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47.000-Dollar-Arztrechnung nach Grippe-Behandlung auf Kreuzfahrtschiff

Der Fall geht gerade durch die Medien: Ein amerikanisches Paar gewinnt eine Kreuzfahrt mit der Norwegian Encore in die Karibik. Der Mann erkrankt während der Reise an Influenza, lässt sich im Bordhospital behandeln und bekommt dafür eine Rechnung von rund 47.000 Dollar. Und die Versicherung zahlt erst einmal nicht. Wir fassen die Fakten zusammen, die zu dem Fall bislang bekannt sind.

Das Paar, Mike Cameron und seine Freundin Tamra Masterman, beide aus dem kleinen Ort Braham in Minnesota, gewinnen bei einem Gewinnspiel eine Kreuzfahrt – eine Woche mit der Norwegian Encore in die Karibik. Während der Reise erkrankt der Mann an Influenza und begibt sich ins Bordhospital zur Behandlung.

Die Arztrechnung dafür ist enorm: exakt 47.007,94 Dollar, wie die Bordrechnung von NCL zeigt, die auf einem zuvor allerdings ungenutzten Facebook-Account veröffentlicht wurde, der den Namen der Frau trägt. Eine detaillierte Rechnung des Hospitals mit Einzelposten ist nicht öffentlich, sodass nicht direkt nachprüfbar ist, wie diese enorm hohe Rechnung im Detail zustande kam.

Wie kam es zu der enorm hohen Rechnung?

Bei Cruisecritic postet eine Userin unter dem Namen Tamra Masterman – mutmaßlich die Begleiterin des erkrankten Mannes – mehr Details zur Behandlung:

„Er erhielt Sauerstoff, Steroide und Antibiotika. Er hatte Influenza A mit Komplikationen durch Schlafapnoe. Wir gingen ins Bordhospital, weil sein Blutsauerstoffgehalt sehr niedrig war. Sie legten ihm zwei Infusionen und einen Katheter, der ihm Schmerzen bereitete und Blut in seinen Urin brachte. Nach fünf Stunden wollte Mike gehen, aber sie drohten ihm, dass er ohne Hilfe sterben würde, und sagten, dass es auf den Britischen Jungferninseln kein gutes Krankenhaus gebe. Von da an war es ein 62-stündiger Kampf um seine Entlassung. Wir wollten ihn nur in unserem Zimmer unter Quarantäne stellen. Die letzten 22 Stunden hatte er nicht einmal Sauerstoff und am letzten Tag verlangten sie, dass wir die Krankenversicherung anrufen. Es war ein Samstag. Sie hielten uns an diesem Tag von 8:40 Uhr morgens bis 17:46 Uhr abends fest, auch nach Aufforderung der ama (Anmerkung: gemeint ist mutmaßlich die American Medical Association). 41.000 Dollar der Rechnung wurden als professionelle Dienstleistungen wie Zimmergebühr, Stundensätze für Arzt und Krankenschwester bezeichnet. Nur 6.000 Dollar entfielen auf Medikamente, Zubehör und Ausrüstung.“

Ein Teil der Rechnung, so berichten Medien, sei sofort den beiden Kreditkarten belastet worden, die das Paar bei der Einschiffung hinterlegt hatte. Mehr gaben die Kreditlimits der Kreditkarten offenbar nicht her. Rund 21.000 Dollar der Rechnung blieben offen.

Reisekrankenversicherung mit Fußangeln

Das Paar hatte über die Reederei eine Reisekrankenversicherung abgeschlossen, maximale Deckungssumme: 20.000 Dollar. Was die Sache verkompliziert: Diese Versicherung ist so ausgelegt, dass sie nur Schäden übernimmt, die keine andere Versicherung abdeckt, die ebenfalls vorhanden ist. Sie zahlt also nicht sofort, sondern erst, wenn man nachweist, dass man alle anderen vorhandenen Versicherungen ausgeschöpft hat. Den Rechnungsbetrag muss man bis dahin selbst vorstrecken.

Die reguläre Krankenversicherung des Mannes deckt die Kosten offenbar nicht ab, was er der zweiten Versicherung aber nun erst formell nachgeweisen muss. Und die Reiseversicherung zahlt ohnehin nur bis zur Deckungshöchstsumme von 20.000 Dollar. Der Mann könnte also auf einer Rechnung von 27.000 Dollar sitzenbleiben – „on the road to bankruptcy“, wie die britische Zeitung Daily Mail es ein wenig reißerisch nennt.

Bei Cruisecritic wird unter anderem ausführlich über die enorme Höhe der Rechnung diskutiert. Ein User schreibt dazu: „Am 16. Januar wurde ich ebenfalls bei Norwegian gegen Influenza A behandelt. Unser Schiff war die Escape. Die Gesamtkosten betrugen 3.555 Dollar. Darin enthalten waren Influenza-/Covid-/RSV-Abstrichtests, intravenöse Flüssigkeitszufuhr, Labortests per Blutabnahme, Inhalationsbehandlung, Tamiflu, Antibiotikum und Hustensaft. Die Preise für eine Schiffsbehandlung sind sicher hoch, aber nicht 47.000 Dollar.“

Gegenüber Tamra Masterman erklärte Norwegian Cruise Line laut Fox News, die Rechnung sei in etwa mit dem vergleichbar, was auch andere Kreuzfahrt-Unternehmen berechneten und werde daher als fair und angemessen betrachtet. Direkt gegenüber Fox News sagte ein Sprecher von NCL, man prüfe gerade, ob diese Gebühren für eine Grippebehandlung üblich seien.

Cruisetricks.de hat bei NCL ein Statement insbesondere mit Erklärungen zur Höhe der Rechnung angefordert, das wir an dieser Stelle ergänzen, sobald es uns erreicht.

Warum eine gute Auslandskrankenversicherung so wichtig ist

Der womöglich wichtigste Ratschlag, den mehrere User bei Cruisecritic geben ist: Die Versicherung nie bei der Rederei selbst anschließen, sondern sich immer einen unabhängigen Versicherer suchen. Und darauf achten, dass es eine Police ist, bei der die Kosten sofort übernommen werden und die Zahlung nicht davon abhängig ist, dass zuvor andere potenziell vorhandenen Versicherungen in Anspruch genommen werden können.

Was Sie in Hinblick auf eine geeignete Krankenversicherung für eine Kreuzfahrt beachten sollten, auch wenn Sie innerhalb Europas bleiben, lesen Sie in unserem Beitrag „Die richtige Auslandskrankenversicherung für die Kreuzfahrt“. Die Kurzfassung: Schließen Sie unbedingt eine Auslandsreisekrankenversicherung ab. Weder private noch gesetzliche Krankenversicherungen in Deutschland übernehmen alle Kosten, die bei der Behandlung auf einem Kreuzfahrtschiff entstehen – und die können enorm hoch sein, wie dieser Fall zeigt.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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