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Projekt „Ocean Cay MSC Marine Reserve“: 165 Quadratkilometer Meeresschutzgebiet

Ocean Cay ist ein spannendes Projekt, nicht nur als neue Privatinsel mit einem anderen Konzept als vergleichbare Inseln anderer Kreuzfahrt-Reedereien. Es ist vor allem auch ein Meeresschutz-Projekt, in das MSC und die MSC Foundation sehr viel Geld und Engagement investieren. Während meines Besuchs auf Ocean Cay habe ich mir diesen Aspekt genau angesehen.

MSC beschreibt das Ziel für die Privatinsel und das umliegende Meeresgebiet so: „Hinter Ocean Cay steht die Vision, eine Insel zu schaffen, auf der die Gäste die einzigartige Schönheit der Natur intensiv erleben und genießen können. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, sich über den Schutz der Ozeane und die Erhaltung der Korallenriffe mit speziellen Edutainment-Programmen zu informieren.“

Ocean Cay umfasst 165 Quadratkilometer Meeresschutzgebiet, zu dessen Schutz sich die Regierung der Bahamas und MSC verpflichtet haben. Auf den Bahamas einmalig und auch weltweit selten ist, dass ein solches Meeresschutz-Projekt in privaten Händen liegt.

AKTUALISIERUNGEN: Updates zu Ocean Cay finden Sie in unseren Beiträgen „MSCs Ocean Cay: Bahamas-Privatinsel und zugleich Meeresschutzgebiet – ein Update“ (November 2021) und „MSCs Privatinsel Ocean Cay: Palmen, Strände und ein ambitioniertes Korallenprojekt“ (September 2022). Außerdem haben wir im September 2022 ein Video-Portrait von Ocean Cay produziert:

Ocean Cay: früher für industrielle Sandgewinnung genutzt

Auf Ocean Cay waren die Voraussetzungen für MSC ideal. Denn auf der Insel – so wie auf vielen Inseln in den Bahamas – wurde seit den 1970er-Jahren pulvrig-feiner, fast weißer Aragonit-Sand industriell abgebaut. Städte in Florida und anderswo kauften den Sand, um ihre eigenen Strände damit aufzufüllen oder nach Hurrikan-Schäden wieder herzustellen.

Kaputter als nach eine solchen industriellen Nutzung könnte eine Insel kaum sein.  So konnte MSC quasi bei null beginnen. Einerseits ist das ein enormer Aufwand, andererseits bietet es aber auch große Freiheiten bei der Modellierung und Renaturierung der Insel selbst.

Ocean Cay während der Umbauphase (Bild: MSC / Conrad Schutt)

Und auch ein besonders kritischer Punkt bei Privatinseln in den Bahamas waren die Voraussetzungen ideal: Ein Ausbaggern der Fahrrinne für die Kreuzfahrtschiffe, was nötig ist, damit die Schiffe an der Pier der Insel anlegen können, entfiel gänzlich. Denn auf Ocean Cay existiert diese Fahrrinne durch den Sand-Abbau schon seit Jahrzehnten. Insofern entstand durch den Umbau von Ocean Cay zur Privatinsel kein zusätzlicher Schaden an Seegras- oder Korallenbeständen.

MSC Divina
MSC Divina und Blick auf die Fahrrinne

Forschungskooperation mit University of Miami und Nova Southeastern University

Neben dem sichtbaren, touristischen Teil des Projekts (siehe „MSCs Privatinsel Ocean Cay: weiße Sandstrände und viel Engagement für Meeresschutz“) umfasst das Projekt „MSC Marine Reserve“ große Investitionen in den Meeresschutz.

Auf Ocean Cay soll es eine Forschungsstation geben, die im Herbst 2020 in Betrieb gehen soll und anfänglich Platz für vier, später acht Studenten der University of Miami und der bahamischen Nova Southeastern University bieten soll. Zu den Aufgaben der Forschungsstation gehört auch die Aufzucht von Korallen in einem Gebiet östlich von Ocean Cay. Dabei geht es um sogenannte „Super-Korallen“, die sich als besonders widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse und Meereserwärmung erwiesen haben. Die Forschungsstation soll aber auch Info-Programme für Besucher anbieten. Auch Ausflüge zur Korallenaufzucht mit Glasboden-Booten soll es dann geben.

Zur Renaturierung der Hauptinsel hat MSC eigenen Angaben zufolge 75.000 Pflanzen und Sträucher gepflanzt, dazu 4.600 Bäume und Palmen. Das umfasse insgesamt 22 unterschiedliche, auf den Bahamas heimische Pflanzenarten.

Neuansiedelung von Korallen

Während der Bauarbeiten auf Ocean Cay haben Taucher MSC zufolge 400 Korallen in ein Gebiet außerhalb der Baustelle umgesiedelt. Um die Insel herum seien rund 1.500 Tonnen Metall-Schrott entfernt worden, die sich dort im Meer während der jahrelangen, industriellen Nutzung der Insel zum Sand-Abbau angesammelt hatten. Die überraschend große Schrott-Menge war wohl auch einer der Gründe, warum sich die Eröffnung der Privatinsel im Vergleich zum ursprünglichen Zeitplan deutlich verzögert hat.

Um die Maßnahmen zum Schutz und Renaturierung des Meeresgebietes rund um Ocean Cay zu planen, hat MSC ein Umweltgutachten erstellen lassen, um den Bestand und Zustand des Meeres und der Korallenriffe dort zu erfassen. Darauf baut der Managementplan für das Schutzgebiet auf.

Ein paar Fakten, die den Aufwand und die Dimensionen für dieses Projekt greifbarer machen:

  • Sieben Korallenriffe wurden begutachtet, der Bestand und Zustand von Korallen und Muscheln an 37 Orten von Taucher untersucht. Insgesamt hat das Gutachten 816 freistehende Korallenkolonien untersucht.
  • Unter anderem wurden dazu an 30 Stationen ferngesteuerte Unterwasser-Videos aufgenommen, an elf Stellen Fotokameras aufgestellt, um den Fischbestand zu erfassen.
  • 21 Studien mit insgesamt 2.500 Auswertungen wurden erstellt, um den Zustand des Meeresboden und dessen Bewuchs zu ermitteln.
  • Auf 190 Quadratmeter Meeresboden wurden in über 100 Studien die Korallenbesiedelung, Bodenbeschaffenheit und Bestand an wirbellosen Tieren ermittelt.
  • 44 Studien zu einer Fläche von 2.640 Quadratmetern sind zum Bestand an Fischarten erstellt worden.

Nachhaltige Bewirtschaftung der Insel

Bei der Bewirtschaftung der Insel versucht MSC, so nachhaltig zu agieren, wie möglich. Dazu gehört auch eine enge Zusammenarbeit mit den Bewohnern umliegender Inseln, insbesondere Bimini. Sie finden auf Ocean Cay Arbeitsplätze finden und können ihr Kunsthandwerk verkaufen. 93 Prozent der Mitarbeiter auf der Insel stammen laut MSC von den Bahamas.

Von lokalen Fischern – die einem Meeresschutzgebiet nachvollziehbarerweise eher skeptisch gegenüber stehen – bezieht MSC Fisch, Meeresfrüchte und die bahamische Nationalspeise: Conch-Muscheln, die dann als lokale Spezialitäten auf Ocean Cay angeboten werden.

Die Insel ist laut MSC frei von Einwegplastik, Strohhalme an den Bars bestehen aus kompostierbarem Material, für Trinkwasser kommen wiederverwendbare Alu-Flaschen zum Einsatz, Plastik-Besteck und –Teller sind auch im BBQ-Buffet-Restaurant tabu.

Sämtliches Abwasser wird laut Inselmanagerin Michelle McGregor gereinigt, aufbereitet und zum Bewässern der Pflanzen und Palmen genutzt. Und MSC hat eine Kooperation vereinbart mit einem Hersteller von Sonnencreme und anderen Kosmetik-Produkten, die unschädlich für Korallen sind.

Fazit

Auf der MSC Divina und während meines Aufenthalts auf Ocean Cay habe ich unter anderem mit dem wissenschaftlichen Projektleiter Dr. Owen O‘Shea gesprochen, ebenso mit der Insel-Managerin Michelle McGregor. Sie ließ sich für das Ocean-Cay-Projekt begeistern, nachdem sie zuvor 23 Jahre lang für Royal Caribbean tätig war, zuletzt zehn Jahre als Managerin für deren Privatinsel Coco Cay und den Privatstrand Labadee auf Haiti.

Ich wollte mir vor allem über eine Frage klar werden: Meint es MSC wirklich ernst mit seinen vielen neuen initiativen im Umweltschutz, allen voran die versprochene CO2-Kompensation für die komplette Kreuzfahrtschiff-Flotte und eben das Meeresschutz-Projekt Ocean Cay?

Zwei Aussagen zu Ocean Cay sind exemplarisch für das Projekt. Owen O’Shea sagte mir: „Geld verdiene ich damit nur wenig, aber es ist eine einmalige Chance für die Forschung.“ Würde er nicht an das Projekt und an das langfristige Engagement von MSC glauben, würde er es nicht machen, merkt der Meeresbiologe an.

Meeresbiologe Dr. Owen O’Shea

Und Michelle McGregor erklärt: „Wenn Mr. Vago etwas will, dann bekommt er es auch“. Und sinngemäß ergänzt sie: „… koste es, was es wolle“. Zwischen den Zeilen hört man heraus, dass MSC wohl sehr viel Geld bezahlt hat, um Ocean Cay zu bekommen. Denn das Sandabbau-Unternehmen hat nicht etwas das Geschäft aufgegeben, sondern fördert in der Region weiter Sand – nur eben nicht mehr im Bereich des Ocean Cay MSC Marine Reserve. Da war der Deal mit MSC wohl einfach lukrativer.

Aus allem, was ich gesehen und gehört habe, auf Ocean Cay und bei anderen Gelegenheiten in den vergangenen Monaten bei MSC, bin ich mir inzwischen ziemlich sicher, dass MSC es wirklich ernst meint, dass MSC Cruises Executive Chairman Pierfrancesco Vago es ernst meint.

Lighthouse Bay
Panoramablick auf Ocean Cay vom Leuchtturm

Immerhin hätte MSC ja, so wie andere Reedereien, einfach nur eine Insel pachten und zu einem Karibik-Traum hätte ausbauen können, um Kreuzfahrtschiffe anlegen zu lassen. Aber die Insel selbst macht nur 38 Hektar der 165 Quadratkilometer des „MSC Marine Reserve“ aus. Der große Rest ist ein Meeresgebiet, dessen Schutz sich MSC zum Ziel gesetzt hat, ohne dass sich daraus ein erkennbarer, wirtschaftlicher Nutzen ergibt. Bis auf Weiteres überzeugt mich das …

Anmerkung*: Cruisetricks.de fuhr drei Tage au der MSC Divina und besuchte Ocean Cay auf Einladung von MSC.

Weitere Teile der Serie "Ocean Cay MSC Marine Reserve":

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Cruisetricks.de fuhr drei Tage au der MSC Divina und besuchte Ocean Cay auf Einladung von MSC.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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