„Wir sind sehr gut unterwegs, wir haben großen Teil unserer Ziele erreicht“, sagt Guido Laukamp, Geschäftsführer von Nicko Cruises. Das ist nicht selbstverständlich für ein Unternehmen, das erst im Juli 2015 die Nachfolge einer insolventen Flusskreuzfahrt-Reederei angetreten hat. Cruisetricks.de hat mit Guido Laukamp über Vergangenheitsbewältigung und die Zukunft von Nicko Cruises gesprochen.
Guide Laukamp ist in der Flusskreuzfahrt kein Fremder: Er hat bis Ende 2013 mehr als elf Jahre bei Viking River Cruises gearbeitet, zuletzt als Europa-Geschäftsführer. Doch auch für ihn ist Nicko Cruises eine besondere Herausforderung: Durch die Insolvenz des Vorgängerunternehmens war das Vertrauen zu Passagieren und vor allem Reisebüros schwer belastet.
Zu den besten Zeiten 2012 hatte Nicko Tours rund 80.000 Passagiere in einem Jahr und einen Umsatz von über 100 Millionen Euro. Doch dann kam 2013 die Übernahme durch die Schweizer Beteiligungsgesellschaft Capvis und in nur knapp zwei Jahren ging es rasant bergab. Im Mai 2015 stellte Nicko dann Insolvenzantrag.
Der Insolvenzverwalter und Sanierungsexperte Michael Pluta schaffte es, viele der geplanten du gebuchten Kreuzfahrten weiterhin durchzuführen. Im Juli 2015 fand sich einen Investor in Portugal: Mystic Invest mit Mario Ferreira an der Spitze gründete das neue Unternehmen Nicko Cruises Flussreisen GmbH.
Wie sehen eigentlich die juristischen Verhältnisse heute aus? Trotz Namensgleichheit – wie viel hat der heutige Flusskreuzfahrt-Veranstalter Nicko Cruises mit dem Vorgänger zu tun?
Guido Laukamp
„Wir sind eine komplett neue Firma, gegründet im Juli 2015, mit dem Gesellschafter Herrn Ferreira beziehungsweise der Firma Mystic Invest. Wir haben also insofern mit den Altgesellschaftern überhaupt nichts zu tun. Wir haben auch von denen nicht gekauft, sondern wir haben die Marke ‘nicko cruises’ vom Insolvenzverwalter der alten ‘nicko cruises GmbH’ gekauft. Und natürlich haben wir große Teile der Belegschaft übernommen. Das haben wir auch sehr gerne getan, denn es ist ein sehr kompetentes Team.“
Mystic Invest dürfte für Nicko Cruises ein Glücksgriff gewesen sein, denn das portugiesische Unternehmen hat jahrzehntelange Erfahrung in der Flusskreuzfahrt, ist also nicht nur irgendein Finanzinvestor auf der Jagd nach möglichst hoher Rendite. Die neue Nicko Cruises übernahm das laufende Geschäft und damit auch einen Großteil der Mitarbeiter, viele der Schiffe und die Marke „nicko cruises“. Seitdem geht es bergauf.
Aber wie überzeugt man Passagiere und vor allem Reisebüros und Reiseveranstalter, die mit dem Namen „Nicko Cruises“ eine Insolvenz verbinden?
Guido Laukamp
„Möglichst Taten sprechen lassen anstatt nur Worte. Die eine gute Tat, die wir glaube ich der ganzen Branche getan haben, ist die Provisionsversicherung und der Provisions-Sicherungsschein. Anfänglich war das ein Fonds, den wir selbst aufgestellt haben. Wir sind jetzt durch eine Versicherungslösung in der Lage, noch umfangreicher abzusichern. Nach unseren Berechnungen ist jegliche Provision der Reisebüros abgesichert.
Mehr als Vertrauen, an nachhaltiger, wirtschaftlicher Absicherung kann man glaube ich nicht schaffen für seine Agenturen. Darüber hinaus schaffen wir einfach ein gutes Produkt und eine gute Unterstützung. Wir haben mit allen namhaften Ketten wieder Kooperationen, wieder Abschlüsse tätigen können. Das ist Ausdruck der Vertrauens in den neuen Gesellschafter und das neuen Management.“
Auffällig anders ist bei der heutigen Nicko Cruises die Flottenpolitik. Hatte das Unternehmen in der Vergangenheit in schneller Folge zahlreiche Schiffe unterschiedlicher Größen und Klassen gekauft, setzt Nicko Cruises heute auf eine deutlich einheitlichere Qualität innerhalb der Flotte und auch auf ein optisch einheitliches Erscheinungsbild.
Eine neue Flottenpolitik …
Guido Laukamp
„Wir haben eine eher langfristige, kontinuierliche Flottenstrategie und setzen im Grunde auf zwei Schiffstypen. Das sind zu einen die Boutique-Schiffe, die aufgrund Ihrer Größe besonders geeignet sind, Nischenfahrpläne wie auf der Elbe, wie auf Rhein-Neckar und mit solchen Fahrplänen zu fahren und ein besonderes Ambiente haben. Das wird von vielen Gästen geschätzt.
Wir setzen außerdem auf die modernen Schiffstypen, Premicon-Schiffe, zum Beispiel wie Maxima, Bolero, Viktoria und ähnliche Typen, weil die einfach einen zeitgemäßen Komfort bieten und entsprechend ihrer Größe auf den großen Rennstrecken wirtschaftliche besser einsetzbar sind. Und mit diesem Mix sehen wir uns sehr gut aufgestellt. Was wir aussortiert haben ist alles in diesem Drei-Sterne-Bereich, weil wir denken, für unsere Strategie, nachhaltig für die nächsten 15 Jahre aufzustellen, sind diese Produkte nicht zukunftsfähig.“
19 Flusskreuzfahrtschiffe auf 17 Flüssen in 21 Ländern zählen jetzt zur Flotte von Nicko Cruises, die 2016 auch schon gewachsen ist: die Bijou de Rhône und Seine Comtesse in Frankreich auf Seine und Rhône/Saône sowie die Rhein Melodie am Rhein.
Und wie läuft das Geschäft? Wie sehen die Prognosen für 2016 aus?
Guido Laukamp
„Wir sind sehr gut unterwegs, wir haben großen Teil unserer Ziele erreicht, natürlich noch nicht alle. Aber wir arbeiten kontinuierlich daran und wir sind mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden.
Es hat sich unser Plan, ich würde sagen, zu 95 Prozent bewahrheitet und das zeigt ja schonmal, dass wir da nicht ganz illusorisch und tagträumerisch herangegangen sind.“
Cruisetricks.de hat sich mit Guido Laukamp auf der Reisemesse ITB in Berlin unterhalten. Vielen Dank für das Interview!