69 Kreuzfahrt-Passagiere aus Bolivien sitzen seit Dienstag, 2. April 2024, in Barcelona auf der MSC Armonia fest. Am Ende ihrer Kreuzfahrt, die im brasilianischen Santos begonnen hatte, dürfen sie vorerst nicht von Bord, denn ihre Visa sind ungültig. Und das Kreuzfahrtschiff darf Barcelona vorerst nicht verlassen.
Update: Am 4. April durften die Passagiere ohne gültiges Visum das Kreuzfahrtschiff verlassen, teilt MSC Crusies mit. Die 69 Bolivianer sollen nun an Land das vorgeschriebene Einwanderungsverfahren durchlaufen. Wie sich inzwischen herausstellte, hat offenbar die Fähre Moby Orli ihre reguläre Fähr-Route Livorno-Bastia verlassen und ist nach Barcelona gefahren, um dort die Bolivianer ohne gültige Einreisepapiere zu übernehmen und die MSC Armonia damit quasi auszulösen. Das berichtet die Website Shippingitaly. MSC ist oder war 2022 zeitweise als Investor an Moby Lines beteiligt.
Und tatsächlich liegt die Moby Orli seit 4. April an einem der Kreuzfahrtterminals in Barcelona. Die MSC Armonia ist am Nachmittag des 4. April mit Ziel Messina ausgelaufen und hat damit nach der Zwangspause von rund zwei Tagen ihre Kreuzfahrt fortgesetzt.
Es ist eine kuriose Situation mit ärgerlichen Folgen auch für die übrigen Passagiere, die eine Kreuzfahrt auf der MSC Armonia gebucht haben: 69 Passagiere aus Bolivien, die mit dem Kreuzfahrtschiff über den Atlantik in Spanien angekommen sind, haben keine gültigen Visa. Die Folge: Sie dürfen die MSC Armonia derzeit nicht verlassen. Und das Schiff darf seit Dienstag, 2. April 2024, nicht weiterfahren.
Für die anderen – laut Medienberichten rund 1.500 – Passagiere der MSC Armonia bringt das ihre Urlaubspläne ordentlich durcheinander. Teils kamen sie ebenfalls auch Brasilien und wollten auf einer bis zu 18-tägigen Kreuzfahrt noch mehrere Häfen im Mittelmeer erleben. Teils wären sie in Barcelona oder einem der folgenden Häfen zugestiegen. Zumindest dürfen die nicht von dem Visa-Problem betroffenen Passagiere in Barcelona von Bord gehen.
Doch wann die Passagiere mit ungültigen Visa von Bord gehen dürfen und wann MSC Armonia den Hafen von Barcelona wieder verlassen darf, ist aktuell offen.
Aktueller Stand: Donnerstagmorgen, 4. April. Wir beobachten die Situation und aktualisieren an dieser Stelle, wenn sich Neues ergibt.
Ungültige Visa: mangelnde Kontrolle, Betrug, Fälschung, illegale Einreise?
Die Bolivianer waren im brasilianischen Santos für eine Transatlantik-Kreuzfahrt an Bord der MSC Armonia gegangen. Bei der Einschiffung schien alles in Ordnung zu sein, so präsentierten vermeintlich gültige Visa für den Schengenraum. Doch die waren offenbar sehr gute Fälschungen. Ob die Passagiere selbst getäuscht wurden oder es sich um den Versuch einer illegalen Einreise handelt, ist unklar. Auch, ob MSC Cruises das Problem bereits bei der Einschiffung hätte erkennen können oder müssen, ist offen.
Wie der Spiegel berichtet, habe eine Agentur in Bolivien die Kreuzfahrten inklusive Via und Rückflug vermittelt und dafür bis zu 10.000 Dollar verlangt. Kaum waren die Passagiere an Bord der MSC Armonia, stornierte die Agentur die Rückflüge. Nun sitzen die 69 Bolivianer, darunter auch Familien mit Kindern, auf der MSC Armonia in Barcelona fest. Dort hätten sie am Dienstag zum Ende ihrer Kreuzfahrt eigentlich aussteigen sollen. Mutmaßlich wollten die Bolivianer nach Europa auswandern und vertrauten darauf, dass die Agentur ihnen die dafür nötigen Papiere, insbesondere das passende Visum, besorgt hatte.
Seit Dienstag arbeiten bolivianische und spanische Behörden sowie MSC Cruises an einer Lösung des komplizierten, diplomatischen Problems.
Angeblich hatten einige der bolivianischen Passagiere schon in Malaga, dem ersten Hafen am europäischen Festland auf ihrer Reise, erfolglos versucht, von Bord zu gehen. Die Behörden in Malaga sagen jedoch, es habe bei dem Hafenstopp der MSC Armonia dort keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Davor hatte das Schiff schon in Santa Cruz auf Teneriffa angelegt. Offenbar war auch dort nichts aufgefallen. Die Bolivianer sprechen von Betrug seitens der Vermittlungsagentur.
Die Behörden schieben MSC Cruises den Schwarzen Peter zu und sagen, die Reederei hätte bereits bei der Einschiffung in Brasilien sicherstellen müssen, dass alle Passagiere gültige Einreisepapiere für Europa besäßen. MSC sagt, man habe die Papiere geprüft und sie seien augenscheinlich korrekt gewesen. Erst in Barcelona habe man von den spanischen Behörden die Information bekommen, dass die Visa nicht für die Einreise in den Schengenraum gültig seien.