Die Disney Treasure ist kein gewöhnliches Kreuzfahrtschiff. Nicht, dass Kreuzfahrtschiffe generell „gewöhnlich“ wären. Aber Disney Cruise Line positioniert ihre Schiffe besonders klar und unterscheidet sich beim Konzept besonders deutlich von anderen Premium-Reedereien. Die frisch getaufte Disney Treasure habe ich mir auf einer Kurzreise genauer angesehen.
Bei Disney Cruise Line und der Disney Treasure kommt einem als erstes in den Sinn: Kreuzfahrt mit allgegenwärtiger Mickey Mouse, ein schwimmender Themenpark mit besonders vielen Kindern an Bord. Ganz falsch ist das natürlich nicht. Aber ich werde in diesem Beitrag zeigen, dass die Disney Treasure vielfältiger ist und man keineswegs ein großer Disney-Fan sein muss, um sich auf dem Schiff wohlzufühlen.
Themen in diesem Beitrag:
- Atmosphäre wie in einem Disney-Film
- Die Grand Hall der Disney Treasure
- Über Mickey Mouse, Superhelden und die Bordsprache
- Die neue Musical-Show „Moana“
- Dinner und Entertainment kombiniert: „Rotating Dinner“
- Jumbeaux’s Sweets
- Bars mit Themenpark-Charakter
- Cafés mit Disney-Reminiszenzen
- Pools und die Aqua Mouse auf der Disney Treasure
- Entertainment für Kids und Teens
- Meine Balkonkabine 6654
- Spektakulär: Royal Suites und die Tomorrow Tower Suite
- Nebenkosten auf der Disney Treasure
- Senses Spa mit „Rainforest“ und spektakulärem Außenbereich
- Viele nette Kleinigkeiten und Detail-Ideen
- Mein persönliches Fazit zur Disney Treasure
- Disney Treasure: Fakten und Zahlen
Mit einer Tonnage von BRZ 144.256 und einer Länge von 341 Metern ist die Disney Treasure ein großes Schiff im Premium-Segment, 2.492 Passagiere bei Doppelbelegung der Kabinen, maximal rund 4.000 sowie 1.555 Crew-Mitglieder.
Ein Vergleich mit anderen Premium-Kreuzfahrtschiffen ist nicht ganz einfach, weil typischerweise viele Familien mit Disney unterwegs sind, sodass die Zahlen zur Doppelbelegung der Kabinen hier weniger der Realität entsprechen als auf anderen Schiffen mit weniger Kindern an Bord.
Dennoch: Bei Doppelbelegung der Kabinen hat die Disney Treasure bei Tonnage (BRZ) pro Passagier einen hervorragenden Wert von 57,9, der bei Maximalbelegung auf immer noch gute 36,1 sinkt. Zum Vergleich die Zahlen einiger ähnlich großer Schiffe:
- Celebrity Edge: 44,8 (max. 38,8)
- Sun Princess: 41,4 (max 36,3)
- Mein Schiff 7: 39,0
- AIDAperla 38,1 (bei Maximalbelegung 28,9)
- Queen Anne: 38,1
- Rotterdam: 37,5
Atmosphäre wie in einem Disney-Film
Ist die Disney Treasure ein schwimmender Themenpark? Eher nicht, denn die Anmutung die Architektur bleibt die eines Kreuzfahrtschiffs. Der wesentliche Unterschied zu einem Disney-Themenpark etwa in Orlando ist auch der bereits angesprochene, großzügige Platz pro Passagier. Anders als in den Themenparks ist es an Bord nie überfüllt, es gibt keine Anstehschlangen (außer vielleicht bei der Aqua Mouse) und die Atmosphäre ist eher elegant.
Die Disney Treasure bildet die Stimmung der Disney-Welt ganz gut ab, bietet ein wenig Weltflucht, ist ein Spiegel der Träume und Sehnsüchte der Passagiere, insbesondere der Kinder. Sie bietet eine Kombination aus Oceanliner-Feeling, Piraten-Romantik und Feenstaub, dem Duft von Popcorn, das vor dem Theater verkauft wird und der Filmmusik aus den Lautsprechern in den Kabinengängen, mit erhabenen Streichern und sanften Pauken.
Es ist erstaunlich, wie sehr und zugleich unbewusst die Hintergrundmusik einem das Gefühl vermittelt, man sei Teil eines dieser ebenso epischen wie kitschig-schönen Disney-Filme wie König der Löwen oder Aladdin.
Die Grand Hall der Disney Treasure
Eine Reise mit der Disney Treasure beginnt mit einer Überraschung – zumindest für Passagiere, die zuvor noch nie mit Disney gefahren sind: Beim Betreten des Schiffs wird man wie bei einem königlichen Empfang im „Grand Hall“-Atrium mit Namen und Applaus der spalierstehenden Crew-Mitglieder begrüßt und Captain Mickey winkt von der Empore.
Und dann steht man in diesem drei Decks hohen Atrium mit buchstäblich märchenhaftem Flair, inspiriert von Disney’s „Aladdin“. An der Decke hängt eine gewaltige Leuchte in filigran-arabischen Design, umgeben von sechs kleineren Leuchtern – die übrigens alle sechs Schiffe der Disney-Flotte repräsentieren, subtil erkennbar an etwas unterschiedlichem Design.
Die geschwungene Treppe soll einen Wasserfall symbolisieren, der an Jasmins Fountain endet, über dem ein fliegender Teppich mit den Figuren von Jasmin und Aladdin schwebt.
Über Mickey Mouse, Superhelden und die Bordsprache
Damit wird auch schon eines klar: Wer mit Disney generell nichts anfangen kann, Marvel-Superhelden nicht ausstehen kann, Mickey Mouse und diverse Prinzessinnen albern findet, für den ist die Disney Treasure das falsche Schiff. Doch wer die Disney-Figuren und -Geschichten neutral oder positiv betrachtet, sollte einen genaueren Blick auf die Disney Treasure werfen. Disney-Fans sind ohnehin in ihrem Element.
Einerseits sind die Disney-Figuren und -Themen an Bord sehr präsent. Andererseits wird man damit nicht derart konfrontiert, dass man sich dem nicht entziehen könnte oder es lästig würde. Es finden sich – wenn man sie sehen will – überall am Schiff subtile bis offensichtliche Disney-Reminiszenzen. Um aber all das überhaupt zu erkennen, muss man schon ein extremer Disney-Fan sein.
So ist beispielsweise die Rose-Bar eine elegante Cocktailbar, oben auf Deck 12, mit schönem Blick durch bodentiefe Fenster. Das prägende Motiv der roten Rose nimmt Bezug auf das Musical „The Beauty and the Beast“ (das auch im Theater der Disney Treasure aufgeführt wird). Mit genau demselben Design wäre „The Rose“ aber auch ganz ohne Musical-Bezug eine wunderschöne Bar.
Insgesamt macht der hohe Anspruch von Disney an Perfektion bis ins Detail die Disney Treasure zu einem Premium-Produkt an der Grenze zu Luxus – was man allerdings auch an den Preisen merkt.
Noch ein Aspekt ist nicht unwichtig: Auch wenn Disney Cruise Line in den kommenden Jahren stark wächst und sich damit mutmaßlich internationaler ausrichten wird, ist die Disney Treasure doch darauf ausgerichtet, dass man als Passagier passables Englisch versteht und spricht. Insbesondere die Shows im Theater und das übrige Entertainment setzen Englisch-Kenntnisse voraus, um folgen zu können.
Darin unterscheidet sich Disney Cruise Line (noch) von anderen internationalen Reedereien, die den Sprach-Anteil im Entertainment so gering wie möglich halten. Zugleich ist das aber auch eine Stärke von Disney, denn so sind eben auch Musicals mit mehr Erzählung und Handlung möglich, als wenn man nur auf Musik, Tanz und Akrobatik beschränkt ist.
Die neue Musical-Show „Moana“
Ein gutes Beispiel dafür – und für die typische Disney-Perfektion – ist die Musical-Show „Moana“. Sie basiert auf dem gleichnamigen Disney-Film mit dem deutschen Titel „Vaiana“. Es ist die beste Musical-Produktion, die ich auf persönlich auf einem Kreuzfahrtschiff bislang gesehen habe. Und noch nie habe ich erlebt, dass ein Publikum sofort nach dem letzten Ton gemeinsam zu jubelnden Standing Ovations aufgesprungen ist.
Was macht diese Show so besonders? Um das Musical noch authentischer zu machen, hat Disney Hawaiianer als Hauptdarsteller engagiert, die nur für diese Show an Bord sind. Das Licht-Design ist beeindruckend detailreich, immer sind die Szenen perfekt ausgeleuchtet und mit Effekten in die richtige Stimmung versetzt. Die Akteure zeigen selbst dann eine ausgeprägte Mimik, wenn sie gerade nicht im Vordergrund der Handlung stehen. Es sind all diese Details, die aus einer guten Musical-Show eine großartige machen.
Fotos während der Shows sind bei Disney übrigens strikt verboten, weshalb ich hier nur Bilder von der Bühne nach der eigentlichen Show zeigen kann.
Dinner und Entertainment kombiniert: „Rotating Dinner“
Ganz anders als von anderen Kreuzfahrtschiffen gewohnt ist das Restaurant-Konzept der Disney Treasure (und aller anderen Disney-Schiffe). Zwar gibt das sehr gute Buffet-Restaurant Marceline Market mit beeindruckender Auswahl, benannt übrigens nach der Stadt in Missouri, in der Walt Disney aufgewachsen ist, …
… einen Food-Court am Pooldeck mit Stationen wie Mickey’s Smokestack BBQ, Donald’s Cantina, Daisy’s Pizza Pies, Goofy’s Grill und Minnie’s Delights …
… sowie zwei hochklassige Spezialitätenrestaurants, das vom französischen Sternekoch Arnaud Lallement konzipierten Enchanté und das Palo Steakhouse.
Beide Spezialitätenrestaurants sind „adults only“, also auch ein Rückzugsort zum Dinner für Erwachsene, die einmal Pause von ihren Kindern brauchen – oder deren Kinder ihre Zeit ohnehin lieber in den Kids- und Teens-Clubs der Disney Treasure verbringen.
Doch der Kern des Konzepts sind drei große Hauptrestaurants mit unterschiedlichen Themen für das sogenannte „Rotating Dinner“, inklusive spezifischer Show-Elemente während des Abendessens. Jeder Passagier hat eine feste Tischnummer, die in allen drei Restaurants gleich ist. Und auch die Kellner begleiten einen von einem zum nächsten Restaurant, wenn man jeden Abend ein anderes Restaurant wechselt.
Während einer 7-Nächte-Kreuzfahrt rotiert man also zweimal durch diese Themenrestaurants (mit jeweils neuer Speisekarte). Und selbst fürs Frühstück am Ausschiffungstag ist der Tisch des Vorabends noch einmal reserviert, inklusive der vertrauten Kellner – wenn man nicht das Buffet bevorzugt.
Auf der Disney Treasure haben die drei Rotating-Restaurants sehr unterschiedliche Charaktere: „Worlds of Marvel“, „1923“ und „Plaza de Coco“. In welchem Restaurant man am ersten Tag startet, kann man allerdings nicht aussuchen.
In Vergleich zu Event- und Entertainment-Restaurants bei anderen Reedereien sind diese Restaurants nicht nur die inkludierten Hauptrestaurants. Die Qualität des Essens ist auch hervorragend.
Worlds of Marvel
World of Marvel präsentiert sich in einem futuristischen Design, das fast wie das Innere eines Raumschiffs wirkt. Während des Essens gibt es hier ein paar Showeinlagen von Superhelden-Charakteren auf den großflächigen Bildschirmen. Eine Show dreht sich um „Guardians of the Galaxy”, in der zweiten steht Spiderman im Mittelpunkt, inklusive der jeweils passenden Filmmusik.
Und zwischendurch kann man sich an Trivia-Fragen versuchen, die man über eine Konsole am Tisch beantwortet. Um die richtigen Antworten zu finden, muss man allerdings die Welt der Marvel-Superhelden schon ziemlich gut kennen. Kids werden ihre Eltern bei dem Quizz-Spiel sicherlich regelmäßig schlagen.
1923 Roy Disney
Ruhig und ohne Show geht es im 1923 zu, das sich am Stil eines Dinner-Restaurants orientiert. De Restaurant-Name bezieht sich auf das Gründungsjahr von Disney und den neben Walt Disney zweiten Mitbegründer, Roy Disney.
Die Attraktion ist hier, neben dem Essen, die über 900 Ausstellungsstücke in den Vitrinen und an den Wänden. Sie sind Original-Zeichnungen, Illustrationen und Gegenstände aus der Entstehungsgeschichte zahlreicher Zeichentrickfilme durch alle Epochen des Unterhaltungskonzerns.
Plaza de Coco
Das lebhafteste der drei Rotating-Restaurants ist Plaza de Coco – ein leckerer Mexikaner, der auf einer zentralen Bühne musikalisch die Geschichte des Films „Coco“ weitererzählt.
Auch hier ist Disney sehr authentisch mit einer Band, deren Musiker auch wirklich aus Mexiko stammen. Der fröhlichen Stimmung und der Live-Musik wegen ist das Coco mein persönlicher Favorit.
Jumbeaux’s Sweets
Wenn auch kein Restaurant im eigentlichen Sinne, so ist doch das Jumbeaux’s Sweets erwähnenswert, inspiriert vom Elefanten namens Jerry Jumbeaux Jr. aus Zootopia. Neben anderem Süßen gibt es hier vor allem Eiscreme und Gelato. Disney unterscheidet da tatsächlich und bietet ziemlich hohe Qualität, zu einem allerdings auch ziemlich hohen Preis. Das noch hochwertigere Gelato kostet immerhin 4 Dollar für eine Kugel oder 6,50 Dollar für drei Kugeln. Und es ist laut Disney tatsächlich mit frischen Zutaten hausgemacht – und den Unterschied schmeckt man auch. Mir ist keine andere Reederei bekannt, die bei der Gelato-Herstellung so konsequent ist.
Dennoch bleibt ein kleiner Kompromiss: Damit das Eis länger haltbar bleibt, wird es auf minus 17 Grad gekühlt – optimal wären zum Genuss von Gelato minus acht Grad. Gönnt man sich also ein paar Kugeln Gelato, sollte man ein wenig warten, bis es die richtige Temperatur hat, aber schnell genug sein, bevor es schmilzt.
Bars mit Themenpark-Charakter
Am ehesten ein Themenpark ist die Disney Treasure bei den Bars. Denn jede der Bars hat ein ausgeprägtes, eigenes Flair und nimmt Bezug auf einen Disney-Film oder Themenpark. Allen gemeinsam sind die hervorragenden Cocktails, die Disney zu im Vergleich zu anderen, internationalen Premium-Kreuzfahrtschiffen sehr fairen Preisen anbietet, nämlich schon ab elf Dollar.
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Die neue Jazz- und Pianobar „Scat Cat Lounge“ orientiert sich am Film „The Aristocats“. Die Katzenpfoten-Abdrücken auf dem Piano haben auch einen emotionalen Hintergrund. Einer der Abdrücke stammt nämlich von der kürzlich verstorbenen Katze einer der Designerinnen.
Die bereits erwähnte „The Rose“-Bar zelebriert das Rosen-Motiv aus „The Beauty and the Beast“.
Der Periscope Pub versetzt seine Gäste unverkennbar in das U-Boot Nautilus aus „20.000 Leagues under the Seas“. Die Decke der Bar wirkt wie ein Glasdach mit dem tiefblauen Meer über den Gästen. Insider finden hier Hinweise aus den Bau der Disney Treasure: Die Baunummer 718 aus der Meyer-Werft sowie die Koordinaten der Werft in Papenburg und des Piers in Eemshaven, von wo aus das Schiff seine Probefahrten unternommen hat.
Und die Cocktailbar „Skipper Society“ soll das exotische Feeling einer „Jungle Cruise“ auf dem Nil, Amazonas oder Kongo vermitteln. Entsprechend hat der Bartresen auch einen Schiffsnamen: „Ems Empress“, benannt nach dem deutschen Fluss Ems, über den die Disney Treasure von der Meyer-Werft in Papenburg in die Nordsee geschleppt wurde.
Die Skipper Society ist mein persönlicher Lieblingsort auf der Disney Treasure. Besonders zu empfehlen ist hier der Signature-Cocktail „Skipper Sipper“ mit zwei verschiedenen Rum-Sorten, Kahlua, Vanille, Zimt und Limette – den man allerdings nur mit einer guten Grundlage genießen sollte.
Irgendwo zwischen Entertainment und Bar ist der „Haunted Mansion Parlor“ angesiedelt. Die Idee basiert auf einer Attraktion aus einigen Disney-Themenparks, in deren Mittelpunkt ein Spuk-Haus steht. Und so gibt es in der Bar ein optisch ein wenig seltsame Drinks und hin und wieder spukt es – Lichter wechseln die Farbe oder gehen ganz aus, eine Uhr am Kaminsims oder seltsame Kreaturen im Aquarium werden lebendig.
Cafés mit Disney-Reminiszenzen
Eher subtil sind die Reminiszenzen an Disney-Filme in den Cafés auf der Disney Treasure – für den ersten Koffein-Schub am Morgen und kleine Snacks zwischendurch. Das Jade Cricket Café orientiert sich am Film „Mulan“, einschließlich eines in der Wanddekoration gut versteckten Bild des Drachen Mushu aus diesem Film.
Das Heihei Café hat das hawaiianische Flair von Moanas Insel Motunui zum Thema.
Tatsächlich ohne konkretes Disney-Thema kommt das Cove Café im adults-only-Bereich auf Deck 13 aus. Es ist zugleich das gemütlichste und ruhigste Café an Bord der Disney Treasure.
Pools und die Aqua Mouse auf der Disney Treasure
Anders als von Kreuzfahrtschiffen gewohnt, steht am Pooldecks der Disney Treasure kein größerer Swimmingpool im Fokus. Auf dem mehrfach abgestuften, zentralen Bereich finden sich zwar mehrere kleinere Pools.
Doch im Mittelpunkt steht eine Freifläche mit Liegestühlen, die auf eine recht große Show-Bühne (beispielsweise für die Piratenshow in der Pirate’s Night) und die große Video-Wand ausgerichtet sind.
Hier laufen den ganzen Tag über bekannte Disney-Zeichentrickfilme – so wie auch in den beiden Bordkinos. Außerdem haben Passagiere über das Kabinen-TV auch freien Zugriff aus das komplette Filmprogramm von Disneys Streamingdienst.
Aqua Mouse
Hauptattraktion des Pooldecks ist die 230 Meter lange „Aqua Mouse“. Das ist eine Kombination aus Wasserrutsche und einer (sehr milden) Achterbahn und die Aqua Mouse ist klar auf Kinder ausgerichtet. Es gibt hier also keine rasanten Rutschen wie beispielsweise auf Royal Caribbeans Icon of the Seas, wo selbst Erwachsene manchmal passen.
In Gummireifen sitzend, allein oder zu zweit, wird man in der Aqua Mouse zunächst über Förderband langsam nach oben gezogen, vorbei an Bildschirmen, auf denen Zeichentrick-Szenen ablaufen und Wasserdüsen schon mal für etwas Erfrischung sorgen. Dann geht es durch eine recht gemächliche Röhrenrutsche durch den (falschen) Schornstein hindurch, bevor ein nach oben offener Abschnitt folgt, in dem es teils auch aufwärts geht, gefolgt von einer recht langen Strecke durch eine durchsichtige Röhre. Nicht rasant, aber ganz witzig und für Kinder ein abwechslungsreiches Erlebnis.
Splash Zone vs. Adults-only Quiet Cove
Neben mehreren kleineren Pools am Pooldeck gibt es für die Kleinsten es unterhalb des vorderen Schornsteins (der übrigens nur zur Deko dient) die Toy Story Splash Zone mit einem Wasserspielplatz und einer kleinen Rutsche.
Tendenziell beziehungsweise explizit für Erwachsene gedacht sind der Chip’n‘Dale’s Pool ganz vorne auf Deck 14 und – ausdrücklich „adults only“ der Quiet Cove Infinity-Pool mit zugehörigem Sonnendeck und eigener Bar sowie dem Cove Café auf Deck 13 am Heck.
Abgeschieden kann man hier in Ruhe einen Cocktail und den weiten Blick aufs Meer vom Infinity-Pool oder den beiden Whirlpools aus genießen, oder morgens die erste Tasse Kaffee oder Tee.
Entertainment für Kids und Teens
Etwas anders als sonst auf Kreuzfahrtschiffen sind auch die Bereiche für Kinder und Teenager organisiert. Zwar gibt es auch hier nach Altersgruppen mit passendem Betreuungsangebot unterteilte Räume. Doch die Disney Treasure bietet zusätzliche Themen-Bereichen im Disney’s Oceaneer Club: Fairytale Hall, Marvel Super Hero Academy, Star Wars Cargo Bay, Walt Disney Imagineering Lab. Insgesamt dürften die Kids- und Teens-Bereiche auf diesem Schiff deutlich größer sein als bei jeder anderen Reederei.
In der Marvel Super Hero Academy tauchen die Kids ganz in die Welt von Spiderman, Black Panther & Co ein, treffen ihre Helden, entwerfen aber auch eigene Superhelden, mit denen sie anschließend interaktiv das Böse in der Welt besiegen können. In der Star Wars Cargo Bay erkunden sie den Frachtraum eines Raumschiffs mit Käfigen voll wunderlichen Kreaturen und trefen Star-Wars-Charaktere wie Chewbacca.
Im Imagineering Lab können die Kids unter anderem eine eigene Achterbahn für einen Themenpark entwerfen, die sie dann (fast) real im Simulator testen können. In der Fairytale Hall tauchen kleine Prinzessinnen in eine imaginäre Zauberwelt ein, in der sie beispielsweise in Rapunzel’s Art Studio schwimmende Laternen basteln, in Belle‘ Library ihre Lieblingsgeschichten nachspielen oder im Sommerhus von Anna und Elsa ihren eigenen Eiszauber erschaffen.
Meine Balkonkabine 6654
Einen Hauch von Disney-Märchen haben erwartungsgemäß auch die Kabinen – aber in relativ dezenter Form als wandfüllendes Bild an der Kopfseite des Betts, wobei jedes Deck sein eigenes Thema hat. Unschwer erkennbar ist das Thema auf Deck 6, so ich meine Balkonkabine hatte, der Film Aladdin.
Praktisch für Familien mit Kindern, um morgens effizienter und schneller im Bad fertig zu werden: Dusche und Toilette sind in getrennten Räumen untergebracht und letztere hat auch ein eigenes Waschbecken, was bei dieser Anordnung bei anderen Reedereien nicht immer der Fall ist. Ebenfalls vor allem mit Kindern praktisch ist eine kombinierte Dusche und Badewanne. Positiv fällt hier das etwas lebendigere Fliesenmuster auf.
USB-Ladebuchsen gibt es auf jeder Bettseite, ebenso wie Steckdosen mit immerhin auch einer europäischen Schuko-Steckdose, sodass man nicht unbedingt einen Adapter für US-Steckdosen dabeihaben muss.
Eine der Kleinigkeiten, bei denen man sich fragt, warum das andere Reedereien nicht auch so machen: Die Lichtschalter sind beschriftet: Es steht einfach drauf, welche Leuchte man mit dem jeweiligen Schalter bedient.
Das Bett ist recht hoch, sodass darunter bequem Platz ist, auch einen dicken Koffer darunter zu schieben. Und auch sonst gibt es üppig Stauraum einschließlich viel Platz für lange Kleider und Hosen, der auf anderen Schiffen oft recht begrenzt ist.
Statt auf Sofabetten für die dritte und eventuelle vierte Person in der Kabine – also meist Kinder – setzt Disney auf vollwertige Betten, die aus der Wand herausklappbar sind.
Interessant, und durchaus praktisch, ist die Balkonschiebetür, die sich in der Mitte des Balkons befindet, statt am Rand. Hübsches Detail: Die Rahmen der Fensterelemente sind mit einer holzfarbenen Leiste dekoriert.
Bemerkenswert war auf meiner Reise auch der Kabinenservice. Eigentlich mag ich es nicht, wenn die Kabinenstewardess meine – zugegeben oft über die halbe Kabine verteilten – Sachen, vor allem Kameratechnik aufräumt. Doch hier hat meine Kabinenstewardess mit so viel Bedacht Ordnung geschaffen, dass ich dennoch alles au Anhieb wiederfand. Und das Ladekabel meines Smartphones hat sie nicht nur eingerollt, sondern sogar mit einem kleinen Klett-Clip versehen. Das gibt es selbst in Top-Hotels an Land nur selten.
Spektakulär: Royal Suites und die Tomorrow Tower Suite
Auch wenn sich die vier Royal Suites und erst recht die Tomorrow Tower Suite kaum einer unserer Leser wird leisten können: Ein kurzer Blick in diese spektakulären Suites lohnt sich allemal. Die Bilder sprechen weitgehend für sich.
Die vier Royal Suites sind in unterschiedlichen Designs gestaltet: Die Bagheera Royal Suites zollt dem gleichnamigen Panther aus dem Film „Das Dschungelbuch“ Tribut. Und die Rajah Royal Suites sind inspiriert von Prinzessin Jasmins Tiger aus dem Film Aladdin. Besonders bemerkenswert ist in den Royal Suites das Badezimmer mit freistehender Badewanne und den bodentiefen Fenstern.
Nur einmal auf der Disney Treasure gibt es die „Tomorrow Tower Suite“. Anders als die Royal Suites hat die die zweistöckige, 185 Quadratmeter große Suite keinen eigenen Balkon – dafür aber eine außergewöhnliche Lage. Sie befindet sich nämlich im vorderen Schornstein des Schiffs. Wobei „Schornstein“ nicht ganz stimmt: Das Schiff benötigt lediglich den hinteren Schornstein in dieser Funktion, der vordere dient lediglich der Oceanliner-Optik der Disney Treasure, weswegen hier viel Platz ist, um eine große Suite unterzubringen.
„Tomorrow“ heißt die Tower Suite deshalb, weil ihre ultramoderne Gestaltung von den Designern des Epcot-Centers entworfen wurde. Die große Glasfront ist leicht abgedunkelt, sodass von außen kaum in die Suite hineinsehen kann. Zusätzlich kann man die Scheiben per Knopfdruck aber auch vollständig in komplett blickdichtes Milchglas verwandeln.
Nebenkosten auf der Disney Treasure
Servicegebühr/Trinkgeld (Stand Dezember 2024): 14,50 Dollar (Concierge & Suiten: 23,50 Dollar), sowie 18 Prozent auf Getränke, Spezialitätenrestaurants und Spa-Anwendungen (siehe auch unsere ständig aktualisierte Übersicht zu Trinkgeldern).
Getränke: Softdrinks, Kaffee und Tee sind im Reisepreis inkludiert, alkoholische Getränke sowie nicht-alkoholische Cocktails kosten extra. In einem separaten Beitrag finden Sie die jeweils aktuellen Getränkepreise bei Disney Cruise Line.
Download Barkarten Disney Treasure exklusiv für Mitglieder:
Restaurants (Stand Dezember 2024): Kostenpflichtig sind lediglich das Palo Steakhaus (50 Dollar), das französische Enchanté (135 Dollar) sowie die Süßigkeiten, Eiscreme und Gelato im Jumbeaux’s Sweets (eine Kugel 3,75 beziehungsweise 4,00 Dollar, drei Kugeln 4,00 beziehungsweise 6,50 Dollar, Milchshake 7,25 Dollar). Room-Service ist dagegen durchgehend kostenfrei.
Internet (Starlink, Stand Dezember 2024): Flatrates ab 16 Dollar (nur Social Media) und 24 Dollar pro Tag. Als Besonderheit bietet Disney auch Flatrates für nur einzelne Tage an. Mehr Details finden Sie in unsere ständig aktualisierte Übersicht zu Internetkosten auf Kreuzfahrtschiffen.
Senses Spa mit „Rainforest“ und spektakulärem Außenbereich
Einen spektakulären Außenbereich hat das auch sonst sehr attraktive „Senses Spa“ der Disney Treasure. Was de „Rainforest“-Wellnessbereich so besonders macht, ist der Whirlpool- und Loungebereich ganz vorne im Bug des Schiffs unter freiem Himmel. Zum Rainforest gehören außerdem Wärmeliegen, Sauna, Hammam und ein Eis-Raum. Der Tagespass für den Rainforest kostet je nach Reise ab 39 Dollar.
Auf der Disney Fantasy und Dream findet sich an dieser Stelle übrigens ein Lounge-Bereich für Teens – den Disney nun auf Deck 12 nach innen verlegt hat: The Hideaway, Vibe sowie zusätzlich dort eine „Hero Zone“-Sporthalle.
Viele nette Kleinigkeiten und Detail-Ideen
Was auf der Disney Treasure insgesamt auffällt, sind viele nette Kleinigkeiten und Ideen, bei denen man sich fragt, warum die noch niemand anders bisher hatte. Beispielsweise eine kleine Whiskey-Bar, die direkt in den der Herrenfriseursalon „Hook’s Barbery“ integriert ist.
Eigentlich gar keine Kleinigkeit ist, dass die Disney Treasure ein Promenadendeck hat, und damit das gewollte Oceanliner-Ambiente unterstützt.
Selbst bis ganz nach vorne an den Bug gelangt man, was auf modernen Kreuzfahrtschiffen inzwichen eine Seltenheit ist.
Wer sich am Schiff orientieren will, muss nur das Teppich-Design auf den Kabinengängen genauer betrachten: Die Ohren des stilisierten Mickey-Mouse-Kopfs zeigen nämlich immer nach vorne zum Bug der Disney Treasure.
Für kleine Prinzessinnen ein Paradies – und für Mama und Papa potenziell eine nicht unerhebliche Belastung der Kreditkarte – ist die Bibbidi-Bobbidi-Boutique: Eine Modeboutique mit allem Drum und Dram, in dem sich die jungen Damen zur perfekten Prinzessin stylen und einkleiden lassen können.
Auch bei den Kunstwerken überall am Schiff geht Disney einen eigenen Weg. Sämtliche Gemälde und andere Kunst stammen aus dem eigenen Haus oder sind Auftragsarbeiten, in denen Disney-Themen interpretiert werden. Und so sind die Werke eine wahre Fundgrube für Disney-Fans, die dort nach „Easter Eggs“, also mehr oder weniger gut versteckten Hinweisen auf Disney-Filme oder -Charaktere suchen können.
Ein bewegliches Kunstwerk nahe des 1923-Restaurants stellt eine Steamboat-Willie-Szene dar – dem ersten veröffentlichten Disneyfilm überhaupt – freilich nicht ohne einen modernen Gag: Links oben fährt immer wieder eine kleine Disney Treasure durchs Bild.
Und da ist dann auch noch eines der großen Highlights jeder Kreuzfahrt mit der Disney Treasure: Am Abend der Pirate’s Night mit großer Poolparty (für Fans: Piraten-Outfit nicht vergessen) gibt es am Ende der Show ein ziemlich großes Feuerwerk seitlich vom Pooldeck. So etwas macht unseres Wissens sonst keine andere Reederei.
Mein persönliches Fazit zur Disney Treasure
Unschwer ist aus diesem Schiffsportrait zu erkennen, dass mir das Konzept für die Disney-Kreuzfahrtschiffe persönlich sehr gut gefällt. Dennoch ist die Disney Treasure nicht für jeden das Traumschiff: Sie hat ein sehr spezifisches Konzept und ist zugeschnitten auf bestimmte Zielgruppen, für die es ziemlich perfekt geeignet ist – und für andere eben nicht.
Letztlich muss jeder für sich selbst feststellen, ob das Disney-Kreuzfahrtkonzept zu den eigenen Vorstellungen passt, und zwar mehr als bei anderen Reedereien, die einen stärkeren „möglichst für alle irgendwie passend“-Ansatz verfolgen.
Dennoch: Die Disney Treasure ist zwar für den Familien-Urlaub optimiert, bietet aber auch Erwachsenen ohne Kinder sehr viel. Nicht zuletzt schaffen dedizierte (und in der Praxis auch konsequent durchgesetzte) Adults-only-Bereiche einen guten Ausgleich zum ansonsten durch die vielen Kinder mitunter trubeligen Bordleben. Dazu gehört abends auch die Show-Lounge im König-der-Löwen-Design mit Live-Entertainment nur für Erwachsene.
Attraktionen wie die Aqua Mouse und das Pool-Konzept sowie das Entertainment sind stärker als anderswo an Familien und Kindern orientiert, sodass eben auch mal Mickey Mouse und Goofy durch eine Abendshow im Theater führen („Disney Seas the Adventure“) und Wasserrutschen eher entspannt-fröhlich als adrenalinfördernd sind.
Service, Restaurants und Bars sind auf einem durchgängig hohen Niveau und alles, was Disney an Bord macht, hat einen hohen Anspruch an Perfektion.
Auf der Disney Treasure fällt es jedenfalls besonders leicht, sich von der Disney-Magie einfangen lassen und sich für eine Weile der federleichten Illusion einer sorgenfreien Traum- und Fantasiewelt hinzugeben. Dafür fällt die Rückkehr in den Alltag nach der Ausschiffung allerdings auch besonders schwer.
Disney Treasure: Fakten und Zahlen
- Reederei: Disney Cruise Line
- Werft: Meyer Werft Papenburg
- Baujahr: 2024
- Auslieferung an die Reederei: 24. Oktober 2024, Jungfernfahrt: 21. Dezember 2024 ab Port Canaveral
- Taufe: 19. November 2024 in New York City
- Taufpatenschaft: alle Disney-Mitarbeitenden weltweit
- Flagge: Bahamas
- Tonnage: BRZ 144.256
- Länge: 341 Meter
- Breite: 39 Meter
- Antrieb/Treibstoff: Dual-Fuel-Motoren, LNG
- Kabinen: 1.246
- Crew: 1.555
- Passagiere: 2.492 (bei Doppelbelegung der Kabinen), maximal 4.116