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MSC Poesia in Hamburg

Italienischer Charme: MSC Poesia

Die MSC Poesia ist weder eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt noch hat sie das größte Spa auf See. Sie bietet nicht die meisten Restaurants, nicht das sensationellste Entertainment-Programm, nicht die meisten Passagiere. Aber sie hat Charme und Charakter, das Design überrascht positiv und an manchen Stellen wirkt das Schiff beinahe schon großzügig – zumindest wenn man berücksichtigt, dass MSC-Kreuzfahrten in einem Preis-Segment angesiedelt sind, wo man eine eher dicht gedrängte Nutzung der Innenräume erwartet.

Auf den letzten zwei Tagen der Transatlantik-Fahrt im Mai von Dover nach Hamburg hatten wir Gelegenheit, uns auf dem erst zwei Jahre alten MSC-Schiff umzusehen. Die MSC Poesia ist ein schönes Kreuzfahrtschiff mit vielen klassischen Features – von Shuffleboard und Minigolf über ein wirklich gelungenes Pool-Deck bis zu hübsch gestalteten Spezialitätenrestaurants.

Nichts wirkliches Herausragendes. Nichts, weswegen man unbedingt genau dieses Schiff buchen müsste. Außer vielleicht dem sehr sympathischen Kapitän Giacomo Romano, der sich mit Begeisterung unter die Passagiere mischt und immer zu einem Scherz aufgelegt ist. Aber: MSC schafft ein solides Kreuzfahrt-Erlebnis zu sehr günstigen Preisen. Was mich vor allem bei MSC insgesamt beeindruckt hat, will ich später noch genauer ausführen, jetzt erst einmal zur Poesia selbst.

Design von der Chefin persönlich

Extravagant, aber stilvoll: die Zebra Lounge
Extravagant, aber stilvoll: die Zebra Lounge

Zu den positiven Überraschungen zählt das Innen-Design der MSC Poesia. Dem Vernehmen führt Rafaela Aponte, die Ehefrau des Reeders, persönlich ein hartes Regiment, was das Design der MSC-Schiffe angeht; die Gestaltung soll ihre Handschrift tragen und ist durchaus stilvoll, ansprechend und teils sogar elegant. Insgesamt würde man auf einem preisgünstigen Kreuzfahrtschiff eher das schrill-amerikanische Niveau erwarten, wie man es beispielsweise von NCL (Ausnahme: Norwegian Epic) kennt.

Etwas exaltiert wirkt lediglich die Zebra Lounge, wo der Name schon viel über das Design aussagt. Das hier allgegenwärtige Streifenmuster für sich genommen ist durchaus geeignet, empfindliche Mägen seekrank zu machen, der Gesamteindruck der Lounge ist aber erfrischend lebendig und lädt zum Verweilen ein.

Niedrige Decken, wenig offener Raum

Offener Raum: nur rund um die Le Rendez Vous Reception
Offener Raum: nur rund um die Le Rendez Vous Reception

Leider findet man auf der MSC Poesia hauptsächlich Räume, die nur ein einziges Deck hoch sind und an manchen Stellen fällt einem die Decke – zumindest gefühlt – beinahe auf den Kopf. Vor allem in den Hauptrestaurants Le Fontane (Deck 5) und Il Palladio (Deck 6) fällt die fehlende Raumhöhe besonders auf, wohl wegen der hohen Rückenlehnen der – sehr bequemen – Sitzbänke. Andere Kreuzfahrtschiffe haben häufig eine zwei bis drei Decks hohe Galerie im Hauptrestaurant, die allerdings auch viel Raum in Anspruch nimmt. Die beiden Hauptrestaurants unterscheiden sich übrigens nur im Design, sind in Bezug auf das Essen aber identisch.

Der einzige Raum, der sich großzügiger gibt und über mehrere Decks erstreckt, ist das Atrium rund um die Le Rendez Vouz Rezeption auf Deck 5 mittschiffs, das bis hinauf zum Deck 7 offen ist. Mit einem gläsernen Piano im Zentrum und gläsernen Brüstungen auf Decks 6 und 7 ist dieses Atrium automatisch der Mittelpunkt des Schiffs, zu dem es einen unbewusst hinzieht, wenn man übers Schiff läuft.

Schöne Plätze auf den Außendecks

Stimmungsvolle Pool-Landschaft
Stimmungsvolle Pool-Landschaft

Dafür hat die MSC Poesia viele schöne Plätze auf den Außendecks. Deck 7 bietet unter den Rettungsbooten ruhige Plätzchen abseits des Trubels. Aber auch am Heck des Schiffs auf den Decks 12 bis 14 finden sich jeweils ruhige Orte zum Sonnen und entspannen mit unverstelltem Blick nach hinten aufs Meer. Besonders gelungen ist aber der Pool-Bereich. Zwei Whirlpools, ein größeres Becken zum Schwimmen und ein kleineres zum Sitzen sind wunderschön gestaltet und mit (künstlichen) Palmen dekoriert. Der Pool lädt einfach zum Wohlfühlen und Genießen ein – auch wenn auf unserer Kreuzfahrt durch den Ärmelkanal die Temperaturen da nicht mitgespielt haben. Der Pool-Bereich ist allerdings besonders gut vom Fahrtwind abgeschirmt, so dass auch bei nicht ganz optimalem Wetter Baden und Sonnen durchaus noch Spaß macht.

Da Deck 7 nicht umlaufend zugänglich ist, befindet sich die Jogging-Bahn übrigens auf Deck 14. Das muss man wissen, denn explizit am Deck eingezeichnet ist die Bahn nicht und bei warmem Wetter steht zu vermuten, dass das Joggen eher zu einem Slalom zwischen Liegestühlen wird.

Nichtraucher in Not

Zugegeben, die Überschrift übertreibt. Aber die MSC Poesia hat relativ viele Innen-Räume, in denen Rauchen erlaubt ist. Am meisten stört das in der Pigalle Lounge, die man als Nichtraucher abends eigentlich kaum betreten kann. Rauchen ist außerdem erlaubt im Casino (da gibt’s hin und wieder rauchfreie Abende), in der Zigarren-Lounge und im Card Room sowie an Deck auf der Steuerbord-Seite.

Lichtdurchflutetes Spa

Aurea Spa
Aurea Spa

Auch wenn ich persönlich mit Spa- und Fitness-Landschaften auf Kreuzfahrtschiffen wenig anfange, ist mir das Spa der Poesia trotzdem positiv aufgefallen. Spa-Fans fühlen sich im lichtdurchfluteten MSC Aurea Spa sicherlich sehr wohl. Sehr schön gelegen auf Deck 13 zum Bug des Schiffs hin bietet es einen herrlichen Blick aufs Meer. Auch die Behandlungsräume haben fast alle große Fenster, was längst nicht auf allen Kreuzfahrtschiffen so ist. Auch wenn das Aurea Spa der MSC Poesia nicht das größte auf See ist, ist es doch eines der am ansprechendsten gestalteten und hat hier vielen größeren und luxuriöseren Schiffen etwas voraus.

Kinderbetreuung

Als italienische Kreuzfahrtgesellschaft gibt sich MSC sehr kinderfreundlich. Was den italienischen Oberkellnern ohnehin im Blut liegt, hat sich das osteuropäische und asiatische Personal ebenfalls angeeignet. Und so haben Kinder beinahe Narrenfreiheit an Bord und werden reichlich verhätschelt. Freilich – und hier macht wohl einfach der günstige Preis der MSC-Kreuzfahrten einen Unterschied – ist die Kinderbetreuung an Bord bei Weitem nicht so gut ausgestattet wie beispielsweise bei NCL oder gar Royal Caribbean, die auf ihren Schiffen jeweils über großzügige und mit allen Raffinessen ausgestattete Kinderbereiche verfügen.

Aussenbereich des Junior Clubs
Aussenbereich des Junior Clubs

Auf der MSC Poesia geht es da eine Nummer kleiner zu. Ein Raum für die Kleinsten („Kids“), die I Dinosauri Area Bambini, besteht aus einer kleinen Dino-Landschaft mit künstlichem Vulkan-Berg und einem Klettergerüst sowie einem Außenbereich mit Mini-Pool und einer kleinen Rutsche. Für die Juniors (7-12) steht der Children Indoor Playroom mit Tischtennisplatte, Mini-Kicker, Basteltisch und Computerspielen, ein Außenbereich Rutschbahn und eine Kletterlandschaft sowie ein Raum mit Arcade-Spielcomputern bereit.

Die Öffnungszeiten der Kinderbetreuung hängen offenbar von der Anzahl der Kinder an Bord ab. Auf unserer Kreuzfahrt waren relativ wenige Kinder an Bord, die Betreuung war daher am Seetag lediglich von 9:30-12:00, 15:00-17:00 und 20:00-22:00 Uhr geöffnet, am Landtag in Dover sogar nur abends zwischen 18 und 22 Uhr.

Mehrsprachig – Erinnerungen an Babylon

So hilfreich es für Passagiere ist, die des Englischen nicht so mächtig sind – bei fünf offiziellen Bordsprachen werden Ansagen über die Lautsprecheranlage und abends im Theater schonmal zur Geduldsprobe. Trotzdem gelingt meistens der Kompromiss zwischen internationalem Flair und Rücksichtnahme auf die vielen internationalen Kreuzfahrt-Passagiere, die sich gerade im Urlaub nicht mühselig mit ihren schon etwas verblassten Schulenglisch-Kenntnissen durchschlagen wollen. Standard sind Ansagen auf Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Deutsch. Bei Kreuzfahrten in Brasilien dominiert Portugisisch.

Das MSC-Erlebnis

„Du bekommst, wofür Du bezahlst“ ist ein Kommentar, den man in Foren häufig zu MSC liest. Gemeint ist das dort meist negativ. Nimmt man’s aber realistisch, dann ist dieser Kommentar für MSC vor allem ein Kompliment: Die italienische Reederei schafft es, zu sehr günstigen Preisen ein durchweg gutes Kreuzfahrt-Erlebnis zu bieten. MSC schafft ein starkes und solides Produkt im unteren Preissegment – für alle, die genau aufs Geld schauen müssen; für größere Familie; für alle Leute, die einfach möglichst günstig Kreuzfahren wollen; für alle, die auf luxuriösere Annehmlichkeiten anderer Kreuzfahrtgesellschaften verzichten können; für alle, die den Drang zur Zweit-Kreuzfahrt verspürt, ohne es sich wirklich leisten zu können.

Freilich führt das auch zu Missverständnissen: Da bucht man eine MSC-Kreuzfahrt aus dem Discounter-Prospekt, ohne sich vorher genauer zu informieren. Dort stehen Deilmanns MS Deutschland, Schiffe von Royal Caribbean, NCL und MSC direkt nebeneinander, ohne dass Unterschiede (außer in Preis und Route) zu erkennen wären. Wer dann mit selbst zusammengereimten (und in der Regel reichlich überzogenen) Ansprüchen bei MSC landet, erntet hinterher wahrscheinlich in einem Kreuzfahrt-Forum den „Du bekommst, wofür Du bezahlst“-Kommentar – enttäuschte falsche Erwartungen.

Wer mehr Qualität und Service, höherklassiges Essen und Top-Entertainment will, muss anderswo buchen und dort für die Mehrleistungen aber auch entsprechend mehr bezahlen.

360-Grad-Panoramabilder

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Anmerkung*: Cruisetricks.de reist auf der MSC Poesia auf Einladung von MSC.
hier geht's weiter: Essen auf der MSC Poesia >

Weitere Teile der Serie "Italienischer Charme: MSC Poesia":

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Cruisetricks.de reist auf der MSC Poesia auf Einladung von MSC.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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