Krisenstimmung an der ligurischen Küste: Kreuzfahrtschiffe dürfen derzeit weder Portofino noch Rapallo oder Santa Margheria anlaufen. Die örtlichen Politiker und Geschäftsleute schlagen Alarm, befürchten Millionenschäden durch das Ausbleiben der Kreuzfahrt-Passagiere. Der Grund: Ein Dekret, das der italienische Umweltminister Corrado Clini rund sechs Wochen nach der Costa-Concordia-Katastrophe erlassen hat, verbietet Kreuzfahrtschiffen mit einer Tonnage von mehr als 500 BRZ, näher als zwei Seemeilen an geschützte Küstenregionen in Italien heranzufahren.
Erst jetzt haben die betroffenen Gemeinden an der ligurischen Küste die Auswirkungen des Dekrets wahrgenommen, das inoffiziell als „decreto anti-inchini“ (deutsch: „Dekret gegen Verbeugungen“) bezeichnet wird: Die ersten beiden für diese Kreuzfahrtsaison geplanten Kreuzfahrtschiff-Anläufe der Horizon (CdF Croisières de France) in Santa Margherita und Silver Cloud (Silversea) in Portofino fielen nämlich aus – und die lokalen Geschäftsleute aus allen Wolken.
Findet sich nicht bald eine Ausnahmeregelung, würden allein in dieser Saison 140 Kreuzfahrtschiff-Anläufe in den drei betroffenen Orten entfallen: 100 in Portofino, 25 in Santa Margherita und 15 in Rapallo. Das würde für den lokalen Tourismus einen Umsatzausfall in zweistelliger Millionenhöhe bedeuten. Und selbst Megayachten wie die Eclipse von Milliardär Abramovich wären zu groß, um die so beliebten Orte wie Portofino anzulaufen. Jetzt tobt der Kampf um eine Ausnahmeregelung – lokale Politiker sind dafür, Umweltschützer dagegen.
Bereits vor Erlass des neuen Dekrets stand die Küstenregion um Portofino, Rapallo und Santa Margherita unter einem besonderen Schutz, jedoch hatte es eine Ausnahmeregelung für Kreuzfahrtschiffe gegeben. Sie durften an speziell ausgewiesenen Stellen nahe der Küstenorte vor Anker gehen und die Passagiere per Tenderboot an Land bringen. Das neue Dekret verbannt die Schiffe nun aber mit zwei Seemeilen Abstand so weit von der Küste, dass auch ein Tendern nicht mehr praktikabel wäre.