Starlink-Installation auf der Freedom of the Seas

Test: So schnell ist das neue Starlink-Internet von Space X bei Royal Caribbean

Wie schnell ist das neue Starlink-Internet von Elon Musks Weltraumunternehmen Space X? Die Royal Caribbean Group stattet die gesamte Flotte mit dem schnellen Internet-Zugang aus. Auf der Freedom of the Seas ist Starlink bereits vorhanden und cruisetricks.de hat es ausprobiert.

Die Royal Caribbean Group hat kürzlich angekündigt, alle Kreuzfahrtschiffe von Royal Caribbean International, Celebrity Cruises und Silversea Cruises zügig mit Starlink-Internet auszustatten. Bis zum ersten Quartal 2023 sollen soll das Projekt abgeschlossen sein. Mit Space X Starlink bekommen Passagiere wie Crew laut Reederei besseres Audio- und Video-Streaming sowie Video-Telefonie an Bord.

Vorausgegangen war ein Test auf der Freedom of the Seas, die damit auch das erste Schiff ist, das diese neue, schnelle Internet-Verbindung anbietet. Neben der Royal Caribbean Group hat auch Seadream Yacht Club bereits angekündigt, seine beiden Kreuzfahrtyachten mit Starlink auszustatten. Update: Hurtigruten plant inzwischen auch mit Starlink, NCL testet das System seit Ende Oktober 2022 auf der Norwegian Breakaway.

Cruisetricks.de war im September einige Tage auf der Freedom of the Seas von Miami aus zu den Bahamas unterwegs. Während der Reise haben wir einige Geschwindigkeits- und Latenz-Tests gemacht, um zu sehen, wie gut das in Fachkreisen sehr gelobte Starlink-Internet wirklich ist.

Und tatsächlich sind die Geschwindigkeiten, die Starlink auf der Freedom of the Seas erreicht, sehr beeindruckend. Viele der Passagiere dürften nicht einmal zu Hause eine so schnelle Internet-Verbindung haben.

Ob Royal Caribbean die Preise für die Internet-Verbindung an Bord anpassen wird und ob es teurer oder vielleicht sogar günstiger wird, ist noch nicht bekannt (Stand: Mitte September 2022). Auf der Freedom of the Seas kosten die Internet-Pakete aktuell genau so viel wie auf den übrigen Schiffen.

25 Mbit/s im Download – das ist wirklich rasant

Bei meinen Tests zeigen sich Download-Raten von bis zu 25 Mbit pro Sekunde und Upload-Raten von sogar bis zu über 50 Mbit pro Sekunde. Diese Werte bekam ich morgens um 6 Uhr, wenn ich die Verbindung mutmaßlich weitgehend für mich allein nutzen konnte, weil alle anderen Passagiere noch schlafen. So dachte ich jedenfalls.

Dann wiederholte ich die Tests mittags an einem Seetag – und bekam sogar noch leicht bessere Werte. Insgesamt habe ich während der Reise immer wieder einmal Tests laufen lassen. Dabei ergaben sich gelegentlich auch Übertragungsgeschwindigkeiten, die nur ein Drittel so hoch waren. Aber auch das sind Datenraten, von denen viele zu Hause nur träumen können.

Beispiel für Messergebnisse auf der Freedom of the Seas
Beispiel für Messergebnisse auf der Freedom of the Seas

Video-Telefonie mit Whatsapp, Youtube-Streaming

Auch wenn die Verzögerung durch den relativ langen Weg der Daten zu den Starlink-Satelliten und zurück zur Erde natürlich deutlich länger ist als bei einer DSL-Anbindung: Telefonie per Whatsapp funktioniert in exzellenter Qualität und selbst dann noch, wenn Man Video dazu nimmt. Die Verzögerung bei der Antwort der Gegenseite ist praktisch nicht wahrnehmbar.

Und auch ein Youtube-Video mit höchster Auflösung ansehen, ist über die Starlink-Verbindung kein Problem.

Kurz: Das auf Space X Starlink basierende Internet an Bord der Freedom of the Seas ist kaum von einer schnellen Internet-Verbindung zu unterscheiden – und das auch tagsüber, wenn mutmaßlich viele Passagiere Internet nutzen.

Starlink ist ein Satelliten-Verbund von Elon Musks Weltraumunternehmen Space X, das dazu konzipiert ist, weltweiten, schnellen Internet-Zugang zu ermöglichen, insbesondere auch in abgelegenen Regionen.

Die Satelliten von Starlink befinden sich in einer niedrigen Erdumlaufbahn in einer Höhe von nur 550 Kilometer und kommunizieren über Laserverbindungen untereinander. Sie können daher Daten sehr schnell und mit wenig Zeitverzögerung (Latenz) übertragen. Die Latenz kann durch die geringe Nähe zur Erde beinahe mit Erdgebundenen Internet-Verbindungen mithalten und Latenzen – zumindest theoretisch – von 25 bis 35 Millisekunden erreichen, während höher positionierte Kommunikationssatelliten mit Latenzen von über 500 Millisekunden arbeiten.

Bis zu 40.000 solcher Satelliten will Space X mit der Zeit in die Erdumlaufbahn bringen. 2019 hat das Unternehmen damit begonnen, die Satelliten Cape Canaveral in Florida aus in die Erdumlaufbahn zu transportieren, derzeit sind bereits rund 3.000 aktiv. Die Starlink-Satelliten sind sehr klein und wiegen nur 227 Kilogramm, sodass eine einzige Falcon-9-Rakete bis zu 60 dieser Satelliten in die Erdumlaufbahn befördern kann.

Starlink-Installation auf der Freedom of the Seas
Starlink-Installation auf der Freedom of the Seas

Starlink-Internet kann man sich übrigens sogar für zu Hause bestellen: 80 Euro pro Monat verlangt Starlink dafür plus 460 Euro einmalig für die Hardware.

Technische Details: So haben wir getestet

Im Internet gibt es viele kostenlose Dienste, die Netzwerkgeschwindigkeiten messen. Ein recht zuverlässiger Dienst ist speedtest.org, mit dem ich mehrfach zu unterschiedlichen Tageszeiten getestet habe, um zufällig besonders gute oder schlechte Verbindungen möglichst auszuschließen. Für den Jitter-Wert (Erklärung siehe unten) habe ich zusätzlich packetlosstest.org genutzt.

Starlink auf der Freedom of the Seas, Durchschnittswerte:

  • Latenz: 195 ms
  • Jitter: 60 ms
  • Download:  22 Mbit/s
  • Upload:   38 Mbit/s

Zum Vergleich mein sehr schneller Glasfaser-Anschluss zu Hause in München bei M-Net (lt. Vertrag: maximal 600 Mbit/s Download, 200 Mbit/s Upload):

  • Latenz: 17,13 ms
  • Jitter: 1,7 ms
  • Download: 687,2 Mbit/s
  • Upload:  222,2 Mbit/s

Upload- und Download-Geschwindigkeit sind selbsterklärend – je höher der Wert, desto schnell werden Daten in die eine oder andere Richtung übertragen.

Latenz bezeichnet die Verzögerung bei der Datenübertragung – also um wie viel später Daten ankommen, nachdem sie abgesendet wurden, Gemessen wird die Latenz übrigens mit einem Ping-Signal, weshalb Latenz und Ping oft auch gleichgesetzt werden. Jitter bezeichnet Veränderungen der Latenz – wenn also einzelne Datenpakete weniger und andere eine höhere Latenz haben.

Beide Werte sind vor allem für Telefonie und Videokonferenzen entscheidend, noch mehr aber bei Online-Gaming. Ein Jitter-Wert von bis zu 30 Millisekunden gilt als akzeptabel. Liegt der Wert darüber, empfindet man die Verbindung unter Umständen als gestört, vor allem beim Gaming. Ist der Jitter-Wert niedrig, die Latenz aber hoch, macht sich das durch merkliche Verzögerungen etwa bei Telefonie bemerkbar.

Meine Tests haben aber gezeigt, dass die Latenz- und Jitter-Werte zu keiner Beeinträchtigung beispielsweise bei Whatsapp-Videotelefonie führen. Nicht sinnvoll verwendbar wäre die Verbindung mit diesen Werten wohl nur für kritische Echtzeitanwendungen oder auch für Online-Gaming.

Anmerkung*: Cruisetricks.de fuhr auf der Freedom of the Seas auf Einladung von Royal Caribbean International.
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Cruisetricks.de fuhr auf der Freedom of the Seas auf Einladung von Royal Caribbean International.

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