Was ist in der Werft und in den Tagen danach geschehen? Die AIDAmira wurde vier Wochen lang in der Werft San Giorgio del Porto in Genua umgebaut. Schweren Unwetter im November in der Region um Genua haben zu erheblichen Verzögerungen bei den Arbeiten vor allem auf den Außendecks geführt haben. Hinzu kommen Unwägbarkeiten, die bei der Renovierung eines alten Schiffs immer gegeben sind. Manchmal gelingt der Umgang damit besser, manchmal tauchen immer weitere Schwierigkeiten auf.
Zunächst hatte AIDA versucht, durch verzögerte Einschiffung, eine verspätete Abfahrt und letztlich die Absage der ersten, viertägigen Reise die nötigen Arbeiten so weit nachzuholen. Ziel war, die AIDAmira an einen Punkt zu bringen, an dem sie ihre erste, große Reise von Palma de Mallorca nach Kapstadt hätte antreten können. Auch lokale Handwerker und Reinigungskräfte aus Mallorca wurden hinzugezogen.
Letztlich reichte das alles aber offenbar nicht: AIDA zog am Tag vor der Abreise die Reißleine und sagte auch die Reise nach Kapstadt ab. Jetzt fahren Handwerker mit nach Südafrika, um die Probleme unterwegs in den Griff zu bekommen. Passagiere für die erste reguläre Kreuzfahrt der AIDAmira sollen dann am 23. Dezember in Kapstadt an Bord gehen.
Unfertiges auf der AIDAmira, Stand 3. Dezember 2019
Insgesamt macht das Schiff den Eindruck, als hätte Vorbesitzer Costa es in den vergangenen Jahren ein wenig vernachlässigt und kaum Pflegeaufwand hineingesteckt. AIDA arbeitet sichtbar daran, diesen Rückstand aufzuholen, was aber letztlich nur schrittweise und nach Prioritätenliste zu schaffen ist.
Ein fehlerhaftes Lautsprecher-System etwa ist sicherheitsrelevant und wurde deshalb relativ schnell in Ordnung gebracht. Farbspritzer auf der Reling von Kabinenbalkonen oder fehlende Bilder in einigen Kabinengängen sind da vergleichsweise weniger bedeutsam, wenn auch unschön.
Noch nicht fertiggestellt sind die 22 neuen Kabinen und Suiten auf Deck 12 am Heck. Das allerdings war so geplant. Diese Kabinen waren für die ersten beiden Reisen gar nicht erst angeboten worden.
Bereit in den Startlöchern standen die Arbeiter beim Austausch des Bodenbelags des Promenadendecks auf Deck 6 unter den Rettungsbooten, die Paletten mit dem nötigen Zement standen bereit.
Der Kunstrasen am Pooldeck ist noch der alte und stellenweise recht abgenutzt. Eine Antwort auf die Frage, ob dieser Kunstrasen während der zweiwöchigen, zusätzlichen Zeit erneuert wird, war von AIDA vorerst nicht zu bekommen.
Generell gibt es auch noch größere Probleme mit den Wasser- und Abwasserleitungen, außerdem wohl in der Klimatechnik und Schiffselektrik. Für ein älteres Schiff ist das nicht untypisch. Unkalkulierbare Probleme kommen durch die vier Wochen Ruhezeit in der Werft hinzu, wenn ein so altes Wasser- und Abwassersystem wieder in Betrieb genommen wird. Verstopfte Abflussrohre führen zu kleineren Überschwemmungen und im schlimmsten Fall zu Rohrbrüchen, mal kommt nur heißes, mal nur kaltes Wasser. AIDA arbeitet – und das ist keine PR-Floskel, denn ich habe es mit eigenen Augen gesehen – mit Hochdruck daran, all diese Probleme zu beseitigen.
Zeit für Service-Training
Die Zeit der ersten längeren Reise kann AIDA auch dazu nutzen, das Service-Personal in den Restaurants weiter zu trainieren. Denn in den ersten Tagen an Bord in Palma de Mallorca zeigte sich recht deutlich, dass Restaurants mit Bedienung für die meisten AIDA-Crewmitglieder etwas recht Neues ist. Und so holperte es erheblich: bei der Aufnahme der Bestellungen ebenso wie bei den Wartezeiten auf die einzelnen Gänge. Denn die Köche in den Galleys müssen sich auf den Rhythmus von A-la-carte-Bestellungen umstellen. Beim Training hilft hier beispielsweise auch Starkoch Stefan Marquard als Berater und Coach.