Wer das nächste Mal per Kreuzfahrtschiff in Nassau auf den Bahamas ankommt, wird den Hafen kaum wiedererkennen. In einem 300-Millionen-Dollar-Projekt entsteht hier nämlich ein modernes Kreuzfahrt-Terminal, das Anfang 2023 fertig sein soll. Wir haben uns den Baufortschritt und die Planungen bei unserem Besuch in Nassau im September 2022 angesehen.
Was sofort auffällt: Das bisherige Markenzeichen des Hafens, der leuchtend gelbe, nostalgisch anmutende Turm des Port Authority Buildings, steht nicht mehr. An der gleichen Stelle am Ende der Kreuzfahrt-Piers entsteht gerade das neue, halbrunde Kreuzfahrt-Terminal, das „Arrival Center“ (siehe Titelfoto). Nach den Vorstellungen der Projektplaner wird es „one of the great waterfronts in the world“, soll also zu den großartigsten Uferanlagen der Welt gehören, wenn es einmal fertig ist.
Auf dem Platz beim Terminalgebäude entsteht auch ein Jakanoo-Museum, also ein Museum für die berühmte, bahamische Variante des Karneval – eine Straßenparade mit langer Tradition, die bahamanische Kultur und Lebensfreude feiert und ihre Ursprünge in Westafrika hat. Im Gebäude selbst befinden sich Büros, unter anderem des Nassau Cruise Ports und der Hafenbehörde.
Ankommende Passagiere gehen entweder direkt zu Ausflugsbooten, die noch innerhalb des Sicherheitsbereichs abfahren, sodass man anders als bisher nicht erst aus dem Kreuzfahrthafen hinaus durch das Taxi- und Minibus-Chaos und die Pier entlang laufen muss. Oder sie passieren die Sicherheitsschleuse in dem großen, offenen Durchgang unter dem Terminalgebäude und kommen dort auf einen Platz mit dem Jakanoo-Museum und einem Stand für die Vermittlung von Tour-Taxis – also auch hier kein Chaos auf der Straße vor dem Kreuzfahrthafen mehr.
Für die Taxis und Ausflugsbusse gibt es je einen Abfahrts- und Ankunftsbereich, sodass auch hier künftig alles sehr geordnet zugehen soll. Aggressives Angehen der Passagiere durch Ausflugsanbieter will der Hafenbetreiber künftig unterbinden.
Das Hafen-Projekt des Nassau Cruise Ports umfasst aber auch eine grüne Parkanlage mit Raum für Events und Entertainment, ein Amphitheater mit 3.500 Plätzen direkt am Wasser. Unter anderem sollen damit Reedereien gelockt werden, abends länger oder sogar über Nacht zu bleiben und das Amphitheater beispielsweise für Konzerte zu nutzen. Aber auch unabhängig von den Kreuzfahrtschiffen soll dieser Teil der neuen Anlagen bei einer Wiederbelebung der Innenstadt Nassaus helfen.
Wie bisher schon wird es Verkaufsstände von 50 lokale Händler und Kunsthandwerker sowie zehn Restaurants und Bars geben Hinter dem Amphitheater soll außerdem ein Gebäude für die „Bacardi Experience“ entstehen.
Für die lokalen Händler, die auch bisher schon auf dem Festival Place – dem Platz vor den Kreuzfahrtschiff-Piers – ihre Waren, Souvenirs, Haarverlängerungen und Ähnliches angeboten hatten, gibt es staatliche Unterstützung für den Aufbau des Geschäfts beim neuen Kreuzfahrt-Terminal.
Und so sieht der Baufortschritt Mitte September 2022 aus:
Nassau Cruise Port: bald 5,2 statt 3,8 Millionen Passagiere?
Nassau gehört zu den größten Kreuzfahrthäfen der Welt und verzeichnete vor der Pandemie 2019 zuletzt 1.206 Schiffsanläufen und mehr als 3,8 Millionen Kreuzfahrtpassagiere. Nach dem Ausbau des Hafens sollen hier täglich bis zu 33.000 statt bisher rund 20.000 Passagiere abgefertigt und so eine Kapazität von bis zu 5,2 Millionen Kreuzfahrt-Passagieren pro Jahr werden.
Ziel des Ausbaus und der Neugestaltung des Nassau Cruise Ports ist es, den Passagierstrom von den Kreuzfahrtschiffen nach Nassau effizienter zu gestalten, zugleich aber auch die Kultur der Bahamas möglichst authentisch zu vermitteln. Ein Schwerpunkt bei der Planung ist außerdem, alles möglichst nachhaltig und umweltfreundlich zu bauen und zu gestalten.
Zu den Maßnahmen zählt die Instandsetzung und der Ausbau der bestehenden Kreuzfahrt-Anleger an der Prince George Wharf mit sechs statt bisher fünf Anlegern. Das verschafft Nassau ausreichend Kapazität, um sogar drei Oasis-Class-Schiffe – die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt – gleichzeitig aufnehmen zu können. Dazu wurde bereits der äußere Pier sowie der am nächsten an der Stadt liegende Pier deutlich verlängert.
Der Vergleich von Satellitenbildern kurz vor dem Ausbau 2019 und mit aktuellem Stand im September 2022 zeigt die Erweiterung der beiden Piers zur Landseite und ganz außen:
Baubeginn für das 300-Millionen-Dollar-Projekt war Ende 2019, die Fertigstellung hat sich, wohl auch pandemiebedingt, von Sommer 2022 auf das erste Quartal 2023 verschoben.
Umgesetzt wird das Projekt von einem Konsortium aus dem global agierenden, türkischen Hafenbetreiber Global Ports Holding (49 Prozent), dem staatlichen Bahamas Investment Fund (49 Prozent) und der privaten Charity-Organisation Yes Foundation (2 Prozent). Der Bahamas Investment Fund finanziert seine Beteiligung aus Anteilen, zu denen ausschließlich Einwohner der Bahamas sowie dort ansässige Unternehmen Zugang hatten.
So sah der Kreuzfahrthafen von Nassau früher aus …
Wir haben zum Vergleich und aus Nostalgie-Gründen Bilder von früheren Besuchen in Nassau zusammengestellt, die zeigen, wie sich dieser Kreuzfahrthafen noch bis Ende 2019 präsentierte:
Im Panorama-Bild ist links das alte Port Authority Building mit dem markanten, gelben Turm zu erkennen. In den niedrigen, gelben Gebäuden mit den grünen Dächern waren vor allem Verkaufsstände lokaler Geschäfte integriert und auf dem – vom Gebäude verdeckten – Platz dahinter befanden sich Taxistände und Halteplätze für Ausflugsbusse in einem ziemlichen Durcheinander.
