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Streit um Crew-Visa der Le Laperouse verhindert Kreuzfahrt-Neustart in Neuseeland

Ponants Expeditionskreuzfahrtschiff Le Laperouse stand tagelang im Mittelpunkt eines gefährlichen Tauziehens zwischen der Reederei und der neuseeländischen Regierung. Weil ein Teil der Crew überraschend kein Visum bekam, kreuzt die Le Laperouse vor Neukaledonien rund 900 Seemeilen nördlich von Neuseeland, während in den kommenden Tagen ein Zyklon über die Region ziehen wird.

Update, 3. Februar: Inzwischen hat Ponant die geplanten sieben Neuseeland-Kreuzfahrten abgesagt. Das Kreuzfahrtschiff sitzt den heranziehenden Zyklon offenbar im relativen Windschatten der Insel Neukaledonien aus. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar.

Eigentlich hätte die Le Laperouse am 8. Februar 2021 von Auckland aus zur ersten von insgesamt sieben Kreuzfahrten in dieser Saison starten sollen, mit ausschließlich neuseeländischen Passagieren. Dazu war das Kreuzfahrtschiff von Jakarta aus rund 3.600 Seemeilen nach Neuseeland gefahren, die Crew-Mitglieder inzwischen über 27 Tage in Quarantäne und mit insgesamt vier negativen Corona-Tests. Doch am 27. Januar, drei Tage und rund 200 Seemeilen vor Ankunft in Auckland musste das Schiff abdrehen.

Denn die neuseeländische Einwanderungsbehörde verweigerte überraschend die nötigen Visa für 61 der insgesamt 90 Crewmitglieder. Crew im Hotelbereich wie Kellner, Kabinenstewards oder Spa-Mitarbeiter seien nicht absolut notwendig für den Schiffsbetrieb und erfüllten daher nicht die strengen Einreisebedingungen, die in Neuseeland derzeit zum Schutz vor Sars-Cov-2 gelten.

Eine Reedereisprecherin argumentiert dagegen, alle Crew-Mitglieder hätten neben ihrer Haupttätigkeit auch Sicherheitsaufgaben an Bord zu erfüllen und seien daher sehr wohl essenziell. Nicht alle diese Positionen ließen sich durch neuseeländische Mitarbeiter ersetzen, weil nicht ausreichend qualifiziertes Personal verfügbar sei.

Wenig Treibstoff, Zyklon bewegt sich auf die Region zu

Regelrecht dramatisch stellte sich die Situation zunächst dar, weil die Le Laperouse nach der langen Überfahrt von Jakarta nach Neuseeland kaum noch Treibstoff an Bord hatte und sich ein Zyklon auf die Neukaledonien zubewegt, wo die Le Laperouse derzeit kreuzt, da sie nicht in neuseeländische Gewässer einfahren darf.

Immerhin konnte das Schiff inzwischen am 2. Februar morgens in Noumea, der Hauptstadt Neukaledoniens, aufgetankt werden. Anschließend musste sie den Pier aber wieder verlassen, da der Hafen wegen des heranziehenden Sturms geschlossen wurde. Es werden Windgeschwindigkeiten von 70 bis 90 Kilometern pro Stunde erwartet. Die Le Laperouse kreuzt aktuell (Stand: 2. Februar mittags deutscher Zeit) vor Noumea.

Hoffnung auf Einlenken der neuseeländischen Regierung

Wie die Asia-Pacific-Chefin von Ponant, Sarina Bratton, in einem Radiointerview sagte, habe man inzwischen über neuseeländische Crewing-Agenturen immerhin 16 Neuseeländer als Ersatz für Crewmitglieder ohne Visum anheuern können, zu sechs weiteren mit entsprechenden Qualifikationen habe man Kontakt. Benötigt würden allerdings insgesamt 61 Mitarbeiter, falls die Einwanderungsbehörden auf ihrem Standpunkt beharren und keine Visa für die Stammcrew ausstellen. Qualifizierte Crew-Mitglieder sind in Neuseeland derzeit offenbar schwer zu finden, weil die meisten von ihnen bereits auf Yachten des America’s Cup und den vorausgehenden Qualifikationsrennen des Prada Cup angeheuert hätten, der Anfang März vor Auckland stattfindet.

Die Le Laperouse soll am 8. Februar zur ersten von insgesamt sieben geplanten Kreuzfahrten ab Auckland starten, organisiert von dem lokalen Reiseveranstalter Wild Earth Travel, der das Kreuzfahrtschiff für diese Zeit gechartert hat. Insgesamt rund 700 Passagiere sind für diese Reisen gebucht. Die Passagierkapazität wurde zum Infektionsschutz auf 100 pro Reise begrenzt. Müssten alle Reisen abgesagt werden, entstünde laut Ponant ein Schaden von rund 972.000 Euro. Viele Unternehmen in Neuseeland an Land würden dabei ebenfalls Aufträge und Geld verlieren.

Entstanden ist die komplizierte Situation mutmaßlich aufgrund unklarer Kommunikation und Missverständnissen zwischen der Reederei und verschiedenen Behörden Neuseelands. Sarina Bratton sagte in dem Radio-Interview, man habe bereits am 18. Dezember 2020 eine zweifelsfreie Genehmigung des Gesundheitsministeriums für die geplanten Kreuzfahrten erhalten. Auch habe man bereits am 8. Januar eine entsprechende Crew-Liste an die neuseeländischen Behörden geschickt, so wie das üblich sei und wie man das in den vergangenen sieben Jahren der Aktivitäten von Ponant in Neuseeland immer getan habe.

4 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

4 Gedanken zu „Streit um Crew-Visa der Le Laperouse verhindert Kreuzfahrt-Neustart in Neuseeland“

  1. Aus Erfahrungen meinen mit anderen Branchen kann ich mir die wahrscheinliche Ursache für das Chaos gut vorstellen: Unvollständige Kommunikation! Jeder Beteiligte (Ponant, Behörden, etc.) war der festen Überzeugung genau zu wissen, was sein Gegenüber von ihm möchte, ohne es explizit auszusprechen. Denn das hätte sofort offenbart, dass man eben doch nicht das gleiche meint.

    Schon die Formulierung „absolut notwendig“ ist ein garantierter Fallstrick:
    Aus neuseeländischer Sicht sind vermutlich nur diejenigen „absolut notwendig“, die unabdingbares Wissen für den Schiffsbetrieb haben, welches sich nicht so einfach einem neuseeländischen Ersatzmann vermitteln läßt. Also am ehesten technische Spezialisten oder die Department Heads der Hotelabteilungen. Den Rest – Kabinenstewards, Köche, Kellner, Wäschereipersonal, Decksleute – kann man ja schnell mal vor Ort anwerben … oder? Also ist klar, wer „absolut notwendig“ ist!
    Aus der Sicht von Ponant sind eben jene Stewards, Kellner, Köche, etc. ein eingespieltes Team mit über Jahre aufgebautem Wissen über interne Abläufe und Anforderungen. Eben das, was den Unterschied auf einem Luxusschiff ausmacht. Dass solche Leute in Neuseeland nicht mal so eben und in ausreichender Anzahl zu kriegen sind ist doch offensichtlich … oder? Also ist klar, wer „absolut notwendig“ ist!

    Somit haben sich beide Seiten auf andere Probleme konzentriert, die es wahrscheinlich noch genügend gab. Erst in den letzten Tagen, als dann die Umsetzung des ganzen anstand, kam die kalte Dusche: „absolut klar“ und „absolut klar“ sind eben doch zwei paar Schuhe, wenn man vorher nicht sauber die Vorstellung abgeglichen hat, was man denn eigentlich meint!
    Zur Beruhigung: Das ist schon ganz anderen mit wesentlich übleren Konsequenzen passiert (Luftfahrt, Ölindustrie, Raumfahrt, Kerntechnik, …). Nur schade für die Gäste, die sich nach Monaten des Ausnahmezustands wahrscheinlich auf ein paar Tage in der Normalität gefreut hatten.

  2. Ja, es sieht ganz so aus, als sei genau das der Grund der Probleme. Schwierig ist halt aber schon, wenn Ponant schon im Dezember die Genehmigung von der Gesundheitsbehörde bekommen hat und Ponant ja schon seit sieben Jahren dort aktiv ist und zuvor nie lokale Crew anheuern musste. Da ist einfach viel eigentlich notwendige Kommunikation auf der Strecke geblieben. Zumal es offenbar auch so ist, dass Ponant trotz jetzt sehr intensiver Bemühungen zu wenig lokale Crew gefunden hat, weil die meisten verfügbaren Leute eben gerade mit dem America’s Cup beschäftigt sind.
    Insofern verstehe ich die neuseeländischen Behörden nicht, warum sie da nicht einen gesichtswahrenden Ausweg gesucht/gefunden haben, denn letztlich schadet es massiv dem Ruf der Kreuzfahrt in Neuseeland und vor allem lostet es eben auch lokalen Firmen, denen es ohnehin schon schlecht geht, dringend nötige Einnahmen. Und eine Covid-19-Gefahr geht von der Crew, die inzwischen seit mehr als einem Monat in Isolation ist und insgesamt vier Tests absolviert hat, nun wirklich nicht aus.

  3. Tja…
    …vielleicht ist auch der ganze Kreuzfahrt Circus tot…
    …so lange bis Covid 19 tot ist…
    …oder zumindest effektiv behandelbar…
    …damit meine ich KEINE Impfung…
    …die ohnehin nicht voll wirkt, sondern in Prozentzahlen, die angeblich ja hoch sind…
    …damit meine ich ein Medikament für bereits kranke Personen, das hoch wirksam ist.
    Ein solches gibt es nicht.
    Den in Deutschland mit deutschem Steuergeld entwickelten Impfstoff gibt es massenhaft…
    …in Israel, den USA, Kanada, Great Britain…
    …und arabischen Scheichtümern.

    Nicht mehr gibt es:

    tägliche Schmähartikel und Sendungen im Linksrotgrünfunk und der Gutmenschenpresse über den ach so furchtbaren
    Donald Trump und den Vollpfosten Boris Johnson…

    …komisch ist das….

    …die haben rechtzeitig und ausreichend bestellt und nicht über Preise gefeilscht…

    …von Victor Orban mit seinem Einkauf von Sputnik V ganz zu schweigen.

    Das ist auch ein ganz Schlimmer…schützt seine eigene Bevölkerung…

    PFUI!!!…das geht gar nicht…

  4. Stand 03.Februar: Kritik seitens der Tourismus Branche, in diesem Fall Steven Greenfield von New Zealand Tours, an der Unfähigkeit der Regierung Neuseelands schnelle Entscheidungen zu treffen. „Man sollte sich doch nochmal überlegen der gesamten Besatzung des Schiffes Visa zu erteilen um allen Beteiligten zu helfen in diesen mageren Zeiten ein wenig Umsatz zu machen“. Dafür scheint es aber zu spät zu sein. „Es sei doch komplett unrealistisch einfach so 61 Mitglieder der Besatzung mit lokalen Arbeitskräften zu ersetzen. Diese Unnachgiebigkeit der Behörden sei ein Fiasko, das NZ nur geschadet hätte, da sich auch andere Reedereien dadurch fern halten könnten“.
    Grüße aus Bay of Islands, Neuseeland
    Ricardo

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