Eigentlich sollte ab 2026 für die Unesco-Welterbe-Fjorde in Norwegen ein komplettes Emissionsverbot für Kreuzfahrtschiffe gelten, vor allem also für den Geirangerfjord. Nun hat die norwegische Regierung die Null-Emissions-Vorschrift für 2026 gekippt und um sechs Jahre auf 2032 verschoben. Kleine Schiffe bis BRZ 10.000 müssen sich aber bereits ab 2026 daran halten.
Das norwegische Umweltministerium begründet die Entscheidung damit, dass die großen Schiffe 2026 noch nicht über Technologie verfügten, die einen emissionsfreien Betrieb ermögliche: „Das Parlament hat beschlossen, bis 2026 Emissionsfreiheitsanforderungen für Touristenschiffe und Fähren einzuführen und gleichzeitig die Welterbe-Fjorde als Anlaufhafen zu sichern. Daher ist eine schrittweise Einführung der Anforderung erforderlich, da für die größten Schiffe noch keine ausreichende Technologie vorhanden ist.“
Tatsächlich hatte das norwegische Parlament bereits 2018 beschlossen, ab 2026 nur noch emissionsfreie Schiffe in die Unesco-Weltnaturerbe-Fjorde fahren zu lassen. Neben dem für die Kreuzfahrt relevanten Geirangerfjord betrifft das auch vier weitere Fjorde: Nærøy-, Aurland- und Synnulvsfjord sowie ein Teil des Tafjords.
Falls technisch möglich, sollte die Null-Emissions-Regel sogar noch früher greifen. Stattdessen wurde schon bald nach dem Beschluss bereits über eine Fristverlängerung für Schiffe diskutiert, die den Stichtag 1. Januar 2026 nicht schaffen würden.
Mit Biogas selbst ab 2032 nicht komplett emissionsfrei
Ende August 2024 kam nun der Bruch mit der ursprünglichen Regelung: Nicht 2026, sondern erst 2032 soll das Emissionsverbot in den Fjorden nun gelten, teilte das Umweltministerium mit. Und selbst nach 2032 müssen die Schiffe nicht komplett emissionsfrei fahren – nämlich dann nicht, wenn sie Biogas als Treibstoff verwenden. Immerhin gibt es eine Abnahmepflicht für Landstrom, sofern der jeweilige Hafen damit ausgestattet ist.
Ausgenommen von der Terminverschiebung sind lediglich kleinere Passagierschiffe und Fähren mit einer Tonnage bis BRZ 10.000: Sie müssen sich tatsächlich ab 2026 an die Null-Emissions-Vorschrift halten.
Vor allem die Grenze von BRZ 10.000 ist nicht unbedingt nachvollziehbar: Bereits 2022 fuhr erstmals ein Passagierschiff nur mit Energie aus Akkus in den Geirangerfjord. Die Havila Castor mit einer Tonnage von BRZ 15.519 bewies damit, dass die dafür nötige Technologie auch für zumindest etwas größere Schiffe bereits vier Jahre vor Inkrafttreten des Emissionsverbots existierte.
Harte Kritik kommt von Bent Martini, CEO von Havila Voyages
Bent Martini, CEO von Havila Voyages, ist denn auch verärgert und äußert in einer Pressemitteilung sein Unverständnis für die Entscheidung des norwegischen Umweltministeriums: „Dies ist ganz einfach ein Skandal für das Engagement der norwegischen Regierung für die Umwelt. Die Behörden haben den Beteiligten viele Jahre Zeit gegeben, um Lösungen zu finden, aber am Ende haben rein kommerzielle Erwägungen den Ausschlag gegeben. Dies ist ein Sieg für diejenigen, die sich nicht getraut haben, in eine grünere Zukunft zu investieren.“
Schlimmstenfalls könne diese Entscheidung, so Martini, auch die Entwicklung beispielsweise von Wasserstoffprojekten und der Wasserstoffproduktion entlang der Küste verzögern, da ein konkreter Bedarf erst in ferner Zukunft bestehe, wenn die Regierung glaube, man könne Klimaneutralität durch Verwendung von Biogas mit emissionsfreien Kraftstoffen gleichsetzen. Das wiederum werde die Fähigkeit der norwegischen Schifffahrt verzögern, die richtigen Schritte zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu unternehmen, damit Norwegen seine Ziele für 2050 erreiche.