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Immer mehr Häfen schließen Umweltschutz-Verträge mit Kreuzfahrt-Reedereien

Immer mehr Kreuzfahrt-Reedereien und Häfen schließen Verträge zur Reduzierung von Luftschadstoffen während der Liegezeiten. Die Norwegian Cruise Line Holding einigte sich mit Cannes und Nizza. Sechs Reedereien verpflichten sich zu Maßnahmen in Genua und Savona. In Marseille einigten sich die wichtigsten Reedereien ebenfalls auf ein Abkommen zur Schadstoffeduzierung. Für Venedig haben 38 Reedereien eine Vereinbarung verlängert und erweitert, die bereits seit vielen Jahren besteht.

Für die Emissionen von Schwefel-Oxiden gilt ab 1. Januar 2020 weltweit auch auf See ein Grenzwert von 0,5 Prozent für alle Schiffsemissionen, der bislang bei 3,5 Prozent liegt. Nach dem Anlegen in Häfen sowie in diversen Schutzzonen gelten schon länger 0,1 Prozent.

Immer mehr Städten gehen die aktuellen Grenzwerte und IMO-Vorschriften aber nicht weit genug. Sie wollen schnell geringere Schiffsemissionen in ihren Häfen und schließen deshalb deutlich weiter gehende Verträge mit Reederei. Einige Reedereien gehen ohnehin bereits freiwillig über die als zu gering empfundenen, gesetzlichen Regelungen hinaus.

„Blue Charter“ für den Hafen von Marseille

Marseille
Marseille

In Marseille haben im Oktober 2019 die wichtigsten Reedereien die „Blue Charter“ unterschrieben: Costa, MSC, Royal Caribbean Cruises Ltd (u.a. RCI, Celebrity, Azamara) und Ponant. Die Charta entstand auf Initiative des Marseille Provence Cruise Clubs und dem Port of Marseille Fos und verpflichtet die Kreuzfahrtschiffe zu den folgenden Maßnahmen:

  • Maximal-Geschwindigkeit von zehn Knoten bei der Hafenein- und -ausfahrt,
  • Begrenzung der Schwefeloxid-Emissionen auf 0,1 Prozent schon vor Einfahrt in den Hafen, beispielsweise durch schwefelarmes MGO oder LNG als Treibstoff oder den Einsatz von Scrubbern,
  • Unterstützung des Projekts, das Marseille Provence Cruise Terminal (MPCT) bis 2024 mit Landstrom-Einrichtungen auszustatten und Nutzung des Landstroms, sobald verfügbar,
  • Bevorzugter Anlauf des Hafens mit Schiffen, die LNG als Treibstoff verwenden, um entsprechende Bunker-Anlagen für LNG zu fördern.

Marseille ist aktuell der drittgrößte Kreuzfahrthafen im Mittelmeer und erwartet für 2020 rund zwei Millionen Kreuzfahrt-Passagiere. Von den Unterzeichnern des Blue Charter kommen rund 95 Prozent dieser Passagiere.

Kreuzfahrtcharta für die Bucht von Cannes

Cannes
Cannes

Eine Kreuzfahrtcharta zur Förderung nachhaltiger Kreuzfahrten in der Bucht von Cannes hat die Norwegian Cruise Line Holding im Juli 2019 mit der Stadt Cannes und der CCI Nice Côte d’Azur verabschiedet. Die Kreuzfahrt-Marken Norwegian Cruise Line, Oceania Cruises und Regent Seven Seas Cruises verpflichten sich darin zu vier Maßnahmen sowie der Befugnis für die lokalen Behörden zu entsprechenden Kontrollen:

  • Reduktion der Luftschadstoff-Emissionen: Betrieb der Kreuzfahrtschiffe und Tenderboote mit Marine Gas Oil (MGO) mit Schwefelgehalt von unter 0,1 Prozent innerhalb eine Zone von etwa zwei bis drei Seemeilen vor der Küste sowie ein striktes Verbot von Müllverbrennung in den territorialen Gewässern.
  • Verminderung der Meeresverschmutzung: Keinerlei Entsorgung von Ballastwasser, Abwasser, Scrubber-Rückständen oder ähnlichem innerhalb der territorialen Gewässer.
  • Schutz der Artenvielfalt: Einhaltung der von den Lotsen empfohlenen Ankerstellen und Meiden des geschützten Meeresboden-Gebiets Posidonia.
  • Einführung eines Umweltschutzkonzepts für Landausflüge: Bevorzugung von Bussen mit niedrigem CO2-Ausstoß und Reduzierung der Emissionen von Bussen, die entlang des Ufers auf Passagiere warten.

Cannes kommt der Norwegian Cruise Line Holding mit einem Rabatt von 20 Cent pro Passagier bei den Hafengebühren entgegen, was den Mehraufwand bei den Kraftstoffkosten und Abfallentsorgungsgebühren abfedern soll.

Der nahe gelegene Hafen von Saint-Raphael will nach dem Vorbild von Cannes 2020 ebenfalls solche Verpflichtungen einführen. 2019 hatte dieser kleine Hafen insgesamt 15 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen.

Genoa Blue Agreement

Genua
Genua

Costa, MSC, Royal Caribbean, Disney Cruise Line, Majestic Cruises (Ocean Majesty), Fred. Olsen und die Fährgesellschaft ENTMV haben im Juli 2019 eine Vereinbarung mit der Autorita’ di Sistema Portuale del Mar Ligure Occidentale (AdSP) für die Kreuzfahrthäfen von Genua und Savona getroffen. Die Redereien verpflichten sich darin, drei Seemeilen vor der Einfahrt in die Häfen von Savona und Genua von Schweröl auf Marine Gas Oil (MGO) mit einem Schwefelgehalt von unter 0,1 Prozent umzustellen. Schiffe, die mit Scrubbern ausgestattet sind, halten die Vereinbarung durch Einsatz dieser Abgasfilter ein.

Die gesetzliche Regelung sieht lediglich vor, dass eine Umstellung auf Kraftstoff mit weniger als 0,1 Prozent Schwefel beziehungsweise das Schwefeloxid-Äquivalent in den Emissionen während der Liegezeiten stattfinden muss – also innerhalb von zwei Stunden nach dem Anlegen beziehungsweise wieder zurück vor dem Ablegen.

Laut Costa habe man bereits seit mehreren Jahren schon vor Einfahrt in die Häfen auf MGO umgestellt. Die Unterschrift unter das Genoa Blue Agreement dokumentiere das nun lediglich noch einmal formell. Ob andere Reedereien das bereits ähnlich gehandhabt haben, ist uns nicht bekannt.

Blue Flag Venice

Venedig
Venedig

Bereits im April 2019 haben 35 Reedereien den schon seit vielen Jahren bestehenden „Blue Flag Venice“-Vertrag mit der Stadt Venedig verlängert. Auch hier gilt eine 0,1-Prozent-Grenze für Schwefel im Kraftstoff beziehungsweise Schwefeloxiden in den Emissionen bereits vor der Einfahrt in die Lagune von Venedig. Teil der Vereinbarung ist auch ein Kontrollrecht für die Hafenbehörden und die Stadtverwaltung.

2019 neu in den „Blue Flag Venice“-Vertrag aufgenommen wurde eine Verpflichtung der Reedereien, ihren Passagieren einen Informationsfilm über respektvolles Verhalten gegenüber der Umwelt und den Bewohnern von Venedig zu zeigen. Der Animationsfilm ist Teil der Sensibilisierungskampagne #EnjoyRespectVenezia.

Erste Vereinbarungen zur Emissionsreduzierung in Venedig gab es übrigens schon seit 2007, mit “Venice Blue Flag II” galten die relativ strengen Abgasnormen seit 2013 für die gesamte Lagune von Venedig.

Clia-Kooperation mit Dubrovnik gegen Overtourism

Dubrovnik
Dubrovnik

Vor alle auf nachhaltigen Tourismus und den Abbau von Overtourism zielt dagegen eine umfassende Vereinbarung des Kreuzfahrt-Branchenverbandes Clia mit Dubrovnik, die Ende Juli 2019 geschlossen wurde. Gemeinsam mit der Kommune, den Einwohnern und internationalen Organisationen soll ein Konzept für Destinationsmanagement für Dubrovnik und dessen Hafen Gruz entstehen.

Mithilfe eines nachhaltigen Tourismusmanagements das Weltkulturerbe Dubrovniks soll laut eine Pressemitteilung der Clia „die Stadt zu einem Vorbild für nachhaltigen Tourismus in der Adria-Region und darüber hinaus“ werden. Mehr Details dazu in der Clia-Pressemitteilung „Partnerschaft zwischen Kreuzfahrtbranche und der Stadt Dubrovnik für ein innovatives Destinationsmanagement“.

1 Kommentar

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

1 Gedanke zu „Immer mehr Häfen schließen Umweltschutz-Verträge mit Kreuzfahrt-Reedereien“

  1. >wurde eine Verpflichtung der Reedereien, ihren Passagieren einen Informationsfilm über respektvolles Verhalten gegenüber der Umwelt und den Bewohnern von Venedig zu zeigen.

    Aha,man will also durch Respektloses verhalten die Menschen über Respekt aufklären.
    In Rechtsstaaten(wozu Italien offenkundig nicht gehört,Deutschland allerdings auch nicht)gibt es dafür Gesetze,
    die für ALLE gelten,egal ob Einwohner,Staatsbürger oder Gast!!!

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