An Bord von Kreuzfahrtschiffen verzehren Passagiere enorme Mengen an Lebensmitteln. Bemühungen der Reedereien um Nachhaltigkeit bei der Produktion dieser Lebensmittel ist daher durchaus relevant und hat wegen der großen Abnahme-Mengen bei den Lieferanten große Auswirkungen auf deren Logistik, Beschaffungswege und Zertifizierungen.
Update: Im Beitrag „Moderne Müllverwertung auf Kreuzfahrtschiffen: Recycling, Gasifizierung, Fermentierung & Co.“ beschäftigt sich cruisetricks.de ausführlich mit dem Thema Müll und Lebensmittel-Abfälle an Bord von Kreuzfahrtschiffen.
Lebensmittel für Kreuzfahrtschiffe nehmen häufig sehr lange und damit nicht gerade umweltfreundliche Transportwege. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht einfach zu beseitigen: Hygiene-Standards, Kostenvorteile bei der Abnahme großer Mengen, mangelnde Verfügbarkeit sehr großer Mengen bei regionalen Anbietern sowie die Erwartung der Passagiere, flottenweit einheitliche Menüs sowie gleichbleibende Qualität zu bekommen. Nicht immer können regionale Anbieter die von Reedereien vorgegebenen Standards einhalten oder entsprechende Zertifizierungen vorweisen.
Vor allem bei sehr großen Schiffen ist regionaler Einkauf nur begrenzt möglich und beschränkt sich daher vor allem auf schnell verderbliche Waren wie Gemüse und Obst. Fleisch und Fisch wird zumeist tiefgefroren zentral eingekauft. Auch Getränke, Trockenwaren und vieles mehr kommen aus zentraler Beschaffung und werden mit Containern zu den Schiffen weltweit transportiert.
Viele Reedereien bemühen sich zunehmend um nachhaltig produzierende Quellen und regionale Lebensmittel – schon weil sich das auch gut fürs Marketing eignet. Regionale und nachhaltige Ernährung ist ein Trend, mit dem man neue Zielgruppen ansprechen kann.
Alle Bemühungen der Reedereien hier aufzuführen, wäre zu aufwändig, zumal es dabei um zahllose Details handelt. Daher nur einige Beispiele, um eine Vorstellung davon zu geben, was bereits geschieht:
- TUI Cruises arbeitet mit United Against Waste an einem Projekt, das anstrebt, die Ursachen für zu viel Lebensmittelabfälle an Bord zu untersuchen und damit die Müllmengen zu reduzieren. Cruisetricks.de hat dieses Projekt ein paar Tage lang begleitet und berichtet davon im Beitrag „Food Waste auf Kreuzfahrtschiffen: Volles Buffet, volle Mülltonne?“
- Royal Caribbean hat 2016 eine Kooperation mit dem WWF geschlossen, deren Ziel es unter anderem ist, Seafood zunehmend aus nachhaltigem Fischfang nach MSC- beziehungsweise ASC-Standards zu beziehen.
- Costa ist schon 2014 eine Kooperation mit der Universität von Pollenzo eingegangen, bei der eines der Ziele ist, regionale und nachhaltige Lebensmittel an Bord einzusetzen und beispielsweise bedrohte Fischarten wie Schwertfisch von den Speisekarten der Schiffe zu verbannen. Und Costas großes Food-Waste-Projekt „4GoodFood“ stellen wir im Beitrag „Genießen, nicht verschwenden – Costas Projekt gegen Lebensmittel-Verschwendung“ ausführlich vor.
Noch einmal betont: Auch andere Reedereien haben Nachhaltigkeitsprogramme und Ähnliches, teils auch schon seit vielen Jahren. Dies soll lediglich exemplarisch zeigen, welche Trends es hier in der Kreuzfahrtindustrie gibt.
Grenzen gesetzt sind diesen Bemühungen oft durch die strengen Hygiene-Standards an Bord von Kreuzfahrtschiffen – teils aus Eigeninteresse, weil sich Krankheiten auf dem engen Raum eines Schiffs sehr schnell ausbreiten können, teils aber auch, weil es Gesetze in angelaufenen Ländern vorschreiben. Besonders scharf sind die Gesetze in den USA und in Australien. Reedereien, die insbesondere die USA regelmäßig anlaufen, setzen den US-Standard daher für ihre gesamte Flotte weltweit fest.
Kleinere und kleine Schiffe sowie deutsche und europäische Reedereien, deren Schiffe selten oder nie in die USA fahren, kaufen dagegen durchaus regelmäßig lokal ein, etwa auf Fischmärkten im Hafen. Typischerweise landen diese Lebensmittel dann auf den Tagesmenüs von Spezialitätenrestaurants an Bord oder in einer Spezialitäten-Ecke im Buffet-Restaurant. Die komplette Menge für alle Passagiere ist dagegen auch für kleinere Schiffe auf lokalen Märkten gewöhnlich nicht verfügbar.