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Neue Einreise-Verfahren aus dem Nicht-EU-Ausland: EES und ETIAS

Ab Ende 2024 soll in der Europäischen Union ein neues Verfahren für die Ein- und Ausreise von Nicht-EU-Bürger namens Entry-Exit System (EES) zur Anwendung kommen. EES umfasst auch die Ein- und Ausschiffung bei Kreuzfahrtschiffen, die aus dem Nicht-EU-Ausland kommen oder dorthin fahren. Mitte 2025 soll mit ETIAS außerdem ein der amerikanischen Einreisegenehmigung ESTA ähnliches System eingeführt werden.

Ob EES noch 2024 kommt, ist zwar alles andere als sicher. Beschlossene Sache ist das neue Verfahren schon seit 2017, doch die Einführung wurde immer wieder verschoben. Zuletzt sollte EES ab Mai 2024, dann ab 7. Oktober greifen. Nun wurde der Start auf 10. November verschoben, mit einer „Notfall-Option“ bis 17. November.

Update: Offenbar verschiebt sich die Einführung des EES aber auch über diesen Termin hinaus. Frankreich, Niederland und Deutschland haben einen entsprechenden Antrag gestellt. Zuletzt hieß es nun Anfang November, EES werde wohl erst im Mai 2025 starten, möglicherweise aber in einigen Staaten schrittweise schon früher.

Das neue Ein- und Ausreise-Verfahren betrifft Bürger aus Nicht-EU-Staaten. Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen deutscher Reedereien wie AIDA, TUI Cruises, Hapag-Lloyd Cruises oder Phoenix werden daher wahrscheinlich wenig von EES zu spüren bekommen, weil diese Schiffe mit nahezu ausschließlich EU-Bürgern als Passagieren fahren. Die Reedereien müssen jedoch, wie bisher auch schon, für alle Passagiere prüfen, ob sie die nötige Reisebefugnis für die Einreise in den EU-Schengenraum besitzen und diese Prüfung an das neue Verfahren anpassen.

Daher beschäftigt sich beispielsweise bei TUI Cruises schon seit Anfang 2022 ein Projektteam mit dem Thema und den damit verbundenen technischen Herausforderungen, so die Reederei. Man arbeite eng mit den Bundesbehörden zusammen, „um den Gästen auch weiterhin ein einzigartiges und reibungsloses Urlaubserlebnis zu bieten“, so TUI Cruises.

Die Kreuzfahrthafen-Vereinigung Cruise Europe hat seinen Mitgliedern aber kürzlich dringend nahegelegt, sich mit den lokalen Behörden abzustimmen, um die Einführung möglichst reibungslos zu gestalten. Zu klären sei vor allem, wie das neue EES so umgesetzt werden könne, dass es zu möglichst wenig Verzögerungen bei der Ein- und Ausschiffung von Kreuzfahrtschiffen komme.

In Kopenhagen gibt es offenbar bereits erste Abstimmungen zwischen dem Copenhagen Malmö Port (CMP) und der dänischen Grenzpolizei DBC. Demnach plant die Danish Border Control, die neuen EES-Verfahren bei Kreuzfahrten anzuwenden, bei denen die Reise außerhalb des Schengen-Raums begonnen hat oder den Schengen-Raum verlässt. Betroffen könnten davon in Kopenhagen 10 bis 15 von insgesamt 300 Kreuzfahrtschiff-Anläufen sein.

Das „Entry/Exit System“ der EU ist eigentlich schon Ende 2017 beschlossen, bislang aber nicht angewendet worden. Es soll das bisherige, zeitaufwendige Verfahren unter anderem mit manuellem Stempeln von Reisepässen ablösen. Mit dem neuen EES werden die Daten von Reisenden elektronisch erfasst und gespeichert, was für mehr länderübergreifende Transparenz und Sicherheit sorgen soll.

Laut EU-Kommission soll das EES die Ein- und Ausreise in die EU grundsätzlich beschleunigen und zugleich sicherer machen. Cruise Europe rechnet allerdings damit, dass die neuen Verfahren die Zeit pro Passagier bei den Grenzkontrollen von durchschnittlich 30 bis 45 Sekunden auf dann zwei Minuten bis zu vervierfachen könnte. Es bedeutet wahrscheinlich auch mehr Aufwand für die Reedereien, wenn sie den Behörden Daten über Nicht-EU-Bürger unter ihren Passagieren bereitstellen müssen. 

Das EES sammelt folgende Daten:

  • die in Ihrem Reisedokument aufgeführten Daten (z. B. vollständiger Name, Geburtsdatum usw.)
  • Datum und Ort der Einreise in ein europäisches Land und der Ausreise aus diesem Land unter Verwendung des EES
  • Gesichtsfoto, Fingerabdrücke (biometrische Daten)
  • gegebenenfalls früher verweigerte Einreisen

ETIAS, das „europäische ESTA“

Neben EES gibt es in der EU ein zweites, neues Verfahren in Zusammenhang mit der Einreise in die EU: Mitte 2025 soll das ebenfalls schon vor vielen Jahren beschlossene und immer wieder verschobene ETIAS (European Travel Information and Authorisation System) zur Anwendung kommen.

Während EES im Wesentlichen das manuelle Abstempeln von Reisepässen durch ein elektronisches Erfassungssystem ersetzt, ist ETIAS die europäische Version von ESTA in den USA oder ETA in Kanada. ETIAS ist relevant für alle Nicht-EU-Bürger, die mit Befreiung von der Visumspflicht in EU-Schengen-Staaten oder nach Bulgarien, Zypern oder Rumänien einreisen wollen.

Das ETIAS-Verfahren kommt damit zur Anwendung für Bürger aus aktuell 60 Staaten, die für die EU kein Visum benötigen. Statt eines Visums beantragen sie eine gebührenpflichtige Genehmigung, die sie grundsätzlich berechtigt, nach Europa zu reisen. Airlines und Reedereien dürfen dann nur noch Nicht-EU-Bürger nach Europa befördern, die vor der Reise einen erfolgreichen ETIAS-Antrag gestellt haben. Über die tatsächliche Einreise in die EU entscheidet aber weiterhin der Grenzbeamte.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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