaute Schiff sein, wenn sie nächstes Jahr in Dienst geht.

„Die Quantum of the Seas wird das drittgrößte jemals gebaute Schiff sein, wenn sie nächstes Jahr in Dienst geht.“

Und während wir an diesem Projekt arbeiteten, wuchs unsere Begeisterung in Hinblick auf die Features, die wir da realisieren konnten, wie dem „North Star“, „Ripcord by iFly“, die Two70°-Lounge, „SeaPlex“ und die Music Hall. Es ist einfach ein sehr spannender Ansatz, es ist State-of-the-Art, es bietet noch mehr Vielfalt als wir bislang schon vorgestellt haben. Wir glauben, dass das dem Geschmack der Kunden entspricht, die wir ansprechen und die wir erreichen wollen.

Für diesen Zeitrahmen haben wir also zwei Schiffsklassen, von denen wir glauben, dass sie für das Unternehmen sehr profitabel sein werden. Eine solche Reihe für eine Weile fortzuführen, ist effizient und damit sind wir glücklich. Wir haben noch nicht darüber nachgedacht, was nach Oasis- und Quantum-Class kommt, weil wir noch mitten im Bau dieser Schiffsklassen sind.

Andere Reedereien schicken ihre neuen Schiffe heutzutage nach Europa, während die neuen RCI-Schiffe bislang immer direkt in die USA gingen. Orientieren Sie sich bei der Planung vor allem am nordamerikanischen Markt?

Ich denke nicht, dass sich unser Ansatz irgendwie an Nordamerika orientiert. Wir haben beispielswiese die Independence of the Seas direkt in Southampton positioniert, als sie herauskam. Das war ein enormer Schritt in unserer Entwicklung und für das Unternehmen, erfolgreich übrigens. Die Tatsache, dass es ältere Schiffe sind, die in andere Märkte gehen, wie die Voyager of the Seas und die Mariner of the Seas nach China, bedeutet meiner Meinung nach nicht, dass wir das wir ein Amerika-zentriertes Denken haben.

„Ich denke nicht, dass sich unser Ansatz irgendwie an Nordamerika orientiert.“

Es bedeutet vielmehr, dass wir unsere Präsenz in diesen Märkten in geregelter Weise aufbauen. Man springt nicht einfach über Nacht gleich zur Oasis of the Seas. Für den amerikanischen Markt ist bewiesen, dass er groß genug ist, dass wir auch unsere allergrößten Schiffe dort positionieren können – mit dem Wissen, dass wir diese Schiffe trotz ihrer Größe dort auch füllen können. Und der US-Markt gibt sogar noch mehr her. Aber wenn wir versuchen würden, so ein Schiff nach Shanghai zu verlegen – ich weiß nicht. Ob wir schrittweise dahin kommen können, muss sich erst herausstellen.

Ich würde also sagen, dass die Denkweise bei der Positionierung unserer Schiffe komplett global ist. Aber in welchen Phasen der Marktentwicklung wir das tun, machen wir jeweils von einer sehr genauen Analyse der Märkte abhängig. Wir versuchen, im Laufe der Zeit immer die richtige Kapazität mit den richtigen Marktchancen zu kombinieren.

Ein Beispiel für eine solche Entwicklung?

Schauen wir uns die Voyager Class an. Als die Voyager of the Seas herauskam, war sie quasi die Oasis of the Seas ihrer Zeit. Das war eine große Sache. Betrachtet man die prozentuale Steigerung, dann war der Sprung vom vorausgegangenen größten Schiff zur Voyager ein größerer als der von der Freedom Class zur Oasis Class. Ein enormer Deal also.

„Damals dachten wir, dass es […] keinen weiteren Markt für solche Schiffe geben würde.“

Damals dachten wir, dass es niemals mehr als zwei Voyager-Class-Schiffe geben würde, dass sie für alle Zeiten von Miami aus fahren würden und es keinen weiteren Markt für solche Schiffe geben würde.

Und heute haben wir zwei davon in China und wir hatten einige Sommer lang vier dieser Schiffe in Europa. Da ist eines in New York und keines mehr in Miami.

Wir fühlen uns nicht mehr eingeschränkt. Wir haben gelernt, dass wenn wir neue Schiffe einführen, dass diese Schiffe im Laufe ihres Lebens wirklich überall in der Welt werden fahren können.

Wenn Sie ein neues Schiff planen – ist da zuerst das Schiff oder die Feature-Idee, um die Sie dann ein Schiff herum bauen?

Das ist, als würden Sie Coca Cola nach dem Geheimrezept fragen. Ich verstehe nicht, wie Menschen Songs schreiben, wie man Musik und Liedtexte kreiert, ich versteh‘ das einfach nicht. Und ich glaube, vielen Leuten geht es ähnlich, wenn Sie darauf schauen, wie wir diese faszinierenden Schiffe präsentieren.

„Das ist, als würden Sie Coca Cola nach dem Geheimrezept fragen.“

Einiges davon ist schwierig in Worte zu fassen. Aber eines ist sehr klar: Unser Chairman und CEO Richard Fain ist unglaublich passioniert und leidenschaftlich, was die Entwicklung neuer Schiffe angeht. Für ihn ist das eine lebenslange, über allem stehende Leidenschaft. Diese Begeisterung beeinflusst das gesamte Unternehmen

Wenn man im Management arbeitet, besonders im Hauptquartier in Miami, man mitten im Geschehen sein will und seine Karriere weiter entwickeln will, dann muss man im Neubaugeschäft involviert sein. Dann muss man an den Meetings des Steering Committee teilnehmen, man muss an dem Dialog beteiligt sein.

„Man muss nicht unbedingt mit verrückten neuen Ideen ankommen.“

Man muss nicht unbedingt mit verrückten neuen Ideen ankommen, aber man muss an dem Prozess teilhaben, über neue Ideen informiert sein, damit arbeiten, damit spielen, überlegen, wie man etwas verbessern kann, es auch mal für einen Monat zur Seite legen und dann zurückkommen und sehen, ob einem neue Ideen dazu kommen. Bei Royal Caribbean ist das Firmenkultur, das ist unsere DNA.

Sie brechen also eingefahrene Denkweisen immer wieder auf …

Leute, die an diesen Dingen arbeiten, kennen ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten, sie wissen, dass sie mit uns und den Entwicklern sprechen können. Eines der Dinge, die wir während des Neubau-Prozess tun ist, den Entwicklern eines Bereichs die Möglichkeit zu geben, die Arbeit der Entwickler eines anderen Bereichs zu begutachten. Wenn man Entwickler neu in ein Team einfügt, dann haben sie zwar oft mit der neuen Aufgabe zu kämpfen und die Kollegen fragen sich, mit welchem Recht er ihre Arbeit kritisiert. Aber die Antwort darauf ist: Ihr dürft umgekehrt auch die Arbeit der anderen kritisieren. Jeder hat die Möglichkeit, Verbesserungen einzubringen.

„Irgendwie entstehen aus diesem Prozess dann faszinierende Innovationen.“

Irgendwie entstehen aus diesem Prozess dann faszinierende Innovationen. Wir schauen natürlich auch auf die Welt rund um uns herum, wir versuchen vorauszudenken. Wenn es so aussieht, als wollten unsere Gäste uns etwas sagen, dann kann man anhand des Verhaltens abschätzen, was sie wollen. Beispielsweise, dass sie mehr körperliche Aktivitäten an Bord bevorzugen. Dann denkt man darüber nach, welche neuen Aktivitäten man anbieten könnte.

„Welcher Kunde würde auf eine solche Idee kommen?“

Natürlich haben die Gäste für die Voyager of the Seas nicht nach einer Eislaufbahn verlangt. Welcher Kunde würde auf eine solche Idee kommen? Aber sobald wir wussten, dass wir eine Auswahl an aktiveren und überraschenden Erlebnissen an Bord anbieten wollten, sahen wir angesichts der Breite des Schiff eine Möglichkeit, eine Art Studio-Theater-Raum in die Mitte des Schiffs einzubauen, der groß genug war, um große Gruppenveranstaltungen abzuhalten, Meetings und Kongresse. Aber es war eben auch große genug, um eine kleine Eislaufbahn einzubauen. Und daraus wurde, was wir jetzt haben: Studio B und die Eislaufbahn.

Es ist also schwer, genau zu beschreiben wie die Schiffe entstehen. Aber irgendwie zahlt sich das Engagement aus, das wir alle für das Produkt an den Tag legen und das Ergebnis sind die faszinierendsten Kreuzfahrtschiffe der Welt.

Das große Trend-Feature vieler neuer Kreuzfahrtschiffe sind Wasserrutschen. Auf keinem Schiff von Royal Caribbean gibt es größere Rutschen – warum eigentlich nicht?

Dafür gibt’s keinen speziellen Grund. Wir benutzen einen großen Teil des Platzes im hinteren Teil unserer neuen Schiffe für die Flow Rider, was ein wichtiger Teil unserer Identität ist und häufig in unserer Marketing-Kommunikation verwendet wird. Wir glauben, das ist ein großer „Winner“ für unsere Gäste. Aber in der Zukunft werden wir immer alle Optionen betrachten, um zu entscheiden, was wir machen. Wir sehen den Trend hin zu Wasserrutschen, das ist uns bewusst. Warten wir ab, was die Zukunft bringt.

Apropos Mitbewerb: Was denken Sie über Carnivals neue Marketing-Aktion, die „Great Vacation Guarantee“?

Das gab’s eigentlich schon lange und eigentlich will dazu gar nicht viel sagen. Ein großer Teil des Geschäfts einer Kreuzfahrtgesellschaft ist, Kreuzfahrten für Neukunden attraktiv zu machen. Und wenn sich diese Kunden zurückhalten, unsicher sind, dann gibt es verschiedene Techniken, die man anwenden kann, um dem Kunden Vertrauen zu vermitteln.

„Wir haben uns für eine andere Strategie entschieden.“

Diese Art von Garantie sagt letztlich, wenn man an Bord geht und man das Gefühl hat, das es eine falsche Entscheidung war: „Hier ist die Chance, zu sagen ich will nach Hause gehen und das hier nicht ertragen müssen.“

Wir haben uns für eine andere Strategie entschieden, aber unterschiedliche Reedereien treffen eben unterschiedliche Entscheidungen. Das ist auch der Grund, warum die Branche so diversifiziert ist.

Wie vermittelt denn Royal Caribbean seinen Neukunden das Vertrauen in die Kreuzfahrt?

„Das wichtigste für uns ist das Verhältnis zu den Reisebüros.“

Das wichtigste für uns ist das Verhältnis zu den Reisebüros, die all das ihren Kunden erklären. Das ist unser Rückgrat seit über vier Jahrzehnten. Wir selbst können die Gespräche nicht führen, die da nötig sind mit 3,5 Millionen Menschen, die sich jährlich für uns entscheiden, und wahrscheinlich Gespräche mit weiteren Millionen Menschen, die sich anders entscheiden.

Wir versuchen, die Expedienten mit unserem Produkt vertraut zu machen, sie dazu zu motivieren, unsere Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen, sich besonders anzustrengen, um den Kunden davon zu überzeugen, Royal Caribbean auszuprobieren. Und die Expedienten wissen aus Erfahrung, dass diese Kunden glücklich sind und wiederkommen.

Royal Caribbean ist seit 43 Jahren im Geschäft und hat kürzlich den 55-Millionsten Passagier begrüßt. Was hat sich in diesem langen Zeitraum verändert?

Wir konnten eine Positionierung aufbauen, die umfangreicher und attraktiver für breitere Schichten der Gesellschaft geworden ist – mit den neueren und größeren Schiffen mit mehr Features, die in mehr interessante Gegenden in dieser Welt fahren. Kreuzfahrt ist ein Produkt für die Familie geworden, was nicht Teil der ursprünglichen Kreuzfahrt-Konzepts war. Das war etwas für Paare, nicht für Familien mit Kindern.

„wir haben Glück, dass die Kunden das angenommen haben, was wir bieten.“

Wir waren also in der Lage, viele neue Elemente in unserem Produkt-Angebot und auch im geografischen Angebot herauszubringen. Schritt für Schritt über einen Zeitraum von 43 Jahren hat uns das dahin gebracht, wo wir heute sind und wir haben Glück, dass die Kunden das angenommen haben, was wir bieten.

Aber wir glauben, dass das noch nicht das Ende der Geschichte ist. Da kann noch viel mehr kommen.

Kreuzfahrten waren früher sehr formell. Warum hat sich das über die Zeit so stark verändert?

Einiges davon spiegelt sicherlich eine Entwicklung in der Gesellschaft wider. Wir leben in einer weniger formellen Zeit, allgemein gesagt: in einem legereren Umfeld. Einige der Formalismen früherer Jahrzehnte sind fast komplett verschwunden. Das ist etwas, das vielleicht noch für Erinnerungsfotos gut ist, aber nicht wie sich die Menschen normalerweise geben. In dieser Hinsicht gehen wir mit der Zeit, haben heute eine weniger formelles Umfeld und das scheint zu sein, wonach unsere Gäste suchen. Das ist also gut.

„Einige der Formalismen früherer Jahrzehnte sind fast komplett verschwunden.“

Ich sollte auch erwähnen, dass – während der Service bei uns immer schon großartig und ein Markenzeichen für unsere Marke für die letzten 43 Jahre war – es uns gelungen ist, unseren „Gold Anchor Service“ aufrechterhalten trotz viel stärker diversifizierten Fahrgebieten, sehr viel unterschiedlicheren Gästen, viel größeren und komplexeren Schiffen mit viel mehr Dingen, die an Bord geboten werden. Das ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für uns, weswegen wir da stehen, wo wir heute stehen.

Hat sich in der Kreuzfahrt über die Jahre eine Segmentierung herausgebildet? Und wo ist Royal Caribbean da positioniert?

Es gibt heute eine breite Palette von Reedereien und Kreuzfahrtschiffen, der Kunde hat eine große, große Auswahl. Da gibt es Luxus-Marken, die sehr hohe Preise verlangen und wo sehr viel im Angebot enthalten ist, typischerweise auf viel kleineren Schiffen als die, die wir betreiben, hauptsächlich für Paare und eine ältere Zielgruppe. Es ist großartig, dass es das gibt. Bei Royal Caribbean als eine der größten Kreuzfahrtmarken mit derzeit rund 3,5 Millionen Menschen pro Jahr, brauchen wir ein leichter zugängliches Angebot.

„Die Kreuzfahrt ist kein Nischenmarkt mehr.“

Wir brauchen mehr Vielfalt, mehr Auswahl an Schiffstypen, Fahrtdauer und Fahrgebieten, an vielfältigem Programm an Bord und zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr, um erfolgreich zu sein. Also müssen wir unser Produkt so gestalten, dass es einen breiten Bereich an Kundenwünschen abdeckt und die Marke bleibt, für die wir stehen. Die Kreuzfahrt ist kein Nischenmarkt mehr, wir sind ein großer Anbieter von Urlaubsreisen, besonders in den USA und zunehmend auch rund um die Welt. Das bedienen wir, indem wir unseren Kunden eine Vielzahl an Angeboten und eine große Vielfalt anbieten.

Mit großen Suiten vor allem auf den Oasis-Class-Schiffen konkurrieren Sie aber durchaus auch im Luxus-Bereich …

Adam Goldstein
Adam Goldstein

Ja, kein Zweifel. Eine Loft Suite, Royal Suite oder Presidential Suite auf einem Oasis-Class-Schiff – und speziell da, bleiben wir deshalb erst einmal bei diesem Beispiel – ist ein Luxus-Erlebnis. Absolut. Und es ist ein Luxus-Erlebnis, das zusätzlich das große Entertainment-Programm beinhaltet, im Haupt-Theater, im Aqua Theatre am Heck der Schiffe, auf der Eislaufbahn, was man auf einem kleinen Luxusschiff nicht bekommt.

„Das ist ein Teil dessen, was uns besonders macht.“

Ein anderer Aspekt dabei ist: Für Mehrgenerationen-Reisen sind wir ein sehr starker Mitbewerber. Denn wenn die Großeltern die Kinder und Enkelkinder mit auf eine Luxus-Kreuzfahrt mitnehmen, werden die Großeltern das wahrscheinlich sehr genießen, weil das das Umfeld ist, in dem sie gerne reisen und das für sie komfortabel ist. Die Frage ist: Was gibt es dort für die Kinder und besonders die Enkelkinder? Bei Royal Caribbean wird jede der drei Generationen eine großartige Zeit haben, jeder auf seine Weise. Und das ist ein Teil dessen, was uns besonders macht, dass wir einer so großen Bandbreite unterschiedlicher Anforderungen gerecht werden können.

Weitere Teile der Serie "Interview mit Adam Goldstein, CEO Royal Caribbean":

4 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

4 Gedanken zu „Interview mit Adam Goldstein, CEO Royal Caribbean“

  1. Hallo Franz,
    vielen herzlichen Dank für interessante Interview!
    Darüber habe ich mich so gefreut, dass es *nicht*
    über Podcast gekommen ist. Bitte weiter so…damit
    ich hier immer lesen darf.
    Herzlichst
    Marc D.

  2. Hallo Marc,

    keine Sorge, wir haben nicht vor, künftig unsere Themen nur noch im Podcast zu diskutieren. Nahezu alle Themen, die wir im Podcast behandeln, finden auch in Zukunft ausführlich hier bei cruisetricks.de in schriftlicher Form statt. Der Podcast soll kein Ersatz sein, sondern ein zusätzliches Angebot, eine Ergänzung.

    Herzliche Grüße
    Franz

  3. Mein lieber Franz –
    herzlichen Dank für dieses sehr ausführliche Interview. Du hast mich bestens vorbereitet – auf mein Treffen mit Adam Goldstein morgen abend hier in Hamburg.
    Sehen wir uns auf dem KF-Kongress am 05.11.13 in Hamburg ?
    Ich würde mich sehr freuen.
    Maritime Grüsse
    Bernd C. H. Brümmer

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