Das hierzulande noch weitgehend unbekannte Emirat Ras Al Khaimah will möglichst bald ein neues Ziel für Kreuzfahrtschiffe werden. Haitham Mattar, CEO der Ras Al Khaimah Tourism Development Authority, erklärt im cruisetricks.de-Interview, wie er das schaffen will und warum das Emirat ganz anders ist als beispielsweise Dubai oder Abu Dhabi.

Interview: “Wir haben Natur, Berge, Wüste und wunderschöne Strände”
2011 entstand das Tourism Board und Tourismus gewann an Bedeutung und begann, seinen Teil zum Bruttoinlandsprodukt beizutragen. Wir sind vor etwa einem Jahr eingestiegen. Und als wir uns umsahen, ist man überall davon ausgegangen, dass das Emirat viele Strandressorts, Strände zu bieten hat, mehr nicht. Aber wir können so viel mehr bieten, etwas was Geschichte angeht. Wir haben aber auch die höchsten Berge innerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate, bis 1.910 Meter hoch. Die räumliche Nähe von Bergen, Meer und Wüste ermöglicht es uns, den Menschen ein vielfältiges Angebot zu machen für eine Menge von Aktivitäten, die sie innerhalb eines kurzen Zeitraums machen können.
Wir haben auch eine sehr schöne Altstadt. Die ist echt, das ist nicht künstlich errichtet. Es ist, was es ist aus der Zeit, als es ursprünglich entstand. Es wurde nicht restauriert, es wurde nicht beeinflusst, es ist genau im ursprünglichen Zustand. Man sieht immer noch die Fischer vom Meer kommen und die Fische zum täglichen Verkauf bringen. Man sieht die Menschen Gewürze verkaufen und das Kunsthandwerk, das in Ras Al Khaimah entsteht. Und man sieht Menschen Datteln verkaufen. Wir haben Dattelfarmen und es gibt tatsächlich 18 verschiedene Sorten von Datteln.
(Alle Bilder: Ras Al Khaimah Tourism Development Authority)
Wir sind ein mehr bodenständiges, authentisches Emirat, das es geschafft hat, seine arabische Authentizität, seine Kultur, seine Traditionen zu erhalten. Es ist das reichste Emirat in Hinblick auf historische Stätten. Wir haben auch ein komplettes Dorf, das so erhalten ist, wie die Emirati ursprünglich lebten, vor 200 Jahren, bevor das Öl in der Region entdeckt wurde.
Das ist wirklich aufregend für Kreuzfahrt-Passagiere zu sehen, wie die Leute in Abu Dhabi in netten, glänzenden Türmen leben und dann kommen sie hier her und sehen, wie die Menschen früher gelebt haben. Das macht es spannend zu sehen, wie wir mit einfachsten Einrichtungen und minimaler Infrastruktur vom Fischen und Perlen-Tauchen lebten. Das ist ein Dorf mit Moscheen, Wachtürmen, Häusern, alten Souks. Wir sind gerade dabei, dieses Dorf zu restaurieren, und zwar mit den gleichen Werkzeugen und Techniken, wie die Häuser ursprünglich errichtet wurden.
Menschen, die mit einer Kreuzfahrt hier her kommen, können all diesen Reichtum an Kultur, Ursprünglichkeit und Geschichte sehen und erleben. Was die Menschen hier anzubieten haben, ist phänomenal. Und noch eine Sache möchte ich erwähnen: In Ras Al Khaimah leben mehr Einheimische, weswegen man viel mehr Einheimische trifft als in den meisten anderen Emiraten. Für Menschen, die hier während einer Kreuzfahrt Halt machen, können mehr mit Einheimischen interagieren, die ihnen Empfehlungen geben, wo sie hingehen, was sie sich anschauen können – mehr als in anderen Emiraten.
Machen Sie sich keinen Sorgen, dass die große Zahl an Kreuzfahrtpassagieren genau das recht schnell kaputt machen, allein durch die schiere Masse an Besuchern?
Unser Terminal ist für kleine bis mittelgroße Schiffe geeignet, Schiffe bis 1.500 Passagiere. Diese Schiffe laufen heute Abu Dhabi und Dubai an. Aber das sind die Schiffe, die wir ansprechen wollen – nicht die riesigen 5.000-Passagiere-Schiffe. Wir arbeiten auch sehr eng mit Touranbietern an Land zusammen um sicherzustellen, dass die Menschen von den Schiffen verschiedene Dinge an Land tun können, aber jeweils in verschiedenen Gegenden, damit nicht alle gleichzeitig am selben Ort sind. Es gibt so viel in den verschiedenen Teilen der Stadt zu sehen, sodass wir 200 Menschen da, 100 Mensch hier, 50 Menschen dort haben können und die zirkulieren. Wir können das organisieren, dass die Menschen nicht die vielen, schönen Ecken der Stadt überfluten, wenn sie durch kleine Gassen laufen.
Wir danken Haitham Mattar für das Interview, das wir mit ihm in einem Münchner Hotel geführt haben.
Der gebürtige Libanese mit US-amerikanischem Pass Haitham Mattar war bis 2015 für Hilton Worldwide als Senior Vice President of Sales and Marketing im Mittleren Osten, Afrika, Osteuropa, der Türkei und Russland tätig. Als CEO der Ras Al Khaimah Tourism Development Authority kümmert er sich jetzt darum, das Emirat bekannter zu machen und möglichst bald auch kleinere mit mittelgroße Kreuzfahrtschiffe ins Land zu bringen.
Geheimtipp Ras Al Khaimah
Wer Ras al Khaimah übrigens schon während einer Kreuzfahrt schon will, bevor die ersten Schiffe dort direkt am Cruise Terminal anlegen: Von Dubai ist es nur rund eine Autostunde bis hierher.
Für einen Urlaub an Land überwiegen in Ras Al Khaimah die Hotels der Mittelklasse – keine aufwändigen und damit übertrieben teuren Luxus-Hotels wie an anderer Stelle in den Emiraten. Und die erschwinglichen Hotel liegen hier auch mal direkt am Strand. Nur hat sich das bis zu uns noch nicht herumgesprochen …