„Europas Beste“ zählt zu den angesehensten Food-Events: zum 15. Mal haben Köche mit zusammen 14 Michelin-Sterne das Lido-Deck der Europa zu einem Gourmet-Hotspot verwandelt. Erstmals gab es in diesem Jahr Street-Food und die Auszeichnung zum kulinarischen Newcomer des Jahres. Cruisetricks.de war dabei und hat Impressionen von diesem Event mitgebracht.
Quasi mitten in Stadt, an der Überseebrücke nahe der Elbphilharmonie, hat die Europa am 2. August 2019 gleich neben dem historischen Frachtschiff Cap San Diego festgemacht. Sterneköche, Winzer und Gastronomen gehen an Bord und bereiten ihre Pop-up-Küchen am Pooldeck der Europa für den abendlichen Event vor.
Ein kleiner Food-Truck mit immerhin 1,2 Tonnen Gewicht wird mit einem Kran an Bord gehoben, kistenweise Wein, Champagner und in etwas kleineren Mengen Edel-Fleisch und -Fisch, Kaviar, Trüffel, feine Schokolade und Pralinen, Bio-Kaffee und teures Wasser herangeschafft. Die Band macht letzte Soundchecks, Fotografen sind mit Gruppenfotos der Starköche beschäftigt und der Hoteldirektor schwört die Service-Crew ein, bevor die Passagiere der Europa und viele geladene Gäste an diesem Abend im Food-Luxus schwelgen werden.

Anders als in den vergangenen Jahren hat Hapag-Lloyd Cruises die Regeln für „Europas Beste“ geändert: Waren bisher strikt nur Sterne-Köche für den Event zugelassen, bekommt nun auch Street-Food eine Chance – schließlich ist das seit Jahren ein großer Trend und auch hier gibt es längst sterneverdächtige Qualität.
Außerdem will Hapag-Lloyd trendiger werden: Die Europa geht im Oktober in die Werft und wird dabei renoviert, jünger, moderner und legerer gestaltet, ein wenig in die Richtung der Europa 2. Sorgen müssten sich Stammgäste der Europa deshalb nicht machen, betont Karl J. Pojer, CEO von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten: „Die Europa hat eine Seele und die wir sie auch behalten.“
Street Food: Kässpatzen und Hot Dogs
Der Berliner Florian Rohrmoser kocht in seinem kleinen Food-Truck „Heißer Hobel“ original Allgäuer Kässpatzen mit krossen Röstziebeln. Die Gäste stehen Schlange und genießen.

Holger Wewer, ebenfalls aus Berlin, serviert Björn Swansons „The Dawg“-Hot-Dogs. Die bestehen zwar immer noch aus Wurst in einem Hotdog-Bun, Sauce und Pickles – aber von allen Zutaten eben nur die besten.

Newcomer des Jahres: Gal Ben-Moshe
Ebenfalls neu bei „Europas Beste“: In Kooperation mit dem Gourmet- und Reise-Magazin B-Eat wird zum ersten Mal der kulinarische Newcomer des Jahres ausgezeichnet. Den Award bekommt Gal Ben-Moshe des Berliner Restaurants „Prism“ von Jan Spielhagen, Chefredakteur der B-Eat, überreicht. 2021 wird Ben-Moshe außerdem auf einer Reise der Europa als Gastkoch an Bord sein.

Die Jury des Magazins begründete die Wahl damit, dass Gal Ben Moshe und sein Prism „eine kulinarische Bereicherung für ganz Deutschland seien. Die Verbindung von Rezepten, Produkten und Gewürzen der mittelalterlich-arabischen Hochküche mit Techniken der zeitgenössischen, globalen Haute Cuisine lasse seine ganz eigene Version einer modernen nahöstlichen Spitzenküche entstehen.“

Kevin Fehling löst Dieter Müller auf der Europa ab
Moderiert wird der Abend von Starköchin Cornelia Poletto. Sie stellt die Akteure des Food-Events vor.


Und sie begleitet den symbolischen Stabwechsel für das Top-Restaurant auf der Europa: Drei-Sterne-Koch Kevin Fehling übernimmt von Dieter Müller. Müller hat sein Restaurant Dieter Müller auf der Europa seit 2009. Kevin Fehling übernimmt nun mit seinem neuen „The Globe by Kevin Fehling“ ab Oktober 2019, wenn die Europa aus der Werft kommt.

Fast ein wenig verlegen wirkt Fehling dabei, denn Dieter Müller ist eine Legende, selbst angesichts der drei Micheline-Sterne, die Kevin Fehling sich mit seinem Restaurant „The Table“ in Hamburg erkocht hat. Der Blick von Dieter Müller ist wehmütig, hatte er sein Restaurant auf der Europa doch immerhin zehn Jahre. „Aber ich hab‘ ja noch zwei Monate“, sagt er und lacht.
Das Buffet ist eröffnet …
Ein schnelles Gruppen-Foto der Akteure, Zuprosten mit Champagner und dann ist das Buffet eröffnet – darauf haben die Gäste gewartet.

Die Sterneköche haben kleine, improvisierte Küchen rund um den – teilweise abgedeckten – Lido-Pool der Europa aufgebaut, kochen live, richten vor den Augen der Gäste an, erklären ihre Gerichte, sind im Stress und genießen dennoch sichtlich die lockere Atmosphäre und den ungewohnt direkten Kontakt zu den Gästen.

In diesem Jahr gibt’s zum Probieren:
- Languste & Tandoori von Tillman Fischer, MS Europa
- Cremiges Risotto, Waldpilz-Kompott, australische Trüffel von Dieter Müller, Restaurant Dieter Müller, MS Europa
- Carabinero mit Aubergine, Olive, Krustenbraten, Chorizo-Hollandaise von Kevin Fehling, Restaurant The Table, drei Michelin-Sterne, 18 Gault-Millau-Punkte, Hamburg
- Sommergemüse aus dem alten Land mit Miso-Espuma, Kräutern und Pilzen von Karlheinz Hauser, Restaurant Seven Seas, zwei Michelin-Sterne, 17 Gault-Millau-Punkte, Hamburg
- Seeteufel, Bouillabaisse, Fenchen und Safran von Martin „Bobby“ Bräuer, Ess-Zimmer, zwei Michelin-Sterne, 18 Gault-Millau-Punkte, München
- gebeizter Loup de Mer von Thomas Martin, Jacobs Restaurant, zwei Michelin-Sterne, 17 Gault-Millau-Punkte, Hamburg
- Kalbstafelspitz, Pilze und Brunnenkresse von Björn Swanson, Restaurant Golvet, ein Michelin-Stern, 16 Gault-Millau-Punkte, Berlin
- Hiramasa Kingfish und Gillardeau Auster von Rolf Fliegauf, Restaurant Ecco Ascona, zwei Michelin-Sterne, 17 Gault-Millau-Punkte
- Jakobsmuschel, Fenchel un CHorizo von Stefan Heilemann, Restaurant Ecco Zürich, zwei Michelin-Sterne, 17 Gault-Millau-Punkte
- Kaninchenrücken & Curry von Max Stiegl, Gut Purbach, drei Gault-Millau-Hauben, 17 Gault-Millau-Punkte, Purbach am Neusiedler See
- trocken gereifte Taubenbrust, fermentierte Erdbeeren und Ras El Hanut von Gal Ben-Moshe, Prism, Berlin
- Wagyu Intercoastal Rib Meat mit Grill Royal Steak Sauce und Maispüree von Roel Lintermans, Grill Royal, Berlin

Später am Abend, als der große Andrang abklingt, die letzten Teller angerichtet, die Töpfe leer sind, tauschen die Köche sich untereinander aus, probieren den Wein der Winzer, das edel in Sektflaschen präsentierte „Nevas Water“-Wasser, mischen sich unter die Gäste.

Jetzt verlagern sich die Schlangen der Gäste an das grandiose Käse-Buffet von Bernard Antony (Fromagerie Antony, Vieux-Ferrette, Frankreich), zu den Schokoladen-Kreationen von Läderach, der Eiscreme der Nordische Eismanufaktur aus Heikendorf bei Kiel, dem Bio-Kaffee von Becking, einem Erdbeer-Dessert von Ian Matthew Baker (Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München).

Und davor geht es unbedingt noch auf eine ordentliche Portion Kaviar auf Steinbutt-Gelée (Markus Rüsch, Altonaer Kaviar Import Haus) und Entenstopfleber mit australischem Trüffel (Ralf Bos, Bos Foods).

Dazu gibt’s Champagner von Bollinger, kreative Cocktails von „The Chug Club“ aus Hamburg und Weine von den Weingütern von Othegraven (Günther Jauch), Markus Schneider, Markus Molitor, Ingenhof, Tement, Weingut Feudi di San Gregorio und Château Minuty.

Hallo Herr Neumeier,
für Feinschmecker sicher wieder ein insgesamt schönes Event.
Was ich jedoch überhaupt nicht verstehen kann, wie man einem Lieferanten von Enten- und Gänsestopfleber wie Herrn Bos wiederholt so eine Plattform bieten kann.. Es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass diese Produkte unter sowas von tierquälerischen Bedingungen produziert werden, dass dies in vielen Ländern bereis verboten ist.
Für die Bildberichterstattung für den Artikel und die begleitende Erwähnung der entsprechenden Protagonisten hätte es nicht schon wieder Bos Food sein müssen. Da gäbe es sicher andere weniger prekäre Beispiele. Für mich bleibt deshalb hier der Eindruck, dass die Berichterstattung mit monetären Gründen zusammen hängt.
Freundliche Grüße
Hallo Herr Kalb,
seien Sie versichert, dass ich mich bei meiner Berichterstattung nicht von „monetären Gründen“ beeinflussen lasse und ich ganz sicher von Bos Food kein Geld bekomme. Als Journalist sehe ich meine Aufgabe darin, über das zu berichten, was sich ereignet und nicht darin, nur über das zu schreiben, was einer bestimmten Vorstellung oder Einstellung entspricht. Ich unterscheide bei den Teilnehmern an dieser Veranstaltung bei der Berichterstattung nicht, ob jemand ein „gutes“ oder „schlechtes“ Produkt anbietet – diese Bewertung möchte ich gerne meinen Lesern überlassen. Dafür liefere ich meinen Lesern mit Fakten die Grundlage. Persönlich teile ich Ihre Haltung gegenüber Stopfleber und esse sie auch nicht. Aber ich sehe es nicht als meine Aufgabe als Journalist, selektiv Dinge zu verschweigen, die mir persönlich nicht behagen, und damit ein verzerrtes Bild der Realität wiederzugeben. Es gibt schon genug Leute, die ständig anderen versuchen vorzuschreiben, was sie zu denken sollen und gut oder schlecht zu finden haben.
Meine Aufgabe ist zu informieren, nicht zu manipulieren. Eine eigene Meinung zu den berichteten Fakten können und müssen sich meine Leser daraus dann selbst bilden.
Herzliche Grüße,
Franz Neumeier
Antwort zu Franz Neumeiers Antwort auf die Stopfleber:
Die Produktion von Stopfleber ist in Deutschland aus Tierschutzgründen illegal. Also gesetzlich verboten (dadurch wird das Verbot auch demokratisch legitimiert).
Überdies kommen ALLE fachlichen Studien zur Stopfleberherstellung zu dem Ergebnis, dass dies zwangsläufig wochenlange, extreme Qualen für die Tiere mit sich bringt (jeden Tag wird mehrmals ein 50cm langes Metallrohr in den Hals der Tiere gestoßen und der Magen bis zur Reißgrenze mit Nahrungsbrei vollgepumpt).
Diese Praktik nicht zu unterstützen lässt sich sicherlich nicht unter „persönliche Vorstellungen“ verbuchen und einen positiv geprägten Artikel über einen Importeuer eines solchen Produktes mit „Versuch, nicht zu manipulieren“ zu begründen könnte als etwas abenteuerlich aufgefasst werden ;-)