[WERBUNG] LNG als Kraftstoff für Kreuzfahrtschiffe ist der erste, große Schritt – Luftschadstoffe drastisch reduziert, aber vorerst kaum ein Fortschritt beim CO2-Ausstoß. Wird die Brennstoffzelle bald den Durchbruch zu emissionsfreier Schifffahrt bringen? Welche Energieformen werden Kreuzfahrtschiffe künftig nutzen? Und welche Veränderungen sind dafür nötig?
„In 50 Jahren wird man sagen: Was waren das für Idioten; haben das wertvolle Öl verbrannt“, sagt Gerhard Untiedt, bei der Meyer Werft in Papenburg in der Forschung & Entwicklung verantwortlich für Energie & Umwelt im cruisetricks.de-Interview. „Wenn wir Energie regenerativ erzeugen würden, könnten wir so viel Energie verbrauchen, wie wir wollen. Das ist eigentlich kein Problem, nur ein Wandel im Bewusstsein muss dafür eintreten.“ Und: „Die Technologie ist grundsätzlich verfügbar, wir müssen sie nur in großem Stil umsetzen.“
Wenn man mit Gerhard Untiedt spricht, muss man sich immer wieder dran erinnern, dass man im Büro eines Entwicklungsingenieurs einer Kreuzfahrtschiff-Werft sitzt. Zu sehr ist man in dem latenten Vorurteil verwurzelt, dass „die Industrie“ nicht an umweltfreundlichen Techniken oder an Klimaschutz interessiert sei.
Doch immer wieder fallen in meinem Interview Sätze wie: „Wir haben eine Herausforderung, die betrifft uns alle. Jungen Leuten macht man heute nichts mehr vor. Man spielt mit deren Zukunft.“ Oder: „Die Reedereien würden, wenn der öffentliche Druck nicht da ist, nur das notwendigste machen.“ Aber der öffentliche Druck ist längst da. Das freut Untiedt sichtlich – und zwar sowohl, weil es für die innovative Meyer Werft eine Zukunfts-Chance ist, als auch, weil es die Entwicklung umweltfreundlicher Technik schneller vorantreibt.
„Schiffe müssen sauber werden. Erst dann habe ich mein Ziel erreicht. Die ganze Diskussion um den Landstromanschluss – das sollte man alles vergessen. Letztlich habe ich an Bord eines Kreuzfahrtschiffs ein hocheffektives Kraftwerk. Da muss man nur zusehen, dass man das sauber macht. So wie ich ein Kraftwerk an Land auch sauber machen muss. Dann habe ich mein Ziel erreicht. Alles andere sind Umwege und Diskussionen, die in die falsche Richtung führen.“
Wie also geht es weiter, wohin muss die Entwicklung gehen? Gerhard Untiedt sieht drei wesentliche Aspekte, die zusammenhängen:
1) Fossile Energiequellen so schnell wie möglich durch regenerative ersetzen
Das Ziel müsse sein, von fossilen Energiequellen wegzukommen und auf regenerative Primärquellen umzustellen, vor allem Solarenergie und Windkraft. Nutze man diese Quellen ernsthaft, werde es mehr als genug saubere Energie geben.
Untiedt: „Mit LNG haben wir zwar einen Trend gesetzt, da haben wir die Schadstoffe im Griff, aber fürs Klima tun wir noch zu wenig. Das heißt, ich darf kein fossiles LNG haben, ich muss zu regenerativem LNG wechseln.“
Eigentlich habe Deutschland mit der Energiewende eine Top-Grundlage gehabt. „Nur ist die inzwischen vollkommen verwässert und außer Diskussionen und Studien passiert wenig, gerade aus Berlin und Brüssel sollte mehr kommen“, bemängelt Untiedt. Die großen Pläne müssten endlich in Taten umgesetzt werden.
2) Alternative Flüssig-Kraftstoffe mithilfe von regenerativer Energie produzieren
Mit regenerativer Energie könnten wir umweltfreundliche Kraftstoffe wie beispielsweise Methanol oder Ethanol erzeugen. Diese Kraftstoffe seien leicht zu handhaben, ungefährlich und emissionsneutral und könnten überall dort eingesetzt werden, wo direkte elektrische Energie aus verschiedenen Gründen problematisch wäre, beispielsweise bei Flugzeugen oder Schiffen, sowie zum Transport und zur Speicherung von Energie.
Untiedt rechnet damit, dass künftig flüssige Brennstoffe das Rennen machen werden, vom Volumen ähnlich wie Diesel, aber umweltfreundlicher: „Ein Brennstoff, den ich ins Wasser kippen kann, ohne dass etwas passiert – wie Methanol oder Ethanol, das ist nur Alkohol.“
3) Elektrische Energie möglichst direkt nutzen
Dort, wo elektrische Energie direkt nutzbar ist, müssten wir das auch tun, um die hohen Verluste bei Umwandlungsprozessen in andere Energieformen zu vermeiden, sagt Untiedt. Dadurch benötigten wir insgesamt wesentlich weniger Energie. Es sei also weitgehend sinnlos, mit hohem Energieaufwand Wasserstoff zu verflüssigen, wenn wir auch direkt elektrische Energie einsetzen könnten, beispielsweise im Straßenverkehr.
Wann kommen Brennstoffzellen und regenerative Kraftstoffe auf Kreuzfahrtschiffe?
In einem cruisetricks.de-Interview, das wir im Rahmen einer Kooperation mit der Meyer Werft mit ihm geführt haben, erklärt Gerhard Untiedt, warum der Weg zu emissionsfreien Kreuzfahrtschiffen zwar eigentlich einfach, der Weg dahin aber dennoch lang ist. Die technische Entwicklung brauche noch ihre Zeit, Brennstoffzellen seien aktuell für den Dauerbetrieb in großem Stil noch nicht zuverlässig, weltweit gültige, gesetzliche Regelungen fehlten.
Und nicht zuletzt brauche es für neue Technologien immer einen oder mehrere Pioniere, die wie Carnival und AIDA beim Thema LNG irgendwann entscheiden, ein gewisses Risiko einzugehen, das erste Schiff mit der neuen Technik auszurüsten. Damit sei dann bewiesen, dass es funktioniert und der Druck steige auf alle anderen, den Schritt ebenfalls zu gehen.
“Zu sehr ist man in dem latenten Vorurteil verwurzelt, dass „die Industrie“ nicht an umweltfreundlichen Techniken oder an Klimaschutz interessiert sei.“
Wer hat denn diesen Unsinn geschrieben? Wenn sich einer für Umweltschutz einsetzt, dann doch wohl das Kapital.