Der legendäre Ocean Liner SS United States wird wahrscheinlich vor der Golfküste Floridas im Meer versenkt und soll dort als künstliches Riff zur Touristen- und Taucher-Attranktion werden. Vorausgegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit um den Liegeplatz der SS United States in Philadelphia und der letztlich vergebliche Versuch, eine wirtschaftlich tragbare Lösung für das Schiff zu finden.
Es sind dramatische Tage für den legendären Ocean Liner SS United States, der seit 1996 in Philadelphia liegt. Eigentlich hatte ein Gericht angeordnet, dass die SS United States die Pier 82 dort zum 12. September 2024 verlassen muss. Der Eigentümer der Pier hatte wegen ausstehender, wenn bis dahin auch strittige, Liegegebühren geklagt. Neue Deadline für den Liegeplatz in Philadelphia ist nun der 12. Dezember 2024.
Dann ging die SS United Conservancy, Eigentümer des Schiffs, zum Gegenangriff über: Sie wirft dem Pier-Eigentümer Penn Warehousing vor, mit einer Art Lösegeldforderung in Höhe von drei Millionen Dollar absichtlich einen kurz vor dem Abschluß stehenden Vertrag zum Verkauf des Schiffs nach Florida torpediert zu haben.
Der gerichtlich festgesetzte Termin 12. September ist verstrichen, die SS United States liegt nach wie vor wie vor in Philadelphia. Ein vom Gericht eingesetzter Mediator vermittelte zwischen Penn Warehousing, der SS United States Conservatory und dem Käufer, Okaloosa County in Florida. Am 1. Oktober 2024 haben nun Okaloosa County und Conservatory einen bedingten Vertrag über den Kauf des Schiffs abgeschlossen, was es sehr wahscheinlich macht, dass die Pläne für den ehemaligen Oceanliner umgesetzt werden, nämlich vor der Golf-Küste von Florida versenkt als künstliches Riff für Tauchtouristen zu enden.
Der Deal hängt nun noch vom Abschluß der nicht-öffentlich geführten Mediation ab. Update: Ein Einigung wurde in der Mediation inzwischen erzielt.
Und bevor der Oceanliner in Florida versenkt werden darf, muss er ein Überprüfung in Hinblick auf Umweltverträglichkeit bestehen. Laut New York Times findet diese Prüfung vermutlich in Norfolk, Virginia, statt, bevor das Schiff ihren Weg nach Florida antreten kann.
SS United States als künstliches Riff vor dem Destin-Fort Walton Beach
Geht alles glatt, dann wird die SS United States also bald zu einem künstlichen Riff vor dem Destin-Fort Walton Beach an der Golfküste von Florida nahe der Grenze zu Alabama. Mit einem begleitenden Museum an Land, das von SS United States Conservatory konzipiert wird, soll das historische Schiff gewürdigt werden. Das Okaloosa County in Florida übernimmt das Schiff für eine Million Dollar. Das Schiff muss die Pier in Philadelphia bis 12. Dezember 2024 verlassen haben, sonst droht eine Strafe von 100.000 Dollar, zusätzlich zu den laufenden Liegegebühren.
Mit dem künstlichen Riff, das aus dem historischen Schiff entstehen soll, und dem Museum will das County sowohl Taucher als auch Touristen in die Region bringen. Ein ähnliches Projekt im nahegelegenen Pensacola, wo der frühere Flugzeugträger USS Oriskany als künstliches Riff versenkt wurde, soll allein 10.000 Taucher jährlich anlocken.
Penn Warehousing, Betreiber der Pier 82 in Philadelphia, an dem die SS United States bereits seit 1996 liegt, hatte den Eigentümer des Schiff verklagt, weil sich deren Schulden für die Liegegebühren inzwischen offenbar auf 700.000 Dollar summiert hätten. In ihrem ersten Vertrag mit Penn Warehousing waren 2011 tägliche Dockinggebühren von 850 vereinbart worden, 2021 stieg der Betrag dann auf 1.700 Dollar. Die Conservancy argumentierte vor Gericht, der höhere Betrag sei nie mit ihr verhandelt und deshalb auch nicht gezahlt worden. Dennoch ordnete ein Gericht letztlich im Frühjahr 2024 an, das Schiff habe bis zum 12. September 2024 die Pier zu verlassen.
Eine Herausforderung dürfte nun der Transport des historischen Ocean Liners von Philadelphia in den Golf von Mexiko werden. Zunächst muss die SS United States in Philadelphia unter der sehr niedrigen Walt Whitman Bridge hindurch und dann während der noch laufenden Hurrikane-Saison entlang der US-Ostküste rund um Florida in den Golf von Mexiko gebracht werden.
„Reefing würdiger als Abwracken“
Der Eigentümer, SS United States Conservatory, erklärte die Entscheidung bereits davor wie folgt: „Das Reefing ist nicht das von der Conservancy bevorzugte Szenario für die SS United States. Um das Schiff sicher über Wasser zu halten, haben wir landesweit intensiv nach einem neuen, vorübergehenden Standort gesucht – eine Suche, die bisher keine brauchbaren Alternativen ergeben hat. Da wir von Penn Warehousing gezwungen wurden und das Abwracken die einzige realisierbare Option ist, halten wir das Reefing für das würdigere Ergebnis.“
Zuletzt hatte SS United States Conservatory nach eigenen Angaben fünf Jahre lang gemeinsam mit dem Immobilienentwickler RXR Realty und kürzlich mit MCR Hotels nach einem wirtschaftlich tragfähigen Entwicklungsplan für das Schiff gesucht, vergeblich.
Wie das Schiff aktuellen im Inneren aussieht, hat Schiffshistoriker Peter Knego in einem Youtube-Video dokumentiert …
… und Drohnenaufnahmen von außen sind in doeem Video zu sehen:
Die SS United States – eine Legende mit bewegter Geschichte
Im Juli 1952 fuhr die SS United States auf ihrer Jungfernfahrt in nur 3 Tagen, 10 Stunden und 40 Minuten über den Atlantik von New York nach England. Damit übernahm das Flaggschiff der United States Line das Blaue Band für die schnellste Atlantik-Überquerung von der Queen Mary, die diesen Rekord seit 1938 gehalten hatte. Für den Rückweg brauchte die SS United States nur 92 Minuten länger – nämlich 3 Tage, 12 Stunden und 12 Minuten.
Diese Rekorde stehen bis heute ungefährdet. Kein modernes Kreuzfahrtschiff wäre in der Lage, diese Zeiten auch nur annähernd zu erreichen. Denn dazu wäre eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 35 Knoten (65 km/h) nötig – schnelle, moderne Schiffe machen aber nur um die 25 Knoten in der Spitze. Die SS United States schaffte es angeblich auf bis zu 44 Knoten. Zweifelsfrei dokumentiert ist das aber nicht.
Wie bei so vielen legendären Schiffen warfen hohe Kosten, Konkurrenz durch Flugzeuge und nicht zuletzt Streiks und Ärger mit Gewerkschaften die SS United States aus dem Geschäft. Am 2. November 1969 brach sie in Bremerhaven zu ihrer letzten Passagierfahrt nach New York auf und dämmert heute – nach mehreren Eigentümer- und Ortswechseln – in Philadelphia vor sich hin.
Ein Youtube-Video zeigt historische Aufnahmen der SS United States auf einer Atlantiküberquerung von Bremerhaven nach New York im Jahr 1965:
The Big U ist der Spitzname der SS United States, die nun schon seit Juli 1996, also seit rund 28 Jahren, am Delaware River in Philadelphia an Pier 82 auf Rettung hofft. Doch spätestens seit 2010 sah es eher so aus, als würde der altehrwürdige Stahl und die über 2.000 Tonnen Aluminium der SS United States als Rohstoff bei einem Recycling-Unternehmen landen. Vielleicht an einem für Schiffe so albtraumhaften Ort wie Alang in Indien. Die SS Independence hat diesen Weg bereits angetreten: sie wurde noch einmal umbenannt in „Oceanic“ und 2008 zum Verschrotten nach Südost-Asien verkauft.
Comeback in Hawaii gescheitert
Ihr großes Comeback hätte die SS United States feiern können, wäre NCLs Hawaii-Plan aufgegangen: Als Norwegian Cruise Line (NCL) die SS United States 2003 kaufte, waren die Hoffnungen groß. NCL kündigte an, den legendären Ozean-Liner zu renovieren und gemeinsam mit drei weiteren Schiffen unter US-Flagge bei NCL America für Hawaii-Kreuzfahrten einzusetzen. Sogar ein fünftes Hawaii-Schiff hielt man damals wohl für denkbar und kaufte die von der Verschrottung bedrohte SS Independance. Doch der erwartete Erfolg blieb aus, heute hat NCL America nur noch ein Schiff, die Pride of America, in Hawaii.
SS United States Conservatory
Fans des legendären Ozean-Liners suchen seit vielen Jahren nach einer Möglichkeit, die SS United States vor der drohenden Verschrottung zu retten. Die SS United States Conservancy kämpft mit prominenter Unterstützung wie dem (inzwischen verstorbenen) TV-Anchorman Walter Cronkite für die Rettung des Schiffs. Drei Millionen Dollar wären nach Schätzungen der Organisation von 2016 nötig gewesen, um das Schiff kaufen und erhalten zu können. Die SS United States Foundation, die ebenfalls zwölf Jahre lang für den Erhalt des Schiffe gekämpft hatte, löst sich Ende März 2010 auf. Man wolle nun alle Energie darauf verwenden, SS United States Conservancy zu unterstützen.
Im März 2010 hatte NCL laut The Baltimore Sun noch einmal bestätigt, dass die SS United States über einen Makler zum Verkauf angeboten werde und man einen amerikanischen Käufer bevorzuge. NCL habe das Schiff der SS United States Conservancy bereits für 1,5 Millionen Dollar angeboten – selbige diese Summe aber bislang nicht aufbringen kann. Ansonsten scheint außer Schrotthändlern wohl niemand sonst in das Schiff mit dem so hohen ideellen und nostalgischen Wert investieren zu wollen.
Im Februar 2011 kam nach jahrelangem Bangen um die Oceanliner-Legende die Nachricht: SS United States Conservancy hat das Schiff von Genting Hong Kong für drei Millionen Dollar gekauft. Die SS United States sollte umgebaut werden zu zu einem Hotel-, Shopping- und Museums-Komplex. Für den Umbau des Schiffs rechnete die Organisation mit einigen hundert Millionen Dollar – vergleichbar mit den Kosten für ein ähnlich großes Vorhaben an Land.
Laut Associated Press habe die Organisation unter anderem einen Plan zur Entsorgung von gefährlichen chemischen Stoffen, insbesondere PCB, an Bord der SS United States vorgelegt, das die Umweltbehörde EPA zufriedenstellte, sodass von dort grünes Licht für den Verkauf kam. Wie schon erwähnt, war das Schiff bereits 1992 in einer Werft in der Ukraine komplett entkernt und von der Asbest-Isolierungen befreit.
Über die Jahre transportierte die SS United States über eine Millionen Passagiere sicher über den Atlantik, darunter die Präsidenten Truman, Eisenhower und John F. Kennedy, Bundeskanzler Konrad Adenauer, Leonard Bernstein, Marlon Brando und Marilyn Monroe. Beinahe drei Millionen Seemeilen legte sie dabei zurück.
Von der Verschrottung bedroht
Laut South Philly Review investierte NCL jährlich 800.000 Dollar (laut LA Times 700.000 Dollar), um das Schiff in einem brauchbaren Zustand zu erhalten und nicht weiter verfallen zu lassen.
Kaum jemand verübelte es NCL daher, dass die Reederei die SS United States jetzt loswerden wollte, nachdem es für das Schiff offenbar keine Verwendung mehr als Kreuzfahrtschiff gab. Und schon als NCL das Schiff 2003 kaufte, gab es ja über viele Jahre hinweg keine Interessenten. Das Damokles-Schwert der Verschrottung schwebte schon damals über ihr. Entsprechend überrascht nicht, dass NCL eben auch mit potenziellen Käufern sprach, die lediglich an der Schrott-Verwertung des Ozean-Liners interessiert sind (siehe LA Times).
Transatlantik-Liner und Kriegsschiff zugleich
Die SS United States hat ihre Existenz, aber auch ihren Verfall dem Pentagon zu verdanken. Bau und Betrieb des Ozean-Liners wurde massiv vom amerikanischen Staat bezuschusst, weil es auch als Kriegsreserve für die USA diente. Das führte zugleich zu einer derartigen Geheimhaltung bezüglich der Konstruktionsdetails, dass nach der Stilllegung 1969 lediglich Käufer aus den USA akzeptiert worden wären – und die gab damals es nicht. Die Stilllegung selbst wurde 1969 von United States Lines unter anderem damit begründet, dass Präsident Nixon die Zuschüsse zu den Betriebskosten reduziert hatte und das Schiff dauerhaft Verluste einfuhr.
Norwegian Caribbean Lines (1987 in Norwegian Cruise Line umbenannt) zeigte schon in den 70er-Jahren Interesse an dem Schiff, wurde von der zuständigen MARAD aber abgelehnt.
Die SS United States, das größte je in den USA gebaute Passagierschiff, war auf extreme Geschwindigkeit getrimmt. Die Dampfturbinen waren ursprünglich für Flugzeugträger konzipiert worden, was für ein Schiff der Handelsmarine einen außergewöhnlich starken Antrieb bedeutete. Das kam ihr im Transatlantik-Geschäft zugute, nutzte aber auch den Zielen des Pentagon.
Der Treibstoff der SS United States hätte für 10.000 nautische Meilen gereicht. Binnen 48 Stunden hätte das Schiff in einen Truppentransporter umgestaltet werden und bis zu 15.000 Soldaten innerhalb von 10 Tagen an jeden Ort der Welt bringen können.
SS United States – Links
- Frühe Innen-Aufnahmen der SS United States von 1953
- Viele Details zu Planung, Bau und den frühen Jahren
- Das beste, aktuelle Bild liefert der Bird’s Eye View bei Bing Maps
Die Briten hatten diese Modell im 2. Weltkrieg mit der Queen Mary und der Queen Elisabeth bereits erfolgreich vorgemacht und griffen auch während des Falkland-Krieges 1982 wieder auf die Taktik zurück, indem sie die Queen Elisabeth 2 für Truppentransporte zu den umstrittenen Inseln vor Argentinien nutzten.
Die SS United States brachte es dagegen nie zu einem Kriegseinsatz – dafür wäre sie übrigens vorübergehend in USS United States umbenannt worden. Lediglich während der Kuba-Krise 1962 war sie kurzzeitig auf „Standby“.
Ungewöhnlich an der SS United States ist auch, dass sie komplett aus nichtbrennbarem Material gebaut ist – also vor allem ohne Holz auskommt. Heutzutage sind brennbare Materialien längst als Standard im internationalen Abkommen SOLAS vorgeschrieben, in den 1950er-Jahren war diese Bauweise aber geradezu unerhört neu.
Der langsame Untergang der SS United States
Im November 1969 begann der langsame Abstieg der SS United States. Aus ihrer jährlichen Inspektion im Trockendock der Newport News Shipbuilding and Drydock Company in Newport News, Virginia, kehrte sich nicht mehr in den Linienbetrieb zurück, sondern wurde schließlich in Norfolk, Virginia, auf Reede gelegt. Zur Enttäuschung der bereits gebuchten Passagiere wurde auch die Weihnachtskreuzfahrt 1969 abgesagt.
Immerhin installierte die MARAD 1973 ein Luftentfeuchtungssystem, mit dem das Schiff regelrecht konserviert wurde, so dass es lange Zeit liegen konnte, ohne Schaden davon zu tragen.
1978 schließlich ging die SS United States für fünf Millionen Dollar an die in Seattle ansässige United States Cruises Inc., die das Schiff zum ersten Appartment-Schiff der Geschichte umbauen wollte – also so etwas wie heute The World. Aus dem Vorhaben wurde nichts. 1984 wurden Möbel und Ausstattung versteigert und viele Stücke kaufte das Windmill Point Restaurant in Nags Head in North Carolina, wo die Memorabilia im Gastraum ausgestellt waren. Das Restaurant machte 2007 dicht, die United-States-Memorabilia wurden eingelagert. Bilder sind zu sehen auf der Website „North Atlantic Run“. Inzwischen hat das Restaurant offenbar wieder geöffnet.
Im Februar 1992 konnte schließlich der Eigentümer der SS United States nicht einmal mehr die Dock-Gebühren in Norfolk bezahlen und ging pleite. Das Schiff wurde beschlagnahmt und versteigert.
Höchstbietender mit 2,6 Millionen Dollar war der Chef der Commodore Cruise Lines, Fred Mayer, der mit Cunard einen Plan aushandelte, die SS United States als Schwesterschiff zur Queen Elisabeth 2 einzusetzen. Letztlich wurde auch daraus nichts. Jedoch hatte Mayer das Schiff bereits in eine Weft in der Türkei geschleppt und von dort aus in die Ukraine, um sie bis auf das blanke Metallgerippe zu entkernt und die Unmengen an Asbest zu entfernen, die beim Bau statt des damals üblichen Sperrholzes zum Brandschutz verwendet worden waren. Und so blieb die United States für einige Jahre in der Türkei.
Dank eines Geschäftsmannes aus New Jersey namens Edward Cantor kehrte der legendäre Ozean-Liner am 23. Juli 1996 in die USA zurück – nach einer für das eigentlich schnellste Schiff der Welt unendlichen langsamen, 40 Tage dauernden Überfahrt, gezogen vom Schlepper „Smit New York“.
In Philadelphia sollte das Schiff auf einer nicht mehr aktiven Navy-Werft renoviert und in ihren prachtvollen Urzustand zurückversetzt werden. Doch auch dieser Plan scheiterte an der Finanzierung und die SS United States blieb einfach an Pier 82 in Philadelphia liegen – bis 2024. 1999 erreichte die SS United States Preservation Society immerhin die Aufnahme des Schiffs in das National Register of Historic Places – eine Art Denkmalschutz-Liste, die aber anders als in den meisten europäischen Staaten keine juristische Bedeutung in Hinblick auf den Erhalt von Denkmälern hat.
Nachdem Edward Cantor 2002 gestorben war, ging die SS United States schließlich an Norwegian Cruise Line (NCL). Laut Cruise Business Review hat NCL im Februar 2010 bekannt gemacht, dass das Schiff kürzlich an die damalige NCL-Mutter Genting Hong Kong Limited (der früheren Star Cruises Limited, nicht zu verwechseln mit der Genting-Tochtergesellschaft Star Cruises) übertragen worden sei.
Studie von Crystal Cruises: Renovierung als Luxusschiff nicht machbar
Alle Rettungsversuche der S.S. United States Conservancy scheiterten aber, sodass Anfang 2016 das endgültige Aus für den Ocean Liner drohte. Dann kam erneut eine hoffnungsvolle Nachricht: Crystal Cruises wolle das Schiff kaufen und als luxuriöses Kreuzfahrtschiff wiederbeleben. Bis voraussichtlich Ende 2016 – so lange sollte geschätzt die Machbarkeitsstudie für die Renovierung dauern – übernehme Crystal Cruises die Liege- und Erhaltungskosten.
Die Idee: Die S.S. United States für geschätzte 700 bis 800 Millionen Dollar in einen Luxusliner für 800 Passagiere zu verwandeln, der sowohl die klassische Route von New York nach Europa fahren, also auch weltweit für Kreuzfahrten zum Einsatz kommen soll. Die Luxusreederei will die S.S. United States in ihrer klassischen Silhouette mit der gleichen Anzahl an Decks erhalten und die beiden Schornsteine in ihren traditionellen Farben Blau, Weiß und Rot präsentieren. Neue Maschinen sollen den Status des schnellsten Passagierschiffs der Welt erhalten beziehungsweise wieder aufleben lassen.
Doch das Ergebnis der Machbarkeitsstudie brachte aber bald Ernüchterung: Die SS United States sei zwar in einem guten Zustand, die technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen bei einer Sanierung jedoch nicht zu bewältigen. Der Aufwand, das 65 Jahre alte Schiff in Sachen Sicherheit, Schiffsdesign und internationale Vorschriften für Kreuzfahrtschiffe auf den heutigen Stand zu bringen, wäre zu groß gewesen.
Als einen wesentlichen Aspekt nennt die Machbarkeitsstudie, dass zur Einhaltung der SOLAS-Vorschriften signifikante Veränderungen am Rumpf vorgenommen werden müssten, die wiederum neue Herausforderungen in Hinblick auf die Stabilität des Schiffs zur Folge hätten. Zudem müssten etwa 25 Prozent des Rumpfes neu aufgebaut werden, um Antriebswellen für einen modernen, dieselelektrischen Antrieb sinnvoll zu integrieren.
Das Schiff habe aber dennoch enormes Potenzial für eine stationäre Nutzung beispielsweise mit integriertem Museum, so Crystal Cruises. Eine Spende von Crystal Cruises in Höhe von 350.000 Dollar an die SS United States Conservancy bedeutet Experten zufolge damals ein weiteres Jahr Spielraum, um eine dauerhafte Verwendung für den Ocean Liner zu finden. Außerdem können die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie potenziellen Investoren möglicherweise mehr Sicherheit geben, weil der Zustand des Schiffs nun noch einmal sehr detailliert ermittelt wurde.
SS United States – Fakten
- Baujahr: 1950-1952
- gebaut von: Newport News Shipbuilding and Drydock Company, Newport News, Virginia, USA
- Kosten: 79 Millionen Dollar (lt. SS United States Foundation)
- Jungfernfahrt: 3. Juli 1952 New York – Le Havre – Southampton
- Länge: 302 m
- Breite: 31 m
- Tiefgang: 9,4 m
- Tonnage: 53.290 t
- Maschinen: 4 Westinghouse Dampfturbinen mit 240.000 PS
- Decks: 12
- Höchstgeschwindigkeit: 38,3 (am wahrscheinlichsten) bis 44,7 Knoten (nicht zuverlässig dokumentiert)
- Reisegeschwindigkeit: 31 Knoten
- Kabinen: 695
- Passagiere: die Angaben hierzu schwanken zwischen 1.928 und 2008; am glaubwürdigsten scheint die Zahl 1.972
- Besatzung: 1.066 (andere Quellen sprechen von 900 oder 990 Besatzungsmitgliedern)