An einer Art Fließband werden im finnischen Turku Kabinen gebaut, die den Passagieren der Mein Schiff 3 bald ein heimeliges „zu Hause“-Gefühl geben sollen. „Homing“ heißt der Trend, bei dem Schiffskabinen sich mehr wie das eigene Wohnzimmer und weniger wie ein steriles Hotelzimmer anfühlen sollen.
Wir haben die Kabinenfabrik von STX Finland besucht, uns den Bau der Kabinen angesehen und schonmal einen Blick auf eine fertige Kabine der Mein Schiff 3 geworfen.
Ganz hell im Design, mit Nespresso-Automat am Schreibtisch und mehreren Bildern über dem Sofa gemütlich gestaltet, mit großem Balkon zum Beine ausstrecken und einem Bad mit Glas-Duschwand und großem Waschbecken: So sehen die Kabinen auf der Mein Schiff 3 aus.
Unsere Mein Schiff 3 Kabinen-Bildergalerie gibt erste Einblicke – denn zumindest an Land, in der Kabinenfabrik bei Turku in Finnland, steht bereits eine fertig aufgebaute und fast voll funktionsfähige Kabine zum Anschauen und Testen.
Kabinen in Modul-Bauweise
Beim Bau von Kreuzfahrtschiffen ist es schon lange üblich, Kabinen nicht erst im Schiff selbst aufzubauen, sondern nahezu komplett vorzufertigen und dann nur noch in den Rohbau des Schiffs einzufügen. Diese Kabinen-Produktion haben wir uns bei STX im finnischen Turku genauer angesehen.
Es ist tatsächlich eine Art Fließbandfertigung: In einem Warenlager mit Hochregalen werden die Einzelteile angeliefert und verwaltet – da stehen Duschwannen, Waschbecken, Glaswände und jede Menge Kleinteile wie Wasserhähne, Duschköpfe, Anschlüsse, Rohre aber auch komplette Klimaanlagen-Einheiten auf Abruf bereit, Stromkabel werden von einem eigenen Team konfektioniert und ebenfalls ans Band geliefert.
Wobei „Fließband“ die Sache nicht ganz trifft – denn anders als beispielsweise in der Automobilindustrie ist die Produktionsstraße nicht voll automatisiert. Vielmehr schieben die Arbeiter die Kabinen auf im Boden eingelassenen Rollen mit Muskelkraft von einer Station zur nächsten.
Kabinen-Aufbau Schritt für Schritt
Die Arbeiter beginnt mit dem Aufbau der Wände, die auf einen stählernen Grundrahmen aufgesetzt werden. Einen Boden bekommen die Kabinen übrigens hier nicht, denn die Kabinen-Module werden im Schiff direkt aufs jeweilige Deck aufgesetzt, der Teppich wird also erst nach Einbau im Schiff verlegt. Das spart Raum und Gewicht. Lediglich das Badezimmer ist bereits komplett mit Boden und Duschkabine ausgestattet.
Essenziell für den ersten Schritt ist die Fertigung der Wand-Elemente, die in einer eigenen Fertigungshalle entstehen. Dort werden die Paneele in den jeweils passenden Größen mit Wärme- und Schallisolierung versehen und für den Einbau vorbereitet.
Strom, Klima, Sanitär
Steht die Grundstruktur der Kabine mit Wänden und Decke, werden Stromkabel verlegt, Beleuchtung und Steckdosen platziert, Waschbecken und Duschkabine eingesetzt. Auch die Elemente für Klimaanlage werden hier bereits außen angesetzt und müssen an Bord nur noch mit dem Klimasystem verbunden werden.
Ist die Kabine fertig gebaut und für den Einbau ins Schiff vorbereitet, schieben die Arbeiter das komplette Modul auf einen überdimensionalen Hubwagen, der die Kabinen zu Tiefladern schafft, mit denen die Kabinenmodule zur einige Kilometer entfern liegenden STX-Werft in Turku gebracht werden. Von dort geht es mit einem großen Werft-Kran an Bord.
Ein erster Blick auf die Kabinen der Mein Schiff 3
Im Design unterscheiden sich die Kabinen der Mein Schiff 3 zwar nicht grundlegend von denen andere Schiffe: Die rechteckige Grundform bleibt erhalten, Anordnung von Bett, Spiegeltisch und Sofa sowie das Badezimmer gleich neben der Eingangstür entsprechen dem Gewohnten. Aber beim Ambiente setzt TUI Cruises auf einen relativ neuen Trend: Homing – der Gast soll sie ein wenig wie zu Hause im eigenen Wohnzimmer fühlen.
Mehrere Bilder statt eines einzelnen, großen Gemäldes an der Wand bricht das übliche Design von Schiffskabinen und Hotelzimmern am auffälligsten auf. Der quer gestreifte Teppich lässt die Kabine optisch breiter wirken. Gedrechselte Füße an Spiegeltisch und Sofa sollen dem Design einen zusätzlich individuellen Touch geben, ebenso die dezent gemusterten Kissen in unterschiedlichen Designs am Sofa. Die Griffe an Schränken und Schubladen aus Leder wirken edel, die verspielten Verzierungen am Spiegel bleiben halbwegs dezent.
Schränke, Schubladen, Stauraum
Noch ein Blick auf Pragmatischeres: Auf den ersten Blick haben die Kabinen der Mein Schiff 3 einen ziemlich kleinen Schrank – das sieht nach Stauraum-Not aus. Bei genauerem Hinsehen finden sich aber in der Kabine zahlreiche große Schubladen, die viel Platz bieten – beispielsweise in der Kommode unter dem Spiegeltisch oder in zwei Fächern mit Klapptüren über dem Bett. Auch die Schubladen der Nachttische sind ziemlich geräumig. Lediglich der Platz für Kleiderbügel erscheint ein wenig knapp.
Türkarte: RFID statt Magnetstreifen
Ein Kleinigkeit, die aber viel Frust erspart: TUI Cruises schafft auf der Mein Schiff 3 die Magnet-Kabinenkarten ab. Stattdessen funktioniert der Schließmechanismus mit RFID-Technik. Bei dieser Funktechnik muss die Kabinenkarte lediglich in die Nähe des Türschlosses der Kabine gehalten werden, um die Tür zu entriegeln. Elektromagnetische Strahlung kann den Daten auf dem RFID-Chip nichts anhaben, sodass beispielsweise ein Handy in der Nähe der Karte nicht mehr dazu führt, dass man sich selbst aus seiner Kabine aussperrt. Nicht mehr funktionierende Key-Cards dürften mit dieser Technik also weitgehend der Vergangenheit angehören.
Meine Güte, sieht das billig und altbacken aus.