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„Wir sind sehr gut gerüstet für die Art von Verhaltensänderungen, die wir jetzt beobachten“

Gustavo „Gus“ Antorcha ist seit Juli 2020 Präsident der Holland America Line. In Rotterdam habe ich ihn nun für ein Interview getroffen. Dabei haben wir ausführlich über die Perspektiven für HAL in und nach der Pandemie, veränderte Fahrtrouten, Neuerungen an Bord der Schiffe und die engen Beziehungen der Reederei zu den Niederlanden gesprochen.

Am 14. Oktober 2021 legte die Rotterdam, Holland America Lines neues Flaggschiff, erstmals in ihrer namensgebenden Stadt Rotterdam an. Mit an Bord war auch Gus Antorcha, der Holland America Line im Juli 2020 inmitten des Shutdowns der Kreuzfahrtbranche als Präsident übernommen hat.

Gemeinsam mit Michael Wolf von „an Bord“ hatte ich die Gelegenheit zu einem ausführlichen Interview mit Gus Antorcha. Dabei haben wir einige spannende und auch überraschende Antworten bekommen, beispielsweise zum Buchungsverhalten. Spoiler: Fernreisen sind sehr gefragt …

Die neue Rotterdam (VII) und die alte (V) am 15. Oktober 2021 im Hafen von Rotterdam.
Die neue Rotterdam (VII) und die alte (V) am 15. Oktober 2021 im Hafen von Rotterdam.

Bevor wir auf die aktuelle Situation von HAL in und nach der Pandemie kommen, gelten die ersten Fragen zunächst einer Besonderheit von Holland America Line: der niederländischen Flagge und der Betonung der niederländischen Wurzeln der Reederei, die seit 1989 Teil der amerikanischen Carnival Corp. ist.

Welche Bedeutung hatfür Sie die enge Bindung von Holland America Line zu den Niederlanden?

Gus Antorcha: Unsere Geschichte ist sehr wichtig für das Unternehmen, unsere Traditionen, unsere Wurzeln. Die Niederlande sind einer unserer wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Quellmarkt, auch wenn Deutschland rasch auf dem Vormarsch ist. Es gibt also Elemente und Reminiszenzen auf die niederländische Kultur an Bord. Man sieht Orange, wir sitzen gerade in einem Restaurant namens Club Orange, das Dutch Café, das sind alles Reminiszenzen auf das Land.

„Die niederländische Regierung hat uns viel Unterstützung angeboten.“

Wir haben in unserer Geschichte auch unglaublich viel Unterstützung von den Niederlanden erfahren. Wir fahren unter niederländischer Flagge und die niederländische Regierung hat uns viel Unterstützung angeboten, zuletzt sogar während der Pandemie, als wir Seeleute geimpft haben. Wir haben ein Schiff hier (Anm.: die Oosterdam im Hafen von Rotterdam), das unsere Besatzungen geimpft hat. Von da aus konnten wir sie dann auf die anderen Schiffe weiter verteilt.

Außerdem haben wir eine Beziehung zum niederländischen Königshaus, die historisch bedingt ist und sehr, sehr weit zurückreicht. Wir sind also mit dem Land, der königlichen Familie und den Institutionen in den Niederlanden verbunden.

Viele Ihrer internationalen Passagiere dürften keinen so intensiven Bezug zu Holland haben, oder?

Gus Antorcha: Das Produkt hat sich im Laufe der Zeit auch weiterentwickelt und ist sehr weltoffen. Unsere Gäste kommen aus der ganzen Welt. Unsere Küche umfasst also alle möglichen Stilrichtungen, wobei wir im Rudy Sodamins `Sel de Mer` ein sehr europäisches Angebot haben, in unserem Steakhouse ein eher amerikanisches, und das Tamarind ist asiatisch. Aber ich denke, dass die niederländischen Wurzeln und die niederländische Geschichte sehr wichtig für die Marke sind und auch weiterhin sein werden. Wir suchen immer nach Möglichkeiten, unsere Geschichte einzubeziehen.

„Die Niederländer waren Entdecker. In vielerlei Hinsicht setzen wir also diese Tradition fort. Wir sind Entdecker.“

Eines der Elemente dieser Geschichte ist auch: Die Niederländer waren Entdecker. In vielerlei Hinsicht setzen wir also diese Tradition fort. Wir sind Entdecker. Die Niederländer waren überall auf der Welt unterwegs. Dafür waren sie bekannt.

Wir sind wie ein moderner Entdecker. Wir bringen unsere Gäste in die ganze Welt, damit sie in verschiedene Kulturen und Länder eintauchen können. Und wir bringen viel von dieser Kultur und vom Lernen darüber mit an Bord, wenn wir in verschiedenen Teilen der Welt unterwegs sind. In Alaska beispielsweise kommt der National Park Service an Bord, damit er über die Nationalparks berichtet. Es kommen Native Americans, die in den verschiedenen Häfen über ihre Kultur sprechen. Ich denke also, dass diese Entdeckermentalität auch in das Produkt eingeflochten ist.

Aber wir sind an Bord nicht in Holland. So wörtlich ist das dann auch wieder nicht gemeint. Ich denke aber, es ist einfach in unsere Wurzeln eingewoben, die weiterhin sehr stark sein werden, und wir werden uns darauf konzentrieren.

Hier in Rotterdam ist mir aufgefallen, wie viele Menschen sich für das Schiff interessieren, die vom aus Ufer fotografieren und das Schiff bestaunen …

Gus Antorcha: In den Niederlanden, insbesondere in Rotterdam, ist man sehr stolz auf Holland America, und das finde ich wunderbar.

Ich habe gestern auf der Rotterdam V zu Abend gegessen (Anm.: Die Rotterdam V liegt in Rotterdam als Hotel, Restaurant und Museumsschiff). Es war großartig. Der General Manager hat mich über das Schiff geführt. Es war wirklich toll, das zu sehen. Das hilft mir, mich mit der Geschichte der Marke vertraut zu machen.

Die historische Rotterdam V als Hotelschiff in Rotterdam.
Die historische Rotterdam V als Hotelschiff in Rotterdam.

Wir hatten Meetings im Hotel New York, das unser ursprünglicher Firmensitz war, und wir saßen im Sitzungssaal des ehemaligen Firmensitzes. Es ist ziemlich toll, Teil einer Marke zu sein, die ein so reichhaltiges, geschichtliches Erbe hat.

„Wir waren sehr stolz darauf, Einwanderer sicher in die Vereinigten Staaten zu bringen.“

Das andere Element von Holland America ist, dass wir einst Einwanderer auf eine sichere Weise in die Vereinigten Staaten gebracht haben. Unser alter Slogan lautete: Holland America Line – es ist großartig, auf einem gut gewarteten, gut geführten Schiff zu sein, oder so ähnlich. Wir waren also sehr stolz darauf, Einwanderer sicher in die Vereinigten Staaten zu bringen. Das war ausgezeichnet.

Ich selbst bin ebenfalls ein Einwanderer, und dieser Aspekt der Marke spricht mich wirklich sehr an. Ich wurde in Venezuela geboren, meine Eltern und Großeltern sind Kubaner. Anfang der 80er Jahre bin ich nach Miami gezogen und seitdem bin ich immer an Bord von Schiffen gewesen. Ich bin mit Kreuzfahrten aufgewachsen.

War die niederländische Flagge in der Pandemie eine zusätzliche Herausforderung, wie es beispielsweise die italienische für AIDA und Costa war?

Gus Antorcha: Für uns war die Unterstützung durch die niederländische Regierung ein Vorteil. Das hat natürlich damit zu tun, dass wir unter niederländischer Flagge fahren, aber die Unterstützung der niederländischen Regierung war unerschütterlich. Wir waren in der Lage, unsere Crew zu verlegen, während wir versuchten, sie wieder nach Hause zu bringen.

„Wir haben sehr, sehr gute Beziehungen zu den niederländischen Behörden.“

Die Unterstützung der niederländischen Regierung war wirklich außergewöhnlich. Wir haben sehr, sehr gute Beziehungen zu den niederländischen Behörden, und von dort kam nichts ausser Unterstützung.

Ich würde sagen, das war ein Vorteil im Vergleich zu anderen Reedereien und zu dem, was wir zu tun versuchen mussten. Für uns hat es die Dinge einfacher gemacht.

Der Neustart nach dem Kreuzfahrt-Shutdown im März 2020 hat bei HAL vergleichsweise spät stattgefunden. Warum nicht früher?

Gus Antorcha: Im vergangenen Sommer bis zum Frühherbst ging es erst einmal nur darum, dass die Crew zurückkommt und darum, die Schiffe an einen Ort zu bringt, an dem wir sie instand halten und die Besatzungen auf die Schiffe und von den Schiffen herunterbringen können. Das war also das Hauptaugenmerk vergangenen Sommer.

Sobald die Schiffe an den richtigen Orten und richtig gruppiert waren, haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie und wann wir wieder anfahren würden. Jede Marke (Anm.: innerhalb der Carnival-Gruppe) wurde ermutigt darüber nachzudenken, welcher Neustart-Termin für sie sinnvoll ist.

„Wir haben uns entschieden, zu warten. Unsere Gäste wollten eine geimpfte Umgebung.“

Wir haben uns entschieden, zu warten. Wir haben viele Gespräche geführt, um zu verstehen, was unsere Gäste wollten. Sie wollten eine geimpfte Umgebung. Wir wussten also ganz genau, dass wir warten würden, bis die Impfstoffe zur Verfügung stehen und ein großer Teil der Erwachsenen die Möglichkeit hatte, sich impfen zu lassen. Das hat uns also ins späte Frühjahr, in den frühen Sommer gebracht.

Wenn man sich anschaut, wo unsere Schiffe gerade sind, dann ist das der US-amerikanische und der europäische Markt. In den USA arbeiten wir mit der CDC (Anm.: US-Gesundheitsbehörde) zusammen. Es gibt eine sehr gute Kommunikation und wir planen gemeinsam, aber wir haben erst im Juli (2021) das Okay bekommen, in den USA zu operieren. Deshalb sind wir mit der Nieuw Amsterdam im Juli von Seattle aus gestartet.

In Europa waren die Bedingungen doch aber deutlich einfacher …

Gus Antorcha: Auch in Europa gab es wirklich keine Möglichkeit.  Jedes Land, manchmal auch verschiedene Regionen innerhalb eines Landes haben unterschiedliche Regeln, was eine Herausforderung darstellt. Wir könnten Kreuzfahrten machen, wie beispielsweise Costa es gemacht hat: mit einem einzigen Land und einem einzigen Herkunftsland der Gäste. Aber das passt nicht wirklich zu unserem Produkt.

„Unser Produkt ist darauf ausgerichtet, mehrere Länder zu besuchen …“

Unser Produkt ist darauf ausgerichtet, mehrere Länder zu besuchen und eine ganze Region zu erkunden, und dafür gab es nicht die nötigen Rahmenbedingungen. Wir haben letztlich mit Griechenland, dann mit Italien und schließlich mit vielen Mittelmeerländern zusammengearbeitet. Deshalb hat die Eurodam dann in Europa begonnen.

Jetzt im Herbst, wenn die Schiffe hauptsächlich in den USA unterwegs sind, werden wir die Zahl der Schiffe erhöhen. Die Koningsdam hat in San Diego begonnen, die Rotterdam beginnt mit der Transatlantikfahrt nach Fort Lauderdale, Florida. Die Zuiderdam und die New Statendam werden ab Ende November, Dezember wieder in den USA ablegen.

Das war unsere Logik. Wir haben uns dabei an den Wünschen unserer Gäste orientiert, an unseren eigenen Vorgaben und auch daran, wo wir unterwegs sind.

Typische Fahrtgebiete für HAL sind auch Destinationen wie Australien oder Neuseeland. Wird das in absehbarer Zeit wieder möglich sein?

Gus Antorcha: Ja, das wird es auf jeden Fall, im Herbst nächsten Jahres, aber nicht im Frühjahr. Diese Reisen finden das ganze Jahr über statt, aber vor allem im Herbst, im Frühjahr und teilweise auch im Winter. Im Sommer geht es typischerweise in die Vereinigten Staaten, nach Alaska und Europa, ins Mittelmeer und nach Nordeuropa. Diese Routen werden also im Herbst wirklich zunehmen.

Der Grund dafür ist, dass wir nicht in der Lage sind, die Routen anzubieten, die sich die Gäste im Frühjahr wünschen würden. Wir können einfach nicht nach Australien fahren. Und man kann jetzt nicht nach Südostasien reisen, also ist das sinnlos. Deshalb warten wir ab.

Hoffen Sie nur, dass diese Reisen im Herbst 2022 stattfinden können oder haben Sie schon konkrete Vereinbarungen mit diesen Ländern?

Gus Antorcha: Da gibt es natürlich Gespräche. Für den Herbst sind wir uns sicher. Deshalb werden wir das tun. Wir waren nicht sicher, ob wir es im Frühjahr schaffen würden. Und wir wollen ja auch fair sein – ich meine, die Leute müssen ihren Urlaub ja planen und das nehmen wir sehr ernst.

Was hat sich am Produkt „Holland America Line“ durch und in der Pandemie verändert?

Gus Antorcha: Wir haben in dieser Zeit viel darüber nachgedacht, was wir als Unternehmen tun und ändern müssen. Wir waren zunächst sehr damit beschäftigt, für die Sicherheit aller zu sorgen. Parallel dazu hatten wir aber auch Zeit, um über Aspekte des Schiffsbetriebs und des Produkts nachzudenken.

Wir haben viel an den Reiserouten gearbeitet und unsere gesamte Reiseplanung überarbeitet, weil vier Schiffe ja nicht mehr in der Flotte sind (Anm.: Amsterdam, Rotterdam, Massdam, Veendam). Wir haben auf den Routen aber sogar mehr Länder hinzugefügt. Ich glaube, es sind über 400 Häfen, die wir anlaufen. Und obwohl die vier Schiffe aus der Flotte ausscheiden, haben wir einige Häfen hinzugenommen.

„Wir haben viel an der Verbesserung der Umweltfreundlichkeit gearbeitet und bemühen uns wirklich, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu voranzutreiben.“

Wir haben viel an der Verbesserung der Umweltfreundlichkeit gearbeitet und bemühen uns wirklich, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu voranzutreiben, was auf eine Reihe von verschiedenen Wegen geschieht und alle Auswirkungen eines Schiffes auf die Umwelt berücksichtigt. Also auch Müll, Wasser, Treibhausgase. Und wir haben darüber nachgedacht, wie wir unsere Arbeit in diesem Bereich beschleunigen können. Das ist ziemlich aufregend.

Und dann das Produkt: Es gibt eine Menge Arbeit, die wir im Moment machen. Wir sind zurückgegangen und haben uns ansehen, was wir in der Vergangenheit getan haben. Im Frühjahr werden wir dann auch Veränderungen vornehmen: Upgrades, Verbesserungen, Optimierungen. Das Team hat viel getan, um das Produkt zu verbessern. Das Musikprogramm beispielsweise ist völlig neu und wir haben neue Menüs. Räume wie dieses Restaurant (Anm.: Club Orange) wurde neu positioniert.

Durch das Ausscheiden der vier kleinsten Schiffe der Flotte verlieren Sie einiges an Möglichkeiten, kleinere Häfen anzulaufen. Wie schließen Sie diese Lücke?

Gus Antorcha: Das haben wir bereits gelöst. Deshalb habe ich auch die Anzahl der Häfen erwähnt. Wir verlieren keine Reiserouten. Aber natürlich besteht da ein Risiko. Genau deshalb haben wir zwei der kleineren Schiffe behalten: Volendam und Zaandam.

Es gibt Häfen, die man nicht anlaufen kann, wenn die Schiffe zu groß sind. Ein Beispiel für einen solchen Hafen ist Montreal. Dort gibt es Brücken und Stromleitungen. Diese Schiffe spielen eine sehr wichtige Rolle in unserem Portfolio, um die kleineren Häfen anlaufen und die Erlebnisse anbieten zu können, die sich unsere Gäste wünschen.

Wird es kleinere Neubauten geben als die aktuellen, größeren Schiffe wie die neue Rotterdam?

Gus Antorcha, President Holland America Line, im Atrium der Rotterdam
Gus Antorcha, President Holland America Line, im Atrium der Rotterdam

Gus Antorcha: Intern führen wir die Diskussion darüber, was die richtige Größe und die richtige nächste Plattform sein könnte. Ich denke, dass Holland America im Allgemeinen eine sehr gute Position auf dem Markt hat, nämlich die, dass wir mittelgroße Schiffe haben. Wir haben der Versuchung widerstanden, so groß zu werden, wie es Celebrity Cruises tut. Ich denke, man verliert an Intimität, man verliert ein gewisses Maß an Service, es wird enger, es sind mehr Menschen auf dem Schiff.

Ich würde also gerne sehen, dass wir in der Größenordnung bleiben, in der wir jetzt sind. Ich denke, das ist ein Markenzeichen der Marke Holland America. Wir sind also intern in Gesprächen, um genau zu sehen, welche Art von Schiff, welche Größe wir wirklich brauchen, auf der Grundlage der Reiserouten und wo wir wachsen werden.

Was ist die beste Größe für eine Kreuzfahrtschiff-Flotte?

Gus Antorcha: Das ist ungefähr da, wo es jetzt ist. Ein paar mehr wären noch in Ordnung. Ich denke, es ist wichtig, dass wir das so beibehalten. Wir sind eine mittelgroße Marke und ich denke, das ist wegen der Art der Routen wichtig. Wenn man anfängt, mit zu vielen Schiffen zu groß zu werden, gibt es eine Menge Wiederholungen. Was grundsätzlich auch in Ordnung ist. Aber das hängt von Ihrem Produkt ab.

„Wenn man anfängt, mit zu vielen Schiffen zu groß zu werden, gibt es eine Menge Wiederholungen.“

Wenn wir also das ganze Jahr über siebentägige Karibikreisen anbieten, was viele Marken tun, sogar Celebrity Cruises tut das zum Teil, dann ändert sich die Anzahl der Schiffe und die Art der Reiserouten ein wenig, und es ändert sich die Größe der Schiffe.

Wir sind überall, unsere Schiffe sind ständig in Bewegung. Wir haben nicht das ganze Jahr über ein einheitliches Programm von einem Hafen aus. Die Schiffe sind in Alaska, die Schiffe sind in Europa. Sie kommen in den südlichen Teil der Vereinigten Staaten. Wir haben großartige Programme, sie umrunden Australien, sie fahren nach Afrika, nach Südamerika. Wenn man diese Art von Produkten anbietet, ist das meiner Meinung nach schon Herausforderung genug. Mit mehr als 20 Schiffen würde das angesichts des Produkts, das wir anbieten, und der Reiserouten viel schwieriger, denke ich.

Beobachten Sie aktuell Veränderungen beim Buchungsverhalten der Kunden? Welche Reisen sind besonders gefragt?

Gus Antorcha: Das Interesse an längeren Reisen und an Reisen, die ganz anders sind als das, was unsere Gäste gewohnt sind, hat zugenommen. Je nachdem, wo sie sich befinden, ist das, was weit weg ist, interessant und exotisch für sie. Das Interesse und die Buchungszahlen nehmen also zu. Europäer wollen nach Alaska, nach Asien. Amerikaner wollen nach Europa reisen. Und alle wollen eine Weltreise und die Grand Voyages machen.

„Was weit weg ist, ist für unsere Gäste interessant und exotisch.“

Ich denke für die Menschen war es schwierig, dass sie eine Zeit lang nicht so reisen konnten, wie sie es wollten und wie sie es gewohnt sind. Ich glaube, wir alle sind in unseren Wohnzimmern gesessen und haben davon geträumt, was für eine fabelhafte, denkwürdige Reise wir mit Freunden und Familie machen könnten. Und wir fangen jetzt damit an, darüber konkret nachzudenken: `Lasst uns weit wegfahren. Wir wollen an Orte, an denen wir noch nie waren. Lasst uns eine andere Kultur erleben. Let’s go.`

Ich glaube, das hat sich in der Nachfrage nach Reisen wie der Weltreise niedergeschlagen. Deshalb wechseln wir für die Weltreise im Jahr 2023 auch zur Zuiderdam, einem etwas größeren Schiff der Vista-Klasse, weil die Nachfrage nach dieser Art von Reisen sehr groß ist.

Denken Sie, dass der Trend zu fernen und exotischen Zielen dauerhaft ist oder nur für ein, zwei Jahre nach der Pandemie anhält?

Gus Antorcha: Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass es so ist, denn das passt gut zu dem Produkt, das wir anbieten.

„Wenn man einen Mentalitätswandel durchmacht, ändert sich das Verhalten dauerhaft.“

Ich denke, etwas davon wird hängen bleiben. Denn wenn man in andere Kulturen und Länder reist, denkt man: `Wow, das war interessant. Das war phänomenal. Wir haben es an Bord von Schiffen gemacht. Ich musste mir also keine Gedanken über Hotels oder Essen machen, und es war eine unglaubliche Erfahrung. Das sollten wir wieder machen.`

Ich denke, immer wenn man einen Prozess oder einen Mentalitätswandel durchmacht, ändert sich das Verhalten dauerhaft. Das hoffe ich jedenfalls. Ich denke, wir sind bei HAL sehr gut gerüstet für die Art von Verhaltensänderungen, die wir jetzt beobachten.


Gus Antorcha

Gus Antorcha ist seit Juli 2020 Präsident bei Holland America Line. Der gebürtige Venezolaner und Sohn kubanischer Eltern lebt seit den 1980er-Jahren in den USA. Abgesehen von einem Jahr als CEO bei Seaworld Parks & Entertainment im Jahr 2019 war er seit 2010 in verschiedenen Positionen für HALs Schwesterreederei Carnival Cruise Line tätig, zuletzt als COO. Davor war er vier Jahre lang Partner & Managing Director bei der Boston Consulting Group.

Anmerkung*: Cruisetricks.de reiste nach Rotterdam zum Interview und zur Schiffsbesichtigung der Rotterdam auf Einladung von Holland America Line.

Weitere Teile der Serie "Rotterdam":

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Cruisetricks.de reiste nach Rotterdam zum Interview und zur Schiffsbesichtigung der Rotterdam auf Einladung von Holland America Line.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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