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Tipps zum Fotografieren auf Kreuzfahrt

cruisetricks.de Kreuzfahrt-Podcast
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Foto-Profi Chris Marquardt („Happy Shooting“) ist Studiogast dieser Folge des cruisetricks.de Kreuzfahrt-Podcasts. Wir spreche mit ihm über alle Aspekte des Fotografierens während einer Kreuzfahrt, von Kamera und Objektiven bis hin zu vielen Tipps für bessere Bilder, die ganz einfach umsetzbar sind.

Chris Marquardt verdient einen Teil seines Lebensunterhalt mit dem Unterrichten von Fotografie und ist gelegentlich auch als Lektor auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs und gibt den Passagieren dort Foto-Tipps und hat schon seit vielen Jahren zwei eigene Podcasts zum Thema Fotografie (Podcast Happy Shooting, Tips from the Top Floor). Deshalb freut es uns besonders, dass wir ihn als Studiogast gewinnen und uns fast eine Stunde lang mit ihm unterhalten konnten.

Kernthema dieser etwas längeren Podcastfolge sind Tipps von Chris Marquardt, wie man von einer Kreuzfahrt bessere Fotos mit nach Hause bringt. Die Themenpalette reicht vielen Praxis-Tipps bis hin zur Frage der richtigen Ausrüstung: Was brauche ich, was ist sinnvoll? Reicht ein iPhone? Brauche ich teure Objektive und einen Polfilter? Wie gehe ich mit schwierigen Lichtverhältnissen um? Wie trickse ich Schwächen von Kameras aus? Und welche Tipps hat Chris Marquardt für die richtige Bildkomposition, den richtigen Ausschnitt? Alles natürlich speziell unter den Aspekt Kreuzfahrt und Kreuzfahrtschiff.

4 Kommentare

4 Gedanken zu „Tipps zum Fotografieren auf Kreuzfahrt“

  1. Hallo! Ein interessanter Podcast – vielen Dank! Mein erstes Berufsleben begann in der kaufmännischen Abteilung eines Fotografen-Meisterbetriebs, nicht ohne intensiv mit der Praxis von Studio, Labor und Industriefotografie (zufälligerweise Werften in Bremen) in Kontakt zu kommen und ein begeisterter Fotograf war ich schon damals und natürlich auch noch heute, auf Schiffen und zu Lande.

    Oft standen uns damals fast die Tränen in den Augen, wenn wir an recht wohlhabende Kunden umfangreiche Leica-Ausrüstungen verkauften für zwischen 10.000 und 20.000 Deutsche Mark, selbige dann aus ihrem Urlaub fünf bis sechs Negativ-Filmchen mitbrachten und sie dann zu 9×13 „Briefmarkenabzügen“ printen ließen, nach dem Motto „da passt dann mehr ins Fotoalbum“. Präsentierte ich dann mal meine eigenen Kodachrome-Dias, wurde sogleich vermutet: „Du hast bestimmt ’ne Leica!“ Nee, es war ein sehr preiswertes vollmechanisches Modell einer japanischen Firma, die man heute nur noch von Computerdruckern kennt. Heute so war wie damals: nicht die Kamera macht das gute Bild, sondern der Fotograf, wenn er ein Auge fürs Motiv hat und weiß was er tut. Dennoch, ein Satz hat mit Sicherheit bis heute überlebt: „Ich hätt gern eine Idiotensichere, die gute Bilder macht.“

    Was mir auf Kreuzfahrten immer wieder auffällt: die Leute stehen auf Balkonen und an Relings, besonders bei Hafenein- und ausfahrten und bei Schiffsbegegnungen und wenn es etwas dämmrig ist oder rabenschwarze Nacht, dann blitzen sie was das Zeug hält. Gelegentlich lasse ich mich zu guten Ratschlägen hinreißen wie: „Sie müssen den Blitz abschalten, der reicht nicht weiter als 4 Meter und ihre Kamera nutzt bei dieser Funktion gar nicht das vorhandene Restlicht.“ Antwort: „Die macht das automatisch.“ Ich: „Ich weiß, aber Sie können diese Automatik abschalten.“ – „Ich weiß nicht wie das geht.“ – „Man sollte die Bedienungsanleitung mindestens einmal durchlesen.“

    Kaum jemand benutzt auch den Aufhellblitz bei Gegenlichtaufnahmen, z.B. beim Klassiker „Sonnenuntergang“. Da erlebt man zur See zuweilen wirklich wunderbare Farbenspektakel, vor denen sich die Passagiere auch gern ablichten lassen wollen. Selbst Smartphones haben heute oft LED-Aufhelllichter, aber sie werden nicht eingesetzt. Rabenschwarze Silhouetten vor einem schönen feuerroten Himmelszauber lassen den Schluss zu: „Das da könnte jetzt auch Frau Krawuttke aus dem Erdgeschoss sein.“

    Schaltet man den Aufhellblitz dazu, komponieren selbst recht simple Automatik-Kisten aus vorhandenem Licht plus Blitz eine ausgewogene Belichtung, so dass das Ergebnis anschließend fast aussieht, als ob man vor einer Fototapete stünde. Grundsätzlich fristet das Blitzen irgendwie ein Mauerblümchendasein in der Digitalfotografie, finde ich. Das mag wohl daran liegen, dass die meisten Kameras einen eingebauten Miniblitz haben und auch bei schummrigem Licht immer noch ganz brauchbare Ergebnisse liefern. Der weit stärkere Aufsteck-Blitz jedoch ist fast ausgestorben, obwohl in bestimmten Situationen so sinnvoll wie eh und je: wird’s bewegt bei wenig Licht (Parade der Köche im Restaurant beispielsweise), geht ohne kräftigen Blitz kaum etwas. Kaum bekannt ist, dass die Blitzzeiten so kurz sind, dass Bewegungen fast immer „eingefroren“ werden können. Aufsteckblitze müssen nicht klobig und schwer sein, und Größen zwischen ein bis zwei Zigarettenpackungen liefern schon ordentlich Licht.

    Zum Thema Innenaufnahmen: wie man auch auf vielen Fotos von Franz sieht, kann man Innenräume wohl am schönsten zeigen, wenn wenige oder gar keine Menschen darin herunmlaufen, -sitzen oder -stehen. Je nachdem, um welche Räumlichkeit es sich handelt, sind die verschiedenen Einrichtungen des Schiffs zu höchst unterschiedlichen Zeiten nicht bevölkert. Wenn sie die Massen auf dem Pooldeck rösten, sind Shoppingmeile, Theater, Lounges und Spezialitätenrestaurants etc. meistens menschenleer.

    Kommt es bei Innenräumen mit vielen Fenstern zu sehr starken Kontrasten, die eine schöne Innenbeleuchtung gar überstrahlen oder gar nicht zur Geltung kommen lassen, empfehle ich die Dämmerstunde kurz nach Sonnenuntergang. Ja, man wird abwägen müssen – vielleicht zwischen dem „Sundowner“ auf dem Deck und schönen Innenaufnahmen, aber der Aufwand lohnt. Mildes Außenlicht ist lebendiger als rabenschwarze Nacht hinter den Fenstern und auf jeden Fall weniger störend als grelles Sonnenlicht karibischer Breitengrade zur Mittagszeit.

    Der Blitz nützt natürlich bei sehr großen Räumen gar nichts und würde ebenfalls von den oft sehr kunstvollen Lichtinszenierungen wenig übrig lassen, was aber auch bedeutet, dass man bei schummriger Baratmosphäre schon mal bei den Belichtungszeiten an kritische Grenzen kommt. Luft anhalten, stabiler Stand und starkes Weitwinkel mögen hilfreich sein, ist aber der Seegang zu stark, wird’s schwierig. Liegt das Schiff ruhig im Hafen, kann man aus der Hand oft noch viel längere Verschlusszeiten realisieren mit gutem Ergebnis.

    Hie und da öffne ich auch gern mal eine Tür eines Theaters oder einer Lounge, einer „Wedding Chapel“ oder eines Restaurants. Meistens haben die Mitarbeiter, wenn welche anwesend sind, gar nichts dagegen, dass man ein bisschen fotografiert (sofern man nett fragt…) und gelegentlich ergibt sich da auch mal eine nette Unterhaltung, weil sich das in einer ruhigeren Umgebung eben anbietet.

    Fotografieren hat, wie ich finde, auch seine sozialen Komponenten. Viele Passagiere, Passanten, aber vor allem Nordamerikaner, bieten immer sehr hilfsbereit ihre Dienste an, wenn der eine den anderen fotografiert, weil sie offenbar der Meinung sind, dass man immer „zusammen aufs Foto“ müsste. Es ist mir fast schon ein bisschen lästig, wie oft ich diese Dienste ablehnen muss. Gelegentlich habe ich schon einmal einem freundlichen Wesen meine Kamera in die Hand gedrückt, recht genau den gewünschten Bildausschnitt beschrieben, mit dem Ergebnis, dass diese Personen dann Schritt für Schritt, rückwärts gehend den Abstand erhöhten und am Ende hatten wir das unbrauchbare Ergebnis mit bildmittigen Gesichtern und abgeschnittenen Füßen. Braucht doch wirklich kein Mensch, oder? (Natürlich bedanke ich mich artig auch in diesen Fällen…)

    Noch wilder wird es, wenn ich den Selbstauslöser benutze, den heute im Selfie-Stick-Zeitalter (etwas, das mir völlig gegen den Strich geht!) kein Mensch mehr kennt. Wenn da Unbeteiligte eine piepsende und blinkende Kamera erblicken, auf einem Stativ oder auch nur auf einer Tischkante stehend, gibt es ungläubiges Staunen über so viel „High-Tech“. Manche hilfsbereiten Zeitgenossen sind dann schon fast böse, wenn ich die Assistenz dankend ablehne. Ich murmle dann immer was von „long-time-exposure“ (Langzeitbelichtung), und dass man das Foto mit „natural light“ nicht aus der Hand halten könne, aber ich fürchte, die Fakten kommen nicht an. Ich bin da eben sehr gern selbst Herr meiner Bildkomposition und bastle gern so lange bis es past – und das ist ja auch, wie ich finde, das Schöne an Fotografie, dass auch auch mal Mühe machen DARF.

    Zum Thema Polarisationsfilter (kurz auch „Polfilter“ genannt), möchte ich noch erwähnen, dass es bei den heutigen Digitalsystemen fast ausschließlich sogenannte „Zirkular“-Filter sein müssen, nicht mehr die einfacheren und billigeren „Linear“-Filter, wie sich noch in analogen Zeiten üblich waren. Die Zirkularfilter waren schon zu „meiner Zeit“ deutlich teurer. Dennoch, wenn ich mir anschaue, was ich heute für einen angeblich hochwertigen, natürlich mehrschichtvergüteten Filter hinlegen soll und die Preise mit 1986 vergleiche, stelle ich schon fest, dass die Preissteigerung sämtliche nachvollziehbaren Inflationsraten um ein mehrfaches übersteigt. Der angesprochene Step-Down-Adapter ist hier wirklich ein Kostendämpfer: man kaufe sich einen Filter so groß, dass er auf das Objektiv mit dem größten Durchmesser passt und kann dann mit einem relativ preiswerten Adapterring seine Filter auch auf den im Durchmesser kleineren Objektiven benutzen. Klar ist natürlich auch, dass letztendlich durch das Online-Shopping der Preisdruck bei Elektronikprodukten so immens und ruinös ist, das stationäre Händler kaum noch dagegenhalten können und natürlich nur mit Zubehör ihre Rendite einfahren können. Gerade im Falle einer Neuanschaffung empfehle ich aber immer den Gang in ein gutes Fachgeschäft, denn eine gute Beratung bekommt man im Internet nicht und die Kosten eines Fehlkaufs können weit dramatischer sein als die paar gefühlt nicht gesparten Euros durch den Kauf per Klick. Beratung beim Fachhändler holen und dann online bestellen ist hingegen ein No-Go und so kann ich auch nachvollziehen, dass Händler heute immer öfter nur noch gegen eine beim Kauf anrechenbare Gebühr beraten.

    Urheberrecht: erstaunlich finde ich da beispielsweise die sehr unterschiedliche Handhabung von Copyright bei Bühnenaufführungen verschiedener Reedereien. Während Norwegian Cruise Lines überhaupt keine Fotos gestattet, und das mit Urheberrecht und der „Sicherheit der Darsteller“ begründet, kann man bei anderen Reedereien wie MSC, HAL oder Cunard nach Herzenslust fotografieren, nur nicht, wie in der jeweiligen Ansage beschrieben, filmen oder blitzen.

    Das Filmen kam leider gar nicht vor im Podcast – und vermutlich könnte man darüber eine ganz eigene Sendung machen. Die meisten hochwertigen Kameras sind auch filmtauglich und das in erstaunlich guter Qualität. Die Wahl der richtigen Kamera dürfte Anfängern außerordentlich schwer fallen und auch jenen, die sich bei Systemkameras nur auf dem analogen Feld gut auskannten. Die Karten wurden und werden bei den Herstellern permanent neu gemischt und es sind heute Kameras auf dem Markt, die man fast als Hybride bezeichnen will, sogenannte spiegellose Systemkameras.

    Viele Fotografen und auch ich haben sich jahrelang darüber gewundert, warum digitale Spiegelreflexkameras nicht viel kompakter geworden sind, wo doch die gesamte Film-Mechanik, der Patronenschacht, die Stachelwalze, der Transportmechanismus und die Aufwickelspule weggefallen sind. Verwunderlich fand ich nach der Erfindung sehr guter Mini-Bildschirme, das ich immer noch durch einen optischen Sucher guckte, über ein Prisma durch das Objektiv, während man doch locker hätte in den Sucher ein elektronisches Bild einspielen können, welches mir sogar einen realistischen Belichtungs- und Farbwert liefert.

    Marken wurden im Podcast bereits genannt, und treue Cruisetricks-Hörer wissen längst, dass Franz mit Canon und Jérôme mit Nikon fotografieren. Mir war bis vor kurzem nicht bewusst, dass sich inzwischen Sony stark positioniert hat, insbesondere mit den Alpha-Modellen, die eben diesen erwähnten elektronischen Sucher haben und damit spiegellos sind. Dass für jene Modelle auch Objektive der traditionsreichen Zeiss-Werkstätten aus Oberkochen kommen, hat mich fast in Extase versetzt. Da hörte ich Namen wie „Tessar“ oder „Sonnar“ oder „Distagon“ und mein Herz schlug hoch und höher…

    Die im Podcast zu hörende Ermunterung zum Druck kann ich nur unterstreichen. Die Preise für Prints sind heute extrem gering im Vergleich zu früher. Das Bestellen gelingt auch Computer-Verweigerern, z.B. älteren Menschen, die nichts mit IT und Internet am Hut haben, indem Sie einfach ihre SD-Card in ein Drogeriemarkt-Terminal stecken. Der Fotofan kann bequem von zu Haus ein Fotobuch gestalten, das durch zahlreiche Stilvorlagen schnell und unkompliziert zu erstellen ist – das ideale Weihnachtsgeschenk. Auch dieses Labor-Segment war einst ein Standbein des Fotohandels, das weggebrochen ist, wie auch Rahmen und Fotoalben. Wir erinnern uns doch alle noch an die berühmten Worte: „Neun mal dreizehn, matt oder glänzend?“ Zur allgemeinen Erheiterung – fällt mir gerade ein: fragt mal einen heute 20jährigen, was er unter einem „Blitzwürfel“ versteht. Das kann lustig werden *g*

    Verzeihung: ich hab schon wieder viel zu viel geschrieben, aber wenn’s um meinen alten Job geht, verliere ich die Kontrolle. Super Podcast, wirklich, und sicher nicht der letzte zu diesem Thema hoffe ich. Was unbedingt noch einmal besprochen werden sollte ist, wie erwähnt, das Filmen mit Digitalkameras oder digitalen Videokameras und auch eine Art Orientierung bei geplantem Kauf einer neuen Kamera / Ausrüstung. Ansonsten: immer weiter so und das mit der Handbreit Wasser sowieso!

  2. Lieber Volker, da merkt man, wo bei Dir das Herzblut pulsiert ;-) Vielen Dank für die ausführlichen Tipps und Ergänzungen!

    Du spricht Sony an: Da sind inzwischen wirklich einige Traum-Kameras am Start, leider aber sehr teuer. Was mich letztlich noch vor dem Wechsel zu Sony abhält ist die Objektiv-Auswahl – die ist ein wenig dünn und deckt meinen Bedarf noch nicht ab. Abgesehen auch bei den Objektiven von den Preisen, den man bei vielen Modellen getrost als unverschämt bezeichnen kann.

    Thema Filmen/Video: Da werden wir uns mal einen Experten als Studiogast holen müssen, denn von Video verstehe ich längst nicht so viel, dass ich mir da anmaßen würde, Ratschläge zu geben. Aber die Themenanregung ist gut, das behalte ich mal im Hinterkopf.

    Herzliche Grüße
    Franz

  3. Hallo Volker!
    Auch von mir ein Dankeschön für den Kommentar!
    Zwei Anmerkungen: Die Miniaturisierung von Kameras nervt mich. Je leichter sie ist, desto schneller wird es wackelig. Bei Photos spielt das wohl weniger eine Rolle, aber bei Videos umso mehr. Da bevorzuge ich jedenfalls schwerere Kameras…. Nachteil natürlich: Die Schlepperei…..
    Der Monitor an den Kameras ist für mich ganz nützlich. Nicht zum photographieren, sondern für die Kontrolle nach der Aufnahme.

  4. Hallo, Franz! Im Gegensatz zu Canon fand ich bei Sony den Einstieg in die Vollformat-Digitalfotografie überraschend „unteuer“. Die Beratung in einem Düsseldorfer Fachgeschäft war für mich in dieser Hinsicht ziemlich erhellend. Sony brachte ich bis dato eher mit HiFi und TV in Verbindung, aber nie mit Fotografie. Na, immerhin habe ich mir schon mal das Alpha-Handbuch zugelegt, aber die Kamera noch nicht. Vielleicht bin ich damit der erste Kunde, der jemals vor dem Kauf schon die Bedienungsanleitung las … *g*

    Hallo, Jérôme! Die Miniaturisierung beobachtetet man schon eine ganze Weile, finde ich, ausschließlich bei den kleinen Kompaktkameras, immer mehr fast zu einem Scheckkartenformat. Eigentlich abstrus, wenn man bedenkt, dass bei Mobiltelefonen, die man vor der Erfindung des Smartphones fast versehentlich einatmen konnte, genau das Gegenteil passierte: das Display wurde wieder größer und größer und das gesamte Gerät damit ebenfalls. Inzwischen frisst wohl die Universalknipskiste Smartphone den Markt für kleine Kompaktkameras zum großen Teil, wie man hört, weil immer mehr Zeitgenossen glauben, ein Ei-Fon könne eine Kamera ersetzen. Die Smartphone-Hersteller basteln, kräftig an diesem Mythos, siehe diese riesigen Werbetafeln mit exzellenten Fotos, unter denen steht „mit dem iPhone XY fotografiert“. Das fällt auf fruchtbaren Boden: in privatem wie beruflichem Umfeld sind viele der Ansicht, dass eine richtige Kamera verzichtbar sei. Meine Argumentation, dass eine Minilinse in einem Telefon nicht das leisten könne wie ein vernünftiges Objektiv, wird mit „für mich reicht das völlig aus“ weggewischt. Offenbar sinken Ansprüche und die Fähigkeit und Bereitschaft, sich mit Fotografie zu beschäftigen gleichermaßen. Wird das Smartphone gegen ein neues getauscht, gestohlen oder verloren, verschwinden auch oft die Bilder im Nirgendwo.

    LCD-Display: absolute Zustimmung! Was für ein Segen für den Fotografen, sofort das Bildergebnis im Detail prüfen zu können! Davon konnten wir zu analogen Zeiten nur träumen. Hatten die Optimisten unter uns vermutet, dass mit der Erfindung des Internets und der Verfügbarkeit fast des gesamten Weltwissens auf Knopfdruck durch Computer und Smartphones die Menschheit schlauer werde, so könnte man ebenfalls schlussfolgern, dass durch die Digitalisierung die Massenfotografie qualitativ besser werde. Beide Annahmen halten aber, wie ich meine, dem Realitätscheck nicht stand…

    Bei den Systemkameras sah ich wie schon erwähnt den Trend zur Miniaturisierung in den letzten Jahren kaum. Dank hochempfindlicher Sensoren und Bildstabilisatoren kann man einer Verwacklungsgefahr heute etwas entgegensetzen. Auch lässt sich die ISO-Zahl manuell verändern, was hierbei nützlich sein kann. Der oft verschmähte Umhängegurt eine Kamera kann übrigens auch einen stabilisierenden Faktor haben: wenn es mal kritisch wird und mir eine geeignete Auflage oder Abstützgelegenheit fehlt, halte ich schon einmal die Kamera so weit entfernt, dass der Umhängegurt um den Hals kräftig gespannt ist, damit lassen sich nach meiner Beobachtung schon ein par „-stel“ Sekunden Belichtungszeit kompensieren.

    Ansonsten: abstützen und auflegen wo und an was auch immer. Geländer, Knie in der Hocke, Laternenpfahl, Türrahmen, Tisch, Stuhllehne und, wenn es kritisch wird, bei Weitwinkel bleiben. Mit guter Auflösung lässt sich dann auch noch später am Computer, wenn das Ergebnis von der Schärfe gut war, ein anderer Bildausschnitt finden.

    Viele Grüße aus Kanada! Woran erkenne ich hier aus der Ferne eine asiatische Reisegruppe? Über ihr schwebt ein Wald aus Selfie-Sticks!

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