Links passend zum Thema:
- Queen Mary 2: Bildergalerie
- Schiff verpasst: wer zahlt den Schaden?
- Zu spät zurück vom Landgang - was nun?
Gastgeber des Podcasts:
- Jerome Brunelle
- Franz Neumeier
Ein Anlauf der Queen Mary 2 in Hamburg ist jedes Mal ein Großereignis, das Flaggschiff der Cunard Line umweht fast schon so etwas wie ein Mythos. Zurück von einer Kurzreise auf der Queen Mary 2 von Southampton nach Hamburg unterhalten wir uns in Folge 7 des cruisetricks.de Kreuzfahrt-Podcasts über die Queen Mary 2.
Auf die Queen Mary 2 haben wir unsere etwas eigene Sicht. Nur so viel sei vorweggenommen: Wir riskieren die „Majestätsbeleidugung“, denn wir fanden längst nicht alles nur gut auf dem Cunard-Schiff. Etwas ganz Besonderes ist die QM2 aber trotzdem. Was uns gefallen hat und was weniger, darüber sprechen wir im Podcast ausführlich. Also gleich mal reinhören – und gerne auch hier via Kommentar mitdiskutieren.
Nebenbei kommt auch das Thema Pod-Antrieb vs. feststehende Schiffsschraube zur Sprache. Wir diskutieren über Vibrationen, Manövrierfähigkeit, Vor- und Nachteile der beiden Antriebsformen.
Das zweite Schwerpunkt-Thema in dieser Folge: Der Flieger hat Verspätung oder man kommt zu spät zurück vom Landgang … Was passiert eigentlich, wenn man das Kreuzfahrtschiff verpasst? Tipps und Strategien, wie man auf der sicheren Seite ist.
Hallo!
Die Einschätzung der Queen Mary 2 teile ich voll und ganz. Mit Muttern bin ich im vergangenen Jahr (2013) von Hamburg zum Nordkap und zurück gefahren und auch wir hatten sehr hohe Erwartungen an „British Signature“ und all die wunderbaren Eindrücke, die man im Firmenvideo „The World of Cunard“ bei Youtube bewundern kann.
Die in Schlangen vor dem Queen’s Room wartenden Menschen vor dem High Tea haben auch mich sehr verstört. Die Reise war auch als Leserreise von Bremer und Hamburger Tageszeitungen sehr beworben und offenbar zu einem sehr günstigen Preis angeboten worden (den ich aber leider übersehen hatte…). Ein Passagier, den wir beim Telefonieren bei der Elbe-Abfahrt belauschten, sprach in sein Handy: „Ich glaube, die Hartz-Vierer machen Schiffsausflug.“
Es war also in weiten Teilen nicht die Crème de la Crème an Bord. Eher einfaches Publikum, vielfach vom platten Land im Norden, das sich öfter heftig darüber beschwerte, dass „die ja alle nur ausländisch sprächen“. Damit sind natürlich die vielen philippinischen und aus vielen anderen Ländern stammenden Mitarbeiter gemeint, die eben kein Deutsch sprachen wie z.B. die Gästebetreuung. Selbige stand natürlich nicht morgens im Buffetrestaurant bereit, um dem ebenfalls philippinischen Koch ein fröhlich entgegengeschmettertes „Ich hätt gern Rührei bitte!“ zu übersetzen. Mehr als einmal habe ich mir als Übersetzer Freunde und Freundinnen gemacht, aber nach der dritten Bestellung mich dann doch entschuldigt.
In den Bedienrestaurants war es aus vermutlich selbigem Grund auch recht leer, denn dieser Teil der Passagiere, der überhaupt nicht ein einziges Wort englisch verstand, hatte einfach Hemmungen, im Restaurant eine Bestellung aufzugeben, obwohl die Menüs in deutsch verfügbar waren und auch ein Zeigen auf die gewünschte Auswahl das Problem gelöst hätte.
Im Britannia-Restaurant hatten wir einen 6er Tisch, an dem es leider ein wenig steif zuging. Dafür konnte Cunard nichts, und ich fühlte mich an Loriot-Sketche erinnert: „Etwas kühl für diese Jahreszeit.“ – „Dafür hatten wir im Mai drei schöne Tage.“ Wäre übrigens auch mal ein Thema: wie schaffe ich es, den festen Tisch zu wechseln, wenn mir die Leute nicht passen, mit denen ich sonst jeden Tag speisen müsste, ohne unhöflich zu wirken? Das haben wir uns nicht getraut und wollten das auch irgendwie „meistern“. Nach einer Weile wurde es ein wenig lockerer, aber wir hatten bei den Mittagessen im Bedienrestaurant eine andere Strategie: da gab es keine festen Tische und man wurde am Eingang nach der Sprachpräferenz gefragt. Wir wählen englisch und hatten damit ein tolles internationales Publikum am Tisch, von England bis USA, von Australien bis England und die Unterhaltungen waren sehr anregend. Für alle Nichtdeutschen war es offenbar interessant, Auskünfte eines Einheimischen aus Deutschland zu bekommen, denn für sie war Hamburg ja ein Landgang gewesen. Nach diesen Erfahrungen würde ich ungern wieder einen „deutschen Tisch“ wählen. Über „Deutsche im Urlaub“ und warum wir die einzige Nation sind, die vor Landsleuten im Ausland flüchtet, könnte man sicher ganze Bücher schreiben :-)
Die „Präsentation“ des Buffetrestaurants als „Werkskantine“ kann ich voll unterstreichen, und ähnliche Töne haben wir auch von Mitreisenden gehört. Das Platzangebot im Ganzen fand ich schon recht üppig, und an vielen Stellen des Schiffs konnte man sich oft völlig ungehindert und mit viel Freiraum bewegen. Eine sehr nette Dame fand ich bei der Inspektion des „Illumination“-Saales und wir kamen ins Gespräch. Sie war aus England und beklagte den Verfall der Qualität, seit Carnival Cunard übernommen hatte. Das konnte ich nicht beurteilen, weil ich die Schiffe noch nicht ausreichend lang kannte.
Kurz vor unserer Abfahrt hatte Cunard den zuvor strikten Dresscode von drei Levels auf zwei abgesenkt. Es gibt jetzt nur noch formal und semi-formal oder so ähnlich. Dies wurde von einigen Stammgästen auch beklagt, die der Ansicht waren: „I’m sailing with Cunard just BECAUSE I like to dress up. The other guests can chose other ships.“ Leider hatte man, obwohl die Jeans als „ungern gesehen“ eindeutig tabuisiert worden war, im Queens Room zum High Tea und zu allen anderen Gelegenheiten zahlreiche Schlabberjeans zu bewundern.
Die oft zu beobachtende Gier einiger Passagiere beruhten sicher auf dem „All-Inclusive-Effekt“, den man aus Ferienresorts kennt. Der Teller kann gar nicht voll genug sein. Statt dreimal zum Buffet zu gehen und evtl. nach dem ersten Nachschlag schon aufzuhören, weil man doch eigentlich satt ist, kommt nicht in Frage. „Das hab ich bezahlt, dass ess ich jetzt alles.“ Ich hoffe, dass bei meinem nächsten Trip mit Cunard evtl. ein bisschen eloquenteres Publikum an Bord ist. Es hängt davon ab, ob Cunard seine Reisen weiterhin mit Hilfe norddeutscher Käseblätter verramscht.
Die Bordansagen des Commodore Christopher Rynd waren in exzellentem britischen Englisch vorgetragen, aber sobald die deutsche Hostess loslegte, begannen die Ohren zu schmerzen. In einem breiten von mir als hunsrücker Dialekt eingeordneten Stil fand eine Übersetzung statt, die ein Google Translator vielleicht besser gemacht hätte, der Satzbau wurde verdreht, aus einem Feuerlöschboot mit Wasserfontänen wurde ein Schiff mit Feuerstrahlen, es war gruselig und besser noch als diese Ansagen wären gar keine deutschen Ansagen gewesen. Hier klafften Anspruch und Wirklichkeit deutlich auseinander. Dies bemängelten viele Gäste.
Auf der Reise von 12 Nächten viel uns öfter auf, dass das Restaurantpersonal sehr erschöpft und übermüdet wirkte, manche mussten sich ständig das Gähnen verkneifen und wir empfanden schon Mitleid. Einige schlurften fast apathisch durch die Gänge und als ich ein paar Monate später einmal genau diese zweitägige Tour von Southampton nach Hamburg mit Queen Elizabeth unternahm, guckte ich beim Einsteigen direkt in ein großes schwarzes Loch des Begrüßungspagen, der gähnend und ohne Hand vor den Mund zu halten in Richtung einsteigende Passagiere den Rachen aufsperrte. Nun denn…
Was im Podcast unerwähnt bieb und wofür man zwischen Hamburg und Southampton oft kaum Gelegenheit hat und womöglich auf diesem Teilstück auch nur etwas eingeschränktes Programm geboten wird: das Unterhaltungsangebot. Die Shows im Royal Court Theatre waren sensationell gut. Exzellente Bühnentechnik mit absenkbarem Boden, tolle Sänger und Tänzer, witzige und überraschende Darbietungen, Zauberer, Musikakrobaten… von allem etwas.
Auch die „Lectures“ waren sensationell interessant. Themen, die der Route entsprachen, von der Geographie Norwegens bis zum Polarlicht, erklärt von einem renommierten Astronomen: toll. Und das einzige Planetarium auf See hatte natürlich auch viele Freunde gefunden und die Karten hierfür wurden immer schnell vergeben. (Kostenlos) Nachmittags gab es im Theater kleinere musikalische Darbietungen auf hohem Niveau, im „Illuminations“ Filme – an Unterhaltung mangelte es nicht.
Nachdem ich erst kürzlich die klassische BCN-Casablanca-Kanaren-Madeira-Malaga-Tour mit Norwegian Spirit gefahren bin, muss ich klar festellen, dass NCL in mancher Hinsicht Cunard deutlich getoppt hatte:
– bessere und vielfältigere Speisen im Buffetrestaurant
– deutlich wacheres, kommunikativeres und ausgeruhteres Personal
– bessere Auswahl an Teesorten (bei Cunard nur EINEN Schwarztee)
– Überraschende Handtuchtiere auf dem Bett (Cunard: nix)
– Sofortige Reaktion auf schriftliche Feedbacks (Cunard: nix)
– Perfekte Umsorgung nach Brechdurchfall (Cunard: „ungetestet“)
– Fröhliche Kommunikation mit Augenzwinkern (Cunard: steifer)
– Bühnenshows bei Cunard eindeutig besser.
Zum angesprochenen Thema Transfer Heathrow-Southampton empfehle ich, statt eines Dienstes von einer Reederei lieber den Linienbus von National Express zu nutzen. Den gibt es von Heathrow nach Southampton oder auch von Victoria Station, falls man zuvor noch in London bleiben bzw. übernachten möchte. Bucht man diesen Bus früh genug, kommt man für um die 10 GBP nach Southampton (oder zurück). Die Tickets gibt es extragünstig mit Termin/Uhrzeitbindung oder etwas teurer flexibel auf der Website zum Selbstausdrucken. Die Busse fahren nicht direkt zum Schiff, aber: von der Haltestelle ganz in der Nähe vom Bahnhof in Southampton, gleich beim großen Spielzeughändler mit „T“ am Anfang, kommt man für ca. 8 GBP zum Schiff in 10 Minuten mit dem Taxi. Manche Fahrer verlangen keck 10 GBP, na gut, dann gibt’s dann kein Extratrinkgeld mehr.
Vorteil: National Express fährt als Linienbus von Heathrow IMMER und Wartezeiten wie bei den Reedereibussen können nicht vorkommen.
Erfahrungen wie die von Herr Neumeier oder mir gibt es natürlich auch im Netz zu lesen und sollten Cunard nicht verborgen bleiben. Im Podcast waren nun schon einige Repräsentanten von Reedereien zu hören. Ob es gelingen mag, einen Verantwortlichen von Cunard zu interviewen?
Mitte August 2014 geht’s für mich zum ersten Mal auf eine Transatlantiktour, natürlich mit Queen Mary 2, von Hamburg über Southampton nach New York. Die Grande Dame bekommt also von mir eine zweite Chance. Mal gucken – ich bin gespannt! Viele Grüße!
Danke für den ausführlichen Erfahrungsbericht! Und viele Dank für den Tipp zum Tranfer in Southampton. Wird bei nächster Gelegenheit gleich mal getestet :-)
Moin und Ergänzung zum Thema „Massenansturm auf die Britische Teezeremonie im Queens Room“:
Mehrfach bin ich zwischen Southampton und Hamburg hin und her gefahren. Es war immer so wie im Podcast beschrieben. Auch auf zwei Touren, mit QM2 zum Nordkap und mit QE Hamburg-Oslo-Hamburg war es so. Es geht aber auch anders, und zwar dann, wenn weniger Deutsche an Bord sind.
Gerade zurückgekommen von einer Transatlantiktour mit QM2 von Hamburg über Southampton nach New York. Auf dem ersten zwei-nächtigen Teilabschnitt waren ca. 2.000 Deutsche an Bord. Wie erwartet, gab es im Queens Room zum Nachmittagstee Hauen und Stechen um freie Tische.
Ein völlig anderes Bild, nachdem wir Southampton verlassen hatten. In Southampton waren ca. 1.500 deutsche Schnupperfahrer von Bord gegangen und wurden durch andere Nationalitäten ersetzt. Vor dem Queens Room warteten von diesem Zeitpunkt an den Folgetagen nur noch ca. 12 Gäste, man schlenderte lässig hinein, nahm einen Tee, ein Sandwich, ein Scone und nach 20 Minuten ging man wieder, machte Platz für andere Gäste. So entspannt geht Urlaub, wenn kaum Deutsche dabei sind.
Ja, es ist ein böser Kommentar, und oft wunderte ich mich über mich selbst, weil ich oft froh war, keine Landsleute im Urlaub zu treffen. Ruppiges Verhalten und sich daneben benehmen führt zu Fremdschämen, und ja – man kann nicht alle über einen Kamm scheren – – wenn man jedoch diese Herrenmenschen mit Socken in Sandalen beim Herumpoltern immer und immer wieder erlebt, kann man eigentlich nur zu der Einsicht gelangen, dass etwas dran sein muss.
Ach,wenn man einen guten Grund dafür hat, macht es Riesenspaß, das eigene Nest zu beschmutzen *lg*
Die Erfahrungen mit Deutschen im Urlaub hat sicherlich jeder schonmal gemacht. Aber es sind, wenn man genau hinschaut, nicht nur die Deutschen – jede Nation hat so ihre nervigen Eigenschaften und natürlich darf man auch nicht alle über einen Kamm scheren.
Ich bin gerade auf der Oasis of the Seas unterwegs, da stellen die Deutschen den zweitgrößten Anteil mit 588 Gästen, aber negativ auffallen tun sie erfreulicherweise nicht. Die meisten sind davon Vielfahrer und wissen sich am Schiff zu benehmen ;-)