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Wie MSC seine Passagiere und Crew auf der MSC Grandiosa vor Covid-19 schützt – ein Erfahrungsbericht

Eine Hochsee-Kreuzfahrt auf einem großen Schiff in Zeiten von Covid-19: Wie funktioniert das? Fühlt sich das überhaupt wie ein richtiger Kreuzfahrt-Urlaub an? Oder sind die Infektionsschutz-Maßnahmen eine Spaßbremse? Ich habe mir das an Bord der MSC Grandiosa genau angesehen und dabei einige positive Überraschungen erlebt.

Vorweggenommen: Das Konzept von MSC funktioniert sehr gut und zwar nicht nur als coronabedingte Notlösung. Bis auf die offensichtlichen Dinge wie Gesichtsmasken sowie ein paar kleinere Einschränkungen habe ich meine Kurzreise auf der MSC Grandiosa als ziemlich normale Kreuzfahrt erlebt.

Eine gewisse Rolle spielt dabei auch die deutlich geringere Passagierzahl: Die maximale Auslastung liegt nach MSC-Definition bei 70 Prozent, auf dieser Reise waren es lediglich rund 1.200 Passagiere bei einer Kapazität von 4.842, was nur etwa 25 Prozent der Belegung entspricht.

Wie ich zu diesem positiven Fazit gekommen bin, ist alles andere als einfach zu erklären. Es ist einer der anspruchsvollsten Berichte, die ich je schreiben musste. Mir muss dabei gelingen, einiges zu vermitteln, was ich bis vor der Reise selbst nicht so richtig glauben konnte. Hinzu kommt, dass sich einige wichtige Aspekte nicht in klaren Fakten widerspiegeln, sondern auf Beobachtung und Interpretation beruhen.

Update: Neue Informationen und Erfahrungen mit der Coronaschutz-Situation haben wir nach unserer Reise mit der MSC Seashore im September 2021 zusammengefasst: Update zum Infektionsschutz-Konzept bei MSC Cruises“.

Bar-Kellner mit Maske am Sonnendeck der MSC Grandiosa

Wenn Sie also an irgendeinem Punkt denken: „So ein Quatsch, das kann doch gar nicht funktionieren“, möchte ich Sie ermuntern, dennoch weiterzulesen.

Ein komplexes Infektionsschutz-System, das vom Zusammenspiel vieler Details lebt

Grundsätzliche halte ich es für wichtig, die folgenden fünf Aspekte zu berücksichtigen, wenn man sich ein Bild zur Sicherheit einer Kreuzfahrt-Reise machen will.

  1. Sicherheit entsteht durch ein gut abgestimmtes Zusammenspiel einer Vielzahl von Maßnahmen und Regeln. Einzelne Aspekte mögen für sich betrachtet wenig wirkungsvoll sein, sie entfalten zusammengenommen aber einen hohen Schutz. Absolute Sicherheit gibt es weder auf einem Kreuzfahrtschiff, noch irgendwo an Land.
  2. Die auf einer Kreuzfahrt erzeugte, kontrollierte, geschützte und in sich abgeschlossene Umgebung, bietet deutlich mehr Sicherheit als die meisten Alltagssituationen und öffentlichen Umgebungen an Land, wo all die Schutzmaßnahmen, Tests und Nachverfolgungsmöglichkeiten nicht oder nur sehr eingeschränkt gegeben sind.
  3. Die Passagiere tragen eine hohe Mitverantwortung und werden dem auch gerecht. Letztere Beobachtung ist eine der positiven Überraschungen auf meiner Reise. Die Passagiere sind sich stillschweigend darüber einig, dass man ein gemeinsames Ziel hat, für das es sich lohnt, die Regeln einzuhalten.
  4. Die Crew ist äußerst motiviert und beeindruckend diszipliniert, denn sie weiß: Vom Gelingen des Infektionsschutzkonzepts hängen direkt ihre Arbeitsplätze und auch ihre eigene Gesundheit ab.
  5. Der Erfolg gibt dem MSC-Konzept bislang Recht. Seit Mitte Juli fährt die MSC Grandiosa ohne Zwischenfälle, was deutlich für das grundsätzliche Funktionieren des Konzepts spricht.

Update: Seit Anfang 2021 führt MSC einen Coronatest für alle Passagiere während der Reise durch. Crew-Mitglieder werden alle sieben Tage getestet.

Impressionen von der MSC Grandiosa

Vorausschicken möchte ich zunächst aber ein paar Impressionen von meiner kurzen Kreuzfahrt auf der MSC Grandiosa von Civitavecchia über Neapel nach Palermo. Denn solche Bilder und Emotionen sind der Grund, warum es sich lohnt, die Einschränkungen und Neuerungen der Infektionsschutzmaßnahmen in Kauf zu nehmen …

Pool der MSC Grandiosa
Atrium der MSC Grandiosa

Maskenpflicht: dort wo Abstände nicht eingehalten werden können

Die Regeln zur Maskenpflicht zeigen recht deutlich, wie anspruchsvoll es ist, ein Infektionsschutzkonzept zu entwickeln, das auf einem großen Kreuzfahrtschiff auch in der Praxis funktioniert – und eben nicht nur gut klingt.

Auf den ersten Blick ist die Masken-Regelung von MSC etwas schwammig formuliert: Masken-Pflicht gilt überall dort, wo ausreichende Abstände nicht eingehalten werden können. Das gilt im Freien wie in den öffentlichen Innenräumen, aber nicht am Sitzplatz in Restaurants, Bars und Lounges und auf Sonnenliegen. Dort ist eh ausreichend Abstand vorgesehen.

Die Maske ist immer dabei, beim Sport dann aber doch in der Hand statt im Gesicht.

Diese eher unpräzise Masken-Regel erweist sich in der Praxis erstaunlicherweise als sehr effektiv. Denn sie bezieht die Passagiere in die Verantwortung mit ein, statt Vorschriften zu machen. Statt Situationen entstehen zu lassen, die unsinnig sind und damit automatisch eine gewisse innere Rebellion und Distanzierung auslösen, gibt diese Regelung den Passagieren einen eigenen, wenn auch kleinen Entscheidungsspielraum.

Die meisten Passagiere tragen die Maske auch im Freien.

Meiner Beobachtung nach funktioniert das auf der MSC Grandiosa beeindruckend gut. Viele tragen Maske selbst auf den Außendecks durchgehend. Letztlich ist es nämlich viel bequemer, die Maske nicht situationsabhängig ständig auf- und abzusetzen. Und wenn einem niemand vermeintlich absurde Vorschriften macht, muss man auch nicht aus Prinzip dagegen rebellieren. Sondern kann ohne inneren Gesichtsverlust auch mal mehr tun, als unbedingt erforderlich wäre.

Maske auch in Innenräumen mal abnehmen

Die Regel ermöglicht je nach Situation, die Maske selbst in Innenräumen abzunehmen. Etwa wenn ich morgens um 6:30 Uhr völlig alleine unterwegs bin. Eine Beobachtung bei der Live-Musik-Show in der Carousel Lounge um 22:45 Uhr mit nur knapp 50 Zuschauern, mit großen Abständen zueinander sitzen, veranschaulicht, wie gut das funktioniert: Einige tragen bereits Maske, andere nicht. Als dann mehr Zuschauer kommen und sich in deren Nähe setzen, ziehen sie sofort die Maske auf. Das läuft also sehr rücksichtsvoll und achtsam ab.

Musik-Show in der Carousel Lounge

Die Crew tritt übrigens nicht als Maskenpolizei auf. Nicht jede unter der Nase hängende Maske wird sofort angemahnt. Andererseits bekommen Passagiere konsequent einen freundlichen Hinweis, wenn es mal enger zugeht, wie bei der „White Night“-Party am Pooldeck oder der „Flower-Glory“-Party, die wegen unangenehmem Wetter auf der Promenade statt am Pooldeck stattfand.

Entscheidend bei meinen Beobachtungen ist allerdings: Erinnerungen an die Maskenpflicht sind ohnehin kaum nötig. Denn nahezu alle halten sich konsequent an die Regeln und die ganz wenigen, die es mal nicht tun, machen es nicht absichtlich, sondern eher aus Nachlässigkeit oder Vergesslichkeit.

Crew mit FFP2-Masken

Die Crew trägt durchgehend, konsequent und überall am Schiff FFP2-Masken ohne Ventil. Das sind anstrengende Arbeitsbedingungen, bringen aber ein hohes Maß an Sicherheit, vor allem auch für die Crew selbst. Ein Crew-Mitglied aus den Philippinen sagte mir, es sei zwar etwas anstrengend, die Maske den ganzen Tag zu tragen. Aber er sei so dankbar dafür, dass er wieder einen Job hat und seine Familie zu Hause ernähren kann, dass er das dafür gerne in Kauf nimmt.

Crew auch im Freien mit FFP2-Maske

Wirklich beeindruckt hat mich die Konsequenz, mit der sämtliche Crew-Mitglieder, die ich gesehen habe, die Maske immer und ohne Schummeln tragen – selbst wenn sie morgens einsam das Pooldeck für den Tag vorbereitet, Sonnenliegen aufstellen, putzen und weit und breit kein Passagier zu sehen ist. Das schafft Vertrauen.

Jedes Crew-Mitglied absolviert übrigens zweimal monatlich einen PCR-Test sowie zusätzliche Antigentests. Bevor sie neu aufs Schiff kommen, ist ein PCR-Test im Heimatland und vor der Einschiffung nötig, dem in jedem Fall eine 14tägige Quarantänephase an Bord mit einem abschließenden, erneuten PCR-Test.

Landausflüge nur in der Gruppe

Individuelle Landgänge sind derzeit nicht möglich, Bei den über MSC gebuchten Ausflügen dürfen sich die Passagiere nicht von ihrer Gruppe entfernen, wenn sie nicht riskieren wollen, nicht mehr zurück aufs Schiff zu dürfen.

Wie sich diese Landausflüge anfühlen würden, konnte ich mir vor der Kreuzfahrt mit der MSC Grandiosa nur schwer vorstellen.

Die wichtigste Erkenntnis: Es fühlt sich beinahe wie ein ganz normaler, geführter Landausflug an. Der Zwang, „bei der Gruppe bleiben“ bedeutet nicht, dass man sich quasi nur wie in der Schule in Zweierreihen händchenhaltend bewegen darf. Nur auf Extratouren muss man eben verzichten.

Augustusgärten mit Blick auf die Faraglioni von Capri

Es gibt keine Freizeit zum Shopping. Je nach Sichtweise kann man das sogar als Vorteil sehen. Allerdings sind auch schnell mal nebenbei gekaufte Souvenirs oder eine Tüte Eiscreme vom Straßenverkäufer nicht möglich.

verlockend, aber tabu …

Die Aussagekraft meiner Erfahrungen ist insofern etwas eingeschränkt, als ich auf genau einem Landausflug war. Der allerdings war unter dem neuen Ausflugskonzept durchaus anspruchsvoll, weil er eine Fahrt mit einer Schnellfähre von Neapel nach Capri enthielt, Bus-Transfer auf Capri, Führung zu Fuß durch enge Gassen, ein Museumsbesuch, ein Aussichtspunkt und ein Mittagessen im Restaurant auf der Insel.

Schnellfähre von Neapel nach Capri exklusiv für die MSC-Ausflugsgruppen

Die große Schnellfähre nach Capri war exklusiv für MSC-Ausflugsgruppen von rund insgesamt 100 Passagieren reserviert. Zur Besichtigung der Axel-Munthe-Villa gab es einen exklusiven Zeitrahmen, in dem ausschließlich MSC-Gruppen ins Museum durften. Am Aussichtspunkt in den Augustus-Gärten gab es eine Viertelstunde Freizeit unter der Maßgabe, den Bereich der Aussichtsterrassen nicht zu verlassen.

Bedingt durch die engen Straßen und daher sehr kleinen Busse auf Capri ging es lediglich im Transferbus von der Marina Grande nach Anacapri, Capri und zurück zur Marina eng und ohne Abstände zu. Allerdings waren alle Fenster des Busses offen.

Insgesamt versucht MCS also, den Kontakt mit Personen außerhalb des geschlossenen und kontrollierten Kreises vom Schiff auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Das gelingt recht gut, ohne dass die Passagiere sich übermäßig eingeengt fühlen.

Weil ich in der Vergangenheit die etwas chaotische Organisation bei geführten Landausflügen kritisiert habe, sei hier auch angemerkt: Das hat sich komplett geändert. Die Abläufe funktionieren, der Ausflug begann pünktlich, Informationen waren klar und präzise. Bei den meisten anderen Reedereien wäre das keine Erwähnung wert, für MSC jedoch ist es ein großer, positiver Schritt.

Check-in und Einschiffung mit Coronatest

Ein heikler Moment ist die Einschiffung auf die MSC Grandiosa. Denn alles hängt davon ab, ob der Coronatest negativ ausfällt. Check-in und Einschiffung sind strukturiert und gut organisiert:

  • Franz Neumeier
    Check-in zu Hause über die „MSC for Me“-App inklusive Sicherheitsfoto, automatisches Einlesen der Ausweis- oder Reisepassdaten unter Hinterlegen der Kreditkarte

MSC führt einen Antigen-Test durch, der ähnlich zuverlässig ist wie ein PCR-Test, jedoch deutlich kostengünstiger ist und im Testgerät nur 30 Minuten benötigt.

Zusätzlich verlangt MSC die Vorlage eines negativen PCR-Testergebnisses vor Abreise für Passagiere aus (von MSC definierten) Risikogebieten. Zum aktuellen Zeitpunkt (25. September 2020) sind das Spanien und Frankreich.

Hilfreich für einen zügigen Ablauf der Tests bei der Einschiffung: Passagier-Zustieg auf die MSC Grandiosa ist in jedem der angelaufenen Häfen möglich, nicht nur in einem einzigen Passagierwechselhafen. Das entzerrt die Abläufe, macht sinnvolle Wartezeiten auf die Testergebnisse möglich und überfordert das System nicht. Außerdem bekommt jeder Passagier beim Online-Check-in eine feste Einstiegszeit zugewiesen.

Antigen-Testgeräte im Hospital der MSC Grandiosa

Das Labor an Bord der MSC Grandiosa hat zehn Testgeräte, die jeweils 24 Proben testen können. Pro 30 Minuten sind also 240 Tests durchführbar.

Was passiert, wenn der Antigen-Test positiv ausfällt?

Fällt ein Antigen-Test positiv aus, kommt der Passagier sowie alle engeren Kontaktpersonen zunächst in einen Isolierbereich im Terminal. Betroffen sind sinnvollerweise also auch Personen, die beispielsweise im selben Taxi oder im selben Bus angereist sind und sich dabei angesteckt haben könnten. Die positiv getestete Person wird erneut, diesmal nach dem PCR-Verfahren getestet. Je nach Situation und Anforderungen der lokalen Gesundheitsbehörden kann dieser Test sehr schnell in einem Gerät an Bord der MSC Grandiosa ausgewertet werden (Ergebnis in weniger als einer Stunde) oder geht in ein Labor an Land (Ergebnis in drei bis vier Stunden).

Bestätigt sich das positive Testergebnis, ist ein Boarding für den Patienten sowie seiner Kontaktpersonen nicht möglich und die lokalen Gesundheitsbehörden entscheiden über den weiteren Verlauf. Bei eigener PKW-Anreise dürfte beispielsweise eine Heimreise gestattet werden, bei Fluganreise wird zunächst eine lokale Unterbringung in Quarantäne nötig sein. Die Kosten dafür trägt die Versicherung, die jeder MSC-Passagier automatisch mit der Buchung anschließt.

Falls der PCR-Nachtest negativ sein sollte, ist die Einschiffung möglich – je nach Situation ist das Schiff dann allerdings schon ausgelaufen, sodass eine Nachreise in den nächsten Hafen auf dem Landweg auf Kosten von MSC beziehungsweise der Versicherung unvermeidlich ist.

Tipp: Möglichst nicht in einer Gruppe anreisen, sondern individuell, ob im Flugzeug oder PKW. Denn ist ein Gruppenmitglied beim Antigen- und folgendem PCR-Test positiv, ist ein Boarding für alle Kontaktpersonen nicht möglich, wenn das Ansteckungsrisiko zu hoch war.

Nachverfolgung von Infektionen

Die MSC Grandiosa hat einen großen Vorteil bei der Nachverfolgung von Infektionsketten, sollte es trotz aller Maßnahmen dazu kommen. Denn das neueste Schiff der Flotte ist mit einem umfangreichen System zum Tracken von Passagieren ausgestattet – ursprünglich zum Beispiel für Funktionen wie die Suche von Eltern nach ihren Kindern oder zum Lokalisieren von Freunden und Verwandten an Bord gedacht.

Tracking-Armbänder für lückenlose Kontakt-Nachverfolgung im Infektionsfall

Jeder Passagier erhält bei der Einschiffung ein Armband, über das die Bewegungen an Bord aufgezeichnet werden. Aber die Armbänder sind auch selbst aktiv und zeichnen alle Begegnungen mit anderen Passagieren auf. Wie bei der Corona-Warn-App gilt ein Kontakt von 15 Minuten und mehr bei einem Abstand von weniger als 1,5 Meter bei der Nachverfolgung von Infektionsketten als relevant.

Weil die Armbänder diese Daten auch während der geführten Landgänge registriert und später am Schiff ins System übertragen, ist die Kontaktverfolung lückenlos. Das hilft im Falle einer Infektion an Bord auch, die lokalen Behörden davon zu überzeugen, dass ein Ausbruch komplett unter Kontrolle ist und alle Kontaktpersonen identifiziert sind.

Kann es wieder passieren, dass ein komplettes Schiff unter Quarantäne gestellt wird?

Ist ein kompletter Lockdown eines Schiffs, also eine Situation wie bei der Diamond Princess im März in Japan, wieder möglich? Gänzlich auszuschließen ist das nicht, aber extrem unwahrscheinlich. Denn einen Lockdown würde es potenziell nur geben, wenn die Infektionen an Bord außer Kontrolle geraten würden. Das ist angesichts des feinmaschigen Schutz- und Kontrollsystems schwer vorstellbar.

Entscheidend ist, dass Infektionsketten nachvollzogen werden können und die lokalen Gesundheitsbehörden davonausgehen können, dass die Infektionen eingedämmt sind. Das wird gelingen, weil über die aktiven Armbänder aller Passagiere jeder einzelne Kontakt zum Infizierten selbst während der geschlossenen Landausflüge möglich ist.

Auch die Videoüberwachung kann anhand der Ortungsfunktion des Armband an Bord weitere Erkenntnisse bringt, weil sich damit sogar optisch klären lässt, wie intensiv ein Kontakt gegebenenfalls war.

Klimaanlage und Frischluft

Klimaanlagen stehen zu Unrecht pauschal im Ruf, die Verbreitung von Covid-19 zu fördern. Der schlechte Ruf basiert auf einer Pauschalisierung, die fälschlicherweise auch Anlagen als „Klimaanlage“ bezeichnen, die im Wesentlichen nur Luft umwälzt und damit tatsächlich die Aerosole weiträumig verteilen und über die Zeit anreichert.

Um diesen Anreicherungs- und Umwälzungsprozess zu vermeiden, tauschen richtige Klimaanlagen – wie eben auf Kreuzfahrtschiffen – die Luft aus und filtern zusätzlich die einströmende Luft. Auf der MSC Grandiosa wird über die Klimaanlage 100 Prozent gefilterte Frischluft zugeführt. Das kostet mehr Energie als einen Teil der bereits zuvor gekühlten Luft lediglich umzuwälzen, bringt aber eine viel höhere Sicherheit. Die zugeführte Frischluft verdünnt also ständig die Aerosol-Konzentration.

Und auch in den Kabinen wird ausschließlich Frischluft zugeführt. Eine Vermischung mit Luft beispielsweise aus Nachbarkabinen findet dabei laut MSC nicht statt.

FAQ und noch mehr Details

Die wichtigsten Fragen und weitere Details haben wir in der folgenden Bilderstrecke zusammengestellt. Bitte fragen Sie gerne in den Kommentaren zu diesem Beitrag nach, wenn Sie weitere Fragen haben.

Blättern Sie mit den Pfeilen rechts und links durch die einzelnen Themen:

  • Aufzüge: Die Aufzüge sind in Betrieb und dürfen, je nach Grüße von zwei beziehungsweise vier Personen gleichzeitig genutzt werden.
    Aufzüge: Die Aufzüge sind in Betrieb und dürfen, je nach Größe von zwei beziehungsweise vier Personen gleichzeitig genutzt werden.

Kleine Fragezeichen …

Insgesamt wirkt das Infektionsschutzkonzept von MSC sehr überzeugend. Die Umsetzung ist effizient und sehr gut organisiert. Lediglich drei Aspekte sind mir aufgefallen, hinter die ich ein Fragezeichen setzen würde – allerdings in dem Wissen, dass es sich teils um Momentaufnahmen handelt, andererseits der bisherige Erfolg des Konzepts dafür spricht, dass es dennoch klappt.

Whirlpools – die Zahl der Personen in den Whirlpools ist zwar begrenzt und durch deutliche Schilder ersichtlich. Durchgesetzt wurde das meiner Beobachtung nach aber nicht. Allerdings sind die Whirlpools auch im Freien mit eher geringem Risiko. Und es ist für mich auch nicht erkennbar gewesen, ob die Personen in den Whirlpools zu einer Familie oder Gruppe gehören.

Partys – finden zwar unter ziemlich konsequenter Beachtung der Maskenpflicht statt und immerhin kleinere Abstände werden zumeist eingehalten. Crew achtet auf sympathische Weise darauf, dass unter die Nase gerutschte Masken schnell wieder über die Nase hochrutschen. Die „White Night“ fand im Freien am Pooldeck statt …

White Party am Pooldeck

… die „Flower-Glory“-Party wurde wegen unangenehmem Wetter auf die Promenade verlegt.

Flower Glory auf der Promemade

Diese Partys gehen sicherlich an die Grenzen des Vertretbaren. Ich persönlich würde von einer Teilnahme eher Abstand nehmen.

Masken-Typ – Es gibt keine Vorgabe, welche Arten von Mund-Nasen-Schutz akzeptiert sind. Sehr vereinzelt sieht man daher auch Mini-Plastik-Schilde – diese Dinger, die mit Mühe von Kinn bis Nasenspitze reichen. In den knapp 40 Stunden, die ich an Bord war, habe ich exakt drei Passagiere mit solchen Masken gesehen, zwei davon im Freien. Die Mehrzahl trägt jedoch die von MSC täglich in die Kabine gelieferten, medizinischen Papiermasken, viele haben auch eigene Stoffmasken. FFP2 sieht man bei Passagieren nur sehr vereinzelt.

Mein Fazit

Ich will niemanden überreden, jetzt eine Kreuzfahrt zu machen – das ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Aber wer sich dagegen entscheidet, sollte sich nicht selbst den Spaß einer Kreuzfahrt verderben, weil er sich aufgrund von falschen Annahmen davor fürchtet.

Wer annimmt, er könne an Bord die Regeln in Frage stellen und bis übers Limit hinaus ausreizen, sollte dagegen besser keine Kreuzfahrt buchen, denn er wird keine Freude daran haben.

Empfohlener Laufweg auf der Promenade soll ungewollte Nähe vermeiden.

MSC gibt seinen Kunden sehr geschickt eine große Mitverantwortung für den Gesamterfolg und schafft keine Atmosphäre von Befehlen und sturer Prinzipienreiterei, gegen die man den Drang zu Auflehnung verspüren würde. Hinzu kommt exzellente Vorbildfunktion der Crew mit konsequentem und ausnahmslosem Tragen von FFP2-Masken.

Das ist ein sehr kluger Ansatz, vor allem auch auf längere Frist betrachtet, denn er erzeugt Konsens zwischen Crew und Passagieren statt ein Regime von Befehlen und Befehlsbefolgung. Das ist eine der sehr positiven Überraschungen, die ich an Bord der MSC Grandiosa erlebt habe. Es ist schwer in Fakten zu fassen aber offenbar Kernpunkt eines sehr gut durchdachten Konzepts.

Dafür lohnt es sich, Maske zu tragen …

morgendliche Einfahrt der MSC Grandiosa nach Neapel

Beeindruckend finde ich, dass vor allem das in Deutschland an Land so heftig diskutierte und umstrittene Thema „Maske tragen“ an Bord weit in den Hintergrund rückt. Jeder trägt die Maske, meist auch über das vorgeschriebene Mindestmaß hinaus und genießt den Urlaub, statt sich am Masken-Thema aufzureiben. Dieses Thema ist einfach überhaupt nicht mehr wichtig, wenn man erst einmal an Bord ist und eine wunderschöne Kreuzfahrt erlebt.

Sind Kreuzfahrten absolut sicher?

Sind wir ehrlich: Auch das beste Konzept kann Infektionen nicht absolut ausschließen. Nicht an Land und nicht auf einem Kreuzfahrtschiff. Die statistische Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass es irgendwann einen Fall auf einem Schiff geben wird. Als Argument für den Stopp aller Kreuzfahrten ist das dennoch untauglich.

Es wird darauf ankommen, ob auch dann die Konzepte der Reedereien funktionieren, die Ansteckung also schnell erkannt und eingedämmt wird und die Kontakt-Nachverfolgung klappt. Genau wie an Land eben auch.

Die Chancen für ein Funktionieren des Systems – davon bin ich nach meinen Erfahrungen auf der MSC Grandiosa überzeugt – stehen an Bord eines Kreuzfahrtschiffs sogar deutlich besser als an Land. Denn hier ist alles engmaschig kontrolliert und koordiniert. Datenschützer mögen da aufstöhnen, aber in Hinblick auf eine Covid-19-Eindämmung ist das ein großer Vorteil.

Die Dankbarkeit der Crew …

Für mich am emotionalsten auf dieser kurzen Reise mit der MSC Grandiosa: Man spürt überall die große Dankbarkeit der Crew-Mitglieder dafür, dass sie wieder einen Job haben, arbeiten und Geld verdienen dürfen.

Entertainment-Duo im Atrium der MSC Grandiosa

Der Service ist herzlich und ich habe selten beim Abschied ein so ehrlich gemeintes „Danke und kommen Sie bald wieder“ gehört wie jetzt auf der MSC Grandiosa.

Die Kreuzfahrt – das sind eben nicht nur milliardenschwere Unternehmen, es sind vor allem auch Menschen. Allein schon für sie lohnt es sich, den erhöhten Aufwand und die letztlich doch relativ kleinen Einschränkungen auf sich zu nehmen, um ihnen ihr Auskommen zu erhalten oder wieder neu zu ermöglichen.

Anmerkung*: Cruisetricks.de fuhr auf der MSC Grandiosa auf Einladung von MSC Cruises.
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13 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

13 Gedanken zu „Wie MSC seine Passagiere und Crew auf der MSC Grandiosa vor Covid-19 schützt – ein Erfahrungsbericht“

  1. Vielen Dank für diesen tollen, ausführlichen und neutralen Bericht.
    Im Prinzip ist das wichtigste Rädchen im System der Passagier. Denn wenn sich die Passagiere an das vorgegebene Konzept halten und zusätzlich einfach gesunden Menschenverstand walten lassen, dann klappt es auch. Sollte dies nicht der Fall sein, wird es selbst beim (theoretisch) besten Konzept schwer.

  2. Ist der Ausflug nach Capri die 120 € Wert, die er Kosten soll? Mir erscheint das Programm für den Preis und 9 Std. Ausflugsdauer eher wenig/mager. Ich überlege nämlich diesen Ausflug zu Buchen, deswegen wäre ich für eine Antwort dankbar.

  3. @lioclio: Das ist schwierig zu sagen, ob es der Ausflug subjektiv wert ist – das kommt halt sehr auf den persönlichen Geschmack an. Der Guide war sehr gut, das Essen im Restaurant ebenfalls, also keine Touristen-Abspeise, sondern bodenständig italienisches Essen. Zu bedenken ist bei dem Preis, dass die Fähre, wenn man sich unabhängig buchen würde, allein schon 40 Euro kostet, das Essen lt. Speisekarte des Restaurants 20 Euro, die Munthe-Villa 6 Euro Eintritt und dann noch drei Bus-Transfers auf Capri; da sind also einfach viele externe Leistungen inklusive. Ich nehme fast an, dass MSC an dem Ausflug, wenn überhaupt, nur wenig verdient, weil die Fähre nahezu leer war, weil eben exklusiv für MSC-Passagiere. Die Tour führt zu drei der schönsten Aussichtspunkte auf der Insel – Augustusgärten, Terrasse der Munthe-Villa und Capri Stadt; man sieht Capri Stadt und Anacapri. Die Munthe-Villa ist sehr hübsch und von den Augustusgärten hat man den Blick auf die Faraglioni. Insgesamt also quasi ein Capri-Rundumpaket ;-)

  4. @FranzNeumeier: Danke für die schnelle Antwort. Stimmt, die Kosten für die Fähre und die Fahrzeit und das Essen hatte ich so nicht richtig gewichtet. Wenn man es mit einrechnet ergibt sich ein anderes Bild. Ich werde es ausprobieren, hoffentlich spielt das Wetter mit.

  5. Danke für den Bericht, aber:
    Zitat:
    Allerdings sind auch schnell mal nebenbei gekaufte Souvenirs oder eine Tüte Eiscreme vom Straßenverkäufer nicht möglich.

    Das wäre für mich ein Ausschlusskriterium. Ich möchte an Land individuell unterwegs sein. Leider wird das wohl in nächster Zeit kaum möglich sein. Unsere nächste KF ist im Mai 21 geplant (umgebucht). Hoffentlich beruhigt sich die Lage bis dahin.

  6. Hallo,

    vielen Dank für den, wie immer objektiven, guten Bericht!

    Ich erachte eine Auslastung von 70 % bei MS C für fahrlässig! Das sind meiner Meinung nach viel zu viele Passagiere!

  7. Toller Bericht und sehr interessante Analyse. Das schafft echt Vertrauen, dass solche Konzepte funktionieren könne. Danke dafür!! Persönlich fand ich Ihre Hinweise spannend, dass man auch mit „Eigenverantwortung“ etwas erreichen kann. Die Menschen sind vielleicht doch nicht soo doof, wie manche meinen! :-)

  8. @Wolfram Theymann: Ich denke auch, dass Menschen längst nicht so „doof“ sind, wie man manchmal unterstellt; egoistisch und gedankenlos trifft es vielleicht besser. Der entscheidende Punkt auf einer Kreuzfahrt ist glaube ich, dass alle ein großes, gemeinsames Interesse haben, das sie eint und dazu bringt, sich an die Regeln zu halten.

  9. Ist dieses Konzept auch auf eine Weltreise übertragbar. Bei 110 Tagen fallen gewisse Einschränkungen deutlicher auf.
    Ich denke in diesem Zusammenhang besonders an Ausflüge, Fitness und Freizeitangebote , Vorträge.
    Besonders Versicherungen weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass bei Reisewarungen für einige Länder, der Versicherungsschutz nicht in Kraft tritt.
    Warum sagt MSC diese Weltreise nicht ab ?
    i

  10. Hallo lieber Franz Neumeier ,
    vielen Dank für den tollen Bericht von der MSC Grandiosa., von der wir gerade nach 5 Wochen zurück gekehrt sind.
    Wir können ihre Cruises-Aussage nur bestätigen. Wir haben uns an Bord der Grandiosa vom ersten Moment an sehr sicher und wohl gefühlt.
    Wir haben die Jungfernfahrt von HH nach Genova im November 2019 miterlebt – und sie sehr genossen.
    2020 haben wir nur Flußkreuzfahrten gemacht, natürlich kein Vergleich.. Der Wechsel fiel uns. nicht einfach, aber wir hofften bis zum Schluss die gebuchte Kreuzfahrt im Oktober nach Durban antreten zu können. Das hat natürlich nicht geklappt um dann – etwas notgedrungen – auf die Grandiosa umzubuchen, nachdem auch noch die Magnifica wiederholt abgesagt wurde..
    So kamen dann die 5 Wochen zustande, Es war eine herrliche Zeit. Soviel Freiheiten, soviel Spaß und das bei herrlichem Wetter – was will man mehr. Vor allem die Crew war so lieb und dankbar. Diese Erfahrung machten auch wir.
    Nach ihrem Bericht würden wir am liebsten wieder die Koffer packen und auf das nächste Schiff eilen wer weiß – vielleicht
    ……? Wir sind echte MSC-Fans. Seit 2013 sind wir regelmäßig 5 bis 6 mal im Jahr auf einer der MSC Schiffe unterwegs.

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