Azamara Cruises macht genau das, was deutschen Kreuzfahrt-Fans besonders wichtig ist: Fahrtgebiete intensiv und mit langen Liegenzeiten erkunden, kleine Häfen ansteuern und oft sogar über Nacht im Hafen bleiben. Und da ist noch mehr, was Azamara Cruises attraktiv macht. Es ist daher reizvoll, einen genaueren Blick auf diese kleine Reederei zu werfen, die hierzulande recht unbekannt ist. Ich war eine Woche mit der Azamara Journey unterwegs und das sind meine Eindrücke.
Auf den ersten Blick ist Azamara Cruises nur eine kleine amerikanische Reederei mit vier relativ alten Schiffen mit Baujahren 1999 bis 2001. Was also macht Azamara Cruises auch für deutsche Kreuzfahrer spannend und warum habe ich mich an Bord der Azamara Journey so wohl gefühlt?

In Ultrakurzfassung: herausragende Crew, großartiges Essen und außergewöhnliche Fahrtrouten. Ein paar Kompromisse muss man dafür in Kauf nehmen, die mit dem Alter der Schiffe zusammenhängen – aber das ist es wert. Warum, lesen Sie in diesem Beitrag.
Themen in diesem Beitrag:
- Warum ist Azamara Cruises einen genaueren Blick wert?
- Herzliche, souveräne Crew und guter Service
- Hohe Erwartungen an die Kulinarik noch übertroffen
- Und wo ist der Haken?
- Die Restaurants der Azamara Journey
- Bars, Lounges und Entertainment
- Pool, Sonnendeck und Promenade
- Spa und Fitness-Studio
- Treibstoff und Nachhaltigkeit
- Die wenig bekannte Entstehungsgeschichte von Azamara Crusies
- Mein persönliches Fazit zu Azamara Cruises und der Azamara Journey
- Azamara Journey: Fakten und Daten
Warum ist Azamara Cruises einen genaueren Blick wert?
Wenn ich hier über Azamara Cruises schreibe, dann fühle ich mich fast wie ein unfreiwilliger Reiseverkäufer: Mich hat die Reise auf der Azamara Journey wirklich beeindruckt. Azamara hat ein paar Vorzügen, die es wert sind, erzählt zu werden. Auf Kritikpunkte komme ich aber auch zu sprechen, keine Sorge.
Am wenigsten Worte muss ich eigentlich über Azamaras größte Stärke verlieren: Die besonderen Fahrtrouten sprechen für sich. Die Schiffe wie die Azamara Journey sind mit rund 700 Passagieren klein genug für selten angelaufene Häfen, oder auch für besondere Liegeplätze in größeren Häfen – auf meiner Reise beispielsweise in Malaga am Terminal direkt an der Uferpromenade statt etwas weiter draußen am großen Kreuzfahrtterminal.

Azamara Cruises sagt von sich selbst, die meisten Übernacht-Aufenthalte in Häfen oder sehr späte Abfahrtszeiten zu haben, nämlich bei 51 Prozent der Häfen, während die nächsten Mitbewerber hier nur auf 36 Prozent kämen. Ohne umfassend Kataloge auszuwerten, kann ich das nicht nachprüfen, es klingt aber plausibel, wenn man sich die Routen der Azamara-Schiffe genauer ansieht.

Im Mittelmeer gibt es beispielsweise acht- bis zehntägige Intensiv-Kreuzfahrten für Frankreich, Italien, Griechenland oder Kroatien, bei denen fast ausschließlich Häfen in diesen Ländern angelaufen werden, statt wie sonst oft üblich, in einer Woche das komplette westliche Mittelmeer abzufahren und dabei jedes Land quasi nur zu streifen.

„Own the night“ nennt Azamara die Möglichkeit, in angelaufene Städte eben nicht nur tagsüber zu erleben, sondern auch zum Sonnenuntergang, wenn die anderen Schiffe längst wieder auf See sind, Dinner und lokale Bars an Land zu erkunden. Während wir beispielsweise noch am Strand von Barceloneta spazieren gingen, sahen wir eines der Mega-Kreuzfahrtschiffe schon am Horizont verschwinden.

Für Passagiere, die abends nicht auf eigene Faust an Land verbringen wollen, bietet Azamara geführte, abendliche Landausflüge an.
Auf fast jeder Reise gibt es außerdem ein (im Reisepreis inkludiertes) Event für alle Passagiere an Land, die sogenannten „Azamazing Evenings“, an besonderen Orten, die man zumeist individuell überhaupt nicht besuchen kann. Auf unserer Reise waren wir beispielsweise zu Gast in der Finca mas Solers nahe Barcelona, einem Anwesen aus dem 13. Jahrhundert, einst ein Kloster, später unter anderem edles Spielkasino und heute Event-Location.










Empfang mit Cava und Häppchen, begleitet von spanischer Gitarrenmusik und Fotos mit dem Kapitän, eine Demonstration der katalanischen Tradition menschlicher Turmbauten namens „Castells“ und abschließend ein Konzert mit der katalanischen Variante des Flamenco, der „Rumba Catalana“.
Herzliche, souveräne Crew und guter Service
Der Kellner erinnert sich an den Inhalt eines Gesprächs von vor ein paar Tagen, an Essensvorlieben, den Lieblings-Drink, die Crew-Mitglieder merken sich schnell die Namen der Passagiere. Ein Kellner der Poolbar besorgt mir aus dem Buffet-Restaurant eine Tasse Tee, weil es den es an seiner Bar eigentlich gar nicht gibt.
Der Kabinensteward registriert auf erstaunliche Weise, wenn man die Kabine verlässt und ist mit dem Kabinenservice schon fertig, wenn man nur 30 Minuten später zurückkehrt; und nimmt sich immer Zeit für ein nettes Gespräch.
Das kommt Ihnen bekannt vor? Stimmt, das trifft in mancher Hinsicht auf viele Reedereien zu. Denn die Crew ist gerade auf kleineren Kreuzfahrtschiffen oft die Seele des Schiffs. Herzlicher und persönlicher Service, familiäre Atmosphäre machen viel aus auf einer Kreuzfahrt. Gelegentlich hält die Servicequalität als solche da nicht mit, wird nur durch Herzlichkeit und Familiarität ein wenig ausgeglichen.

Auf der Azamara Journey habe ich das auf einem noch höheren Niveau erlebt, während der Service als solcher weitgehend makellos war. Die Crew ist insgesamt angenehm souverän und selbstsicher. Sie erweckt den Eindruck, alles aus Überzeugung und eigenem Antrieb zu tun und nicht nur nach Standardabläufen, weil es ihnen so gesagt wurde. Und da fällt dann der Umgang mit ähnlichen Situationen durchaus unterschiedlich aus, weil die Crew feinfühlig erkennt, was in der konkreten Situation beim jeweiligen Passagier gerade am besten passt, ob der Passagier gerade eher zum Scherzen oder ein wenig Smalltalk aufgelegt ist, oder eher eine schnelle, pragmatische Reaktion erwartet.
Dieser Unterschied zu durchaus ebenfalls sehr gutem Service bei den meisten anderer Premium- und Luxus-Reedereien ist subtil und fällt einem zunächst gar nicht bewusst auf, bewirkt aber viel für den positiven Gesamteindruck.

Auch bemerkenswert: Die – wie es Azamara nennt – „Officer Visibility“ ist sehr hoch. Kapitän, Hoteldirektorin, Cruise Director beispielsweise drehen regelmäßig ihre Runden übers Schiff, sprechen mit Passagieren, nehmen sich für jeden Zeit. Das tun sie in einer Weise, die sehr herzlich und echt wirkt, ohne Standardfloskeln, sehr persönlich. Man hat nie den Eindruck, sie tun das nur, weil es nun einmal zu ihren Aufgaben gehört.
Hohe Erwartungen an die Kulinarik noch übertroffen
Beim Essen erwarte ich von einer Premium-Reederei hohe Qualität, zumal der Wettbewerb hier groß ist. Nicht zuletzt reklamiert ein Mitbewerber, der sogar vier baugleiche Schiffe wie Azamara in der Flotte hat, „the finest cuisine at sea“ zu haben. Meine Erwartungen an Azamara Cruises waren also hoch, wurden aber noch übertroffen.
Auch wenn man sich bei manchen Gerichten eine fantasievollere optische Präsentation wünschen würde: Die Zubereitung ist exzellent. Ich habe selten auf einem Kreuzfahrtschiff – auch im Hauptrestaurant – so ausgewogen und harmonisch gewürzte Gerichte gegessen wie auf der Azamara Journey.

Absolute Highlights sind aber die beiden zuzahlungspflichtigen Spezialitäten-Restaurants. Die französische Zwiebelsuppe im Steakhaus Prime C ist die geschmacklich ausgewogenste und beste, die ich je auf einem Kreuzfahrtschiff gegessen habe. Der mit Miso glasierte, chilenische Wolfsbarsch schlägt selbst Oceania Cruises‘ gleichnamiges Signature-Gericht deutlich. Mit beispielsweise dem Hummer mit Linguine in Sepiatinten-Sauce und Meeresfrüchten zeigt das italienische Aqualina, wie man selbst aus einem Pasta-Gericht ein großartiges, kulinarisches Erlebnis machen kann, das selbst dann noch großartig wäre, würde man den Hummer weglassen. Vor lauter Freude und Genuss habe ich tatsächlich vergessen, dieses Gericht zu fotografieren.

Nur bei Eiscreme könnte Azamara ein wenig zulegen – da ist die Reederei aber in guter Gesellschaft mit vielen anderen Reedereien. Am Pool gibt es Softeis, immerhin mit einer großen Auswahl an Toppings, im Buffet-Restaurant hat die Eiscreme eine ordentliche Qualität, ist aber eben nicht auf dem Niveau wie das übrige Essen an Bord.
So viel vegane Optionen wie kaum irgendwo anders
In einem Punkt hat Azamara Cruises aber sogar ein (beinahe) Alleinstellungsmerkmal. Auf der Azamara Journey gab es zu jeder täglich wechselnden Speisekarte im Hauptrestaurant eine vegane Variante – also die komplette, reguläre Speisekarte mit ähnlichen Gerichten, nur eben vegan, täglich wechselnd. Nur bei Seadream findet man eine ähnliche Vielfalt für Veganer.






Im Aqualina stehen mehrere vegane Gerichte ohnehin schon im regulären Menü und um Steakhaus gibt es tatsächlich ebenfalls ein umfassendes, veganes Menü mit Beyond Meat als Fleischersatz. Am Buffet sind vegane Gerichte deutlich gekennzeichnet und zum Frühstück gibt es sogar einen eigenen Vegan-Bereich, inklusive richtig guter, veganer Croissants.
Und wo ist der Haken?
Nach viel Positivem hört man in Zusammenhang mit Azamara Cruises immer denselben Kritikpunkt: Die Kabinen, insbesondere die Badezimmer seien nicht mehr zeitgemäß. Auf die Badezimmer trifft das zweifelsfrei zu, auch wenn sie gut gepflegt sind. Das Bad ist schlicht sehr klein, wenn man es mit Badezimmern auf neueren Kreuzfahrtschiffen nicht nur im Premium-Segment vergleicht.
Kleines Badezimmer, aber relativ geräumige Kabine
Das ist der Kompromiss, den man eingehen muss, wenn man mit Azamara Cruises fährt. Ganz persönlich finde ich: Das ist ein akzeptabler Kompromiss gemessen an den schon beschriebenen Vorzügen dieser Reederei und ihrer Schiffe wie der Azamara Journey.




Wobei das Bad ansonsten durchaus gut ausgestattet ist. Es gibt ein kleines Regal als Ablagefläche, Vergrößerungsspiegel, Elemis-Kosmetik, Wäscheleine, Dusche mit abnehmbare Duschkopf. Die Dusche ist recht beengt und hat lediglich einen Duschvorhang – für den Azamara aber ein gutes Material gefunden hat, das sich beim Duschen nicht an den Körper ansaugt, also eine sehr brauchbare Lösung im Rahmen der beengten Möglichkeiten.




Ich habe in einer Außenkabine mit Sichtbehinderung (Nr. 6047) gewohnt, die ich abgesehen vom Bad sogar als recht geräumig empfunden habe. Ein dreiteiliger Wandschrank bietet ausreichend Platz, ergänzt durch Fächer unter dem Fernseher, zwei vollwertige Nachtkästchen, und Schubladen in dem angenehm großen Spiegel-/Schreibtisch. Vor dem Bett ist genug Platz, um den Koffer bequem unter das Bett zu schieben.
Es gibt am Schreibtisch jeweils zwei Schuko- und US-Steckdosen. USB-Ladebuchsen habe ich ehrlicherweise nicht gefunden, laut einem unserer Leser ist aber jeweils eine USB-Buchse gut versteckt unter den Leuchten über dem Nachttisch vorhanden.
Bordsprache Englisch
Für deutsche Kreuzfahrer ist die Bordsprache oft ein heikles Thema. Und die ist bei Azamara Cruises Englisch, auch wenn die Hoteldirektorin der Azamara Journey eine Deutsche ist – die Hamburgerin Elisabeth Vogel, früher bei Sea Cloud Cruises. Weil Azamara internationaler werden will, soll es zunehmend deutschsprachiges Material geben: Tagesprogramm, Speisekarten. Aber Deutsch gesprochen wird an Bord nicht.
Das ist andererseits für viele auch ein positives Argument: Nämlich für alle, die im Urlaub gerne internationales Flair und kulturelle Vielfalt genießen, und ihren Urlaub bewusst nicht unter Deutschen verbringen wollen. Für sie ist die Bordsprache Englisch ein nicht unerheblicher Vorteil.
Alter der Azamara-Schiffe
Vom Alter der Schiffe sollte man sich nicht abschrecken lassen. Denn sie sind sehr gut gepflegt und stammen aus einer besonderen, sehr zeitlosen Baureihe, der R-Class von einst Renaissance Cruises. Alle acht Schiffe dieser Klasse sind aus gutem Grund noch in Dienst.

Das Design der Azamara Journey ist eher traditionell gehalten, mit dunklerem Holz, aber ohne viel Plüsch oder dunklem Leder. Nicht jedem gefällt das derzeit modische, sehr helle Design auf neuen Schiffen, das oft schon ein wenig kühl und distanziert wirkt. Geschmackssache also.

Die Restaurants der Azamara Journey
Das Essen auf der Azamara Journey habe ich bereits beschrieben. Was insgesamt auffällt, ist ein zwar traditionelles, aber dennoch modern wirkendes Design aller Restaurants.

Besonders positiv fallen dabei die Spezialitäten-Restaurant Prime C und Aqualina auf. Denn grundsätzlich sind die Räumlichkeiten dieser beiden Restaurants auf allen Schiffen der R-Class nicht optimal geschnitten: Dem Eingangsbereich folgt ein relativ schmaler Teil, der zum Heck hin in einem wiederum größeren Raum endet, der bodentiefe, schräge Fenster hat – mit schöner Aussicht aufs Meer, aber wenig Möglichkeiten, diesen Raum attraktiv zu gestalten. Deshalb wirken diese beiden Restaurants aus den R-Class-Schiffen oft ein wenig schlicht. Auf der Azamara Journey ist es aber gelungen, dennoch eine heimelige und hübsche Atmosphäre zu schaffen.



















Das italienische Aqualina und das Steakhaus Prime C kosten jeweils 49,95 Dollar, eine verpflichtende Servicegebühr wird nicht erhoben. Daneben gibt es Restaurant-Pakete für mehrmaligen Besuch der Spezialitäten-Restaurants mir dann Rabatten zwischen 20 und 25 Prozent. Für Passagiere der Kategorien Club World Owner’s Suite, Club Ocean Suite und Club Continent Suite sind Aqualina und Prime C ohnehin inklusive.
Tipp: Für Prime C, Aqualina und den Chef’s Table im Steakhaus sollte man sich frühzeitig um Reservierungen kümmern, denn die Restaurants sind schnell ausgebucht.
Daneben gibt es das Discoveries als klassisches Hauptrestaurant, ohne feste Tischzeiten innerhalb der Öffnungszeiten.

Vor dem Restaurant gibt es eine nette Bar, die Discoveries Bar, an der man sich die Wartezeit vertreiben kann, solle gerade einmal kein Tisch sofort verfügbar sein.













Als Alternative bietet sich immer das Buffet-Restaurant „Windows Café“ an, in dem es jeden Tag auch einen Bereich mit regionalen Spezialitäten passend zum jeweils angelaufen Hafen gibt.




Und in der Aussichtslounge „The Living Room“ auf Deck 10 gibt es den ganzen Tag und Abend über Häppchen, Sandwiches sowie nachmittags Gebäck und Scones zur Tea Time.
Am Pooldeck gibt es außerdem „The Patio“, überdacht, aber an der frischen Luft, mit Burgern (Tipp: Greek Burger mit Lamm-Patty, Feta, Oliven und Tzatziki), Sandwiches, Thunfisch-Wrap, Frühlingsrollen, Buffalo Wings (oder vegan: Blumenkohl-„Wings“), Nachos und Suppen. Hier gibt es auch eine Softeis-Station mit Toppings.

Erwähnenswert ist außerdem der im Reisepreis inkludierte 24-Stunden-Room-Service mit einer recht umfangreichen Auswahl an kalten und warmen Gerichten.







Und ein Abend der Reise steigt am Pooldeck die „White Night Party“ mit Dinner am Pool und Sonnendeck inklusive Holzkohlegrill und einem großen Dessert-Buffet.
Download vollständige Getränke- und Speisekarten, Azamara Journey, Mai 2025 (PDF) exklusiv für Mitglieder:
Bars, Lounges und Entertainment
Ein Grund, warum ich die R-Class-Schiffe wie die Azamara Journey so mag, ist die Bibliothek: „The Drawing Room“. Es ist für mich einer der schönsten Räume, die je auf einem Kreuzfahrtschiff gestaltet wurden, was natürlich persönliche Geschmackssache ist. Wer sich einfach mal zurückziehen und seine Ruhe in eleganter Atmosphäre ohne Musik, Entertainment oder Barbetrieb haben will, ist hier richtig. Ein Piano steht hier auch – und wer Lust hat, ist willkommen, selbst in die Tasten zu greifen.




Lebendiger geht es dagegen in der Aussichtlounge „The Living Room“. Mit einer großen Bar gibt es hier auch ganztägig Snacks, Afternoon Tea, Tanz-Kurse, Trivia-Games und Live-Musik am Abend mit einer dreiköpfigen Band plus Sängerin. Hier treten aber immer wieder auch andere Mitglieder der Entertainment-Teams auf. Es gibt eine kleine Bühne und eine Tanzfläche.




In den Living Room integriert, aber optisch etwas abgetrennt, ist der Card Room mit Tischen für Puzzle oder Brettspiele.

Zentral in dem sehr hübschen, gediegen gestalteten Atrium gelegen ist das Mosaic Café, das schon morgens Anlaufpunkt für den ersten Cappuccino und ein Schoko-Croissant ist.


Eine interessante Kombination aus Landausflugsberatung und Bar, inklusive Piano-Livemusik, the „The Den“.

Statt eines Theaters hat die Azamara Journey, wie oft auf kleineren Schiffen anzutreffen, eine große Lounge mit Bühne und Tanzfläche, die Cabaret Lounge. Hier finden vor allem die abendlichen Shows statt: Immer mit Live-Musik einer sechsköpfigen Band und mit dem Entertainment-Team aus drei Sängern und Sängerinnen sowie den ebenfalls als Sängern auftretenden Cruise Director und seinem Stellvertreter.




Angenehm fällt dabei auf, dass Azamara nicht versucht, aus der im Vergleich zu den Mega-Kreuzfahrtschiffen begrenzten Bühnenmöglichkeiten (immerhin mit einem großflächigen Video-Bühnenhintergrund) mehr herauszuholen, als möglich ist, sondern sich auf hochklassige Live-Musik konzentriert. Das sind gemeinsame Shows der Entertainer, aber auch Einzelshows der Sänger. Jeder und jede von ihnen ist auf ihre Art großartig, mit viel eigenem Charakter, den sie sympathischerweise auch ausspielen dürfen, was die Shows sehr persönlich und authentisch macht, ohne dabei Kompromisse in Sachen Qualität und Professionalität zu machen.

Die Discoveries Bar habe ich zum Zusammenhang mit dem Hauptrestaurant bereits erwähnt und natürlich gibt es auch eine Poolbar.
Eine Übersicht der Preise für Getränke auf der Azamara Journey, die nicht im Reisepreis inklusive sind, finden Sie in unserem Beitrag „Nebenkosten und Inklusiv-Leistungen bei Azamara Cruises“.
Download vollständige Getränke- und Speisekarten, Azamara Journey, Mai 2025 (PDF) exklusiv für Mitglieder:
Pool, Sonnendeck und Promenade
Am Pooldeck findet sich ein relativ kleiner, aber tiefer Pool sowie zwei Whirlpools, umgeben von dick gepolsterten Sonnenliegen. Davon gibt es sowohl in der Sonne als auch im Schatten so viele, dass man selbst an einem sonnigen Seetag eigentlich immer einen freien Platz findet.

Positiv fällt am Pooldeck auf, dass Musik nur sehr derzeit im Hintergrund läuft und trotz vorhandener Bühne typischerweise auch keine Poolband spielt. So kann man einen Nachmittag am Pool ganz in Ruhe mit Lesen oder Dösen und mit ein paar Drinks von der Poolbar oder einem Softeis verbringen.

Im hinteren Teil des Pooldecks an Steuerbord liegt das Außenrestaurant „The Patio“, während es an derselben Stelle an Backbord überdachte, also schattige Sofa-Sitzgruppen gibt. Für Raucher ist vorne neben der Poolbar eine Sofa-Sitzecke eingerichtet – eine gemütliche Ecke an attraktiver Stelle, ohne die Nichtraucher zu stören.

Ein Deck höher gibt es ein umlaufendes Sonnendeck zum Spazierengehen und Joggen, ohne Liegestühle. In einer Ecke gibt es dort auch eine Tischtennisplatte und eine Dart-Scheibe.

Noch ein Deck höher mit Blick zur Seite und nach vorne findet sich ein Sonnendeck mit Liegestühlen und einigen Lounge-Muscheln.

Wer auf der Azamara Journey einen der Vorzüge älterer Schiffe erwartet wird allerdings enttäuscht: Echtholz gibt es auf den Außendecks nicht – auch nicht an einem meiner Lieblingsplätze, der Promenade auf Deck 5.

Auf beiden Seiten des Schiffs gibt es Sonnenliegen unter den Rettungs- und Tenderbooten im Schatten. Wem selbst das bei Azamara recht ruhige Pooldeck noch zu turbulent ist, findet hier vollkommene Ruhe inklusive Meeresrauschen.
Spa und Fitness-Studio
Das Fitness-Studio ist einer der Bereiche, in denen sich unauffällig zeigt, wie fortschrittlich die R-Class-Schiffe damals bei Indienststellung waren – es ist nämlich selbst für heutige Verhältnisse in Relation zur Passagierzahl recht groß.







Ein Highlight des „The Sanctum“-Spa ist der Außenbereich mit großen Whirlpool mit freiem (verglastem) Blick nach vorne aus Meer.
Treibstoff und Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist für ältere Kreuzfahrtschiffe eine größere Herausforderung als für Neubauten. Insofern ist das Erfüllen insbesondere der zunehmend strikter werden Treibstoff-Vorschriften vor allem eines: teuer für die Reederei.
Die Azamara Journey fährt mit Marinediesel (MGO) und mischt nachhaltiges HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) bei, um die CO2-Vorschriften der EU und bald auch der IMO weltweit zu erfüllen.
Günstig wirkt sich für Azamara Cruises in diesem Zusammenhang aus, dass die Schiffe im Durchschnitt relativ kurze Strecken und relativ langsam fahren, was den Treibstoffverbrauch deutlich senkt.

Gern gesehen ist Azamara auch in den Häfen: Wegen der vielen Aufenthalte über Nacht oder bis spät in den Abend hinein bringen die Passagiere mehr Umsatz für die lokale Wirtschaft als Schiffe, die bereits um 17 Uhr wieder ablegen. Zudem kauft Azamara eigenen Angaben zufolge auch viele der Lebensmittel jeweils lokal ein.
Nicht nur nachhaltig, sondern auch für die Passagiere sehr praktisch: Auf der Azamara Journey stehen in den Kabinen wiederverwendbare Trinkflaschen bereit, die man an insgesamt 24 Wasserspendern in den Kabinengängen nachfüllen kann. Auf den übrigen Azamara-Schiffen werden diese Wasserspender in den kommenden Monaten ebenfalls eingeführt.
Die wenig bekannte Entstehungsgeschichte von Azamara Crusies
Wenig bekannt ist, wie Azamara Cruises im Jahr 2007 eigentlich entstanden ist. Denn eigentlich sollte es gar keine neue Kreuzfahrtmarke werden. Vielmehr hatte Royal Caribbean den Plan, zwei Schiffe von Renaissance Cruises zu kaufen und als Celebrity Quest und Celebrity Journey in die Flotte von Celebrity Cruises zu integrieren. Öffentlich kommuniziert wurde dieser Plan nie.

Relativ kurzfristig, nämlich erst fünf Monate vor Indienststellung der zwei Schiffe, entschied der damalige Royal-Caribbean-Chef Richard Fain sich anders: Eine neue Kreuzfahrt-Marke sollte Oceania Cruises Konkurrenz machen. Und so entstand Azamara Cruises, später als „Azamara Club Cruises“ firmierend, mit der Azamara Quest und der Azamara Journey als Tochterunternehmen der Royal-Caribbean-Gruppe.
Einen versteckten Hinweis auf die Celebrity-Planungen findet man aber noch heute auf den Schiffen: Das „C“ im Namen des Steakhauses „Prime C“ stand einst für „Celebrity“ – und weil der Name für das Steakhaus so eingängig war, hat man daran bis heute nichts geändert.

2018 kam die Azamara Pursuit neu in die Flotte, 2021 die Azamara Onward. Im März 2021 verkaufte Royal Caribbean die Premium-Reederei schließlich an den Investor Sycamore Partners. Seitdem ist Azamara Cruises unabhängig.
Mein persönliches Fazit zu Azamara Cruises und der Azamara Journey
Auch wenn ich mich aus verschiedensten Gründen für ganz unterschiedliche Kreuzfahrt-Konzepte begeistern kann, von ganz kleinen Schiffen bis hin zu den riesigen, schwimmenden Ressorts auf See: Das Konzept von Azamara Cruises trifft meinen ganz persönlichen, privaten Geschmack bei Kreuzfahrten ziemlich gut.

Die Azamara Journey ist ein relativ kleines Schiff mit herzlicher, familiärer Atmosphäre, dennoch aber sehr professionell und ohne sich anzubiedern. Es bietet viel Live-Musik, gute Cocktails an der Bar, Außergewöhnliches und Überraschendes in den Restaurants. Und das intensive Erleben der jeweiligen Fahrtregion steht im Mittelpunkt – was aber auch ein wenig Umstellung bedeutet, denn wenn das Schiff bis spät abends im Hafen liegt, muss man ein wenig mit Gewohnheiten brechen, um diesen Vorteil auch zu nutzen. Unter anderem mit eigenen Abendausflügen macht Azamara einem das aber auch einfacher.

Und Azamara Cruises hat ein sehr internationales Publikum. Die 636 Passagiere auf meiner Reise kamen aus 29 verschiedenen Ländern. Der überwiegende Teil kam aus englischsprachigen Herkunftsländern wie USA, Kanada, Australien und Großbritannien. Aber auch beispielsweise aus Neuseeland, Chile, Mexiko, Brasilien, Südafrika, der Ukraine kamen Passagiere, und einige auch aus Deutschland. Das macht eine Kreuzfahrt für mich noch reizvoller.

Was mir ebenfalls gut gefällt: Entgegen dem allgemeinen Trend läuft auf der Azamara Journey nicht ständig und überall Hintergrundmusik, schon gar nicht sonderlich laut. Ich finde es sehr angenehm, wenn man auch mal ganz für sich selbst sein kann, ohne ständig beschallt zu werden.

Und noch eine Kleinigkeit, wenn auch für manche eine ganz wichtige und schöne: Die Abdeckung am Pool wird schon um 6 Uhr entfernt. Ein paar (kurzen) Schwimm-Runden früh morgens steht also nichts entgegen.

Ich hatte während meiner Reise auf der Azamara Journey die Gelegenheit, ausführlich mit Azamaras CEO Dondra Ritzenthaler und anderen Verantwortlichen zu sprechen. Mein Eindruck daraus: Azamara Cruises hört sehr genau auf das Feedback seiner Passagiere, interessiert sich wirklich dafür und kann Anpassungen wegen flacher Hierarchien und mit einer relativ kleinen Flotte auch schnell umsetzen.

Damit gelingt es Azamara besser als den meisten anderen, ein in sich sehr schlüssiges Konzept durchzuziehen und bis ins Detail zu optimieren. Das einzige, was sich nicht ändern lässt, ist die Größe der Badezimmer in den Kabinen. Aber mit diesem Kompromiss kann man, finde ich, ziemlich gut leben, wenn dafür so viel anderes an Bord so gut gelingt wie hier.
Azamara Journey: Fakten und Daten
Die Azamara Journey stammt, wie ihre Schwesterschiffe Onward, Pursuit und Quest aus der R-Class der schon 2001 in Folge der 9/11-Anschläge insolvent gegangenen Reederei Renaissance Cruises. Vier dieser Schiffe fahren für Oceania, vier für Azamara. Bei Azamara machen diese vier Schiffe die komplette Flotte aus, bei Oceania Cruises weniger als die Hälfte der Bettenkapazität und die Reederei mustert diese Schiffe mutmaßlich nach und nach aus, beginnt 2027 mit der Insignia.

- Baujahr: 2000, bei Azamara seit 2007
- Zuletzt renoviert: 2014
- Bauwerft: Chantiers de l’Atlantique, Saint-Nazaire, Frankreich
- Frühere Namen: R Six (Renaissance Cruises), Blue Star & Blue Dream (Blue Star Cruises / Pullmantur Cruises)
- Flagge: Malta
- Tonnage: BRZ 30.277
- Länge: 181 Meter
- Breite: 25,46 Meter
- Tiefgang: 5,95 Meter
- Kabinen: 352 (46 Suiten, 201 Balkonkabinen, 79 Außenkabinen, 26 Innenkabinen)
- Passagiere: 702 (bei Doppelbelegung)
- Crew: circa 400
Hallo Franz,
das ist kein Kommentar – nur ein Hinweis auf einen kleinen Tippfehler, der sich eingeschlichen hat ;-)
-> „Eine Übersicht der Preise für Getränke auf der Azamara Journey, ….., finden Si ein unserem Beitrag…“
Danke für den tollen Bericht und alles Gute!
@Peter: Danke, hab’s korrigiert :-)
Hallo Franz,
wir fahren schon lange Azamara und können nur voll und ganz bestätigen was Du berichtet hast. Die vielen besonderen Azamasing Evenings bleiben in Erinnerung. Die White Nights in Monte Carlo und Santorin werden wir nie vergessen. Übrigens: da wir fast alle Hotel Manager kennen werden wir regelmäßig kostenfrei in die Spezialitäten Restaurants eingeladen. Das Loyality Azamara Circel Programm ist sehr gut und bietet viele Vorteile. Die Freundliche Crew ist besonders hervorragend.
LG Alfredo