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Verkäufe und Verschrottungen: Welche Kreuzfahrtschiffe die Reedereien in der Coronakrise ausmustern

Die Kreuzfahrt wird nicht sofort zu alter Stärke zurückfinden. Die Reedereien reduzieren Kosten, wo es nur geht. Deshalb stehen auch immer mehr Kreuzfahrtschiffe zur Disposition, werden verkauft oder gar verschrottet. In diesem Beitrag fassen wir Flottenveränderungen in der Corona-Krise zusammen und aktualisieren diese Liste regelmäßig.

Weil in absehbarer Zeit nicht mehr alle Schiffe der aktuellen Flotten gebraucht werden, mustern Reedereien vor allem die Schiffe aus, die ohnehin schon etwas in die Jahre gekommen sind. Bislang war das Wachstum der Branche so groß, dass jedes Schiff gebraucht wurde und Verkauf oder gar Verschrottung kaum eine Option war.

Lediglich bei der Verjüngung der Flotte durch zumeist deutlich größere Neubauten haben Reedereien kleinere, ältere Schiffe verkauft. Sie gingen zumeist an Reedereien, in deren Konzept genau diese Klassiker passen. Oder sie gingen in aufstrebende Kreuzfahrt-Märkte mit weniger verwöhnten Kunden.

Corona-Krise hat das schnelle Wachstum der Kreuzfahrt gestoppt

Die Corona-Krise hat die Situation grundlegen geändert. Stillgelegte Schiffe verursachen hohe Unterhaltskosten. Meist stehen in den kommenden Jahren auch noch Neubauten an, die zusätzliche Bettenkapazitäten in eine Flotte bringt.

Noch ein Aspekt ist wichtig: Nach der Krise werden die Klima- und Umweltschutz-Erwartungen an die Kreuzfahrt noch höher sein als schon zuvor. Alte Schiffe haben typischerweise einen hohen Treibstoffverbrauch und schon deshalb eine schlechtere Umweltbilanz. Die Kreuzfahrt-Reedereien nutzen die Krise also wohl auch mit diesem Hintergedanken für eine Verjüngung ihrer Flotten.

Carnival Corp. hat bereits die kurzfristige Ausmusterung von insgesamt 13 Schiffen angekündigt und diese Zahl später sogar auf 18 erhöht. Der CEO der Royal Caribbean Group, Richard Fain, sagte Mitte Juli dagegen, es gebe keine konkreten Pläne, abgesehen von den Schiffen der insolventen Pullmantur Cruises, an der Royal Caribbean beteiligt ist.

Erst Gerüchte, dann vielleicht die Bestätigung

Dass ein Schiff verkauft oder verschrottet wird, hängen die Reedereien ungern an die große Glocke. Wir sparen uns daher typischerweise auf cruisetricks.de spekulative News-Meldungen, wenn Gerüchte zu einem weiteren Schiffsverkauf auftauchen. Aber wir ergänzen die folgende Tabelle mit entsprechenden Hinweisen.

In unserer Übersicht nennen wir Quellen. Wir erklären, wie gesichert eine Information ist und ob sie von der Reederei offiziell bestätigt wurde.

Anmerkung: Nicht in der Tabelle enthalten ist die Bremen, weil sie die Flotte von Hapag-Lloyd Cruises schon längerfristig geplant und unabhängig von der Corona-Krise verlässt.

Verschrottung
SchiffMarkeUnternehmenStatus
AlbatrosPhoenix ReisenPhoenix Reisenam 20. Oktober 2020 an die ägyptische „Pick Albatros Gruppe“ als Hotelschiff fürs Rote Meer verkauft, seit Mitte Juli aber auf dem Weg nach Alang, Indien - ein zweifelsfreies Indiz für eine bevorstehende VerschrottungVerkauf bestätigt
AstorTransoceanCMVwurde nach der Insolvenz von CMV am 15. Oktober für 1,71 Millionen Dollar von einem unbekannten Käufer ersteigert; am 23. November 2020 wurde das Schiff in Aliaga, Türkei, zur Verschrottung auf Grund gesetztbestätigt
BoudiccaFred. Olsen Cruise LinesFred. Olsen Cruise Lineswird durch Kauf der Amsterdam und Rotterdam ersetzt; Boudicca und Black Watch werden dafür ausgemustert. Die Boudicca wurde Mitte Mai 2021 in Alang, Indien, zur Verschrottung auf Grund gesetzt.bestätigt
Carnival FantasyCarnival Cruise Line Carnival Corp.in Curacao soll Ausrüstung und Wertgegenstände von Bord gebracht worden sein; Schiff wurde am 30. Juli in Aliaga zur Verschrottung auf Grund gesetztbestätigt, Verschrottung hat begonnen
Carnival FascinationCarnival Cruise Line Carnival Corp.wurde an Century Harmony Cruise Limited verkauft, neuer Schiffsname "Century Harmony"; sollte als Hotelschiff eingesetzt werden; im Februar 2022 in Pakistan zur Verschrottung auf Grund gesetztVerkauf bestätigt; Verschrottung Alang, Indien, zunächst vermutet, im Oktober 201 dann bestätigt
Carnival ImaginationCarnival Cruise LineCarnival Corp.lag seit 10. September 2020 kurzzeitig vor Aliaga, Türkei, und wurde wenige Tage später zur Verschrottung auf Grund gesetztVerkauf bestätigt, Verschrottung beginnend am 16. September 2020 durch Fakten bestätigt
Carnival InspirationCarnival Cruise LineCarnival Corp.ähnlich wie zuvor die Carnival Fantasy lagt das Schiff in Curacao; angeblich sollen dort Ausrüstung und Wertgegenstände von Bord gebracht worden sein; am 5. August wurde das Schiff in Aliaga, Türkei, zur Verschrottung auf Grund gesetztbestätigt, Verschrottung hat begonnen
Celestyal Experience / Antares ExperienceCelestyal CruisesLouis Groupzunächst im September 2021 nach Dubai (Beacon & Bay Shipping Services) verkauft, dann im November 2021 offenbar zur Verschrottung nach Pakistan gebrachtbestätigt
Carnival SensationCarnival Cruise LineCarnival Corp.am 5. April 2022 in Aliaga zur Verschrottung auf Grund gesetztbestätigt
ColumbusCMVCMVnach der Insolvenz von CMV wurde das Schiff am 12. Oktober 2020 für 5,3 Millionen Dollar von Seajets ersteigert; am 12. April 2021 wurde das Schiff (neuer Name: Colus) in Alang, Indien, zur Verschrottung auf Grund gesetztVerkauf durch Medienbericht bestätigt
Costa NeoromanticaCostaCarnival Corp.nach Verschrottungsgerüchten nun die gute Nachricht: Das Schiff wird an Celestyal Cruises verkauft; inzwischen hat Celestyal Cruises das Schiff im September 2021 wieder verkauft und im November 2021 schließlich zur Verschrottung nach Pakistan (siehe oben, Celestyal Experience).bestätigt
Costa VictoriaCosta Carnival Corp.Verschrottung in Piombino, Italien, vorbereitet, tatsächliche Verschrottung in Aliaga, TÜrkeivon Costa bestätigt, 29. Juni 2020
Delphinlag sechs Jahre in Rijeka auf, wurde im März 2022 zur Verschrottung verkauft; kein direkter Zusammenhang mit der Pandemiebestätigt
Fuji MaruMira Cruises, ehem. Nippon Charter CruiseMitsubishi LogisticsVerschrottung in Singapur ab April 2021; das Schiff war zuletzt teils als Wohnunterkunft eingesetzt, u.a. in Yokohama für ausländische Werftarbeiter zur Fertigstellung der AIDAprima und AIDAperlabestätigt
Golden IrisMano CruisesMano Maritimelag seit 2018 auf; wird seit 11. Juli 2022 in Aliaga, Türkei, verschrottetbestätigt
Grand CelebrationBahamas Paradise Cruise LineBahamas Paradise Cruise Linesoll im November 2020 zur Verschrottung verkauft worden sein; als aktuelles Fahrtziel des Schiffs ist Bahavnagar in Indien angegeben, nahe des bekannten Schiffsverschrottungsortes AlangVerkauf bestätigt
HorizonPullmantur Cruises Royal Caribbean Groupliegt derzeit in Piräus; nach angemeldeter Insolvenz von Pullmantur Cruises soll das Schiff verschrottet werden; zwischenzeitlich hatte es Gerüchte über einen Kaufinteressenten gegebenbestätigt
KarnikaJalesh CruisesJalesh CruisesReederei hat den Betrieb eingestellt. Schiff wurde zum Verschrotten in Alang, Indien, verkauftbestätigt durch Medienbericht (Tradewinds News) - und Fakten: Das Schiff wurde Ende November in Alang zum Verschrotten auf Grund gesetzt
MagellanCMVCMVnach der Insolvenz von CMV wurde das Schiff am 19. Oktober 2020 von Seajets ersteigert; inzwischen umbenannt in "Mages" und befindet sich auf dem Weg nach Alang, Indienumbenannt in "Mages", am 28. Januar 2021 in Alang, Indien, zur Verschrottung angekommen
Marco PoloCMVCMVwurde nach der Insolvenz von CMV 2,77 Millionen Dollar von einem unbekannten Käufer ersteigert; Anfang Januar 2021 ist das Schiff auf dem Weg nach Alang zur VerschrottungAnfang März 2021 bei Alang zur Verschrottung auf Grund gesetzt
Marella CelebrationMarella CruisesTUI GroupSchiff wird früher als geplant ausgemustert und geht nach dem Corona-Lockdown nicht mehr für Marella in Dienst; inzwischen scheint klar, dass das Schiff verschrottet wird
Marella Cruises bestätigt, dass das Schiff die Flotte verläßt
Marella DreamMarella CruisesTUI Groupwird ausgemustert und wahrscheinlich verschrottet. Die Marella Dream ist das erste von der Papenburger Meyer-Werft gebaute Kreuzfahrtschiff, die ehemalige Homeric.Ausmusterung bestätigt, Schiff taucht in der Liste eines Verschrotters in der Türkei auf
MonarchPullmantur Cruises Royal Caribbean Groupin Malta soll Ausrüstung und Wertgegenstände von Bord gebracht worden sein; am 22. Juli 2020 hat die Verschrottung im türkischen Aliaga begonnendurch Fakten bestätigt
Ocean DreamPeace BoatPeace BoatPeace Boat will die Ocean Dream und die Zenith durch ein anderes Schiff ersetzen spekulativ die Sun Princess; Verschrottung der Ocean Dream hat in der letzten Woche von 2020 im indischen Alang begonnenAusmusterungspläne bei Peace Boat bestätigt, Verschrottung bestätigt
Oriental DragonMetropolis Cruise Co.ex Sun Viking, zuletzt als Casino-Schiff in Asien; im Februar 2022 in Gadani, Pakistan, zur Verschrottung auf Grund gesetztbestätigt
SovereignPullmantur Cruises Royal Caribbean Grouplag bis 18. Juli vor Malta; am 23. Juli hat die Verschrottung im türkischen Aliaga begonnendurch Fakten bestätigt
Star PiscesStar CruisesGenting Hong Kongam 12. Juli 2022
in Alang zur Verschrottung auf Grund gesetzt; vorausgegangen war die Insolvenz von Star Cruises
bestätigt
Superstar AquariusStar CruisesGenting Hong Kongzur Verschrottung verkauft, im November 2022 hat die Verschrottung in Alang begonnenbestätigt
Superstar GeminiStar CruisesGenting Hong Kongzur Verschrottung verkauft, im November 2022 hat die Verschrottung in Alang begonnenbestätigt
ZenithPeace BoatPeace BoatPeace Boat will die Zenith und die Ocean Dream durch ein anderes Schiff ersetzen; im Mai 2022 wurde das Schiff an ein Unternehmen in Dubai verkauft und in TSM Singapore umbenannt; offiziell soll es als Schiff weiterbetrieben werden, spekulativ könnte der Verkauf aber auch Verschrottung bedeuten.Verkauf bestätigt
Verkauf
SchiffMarkeUnternehmenStatus
AIDAcaraAIDA CruisesCarnival Corp.im Juni/Juli 2021 verkauft; Käufer: Avilon Shipping Company, neuer Name: "Astoria Grande"bestätigt
AmsterdamHolland America LineCarnival Corp.wird zusammen mit der Rotterdam im Herbst 2020 verkauft, Käufer: Fred. Olsen Cruise Linesbestätigt
BerlinFTI CruisesFTIwurde an Dreamliner Cruises verkauft, soll zur Megayacht umgebaut werden, neuer Name: Dream Goddessbestätigt
Black WatchFred. Olsen Cruise LinesFred. Olsen Cruise Lineswird durch Kauf der Amsterdam und Rotterdam ersetzt; Boudicca und Black Watch werden dafür ausgemustert und an ein türkisches Unternehmen als Unterkunftsschiff verkauft.bestätigt
Carnival EcstasyCarnival Cruise LineCarnival Corp.verkauft, fährt noch bis Oktober 2022 für Carnivalbestätigt
Costa MagicaCostaCarnival Corp.wird 2022 von Carnival Cruise Line übernommenbestätigt
Crystal EndeavorCrystal CruisesGenting Hong Kongim Juni 2022 verkauft, Käufer bislang unbekannt (Stand: 17. Juli 2022)bestätigt
Crystal EspritCrystal CruisesGenting Hong KongVerkauf an Lindblad Expeditions (September 2021)bestätigt
Crystal SerenityCrystal CruisesGenting Hong KongVerkauf aus der Insolvenzmasse an A&K Travel Group (Juni 2022)bestätigt
Crystal SymphonyCrystal CruisesGenting Hong KongVerkauf aus der Insolvenzmasse an A&K Travel Group (Juni 2022)bestätigt
Empress of the SeasRoyal Caribbean InternationalRoyal Caribbean Groupim Dezember 2020 verkauft an die neu gebildete, indische Kreuzfahrtreederei Cordelia Cruisesbestätigt
Grand CaribeBlount Small Ship Adventures Blount Small Ship Adventures das Unternehmen gibt das Kreuzfahrtgeschäft auf, die Schiffe stehen zum Verkaufbestätigt
Grand MarinerBlount Small Ship Adventures Blount Small Ship Adventures das Unternehmen gibt das Kreuzfahrtgeschäft auf, die Schiffe stehen zum Verkaufbestätigt
MaasdamHolland America LineCarnival Corp.wird zusammen mit der Veendam im August 2020 verkauft, Käufer: Seajetsbestätigt
Majesty of the SeasRoyal Caribbean InternationalRoyal Caribbean Groupim Dezember 2020 verkauft; Käufer ist das griechische Fährunternehmen Seajets; neuer Name des Schiffs ist "Majesty"bestätigt
Niagara PrinceBlount Small Ship Adventures Blount Small Ship Adventures das Unternehmen gibt das Kreuzfahrtgeschäft auf, die Schiffe stehen zum Verkaufbestätigt
Costa MediterraneaCostaCarnival Corp.(stand bereits vor der Coronakrise fest:) Schiff soll der Planung zufolge im Mai 2021 an das Joint Venture CSSC Carnival Cruise Shipping in China gehen, so wie im Dezember 2019 bereits die Costa Atlanticabestätigt
OceanaP&O CruisesCarnival Corp.Oceana wird verkauft; Käufer ist das griechische Fährunternehmen Seajets griechische Fährunternehmen SeajetsVerkauf bestätigt
Pacific AriaP&O AustaliaCarnival Corp.das Schiff sollte der Planung zufolge Anfang 2021 an CMV gehen, neue Namen: Ida Pfeiffer; nach der Insolvenz von Transocean/CMV ist die Situation allerdings zunächst unklar. Inzwischen ging die Pacific Aria offenbar an Seajets (die bereits die Oceana, Maasdam und Veendam gekauft haben)bestätigt
Pacific DawnP&O AustraliaCarnival Corp.das Schiff sollte Anfang 2021 an CMV gehen, neue Namen: Amy Johnson; nach der Insolvenz von Transocean/CMV wurde sie an Ocean Builders als "floating community" vor der Küste von Panama unter dem neuen Namen "Satoshi" verkauft; im Dezember 2020 gab es Gerüchte über eine bevorstehende Verschrottung in Indien. Nun aber hat die neu gegründete Ambassador Cruise Line in UK das Schiff gekauft und will es 2022 als "Ambience" wieder in Dienst stellen.bestätigt
Pacific PrincessPrincess CruisesCarnival Corp.Verkauf an Sycamore Partners (neuer Eigentümer von Azamara)bestätigt
RotterdamHolland America LineCarnival Corp.wird zusammen mit der Amsterdam im Herbst 2020 verkauft, Käufer: Fred. Olsen Cruise Linesbestätigt
Sea PrincessPrincess CruisesCarnival Corp.verkauft an Sanya International Cruise Development (SICD) in China, wird umbenannt in "Charming" und soll weiter als Kreuzfahrtschiff betrieben werden, Übergabe Anfang November 2020. Update: Das Schiff fuhr nie für den neuen Eigentümer und wurde Anfang 2022 an Tianjin Orient International Cruise Co. weiterverkauft, Übergabe 14. Januar 2022.Verkauf bestätigt
Sun PrincessPrincess CruisesCarnival Corp.verkauft, Gerüchte sprechen von Peace Boat als KäuferVerkauf bestätigt
VeendamHolland America LineCarnival Corp.wird zusammen mit der Maasdam im August 2020 verkauft, Käufer: Seajetsbestätigt

Schiffsverkäufe: Gerüchte, Indizien und falsche Fährten

Zuverlässige Informationen sind oft Mangelware, vor allem wenn es um die Verschrottung von Kreuzfahrtschiffen geht. Denn Pressemitteilungen verschicken Reedereien natürlich zu traurigen Ereignissen wie dem Lebensende eines Schiffs nicht.

Aber es gibt oft schon frühzeitig Gerüchte vor allem starke Indizien, die auf eine bevorstehende Verschrottung hindeuten: Wenn ein Schiff den Eigentümer wechselt und der Käufer keine Kreuzfahrtreederei ist. Oder wenn beobachtet wird, wie Einrichtung, Ausrüstung und Wertgegenstände in großem Stil von einem Schiff geschafft werden. Oder wenn ein Schiff sich auf Kurs zu einem der bekannten Verschrottungsorte befindet – beispielsweise Aliaga nahe Izmir in der Türkei, oder zu berüchtigten Stränden wie Alang in Indien oder Chittagong in Bangladesh.

Kein sicheres Indiz für einen bevorstehenden Verkauf ist übrigens, wenn ein Kreuzfahrtschiff in den Angebotslisten von Schiffsbrokern auftaucht. Meist geht das nämlich nicht einmal von den Reedereien selbst aus. Vielmehr bietet der Broker ein Schiff proaktiv am Markt an und kontaktiert die Reederei erst mit einem konkreten Kaufangebot, wenn ein Kunde interessiert ist. Manche Reedereien listen Kreuzfahrtschiffe dort auch gerne mal ohne konkrete Verkaufsabsicht quasi als Versuchsballon, um zu sehen, ob es einen Markt für das Schiff gäbe.

Mehr zur Verschrottung von Kreuzfahrtschiffen

Über die Verschrottung von Kreuzfahrtschiffen haben wir schon vor einiger Zeit einen Beitrag verfassst: „Verschrottung: Wenn Schiffe sterben“. Und wir haben 2013 auch ein Interview mit dem amerikanischen Schiffshistoriker Peter Knego geführt, der ein seltenes Geschäft betreibt: Er sammelt und handelt mit Kunst und Möbeln von alten Kreuzfahrtschiffen und Oceanlinern. Die wichtigste Quelle sind für ihn die Abwracker. Seine Geschichte lesen Sie im Interview „Fast verlorene Schätze: Oceanliner-Kunstwerke aus Alang“.

20 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

20 Gedanken zu „Verkäufe und Verschrottungen: Welche Kreuzfahrtschiffe die Reedereien in der Coronakrise ausmustern“

  1. @Bernd: Nicht vergessen, sondern bewusst nicht aufgenommen, weil der Abgang der Bremen nichts mit Corona zu tun hat, sondern schon länger genau zu diesem Zeitpunkt geplant war. Ich nehme aber gerne einen Hinweis im Text dazu auf, damit da kein Missverständnis entsteht.

  2. Natürlich gibt es dazu noch keine offizielle Aussage, aber dass die Abgänge bei Fred. Olsen Boudicca und Black Watch heißen werden, liegt auf der Hand: Die beiden liefen 1971/72 vom Stapel, während ihre Reedereischwestern Balmoral und Braemar von 1987 bzw. 1992 sind. Allein der Altersunterschied macht die Wahl offensichtlich.
    Ein weiteres Argument sind die häufigen Maschinenprobleme der Boudicca in den letzten Jahren, die schon zur Absage diverser Kreuzfahrten geführt haben.

  3. @Carsten Fister: Stimme ich zu, Allerdings würde ich in einem solchen Beitrag dann doch nicht so weit gehen, Schiffe aus einer puren Vermutung heraus in die Liste aufzunehmen. Insofern werde ich bei diesen beiden Schiffen (wie auch bei einigen anderen „Kandidaten“) zumindest auf konkrete Indizien warten.

  4. Ja so schnell kann es gehen…Gerade hat die Kreuzfahrtbrache noch immer neue Rekordumsätze und nun die Vollbremsung.
    So ähnlich auch bei der Luftfahrt:Die A-380 war bei Ihrer Entstehung angeblich das Flugzeug der Zukunft und heute? Nur relativ wenig Flugzeuge wurden gebaut und auch diese sind oft nicht im Betrieb.Selbst die Konkurrent mit Ihrer B-747 wird nur noch 2 Jahre lang gebaut. Kleinere Flugzeuge mit nur 2 Triebwerken gehört plötzlich wieder die Zukunft.Ob wohl auch bei den Schiffen eher wieder kleinere und auch Corona bzw für andere Pandemien geeignete Schiffe wieder eher eine Zukunft haben werden? Buffet- Restaurants werden wohl auch in Zukunft weniger gefragt sein?

  5. @Thomas Gebert: Ich glaube, das ist noch nicht so richtig klar, ob kleinere Schiff in Zukunft mehr Chancen haben werden. Aktuell während der Coronakrise sind kleinere Schiffe sicherlich im Vorteil, weil sie vor allem bessere Möglichkeiten haben, überhaupt Häfen anzulaufen, die bereit sind, Kreuzfahrtschiffe aufzunehmen. Längerfristig könnten aber auch große Schiffe Vorteile haben, weil sie mehr Platz an Bord haben und dadurch Hygienekonzepte besser umsetzen können, insbesondere wenn es um Abstandhalten geht. Die Zeit wird es zeigen, um Augenblick ist es wohl noch zu früh.

  6. @Thomas & Franz:
    Ich denke, diese Diskussion ist eher akademisch, denn aktuell sind praktisch nur Riesenschiffe im Bau und die müssen von den Reedereien auch abgenommen werden, während Neuaufträge (für eventuelle kleine Schiffe) für die nächsten 4-6 Jahre aus finanziellen und Auslastungsgründen eigentlich auszuschließen sind. Wie obige Tabelle deutlich zeigt, sind viele ja bereits dabei, ihren „Bettenüberhang“ abzustoßen.
    Die großen Reedereien werden sich also aus kaufmännischer Notwendigkeit eher noch mehr auf die 140.000+ BRZ-Kategorie konzentrieren, selbst wenn das heißt, dass ihnen künftig der eine oder andere Hafen aus Angst vor potentiell infizierten Passagieren das Anlaufen verweigert. Sie haben schlichtweg keine andere Wahl!

    (PS: Die Einschätzung eines Neuauftragsstops für 4-6 Jahre stammt aus einem Interview mit Bernhard Meyer)

  7. Dann war meine Aussage zu pauschal: Ich meinte natürlich die üblichen Verdächtigen aus dem Massen- und Premiumgeschäft. Auf die eingeschränkt stimmt meine Aussage weiterhin, denke ich.
    Die meisten kleinen Neubauten sind ja für Luxus- und Expeditionsveranstalter und die hatte ich stillschweigend ausgeklammert, weil sie meist ohnehin nur mit dreistelligen Passagierzahlen pro Schiff arbeiten, auch ohne Coronakrise.

    Gibt es eigentlich irgendwo eine Info, welche Kreuzfahrthäfen aktuell überhaupt das Anlaufen erlauben? Zumindest Griechenland hat offenbar seine Häfen seit 1.8. wieder geöffnet, aber sonst habe da komplett die Orientierung verloren. Vielleicht wäre das auch ein Thema für Dich?

  8. @Carsten: Ich widerspreche Dir ungern nochmal, aber selbst bei den Großen sind kleine Schiffe nicht völlig vom Schirm. Royal Caribbean hat sich Silversea geangelt, MSC plant eine Luxusschiff-Baureihe, die Leonardo-Klasse bei Norwegian Cruise Line ist – zumindest in deren Dimensionen – kleiner als die vorausgegangenen Schiffsklassen. Zumindest vor Corona hat sich der Markt da deutlich diversifiziert, auch wenn die ganz großen Schiffe natürlich die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Klar: Kleine Schiffe im preisgünstigen Marktsegment gibt’s verschwindend wenige; Letztlich ist der Kostenvorteil pro Passagier der ganz großen Schiffe natürlich ein wesentlicher Grund für diese Schiffe. Am Massenmarkt müssen Reisen günstig sein, sonst entsteht kein Massenmarkt. Und kleine Schiffe werden tendenziell immer teurer bis teuer sein, weil halt auch die Kosten pro Passagier höher sind.

    Bzgl. Häfen, die wieder offen sind: Ehrlicherweise versuche ich erst gar nicht, das im Detail zu erfassen und zu verfolgen. Da bräuchte ich, glaube ich, ein oder zwei Vollzeitmitarbeiter, nur um dieses eine Thema vollständig zu tracken. Da ändert sich ständig sehr viel (Norwegen hat gerade mal wieder ad hoc für vorerst zwei Wochen geschlossen), oft findest Du die Infos nur in Landessprache und auch mit Google Translate kommt man 20 verschiedenen Sprachen nur schwer bei, wenn’s im Details geht. Und nur die Tatsache, dass Hafen X grundsätzlich offen ist, bedeutet ja noch lange nicht, dass alle Schiffe dort auch wieder hinfahren können. Oft gibt’s dann doch Schiffsgrößenbeschränkungen, oder Schiffe bekommen (siehe AIDA) von ihrem Flaggenstaat die nötigen Genehmigungen nicht. Da hängen so viele Faktoren dran, dass es schier unmöglich ist, das sinnvoll und zuverlässig zu erfassen.

  9. Bisher war es Spekulation, jetzt ist es offiziell:
    „We would also like to let you know that when we return to the waters in 2021 our new ships Bolette and Borealis will be taking on itineraries sailing from UK ports for sister ships Black Watch and Boudicca, which we plan to retire from our fleet. Both vessels have served us very well over the years and we know they are dearly loved by many of our guests.“

    (aus dem Fred. Olsen Cruise Lines Newsletter vom 21.08.20)

  10. Wir suchen alte schiffe zu verschrotten ab 25000 ton Gewicht.
    Wenn Sie Interesse haben uns helfen bitte melden Sie sich.

    Mit freundliche Grüßen

    Shazu

  11. Sieht nicht gut aus für die Albatros. Sie Hat Hurghada Gestern Richtung Jeddah, Saudi Arabien, verlassen. Umbenannt in „Tros“ und umgeflaggt auf Gabun-Flagge. Das „riecht“ nach Strand.

  12. Ich muss die Vermutung von „dernamenlose“ leider bestätigen: Laut Marinetraffic ist die Albatros inzwischen im Golf von Aden und hat den Zielhafen auf Bhavnagar, Indien geändert, das liegt 50 km nördlich des berüchtigten Schiffsfriedhofs Alang.

    Vesseltracker wird noch konkreter (Meldung vom 15.07.21):
    „CRUISE SHIP TO BE BROKEN UP
    The plan to convert the ‚Albatros‘ into a hotel ship in Hurghada has failed. The ship was renamed ‚ Tros‘ and registered under the convenience flag of Gabon for its final trip to breakers in Alang.“

  13. Die Albatros liegt nun seit gestern abend (27.07.21) unwiederruflich in Alang auf dem Strand.

    Wir haben 2011 unsere erste Kreuzfahrt auf dem Schiff gemacht und waren sofort verliebt in das elegante alte Dame mit dem nostalgischen Charme. Knapp die Hälfte unserer Reisen haben wir mit ihr gemacht, uns zugegeben immer wieder mal über die altmodische Technik und die allgegenwärtigen Reparaturarbeiten geärgert. Aber die sympathische Besatzung, die vielseitigen Außenbereiche und das allgegenwärtige Gefühl, noch auf einem echten Schiff und keinem schwimmenden Hotelcontainer zu sein, haben uns stets doch wieder davon überzeugt, dass sie „unser“ Schiff ist.

    Leb wohl, Weiße Lady!

    Letzte Bilder:
    https://www.puentedemando.com/el-elegante-buque-albatros-varado-para-desguace-en-india/
    https://www.facebook.com/groups/shipbreaking/permalink/10160754959363943/

  14. Guten Tag,
    Gibt es eine Platform (oder mehrere) auf der man das Interieur käuflich erwerben kann? Ich denke an sowas wie altes Kino und Sport Equipment,
    MfG

  15. Kann nicht das ein oder andeere große Schiff dazu dienen, die absolut unwürdigen Unterbringungsmöglichkeiten für geflüchtete Mensch, ich denke da besonders an Lesbos oder auch Lampedusa zu verbessern???

  16. @Peter Schwarck: Grundsätzlich möglich ist das bestimmt. Aber letztlich geht es bei dem ganzen Thema (leider) natürlich auch um die Kosten, die irgendjemand tragen muss – und um den politischen Willen, bessere Bedingungen zu schaffen, was (ebenfalls leider) sehr umstritten ist, weil man nicht noch mehr Flüchtlinge anlocken will, indem man gute Bedingungen dafür schafft (das ist ausdrücklich nicht meine persönliche Sichtweise; ich versuche nur darzulegen, was die traurige Realität ist). Unabhängig davon wären Kreuzfahrtschiffe, auch alte, ausgemusterte, deutlich teurer im Unterhalt als Lösungen an Land.

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