Offensichtlich und naheliegend ist, dass die AIDAmira fast überall das typische Design eines AIDA-Kreuzfahrtschiffs bekommen hat. Durch die großzügigere Raumgestaltung und in der Tendenz etwas eleganterem Design hat die AIDAmira dennoch einen eigenen Charakter, der sich etwas von anderen AIDA-Schiffen unterscheidet.
Aus dem altbacken wirkendenden Café Eze auf der oberen Ebene des Atriums über der Rezeption wurde beispielsweise das frische Café Mare …
… aus der Bar Porquerolles entstand die moderne und lebendige Art Bar, die fließend in die Art-Gallery übergeht.
Die Mira Bar (ex Café Positano) ist dagegen recht ähnlich geblieben.
Sieht man sich insgesamt die Bilder der Costa Neoriviera im Vergleich zur AIDAmira an, stellt man fest, mit wie wenig Veränderungen sich teils auch ein komplett anderer, moderner und frischer Look erzeugen lässt. Vor allem der Austausch von Teppichböden und ein verändertes Farbenspiel verwandeln einen Raum von eher altmodisch zu jung und modern.
Restaurants: mehr Bedienung als Buffet
Vorausgeschickt: Zum Service an Bord der AIDAmira kann ich ehrlicherweise noch nicht viel sagen. Denn auch für die Crew ist das Schiff ganz neu, die Abläufe anders, die Technik teils noch fehleranfällig – auch, weil die Bestellungen sowohl im Restaurant als auch an den Bars über Smartphones aufgenommen und die Rechnungen darauf unterschrieben werden. Dieses System ist gut und auch für den Passagier sehr bequem, muss sich in den ersten Wochen aber erst noch einspielen.
Auch für die Selection-Schiffe neu ist das „Explorer“-Restaurant und die Idee dahinter. 80 Prozent der Passagiere will AIDA nämlich gerne in die Restaurants mit Bedienung am Tisch locken. Das Explorer-Restaurant ist dabei das Hauptrestaurant. Die Menüs wechseln hier täglich und sollen einen kulinarischen Bezug zum jeweiligen Fahrtgebiet haben. Analog zum Buffet-Restaurant sind das Essen und die Getränkeauswahl samt Bier und Tischwein im Reisepreis inklusive. Tischwein und Wasser stehen am Tisch bereit, für die restlichen Getränke gilt allerdings Selbstbedienung am Zapfhahn.
Bedienung am Tisch kombiniert AIDA im Explorer-Restaurant mit einem Buffet für Salate, Obst und Käse zur Selbstbedienung. Für das Galley-Personal ist das große Restaurant mit A-la-carte-Menü allerdings erst einmal eine Herausforderung. Denn die Abläufe sind hier ganz andere als in einer Galley fürs Buffet. Starkoch Stefan Marquard, der auch an den Menüs der Selection-Schiffe mitarbeitet, hilft hier aktuell beim Training.
Markt-Restaurant und Pool Grill
Das Markt-Restaurant als klassisches AIDA-Buffet gibt es aber auch auf der AIDAmira und hat sogar einen kleinen Außenbereich am Heck. Das Buffet ist in Inseln gestaltet, sodass man beispielsweise nicht in der Schlange für den Salat stehen muss, wenn man eigentlich ein Hauptgericht möchte, dass hinter dem Salat angeordnet ist.
Ein wenig eng präsentiert sich der Durchgang vom Restaurant-Eingang zum Buffet am Heck, weil hier seitlich im Gang zusätzliche Tische stehen – was allerdings auch schon auf der Costa Neoriviera so war und dort keine nennenswerten Engpässe verursacht hatte.
Der fast durchgehend geöffnete Pool Grill bietet Burger, Sandwiches, Salate sowie Pizza. Getränke gibt es hier allerdings nur von der Bar und damit kostenpflichtig – außer man holt sich etwas aus dem nicht weit entfernt liegenden Markt-Restaurant.
Die Herkunft des Schiffs von Costa hat bei der Pizza einen ganz handfesten Vorteil: Der Teig ist perfekt – dank einer Spezialmaschine für original italienische Mutterhefe, die AIDA mit dem Schiff übernommen hat.
Selection-Restaurant mit Anlehnung ans „Rossini“
Deutlich größer als bislang ist das Selection-Restaurant – auch, weil es auf der AIDAmira deutlich mehr Suiten und Junior-Suiten gibt, deren Passagiere hier bevorzugt und im Wesentlichen kostenfrei Zugang haben.
Immerhin knapp 200 Plätze bietet das Selection-Restaurant und hat – ebenfalls eine Neuerung – einen hübschen Außenbereich am Heck.
Passagiere, die nicht in einer Suite oder Junior-Suite wohnen, können das Selection als Spezialitäten-Restaurant gegen Aufpreis nutzen. Ein dreigängiges Menü kostet hier beispielsweise 24,50 Euro, sechs Gänge schlagen mit 34,50 Euro zu Buche. Für Suiten-Passagiere ist das Dreigang-Menü inklusive, für das Sechsgang-Menü werden zehn Euro Aufpreis fällig.
Die Preisgestaltung deutet es schon an: Das Selection-Restaurant soll sich auf der AIDAmira eher an AIDAs Spitzenrestaurant „Rossini“ orientieren, während auf den anderen Selection-Schiffen das dortige Preismodell erhalten bleibt, das Essen für Suiten-Passagiere also in jedem Fall inklusive ist, dafür aber Getränke extra berechnet werden.
Buffalo Steakhaus mit nur 45 Plätzen
Nebenan zum Selection-Restaurant liegt das Buffalo Steakhaus. Es ist mit 45 Plätzen relativ klein und soll eine exklusivere Menü-Auswahl als bisher bekommen, die jetzt an den ersten Tagen aber noch nicht zum Einsatz kam.
Das Steakhaus hat aber eine Verbindungstür zum Selection-Restaurant. So kann einerseits beim Frühstück das Steakhaus als zusätzlicher Raum für die Selection-Gäste genutzt werden, andererseits finden umgekehrt abends Steakhaus-Gäste notfalls zusätzlich im Selection-Restaurant Platz.
Entertainment
Wie auch auf den anderen Selection-Schiffen hat die AIDAmira kein Theatrium, sondern ein klassisches Theater mit rund 600 Plätzen. Die Shows dort gibt es also jeweils zweimal am Abend.
Auf der AIDAmira gibt es erstmals ein formatfüllendes LED-Display als Bühnenbild und die Bühnentechnik wurde während der Renovierung laut AIDA fast komplett erneuert. Die Shows sind daher teils speziell für die AIDAmira entwickelt worden, beispielsweise „London Calling“ mit Britpop aus den 1980er-Jahren. Zehn Künstler sind dafür an Bord: fünf Tänzer, vier Sänger sowie ein Violinist, der auch als Einzelkünstler auftritt.
Etwas schwierig ist die Anordnung der Sitzplätze im Theater: Bei den Sitzreihen wechseln sich relativ niedrige Bankreihen mit direkt davor angeordneten, höheren Dreh-Sesseln ab, was die Sicht der auf den Bänken sitzenden Passagiere nicht unerheblich einschränkt. Auch auf der Costa Neoriviera war das in ähnlicher Form schon so.
Livemusik gibt es auf der Mini-Bühne der Mira Bar sowie in der großen AIDA-Bar, die fast wie eine Showlounge wirkt. Der Bar-Tresen der AIDA-Bar hat zwar nicht die typische Stern-Form. Dafür gibt es hier aber eine Tanzfläche und eine kleine Bühne – ideal für Live-Musik am Abend.
Wellness-Bereich mit Sauna-Landschaft inklusive
Am umfassendsten wurden wohl das Spa und der Wellnessbereich auf der AIDAmira umgebaut und modern gestaltet. Hier ist von dem in die Jahre gekommenen Design auf der Costa Neoriviera kaum etwas übrig geblieben.
Die Anwendungsräume des Spas sind mit bodentiefen Panoramafenstern sehr attraktiv und auch im Fitness-Studio hat man freien Blick über den Bug aufs Meer.
Komplett im Reisepreis inkludiert ist die Nutzung des Wellness- und Sauna-Bereichs mit finnischer Sauna, Aromasauna und Dampfbad. Mit Ausnahme der Dampfsauna haben die Saunen und Ruheräume ebenfalls bodentiefe Panoramafenster.
Kabinen und Suiten
Alle Kabinen (übrigens laut AIDA auch die Crew-Kabinen) modernisiert und optisch neu gestaltet. In den Bädern wurden also beispielsweise neue Dusch- oder Badewannen eingebaut und Glastrennwände eingezogen, Teppiche ausgetauscht und Möbel erneuert. Bei Letzteren sind noch einige Nachbesserungen nötig, weil beispielsweise Türen teils schlecht schließen. Insgesamt zeigten sich an den ersten Tagen noch diverse Mängel in den Kabinen. AIDA hat nach der Absage der ersten beiden Reisen Zeit, diese Mängel zu beheben.
Details zu den Kabinen sind wohl am besten in unserer Bilder-Galerie zu sehen. Wir hatten Gelegenheit, eine Innen-Einzelkabine, eine Innen- sowie eine Außenkabine, eine Junior Suite mit Balkon sowie eine Suite zu fotografieren:
Die Mehrzahl der Kabinen auf der AIDAmira sind Innen- (240) und Außenkabinen (349). Balkone haben die zwölf Balkonkabinen sowie die 94 Junior-Suiten und 19 Suiten. Neu auf der AIDAmira sind für ein Schiff der Selection-Klasse sechs Einzelkabinen (Innenkabinen) sowie ein Concierge für die Suiten-Passagiere.
Die AIDAmira ist übrigens eines der Schiffe, bei denen man beachten sollte, dass einige Kabinen direkt unter dem Pooldeck liegen, sodass der morgendliche Lärm vom Aufbau der Sonnenliegen ebenso störend sein kann wie der Lärm eventueller Poolpartys am Abend.
Fazit mit ein paar offenen Fragen
Während Costa den Fokus vor allem auf Slow-Cruising und Destinationserlebnis gelegt hatte, fügt AIDA deutlich mehr Schiffserlebnis hinzu, beispielsweise die Spezialitätenrestaurants Selection und Buffalo Steakhaus, das neue Spa und der Sauna und Wellness-Bereich.
Das Design macht die AIDAmira optisch zu einem AIDA-Schiff, auch wenn Architektur und Raumaufteilung für AIDA-Fans aufgrund der anderen Herkunft des Schiffs ungewohnt bleibt. Der Vorteil dabei ist ein deutlich großzügigeres Raumgefühl in den meisten öffentlichen Bereichen.
Eine Stärke der AIDAmira sind auch die großen Außenflächen am Pool und auf den Sonnendecks (auch wenn sie Anfang Dezember noch am meisten von den Verzögerungen bei der Renovierung betroffen waren). Selbst das Markt-Restaurant und das Selection-Restaurant haben kleine, eigene Außenbereiche am Heck.
Nachdem ich gleich zu Beginn der dann abgesagten, ersten Reise an Bord der AIDAmira war, also quasi in einer Phase zwischen Werftaufenthalt und endgültiger Inbetriebnahme des Schiffs, lassen sich einige Aspekte nicht sinnvoll beurteilen, insbesondere der Service und die endgültige Behebung der noch vorhandenen Mängel. Insbesondere inwieweit das im Beitrag „AIDAmira: Fehlstart nach Verzögerungen in der Werft“ beschriebene Wasser- und Abwasser-Problem in den Kabinen in Ordnung kommt, kann ich aktuell nicht beurteilen – weder positiv, noch negativ. Das ist aktuell einfach unklar und muss sich dann auf der ersten Passagierreise zeigen.
AIDAmira: Fakten und Schiffsdaten
In Dienst gestellt wurde das Kreuzfahrtschiff im Juni 1999 als „Mistral“ für Festival Cruises. Über mehrere Stationen und Umbenennung in „Grand Mistral“ ging das Schiff an die Carnival-Tochter Ibero Cruceros und im November 2013 schließlich als „Costa Neoriviera“ zu AIDAs Schwester-Reederei Costa.
- Baujahr: 1999
- Bauwerft: Chantiers de ‚Atlantique, Saint-Nazaire, Frankreich
- Umbau zur AIDAmira: 30. Oktober bis 28. November 2019, San Giorgio del Porto in Genua
- Länge: 216 Meter
- Breite: 29 Meter
- Tiefgang: 7 Meter
- Tonnage: BRZ 48.200
- Passagierdecks: 9
- Gästekabinen: 714, darunter auch 6 Einzelkabinen
- Passagiere (bei Standardbelegung): 1.422