Am Bugwulst der MSC Meraviglia wurde am Samstag, 4. Mai 2024, bei der Einfahrt in den Hafen von New York ein toter Seiwal gefunden. Ob der Wal vom Schiff getötet wurde oder bereits zuvor tot war, ist noch nicht geklärt.
Die Behörden in New York haben Untersuchungen aufgenommen und obduzieren den Wal. Der Kadaver des über 14 Meter langen und geschätzt rund 22,5 Tonnen schweren Seiwals wurde vom Bugwulst des Kreuzfahrtschiffs entfernt und ans Ufer bei Sandy Hook in New Jersey gebracht, um ihn genauer untersuchen zu können.
Laut New York Times sprechen erste Indizien dafür, dass der Wal tatsächlich durch den Zusammenstoß mit dem Schiff ums Leben gekommen sein könnte. Ein Wissenschaftler der Atlantic Marine Conservation Society erklärte demzufolge, man habe gebrochene Knochen in der rechten Flosse des Wals und ein Gewebetraumata entlang des rechten Schulterblatts gefunden. Ein voller Magen und eine ansehnliche Speckschicht deuteten darauf hin, dass der Wal vor einem Tod bei guter Gesundheit war.
Die Untersuchungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Der Körper des Wals seit zu Beginn der Autopsie bereits ziemlich verwest gewesen. Eine andere Todesursache sei bislang nicht auszuschließen.
Kreuzfahrtschiffe und der Schutz von Walen
Viele Kreuzfahrt-Reedereien haben Pläne und Maßnahmen zum Schutz von Walen, die unter anderem auch Kollisionen verhindern sollen. MSC Cruises wurde deshalb beispielsweise 2022 mit dem „Whale-Safe Award“ der NGO Friends of the Sea ausgezeichnet.
Zu den ergriffenen Maßnahmen gehörten unter anderem speziell entwickelte Rümpfe, Propeller und Schalldämpfern, um die Unterwasservibrationen und die daraus resultierenden Auswirkungen auf Wale deutlich zu minimieren. MSC Cruise hat dafür für mehrere neue Schiffe die URN-Zertifizierung (Underwater Radiated Noise) des Bureau Veritas erhalten – die MSC Meraviglia gehört allerdings laut Klassifizierunginformationen von BV nicht zu diesen Schiffen.
MSC Cruises erklärt zu dem Vorfall: „Wir sind zutiefst betrübt über den Verlust von Meereslebewesen. Wir haben umfassende Maßnahmen ergriffen, um Kollisionen zu vermeiden, zum Beispiel werden alle unsere Decksoffiziere von der Ocean Research & Conservation Association (ORCA) geschult und wir halten uns an die Vorschriften zum Schutz von Walen und anderen Meerestieren. Dazu gehört auch, dass wir unsere Reiserouten in bestimmten Regionen ändern, um Wale zu meiden und wir werden unsere Verfahren zusammen mit unseren Partnern und den Behörden weiterhin bewerten und aktualisieren.“
Kollisionen von Kreuzfahrtschiffen mit Walen sind relativ selten, kommen aber immer wieder vor. Meist jedoch stellt sich hinterher heraus, dass die Tiere bereits tot waren und sich deren Kadaver lediglich am Bugwulst der Kreuzfahrtschiffe verfangen haben.
Im New Yorker Hafen wurde zuletzt vor ziemlich genau zehn Jahren ebenfalls ein Seiwal am Bug eines Kreuzfahrtschiffs gefunden, der Norwegian Breakaway. Damals konnte nicht abschließend ermittelt werden, ob der Wal beim Zusammenstoß mit dem Schiff bereits tot war. Wenige Tage zuvor war auch ein Finnwal am Bugwulst eines Containerschiffs in New York gefunden worden. Sowohl Finn- als auch Seiwale werden offenbar regelmäßig im tlantik vor New York gesichtet.
Laut Old Salt Blog kommen weltweit jährlich geschätzt 20.000 Wale bei Kollisionen mit Schiffen ums Leben – auch aufgrund der Zahlenverhältnisse weit überwiegend Fracht- und Containerschiffe.