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Tipps zum Fotografieren in der Antarktis

Klar, wer einmal im Leben in die Antarktis fährt, will auch kräftig fotografieren und wunderschöne Fotos mit nach Hause bringen. Andererseits sollte man die traumhafte Natur unverstellt genießen, ohne Kamera vor dem Auge. Dringend abzuraten ist jedenfalls von einer Videokamera, wenn man die Antarktis nicht nur über ein winziges LCD-Display der Kamera erleben will.

Beim Fotografieren hilft dagegen schon ein wenig Zurückhaltung und vor allem die richtige Ausrüstung und ein paar Tipps, mit denen man sich so wenig wie möglich mit der Kamera beschäftigen muss. Dann bleibt mehr Zeit, die traumhaften Momente, die magischen Pinguin-Begegnungen, die gewaltigen Eisberge in vollen Zügen zu genießen.

Fototasche, Fotorucksack

Viel Nerven spart die richtige Fototasche beziehungsweise Rucksack: Sie sollte robust und möglichst wasserdicht sein – sie muss nicht schwimmen können, aber auch einen ordentlichen Schwall Wasser bei einer Zodiac-Fahrt von der Ausrüstung fernhalten können.

Ein kleiner Fotorucksack ist optimal, vor allem, wenn sich die Kamera herausholen lässt, ohne dass man den Rucksack auf den Boden stellen muss. Selbiger ist nämlich oft nass und schlammig. Eine Umhängetasche ist dagegen eher unpraktisch, weil man oft über unwegsames Gelände, über Steigungen und Felsen klettern will und da ist eine Umhängetasche einfach stört.

Achtung: Am Rücken sollte man den Rucksack bei Zodiac-Fahrten nicht tragen, da wird er extrem nass. Auf den Bauch geschnallt muss er unter die Schwimmweste, sollte also möglichst flach sein. Suboptimale Alternativ: Auf den Zodiac-Boden stellen, wo es aber feucht bis nass ist und unvorsichtige Mitreisende auch mal drauftreten.

Kamera-Ausrüstung

Voller Einsatz: da wird sogar der Pinguin neugierig ...
Voller Einsatz: da wird sogar der Pinguin neugierig …

Am besten einigt man sich auf eine Kamera mit nur einem Allround-Zoom-Objektiv – beispielsweise ein 28-200mm (Kleinbild-Äquivalent). Je weniger Ausrüstung, desto besser. Ein Objektivwechsel ist unter den schwierigen Bedingungen in der Antarktis möglichst zu vermeiden. Der starke Wind treibt Sandstaub oder feine Pinguin-Federn ins offene Gehäuse, Gischt und salzige Luft sollten ebenso draußen bleiben. Während einer Zodiac-Fahrt ist ein Objektivwechsel nahezu unmöglich, weil viel zu riskant.

Andererseits – und da muss jeder für sich abwägen – ist ein lichtstarkes 300-mm-Objektiv natürlich etwas sehr feines, wenn es um Nahaufnahmen von Pinguinen geht, oder um Wal-Sichtungen. Die 5-Meter-Mindestabstand-Regel zu Pinguinen und Robben gilt in der Antarktis natürlich auch für Fotografen, sodass eine größere Brennweite für Nahaufnahmen von Pinguinen sinnvoll ist. Ich hatte eine Kamera mit einem 28-70mm- und eine zweite Kamera mit einem 100-300mm-Objektiv dabei. Empfehlen würde ich das aber nur wirklichen Fotofreaks, denn diese Ausrüstung ist unter den Bedingungen dort schon recht unhandlich.

Tipp: Unter Extrembedingungen versagt schonmal eine Kamera – man wünscht es niemandem, aber es kommt vor. Deshalb: Als Backup noch eine kleine Kompakt-Kamera mitnehmen, damit man zumindest ein paar Erinnerungsfotos schießen kann, falls die Spiegelreflex den Dienst versagen sollte.

Plastiktüten als Spritzwasser-Schutz

Soll die Kamera auch im Zodiac zum Einsatz kommen, gehören Plastiktüten in ausreichenden Mengen ins Gepäck. Bewährt haben sich große Gefrierbeutel, in die man vorne ein Loch schneidet und beispielsweise mit medizinischem Tape-Band (löst sich hinterher leicht wieder ab) an der Sonnenblende verklebt. Die eigentliche Öffnung der Tüte dient als Eingriff für die Hand zur Bedienung der Kamera.

Aber ganz ehrlich: Wenn das Wasser bei der Zodiac-Fahrt so unruhig ist, dass die Kamera von Spritzwasser gefährdet ist, dann macht Fotografieren ohnehin keinen Spaß. Ist das Wasser ruhig und fährt man beispielsweise zu einem Gletscher oder zu einer Eisscholle samt Robbe oder Seeleopard, dann ist eine Plastiktüte nicht nötig und während der Fahrt schützt der Fotorucksack.

Extrem-Tipp der Expeditions-Guides für ganz schlechte Bedingungen: Kamera wasserdicht in Plastiktüte einpacken und dann noch in der wasserfesten Fototasche verstauen. Wir haben aber keine Situation erlebt, in der das auch nur annähernd nötig gewesen wäre.

Stativ?

Wer gar ein Stativ mitnehmen möchte, sollte darauf achten, dass sich es sich stabil am Fotorucksack befestigen lässt. In der Hand tragen ist keine brauchbare Option, weder im Zodiac noch an Land. Denn Abstellen ist auf dem oft schlammigen Boden keine gute Idee und mit dem Stativ in einer Hand wird Fotografieren zur Qual.

Ein Stativ kann bei langen Zoom-Brennweiten sinnvoll sein, da der Wind ein Ruhighalten aus der Hand ob komplett unmöglich macht. Ideal: ein kleines Einbeinstativ.

Handschuhe zum Fotografieren?

Zur Not klappt's selbst mit dicken Handschuhen
Zur Not klappt’s selbst mit dicken Handschuhen

Ideal zum Fotografieren sind meiner Erfahrung nach dünne, absolut winddichte Fingerhandschuhe. Denn das Problem ist weniger die Kälte als der eisige Wind. Spezielle Fotohandschuhe mit abklappbaren Fingerspitzen sind bei Sonne und wenig Wind okay, aber durch den häufig recht scharfen Wind frieren die Finger trotzdem ganz erbärmlich. Die bessere Alternative sind also wirklich dünne, winddichte Handschuhe mit möglichst viel Gefühl – am besten zum Einkaufen die Kamera mitnehmen und ausprobieren, ob sich die Kamera damit ausreichend bedienen lässt. Das geht vor allem mit Spiegelreflexkameras überraschend gut.

Wenn es wirklich kalt und windig ist, wird’s mit Fotografieren allerdings in jeden Fall schwierig. Da hilft dann nur noch, gut gefütterte Fingerhandschuhen dabei zu haben und zum Fotografieren einen Handschuh kurzzeitig auszuziehen. Und gehen die Temperaturen deutlich unter null Grad, dann sollte man dem Akku zuliebe die Kamera ohnehin hauptsächlich im wärmenden Rucksack lassen.

Tipp: ein oder zwei Karabiner-Haken am Fotorucksack oder am Parka sind ideal, um die Hände schnell freizubekommen, ohne dass einem die Handschuhe davonfliegen. Zur Not kann man daran auch mal das Stativ kurz aufhängen.

Bilder sichern und beschriften

Und zu guter Letzt noch ein Tipp für danach: Pinguine und Felsen sehen sich an vielen Orten sehr ähnlich. Empfehlenswert ist daher, möglichst nach jedem Landgang die Bilder von der Speicherkarte aufs Laptop zu übertragen, zu sortieren und zu beschriften. Sonst hat man am Ende eine Menge Bilder, die man nicht mehr genau zuordnen kann – und das wäre wirklich sehr schade, bei den Traum-Motiven in der Antarktis.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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