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Kreuzfahrthafen Port Everglades

Neue CDC-Anweisungen für die US-Kreuzfahrt: weiterhin kein konkretes Neustart-Datum

Nach über fünf Monaten Wartezeit hat die US-Gesundheitsbehörde CDC am 2. April 2021 weitere Ausführungsanweisungen für den Neustart der Kreuzfahrt in den USA veröffentlicht. Die Anweisungen sind für die Kreuzfahrtindustrie jedoch enttäuschend, weil die CDC erneut kein konkretes Start-Datum nennt, nicht auf vorausgehende Test-Kreuzfahrten mit Freiwilligen verzichten will und selbst dafür noch keine genaueren Anweisungen gibt oder einen Zeitrahmen nennt.

Aus den ursprünglich vier Phasen des Kreuzfahrt-Neustarts hat die CDC jetzt faktisch fünf Stufen gemacht. Denn die lange erwarteten und zuletzt vehement sogar mit Klageandrohung von Häfen und Reedereien eingeforderten Ausführungsanweisungen für Phase 2 hat die CDC nun zweigeteilt in Phase 2A und 2B, wobei sie zunächst nur die Anweisungen für Phase 2A veröffentlicht – die insbesondere keine Details zu den verlangten Tests und Probefahrten enthalten.

  • Phase 1: Testen und Screening der Crew, Clearing der Kreuzfahrtschiffe in amerikanischen Gewässern
  • Phase 2A: Vereinbarungen und Regeln zwischen Häfen, Reedereien, Behörden und Gesundheitseinrichtungen an Land
  • Phase 2B: Regelung und Durchführung der Testfahrten mit Freiwilligen
  • Phase 3: Zertifizierung auf Basis der Testfahrten und Erfüllung aller vorhergehenden Vorschriften
  • Phase 4: Beginn der Kreuzfahrt unter den zuvor definierten Bedingungen

Man könnte die „technical instructions“ der CDC zu Phase 2A es als kompliziertes, unflexibles und nur mühsam praktikables Bürokratie-Monster bezeichnen. Sie regeln sehr detailliert das verlangte Vertragsverhältnis zwischen Häfen, Reedereien, Behörden und Gesundheitseinrichtungen an Land. Dies sind Regeln und Konzepte, die in der Kreuzfahrt eigentlich schon seit Monaten existieren und bei denen alle Beteiligten nur auf die genauen Formulierungen der CDC gewartet hatten.

In einer ersten Reaktion auf die CDC-Veröffentlichung vom 2. April sagte der CEO des weltweit zweitgrößten Kreuzfahrthafens Port Canaveral, Capt. John Murray, laut Travel Weekly: „Wir sind enttäuscht, dass diese Anleitung für die Kreuzfahrtindustrie nicht mehr zu sein scheint als ein zusätzlicher Schritt in einem weitreichenden Prozess zur Wiederaufnahme der Passagierschifffahrt in den USA, ohne ein definitives oder angestrebtes Startdatum.“

Der Kreuzfahrt-Branchenverband Clia bezeichnet die CDC-Anweisungen vom 2. April in einem Statement unter anderem als „übermäßig belastend“ und „weitgehend undurchführbar“. Die Anweisungen schienen „eher ein Null-Risiko-Ziel widerzuspiegeln als den Ansatz der Risikominderung bei Covid, der die Grundlage für jeden anderen Bereich unserer Gesellschaft in den USA“ sei.

Norwegian Cruise Line Holdings dreht den Spieß um und fordert von der CDC die Genehmigung für die Wiederaufnahme des Kreuzfahrtbetriebs zum 4. Juli 2021 – dem Termin, an dem die US-Regierung das öffentliche Leben in den USA wieder weitgehend normalisieren will. NCHL bezieht sich dabei ausdrücklich auch auf CDC-Richtlinien zur Reisefreiheit für geimpfte Personen.

Die Conditional Sailing Order, in deren Rahmen der vier- beziehungsweise nun fünfstufige Neustart der Kreuzfahrt in den USA stattfinden soll, gilt nach aktuellen Stand noch bis 31. Oktober 2021.

Keine Details zu den von der CDC verlangten Test-Kreuzfahrten

Die Ausführungsanweisungen der CDC vom 2. April 2021 enthalten wider aller Erwartungen und Hoffnungen keine Details, wie der Neustartprozess substanziell vorankommt, insbesondere in Hinblick auf die Durchführung der von der CDC verlangten Test-Kreuzfahrten mit Freiwilligen. Die Reedereien und Häfen können sich also weiterhin nicht konkret auf diese Test-Kreuzfahrten vorbereiten, weil die nötigen Anforderungen der CDC dazu fehlen.

Aktualisiertes Ampelsystem

Am 2. April 2021 hat die CDC auch das Ampelsystem aktualisiert und mit weiteren Details versehen. Diese Farbkodierung regelt die Freigabe einzelner Kreuzfahrtschiffe und erlaubt oder verbietet damit, dass beispielsweise Crew an Bord oder von Bord gehen darf. Insbesondere ist der Wechsel des Status eines Schiffs nun nach 14 statt bisher 28 Tagen möglich.

Auch das Testverfahren für die Crew wurde flexibler und praktikabler gestaltet, beispielsweise mit Pooling der Testproben. Dagegen erlaubt die CDC auch weiterhin nicht, ein positives Testergebnis durch einen zweiten Test zu verifizieren. Ein positives Testergebnis führt also auch weiterhin zu einer sofortigen Rückstufung des Schiffs auf den Status „rot“, der dann zunächst für 14 Tage – statt bislang 28 Tage – gilt.

CDC rückt vom Anspruch des „Null Risiko“ ab

Ein positives Signal in Richtung Kreuzfahrtindustrie gibt es immerhin in der Pressemitteilung zu den neuen Ausführungsanweisungen. Anders als in ihrer bisherigen Argumentation erkennt die CDC an, dass es immer ein gewisses Ansteckungsrisiko mit Covid-19 gibt, ohne dieses Risiko jedoch als Ausschlusskriterium für den Neubeginn der Kreuzfahrt zu definieren.

Die CDC schreibt am 2. April 2021 dazu: „Eine sichere und verantwortungsvolle Kreuzfahrt während einer globalen Pandemie ist schwierig. Während Kreuzfahrten immer ein gewisses Risiko einer Covid-19-Übertragung bergen werden, kann durch die Einhaltung der Phasen des CSO sichergestellt werden, dass der Betrieb von Kreuzfahrtschiffen in einer Weise erfolgt, die Besatzungsmitglieder, Passagiere und Hafenpersonal schützt, insbesondere bei neu auftretenden, bedenklichen Covid-19-Varianten.“

„Empfehlung“ der CDC zu Impfung von Hafenpersonal, Crew und Passagieren

Ein wenig unklar als „Empfehlung“ formuliert ist die Maßgabe der CDC zur Corona-Impfung von Hafenpersonal, Crew und Passagieren. Sie empfiehlt die Impfung, „soweit Impfstoff für diese Personengruppen zugänglich ist“.

Immerhin definiert die Behörde, welche Impfstoffe sie anerkennt: alle Impfstoffe, die in den USA zugelassen oder von der WHO für die Notfall-Nutzung gelistet sind.

Die Art und Weise, wie der Absatz zum Thema Impfung formuliert ist, deutet darauf hin, dass die CDC letztlich eine Impfpflicht plant. So verlangt sie beispielsweise von den Reedereien einen konkreten Plan, wie sie ihre Crew bis zum Beginn der ersten Passagier-Kreuzfahrt geimpft haben werden. Dafür sollen die Reederei einen Impfkoordinator benennen, der den Impfplan umsetzt und überwacht.

US-Reedereien, die bislang schon Neustarts außerhalb der USA für die Bahamas, Bermuda, in der Karibik, in Großbritannien und im Mittelmeer für Juni, Juli und August 2021 angekündigt haben, nehmen eine solche Impfpflicht ohnehin bereits weitgehend vorweg.

Kreuzfahrt-Anweisungen im Widerspruch zu allgemeinen Reiseempfehlungen der CDC

Das Festhalten am mehrstufigen Neustartplan und das in die Länge ziehen dieses Prozesses stehen in einem gewissen Widerspruch zur ebenfalls am 2. April 2021 veröffentlichten Leitlinie der CDC in Bezug auf vollständig geimpfte Personen. Diese Empfehlungen betrachten es beispielsweise als ungefährlich, wenn sich geimpfte Personen ohne Maske in Innenräumen treffen, keine Coronatests oder Quarantäne für diese Personen gilt – auch nicht bei Reisen im In- und Ausland. Reisen werden für geimpfte Personen allgemein als unproblematisch gesehen. Allerdings empfiehlt die CDC dennoch weiterhin „social distancing“ und das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit, das Vermeiden mittlerer und größerer Menschenansammlungen sowie Zusammentreffen mit nicht geimpften Personen in Innenräumen ohne Maske.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die CDC in den neuen „technical instructions“ Kreuzfahrtschiffe als „residential congregate setting“ betrachten, also als Sammelwohnunterkünfte vergleichbar mit Einrichtungen für betreutes Wohnen oder Gruppenwohnheimen. Regeln für solche Sammelwohnunterkünfte sollen also wohl äquivalent auch für Kreuzfahrtschiffe äquivalent. Ohne dass die CDC diesen einen Satz in den Anweisungen näher erläutert, könnte diese Einstufung bis zu einem gewissen Grad die Diskrepanz zwischen der Freigabe von Reisen für Geimpfte und den weiterhin strikten Regeln für die Kreuzfahrt erklären. Darüber kann man aktuell aber lediglich spekulieren.

3 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

3 Gedanken zu „Neue CDC-Anweisungen für die US-Kreuzfahrt: weiterhin kein konkretes Neustart-Datum“

  1. Sowas kann ich nicht verstehen. Die CDC erlaubt reisen in den USA ohne Tests, wenn die Personen geimpft sind. Warum sollen nicht zumindest geimpfte (sehr viele Kreuzfahrtpax sind ja schon vom Alter her geimpft) auf Kreuzfahrt gehen können. Wenn sie durchs Land fliegen und reisen ist es egal, aber sobald sie 1 Woche, getestet, mit Masken und perfekter Kontaktnachverfolgung (durch Kameras, Boardkarten, etc) ist es ein Problem.
    Alleine was Florida Umsätze entgehen durch die fehlenden Gäste ist doch ein Wahnsinn. Alaska das gleiche.

  2. Oh je- wenn das so weiter geht, fliegen US-Amerikaner wieder nach Europa, besteigen hier Kreuzfahrtschiffe mit vorausgehenden Testungen und/oder Impfnachweis, bevor in den USA nur ein einziges Schiff abfährt… warten wir es ab. Ansonsten hört man ja geradezu von einem Reiseboom in den USA, sogenante „revenge travel“ (Rache-Reisen) – nach dem Motto: „Jetzt erst recht, du fieser Virus, wir haben gesiegt – ätsch.“ Ich freue mich auf meine morgige Impfung, jedoch – bei uns werden die Töne aktuell schriller und die Warnglocken bimmeln lauter… es bleibt spannend, auch wenn es immer mehr nach einem flächendeckenden Politikversagen aussieht.

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