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Ungewisse Zukunft für SH Savannah: US-Behörde verkauft das einst atomgetriebene Passagier- und Frachtschiff

Mit der SH Savannah ist erneut die Zukunft eines legendären Passagier- und Frachtschiffs ungewiss. Kaum jemand kennt dieses Schiff heute noch, das von 1962 bis 1965 im Passagierdienst war. Historische Bedeutung hat es als eines von nur sehr wenigen je mit Nuklear-Antrieb gebauten, zivilen Schiffen. Nach abgeschlossener Deinstallation des Atomreaktors will die staatliche Marad in den USA die Savannah nun loswerden.

Mit dem Auslaufen der Atom-Lizenz nach vollständiger Deinstallation der Nuklear-Anlage an Bord der Savannah soll das in den USA unter Denkmalschutz stehende Schiff veräußert werden. Die Marad sucht nach Interessenten, die sich der Erhaltung des historischen Schiffs annehmen wollen. Im schlimmsten Fall könnte am Ende aber auch die Verschrottung anstehen. Eine Entscheidung soll in den kommenden drei bis sechs Monaten fallen.  

Nuclear Ship Savannah als Botschafter für die friedliche Nutzung der Atomkraft

Die NS Savannah war eines von nur einer Handvoll nicht-militärischer Schiff mit Atomantrieb, halb Frachtschiff, halb Kreuzfahrtschiff. Ende der 1950er-Jahre gebaut, brauchte es nach dem Stapellauf und der Taufe 1959 weitere 2,5 Jahre, um den Reaktor vollständig zu installieren und zu testen. 1962 wurde sie in Dienst gestellt und fuhr immerhin acht Jahre, von 1962 bis 1970.

Viel Platz für Passagiere bot die Savannah nicht: Kabinen hat sie nur für 60 Passagiere. Und nur 848 Passagiere fuhren insgesamt mit ihr, bevor sie von 1965 an nur noch Fracht transportierte.

Die Savannah war ein Teil der Idee von US-Präsident Dwight D. Eisenhower, 1953 nach den Schrecken des zweiten Weltkriegs, Nukleartechnik für friedliche Zwecke einzusetzen. „Atoms for Peace“ nannte er das: Nuklear-Medizin, Atomkraft und eben im Transportwesen. Ihre ersten Jahre war die Savannah quasi als Botschafter für die friedliche Nutzung der Atomkraft in der Welt unterwegs, rund 1,4 Millionen Menschen besichtigten das Schiff in zahlreichen Häfen. 1964 Besuchte die Savannah unter anderem auch Bremerhaven und Hamburg.

Nichts weniger als eine Revolution beim Antrieb von Fracht- und Passagierschiffen hatte man sich erhofft, wenn die Savannah beweisen würde, dass Atomantrieb für zivile Schiffe praktikabel und erfolgreich ist. Sie war dafür ausgelegt, mit einem Satz Brennstäben 300.000 Meilen fahren zu können.

Technisch erfolgreich, wirtschaftlich nicht

Technisch war die Savannah tatsächlich erfolgreich. Wirtschaftlich dagegen nicht. Um rund zwei Millionen Dollar überstiegen die Kosten die Einnahmen 1972, schreibt National Geographic in einem ausführlichen Beitrag über das Schiff. Letztlich hat der Betreiber, die staatliche Marad, aber vielleicht nur zu früh aufgegeben. Denn nur zwei Jahre später stieg der Rohölpreis von 20 auf 80 Dollar pro Barrel. Nuklear-Energie wäre dann deutlich günstiger gewesen. Aber da war es schon zu spät.

In den vergangenen Jahren nun wurde der Atomreaktor an Bord der NS Savannah zerlegt, abtransportiert und in einer unterirdischen Lagerstätte im US-Bundesstaat gebracht, das Schiff dekontaminiert. Abgeschaltet worden war der Reaktor schon vor über 50 Jahren, im Jahr 1971, obwohl das Projekt eigentlich darauf ausgelegt war, dass der Atomreaktor bis ins Jahr 2031 hätte laufen können.

Nach ihrer Stilllegung 1971 diente die Savannah als Museumsschiff, zuletzt seit 2008 an Pier 13 des Canton Marine Terminal im Hafen von Baltimore. Wie das Schiff heute aussieht, dokumentiert NPR.org in einem Beitrag mit zahlreichen Fotos.

1 Kommentar

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

1 Gedanke zu „Ungewisse Zukunft für SH Savannah: US-Behörde verkauft das einst atomgetriebene Passagier- und Frachtschiff“

  1. Lieber Franz Neumeier,
    als begeisterter Leser Ihres Newsletters (in meinen Augen: Kreuzfahrt-Journalismus, wie er sein soll, nein: MUSS!) habe ich mich sehr über die Savannah-Story gefreut. Obwohl selbst erst ;-) Jahrgang 1964, ist mir die SAVANNAH sehr präsent, denn sie war immer „Star“ der seinerzeit populären Quartett-Spiele „Schiffe“ , die ich mit meinen (älteren) Geschwistern ausgefochten habe….
    Danke für die Recherche und den Link zu NPR.
    Bitte weiter so!
    Stefan

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